Klassenfahrt: Frühstück erst nach Frühsport

vom 24.12.2009, 02:07 Uhr

Der Frühsport ansich schadet sicherlich keinem Kind. Ich selbst kenne das aus den Zeiten vom Ferienlager noch. Allerdings wurden wir da nicht einfach zum joggen losgeschickt. Da war immer eine Aufsichtsperson dabei und meist war das nach 5 bis 10 Minuten gymnastischen Übungen schon erledigt, da dann alle wach waren.

Und wenn die Kinder dann durch den Lehrer angeleitet werden, sollte ein schnelles Handeln, wenn wirklich jemand Probleme mit dem Kreislauf bekommt auch sicher gestellt sein. Je nachdem wie man sowas aufzieht, haben Kinder auch Spass an der Sache.

Verwerflich finde ich allerdings die Situation, wenn den Kindern das Essen verweigert wird. Ob von den Eltern bezahlt oder nicht. Sowas ist eindeutig eine Überschreitung der erzieherischen Kompetenzen der Lehrer. Und da sollten die Eltern geschlossen dagegen vorgehen. Sowas darf einfach nicht sein und gleich gar nicht als Abstrafung.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Wawa666 hat geschrieben:Soll ich dir beschreiben, wie bei mir damals an der Schule der Sportunterricht aussah? Eine öffentliche Schule, ein Gymnasium. Da haben sich beim Dauerlauf im Sommer einige Laute die Seele aus dem Leib gekotzt, weil ihnen schlecht war, wegen Kreislaufversagen. Die Lehrerin stand daneben und drohte bloß: "Lauf weiter, sonst ist das eine Aufgabenverweigerung und du bekommst eine Sechs!". Eine ist einmal mit einem Sonnenstich umgekippt. Die Lehrerin meinte, sie würde simulieren, und trat ihr (wenn auch nicht allzu heftig) in die Seite, während sie am Boden lag. "Mach weiter! Es kann doch wohl nicht sein, dass du jetzt schon schlapp machst!" Und wenn sich ein Schüler dann entschied, er wolle in diesem Zustand nicht weiterlaufen, dann hieß es "Gut, musst du selbst wissen. Eine Sechs muss ich dir aber geben, schließlich hast du die Aufgabe nicht erfüllt!"

So sah und sieht es aber noch lange nicht an allen öffentlichen Schulen aus. Wenn nun gerade Schülerin A das Pech hatte von "Deiner" Sportlehrerin auf der Klassenfahrt begleitet zu werden, dann verstehe ich die Aufregung durchaus. Ansonsten: es sind nicht alle Lehrer so, auch wenn sie Sportlehrer sind. Außerdem ist ja auch je nach Größe der Klasse meist noch eine weitere Begleitperson anwesend und dass sich nun zwei solche Lehrer finden ist eher unwahrscheinlich, wenn auch möglich.

Wawa666 hat geschrieben:Gerade auf der Klassenfahrt ist es doch so, dass das Kind "allein" ist, ohne Eltern, und dem Lehrer quasi ausgeliefert. Was soll ein Kind von 10 Jahren da machen? Wie soll sich das wehren, wenn man ihm das Essen verbietet? Dieses Alleinsein und der Druck, dieses Gefühl von Hilflosigkeit, das kann doch psychisch nicht gesund sein! Nicht für Erwachsene und schon gar nicht für Kinder, die noch anfälliger für Belastungen sind!

Gerade in der heutigen Zeit haben doch schon die Kleinsten ein Handy und hängen so (übertrieben ausgedrückt sicherlich) auch noch lange nach der Geburt an der Nabelschnur. Mag sein, dass trotzdem manche Kinder dann doch schweigen und leiden, aber ehrlich: wie groß ist die Wahrscheinlichkeit?!

Davon abgesehen: ich finde es per se nicht weiter verwerflich, dass die Kinder zum Sport treiben animiert werden. Auch wenn Joggen bei Wind und Wetter ohne passende Kleidung sicher auch nicht so toll ist. Dass dabei von allen Kindern ein Mindestmaß an Bemühungen verlangt wird, ist völlig OK.

