Motorstorm für die Playstation3

vom 05.01.2010, 18:33 Uhr

Also ich wollte euch ein neues Spiel empfehlen, namens Motorstorm. Es ist ein Klassiker für die Playstation3 und ist einfach spitze. Motorstorm entführt den Spieler in das Monument Valley zu einem Rallye-Festival. Aufgemotzt wie in den Mad-Max-Filmen rasen Motorräder, Buggys und Trucks durch Schlamm und Wüstensand um die roten Felsen. Noch nie hat ein Spiel so tief im Dreck gewühlt. Reifen spritzen Schlamm auf die Windschutzscheibe und graben tiefe Rillen in die Piste. Braune Staubwolken wirbeln hoch und setzen sich aufs Auto, das Auge scheint den Dreck fast zu schmecken. Auf den Schlammpisten muss man jeden Sprung genau vorausberechnen, sonst zerschellt man am nächsten Felsen. Motorstorm schaltet dann in den Zeitlupenmodus, um die Explosion physikalisch korrekt berechnet in jeder Einzelheit auskosten zu können. Denn das Gelände und die Fahrzeuge sehen nicht nur fotorealistisch aus, man spürt auch die enormen Kräfte, die beim Ritt über die Felsen auf Mensch und Maschine wirken. Kotflügel, Türen, Räder - alles fliegt nach und nach auseinander.

Das Auge wird mit so vielen Details bombardiert, dass die Hände die fehlenden Vibrationen des Controllers kaum bemerken. Sony hat gegenüber der Demoversion eine alternative Steuerung eingebaut, bei der man mit der X-