Dass den Kindern aber das Frühstück verwehrt wird, wenn sie bestimmte Anforderungen einfach nicht erfüllen können, ist eine ganz andere Geschichte. Denn selbst wenn ein Kind sich einfach verweigert, gibt es da auch noch andere Möglichkeiten der Bestrafung. Die Bezahlung der Verpflegung ist dabei gar nicht mal das Wichtigste, sondern dass der Essensentzug in dieser Beziehung absolut nicht angemessen ist.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Nehmen wir doch einfach mal an, es seien meine netten Lehrer gewesen. Und es sei auch so gewesen, dass die Lehrer bloß im warmen Foyer standen, alle beide, und dabei zusahen, wie die Schüler dann draußen in der Kälte die Straße allein auf und ab liefen (ich bin mir übrigens nicht einmal sicher, ob die Lehrer hinaus gegangen wären, wenn einem Schüler etwas passiert wäre), die vorgeschriebene Anzahl an Malen. Ist dir das dann verwerflich genug?

Übrigens möchte ich von Dir, da Du scheinbar noch niemals von Mobbing betroffen warst, nicht hören, dass doch kein Kind schweigen würde. Oder arbeitest du im sozialen Bereich, beispielsweise beim Jugendamt? Ich habe da persönliche Erfahrungen, und kann dir sagen: Die meisten Kinder, gerade, wenn sie eingeschüchtert worden sind, schweigen, bis es viel zu schlimm wird! Beim Jugendamt sieht man häufiger Kinder, die kommen nicht schon, wenn sie einmal verprügelt worden sind. Die kommen an, wenn sie das zwanzigste Mal grün und blau geschlagen worden sind, und sie es wirklich gar nicht mehr aushalten! Gut, das ist jetzt zumeist Gewalt innerhalb der Familie. Aber ich kenne auch Fälle, da wurden Schüler jahrelang auf das Übelste von Mitschülern gemobbt, und haben sich dann erst getraut, die Eltern darauf anzusprechen. Also von wegen, so etwas gibt es nicht.

Die meisten Menschen, gerade Kinder, und das mag an unserem heutigen Gesellschaftsbild liegen, schämen sich sogar noch, wenn sie Opfer von irgendetwas geworden sind! Sie haben Angst, dann erst recht verspottet zu werden. "Loser" sein ist "uncool", schon bei den Kleinsten. Da geben viele nicht gerne zu, in Prügeleien unterlegen gewesen zu sein, ja, dann werden sie es ja wohl erst recht nicht zugeben, ganz wehrlos zu sein und regelmäßig misshandelt zu werden. Sei es durch die Eltern, doch Mitschüler, oder auch durch ihre Lehrer.

Ich finde es übrigens auch nicht falsch, Kinder zum Sporttreiben zu animieren. Ich kenne das dann so (außerhalb des Schulsports), dass man mit uns Kindern Ball spielte, oder dass wir einfach einmal schnell einen Wettlauf machten. Was meinst du, wie Kinder dann dabei sein können, und wie sehr sie sich bemühen! Ja, dabei haben sie Spaß. Dann bewegen sie sich auch gern. Wenn man hingegen einfach so dasteht, und sagt "Lauft jetzt 800 Meter, sonst gibt es kein Frühstück!", dann ist der Spaß verschwunden, die Motivation ebenso, und dann werden auch einige aus Trotz rebellieren. Das geht doch bloß nach hinten los. Wenn man hingegen locker ran geht, dann machen Kinder auch gerne mit, von sich aus! Kinder zum Sport zu nötigen, mit Verboten und Bestrafungen, das ist meiner Meinung nach das Dümmste, was man machen kann. Zumal man den Kindern dann auch nachhaltig den Spaß an Sport verdirbt. Die machen das dann gar nicht mehr gern, auch in Zukunft nicht, wenn sich einmal eingebrannt hat: "Sport ist schlimm und hat mit Bestrafung und Leid zutun".

Abgesehen davon möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass Lehrer auf Klassenfahrten eine Verantwortung für die Gesundheit der Kinder haben. Dazu passt es nicht, Kinder in zu dünner Kleidung in die Kälte zu schicken, Kindern die Hauptmahlzeiten zu verwehren, oder sie trotz Gefahr eines Kreislaufzusammenbruchs zum Dauerlauf zu schicken.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



An sich finde ich sportliche Betätigung ja schon etwas Gutes. Aber diese Praktik finde ich ehrlich gesagt unter aller Sau. Das stellt insbesondere eine Benachteiligung all derer dar, die aufgrund ihrer Körperfülle oder aber auch aufgrund beispielsweise chronischer Erkrankungen wie Asthma Schwierigkeiten haben, den Anweisungen der Lehrkräfte Folge zu leisten.

Man kann auf einer Klassenfahrt wandern, meinetwegen auch kleinere sportliche Wettbewerbe veranstalten, aber der Spaß sollte nun mal im Vordergrund stehen. Ich war beispielsweise eine zeitlang bei den Pfadfindern und dort haben wir oft Feuerholz gesammelt oder sind längere Strecken gewandert, wir mussten viel als Kinder selbst machen bzw. kräftig mit anpacken, aber nie erfolgte das mit so einem paramilitärischen Drill und es war auch immer so, dass die Gruppenleiter mit gutem Beispiel vorangingen.

Dass du dann auch noch in deinem nachfolgenden Post schilderst, dass sich die Lehrer im warmen Foyer aufhielten, während die Schüler im Freien bei kalten Temperaturen joggten, ist absolut daneben. Wenn man schon so etwas von den Kindern abverlangt, was meiner Ansicht nach schon paramilitärische Züge hat, dann sollte man ja zumindest erwarten, dass die Herren und Damen Lehrkräfte selbst mit gutem Beispiel vorangehen, anstatt im warmen Foyer einen Plausch zu halten, während die "Untergebenen" in eisiger Kälte um den Platz joggen.

Mit einer normalen Klassenfahrt hat das meiner Ansicht nach nichts zu tun, und dann noch Kinder, die unter Umständen alleine aufgrund ihrer eingeschränkten Leistungsfähigkeit daran scheitern, die Vorgaben der Lehrer zu erfüllen, mit Nahrungsentzug zu bestrafen, grenzt meiner Meinung nach schon an Körperverletzung. Lehrer haben natürlich im schulischen Bereich einen Erziehungsauftrag, wenn sich Kinder meinetwegen grob daneben benehmen, aber diese Art von Disziplinierung gehört da mit Sicherheit nicht dazu.

Wenngleich mein Sohn - zumindest in seinem jetzigen Alter - sehr sportlich ist, würde ich, würde das meinem Kind einmal widerfahren, auf die Barrikaden gehen. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass besonders heutzutage, wo die Eltern in der Schule immer mehr an Bedeutung gewinnen - in solchen Fällen aber zurecht - so etwas einen ziemlichen Aufschrei nach sich gezogen hätte und die betroffenen Lehrkräfte mit Konsequenzen zu rechnen gehabt hätten.

Schließlich meldet man sein Kind ja nicht in einem Boot Camp an, sondern eine Klassenfahrt soll ja eher zur Erholung dienen und den Zusammenhalt in der Klasse stärken, wohl aber weniger dazu, dass Kinder "abgehärtet" oder gar ausgegrenzt werden.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Hallo zusammen!

Generell finde ich die Idee auch nicht schlecht, dass Kinder vor dem Frühstück etwas Sport machen sollen. Allerdings finde ich es schon hart, dass sie kein Frühstück bekommen, wenn sie die vorgegebene Strecke nicht joggen oder sie nochmals laufen müssen, wenn sie zu langsam waren. Ich denke, dass sicher ein paar Kinder dabei sind, die körperlich vielleicht benachteiligt sind und denen gegenüber, finde ich solche Maßnahmen dann einfach nicht fair.

Besser fände ich es, wenn gesagt würde, dass die Strecke eben gejoggt oder schnell gegangen werden muss. Aber dann einem Kind wirklich kein Frühstück zu geben, finde ich zu hart. Vor allem, wenn es vorher nicht mit den Eltern abgesprochen wurde und diese auch für das Essen des Kindes zahlen. Da finde ich solche Methoden schon eher altertümlich. Vielleicht hätte vorher mit den Eltern abgestimmt werden sollen, ob solche Maßnahmen ergriffen werden dürfen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


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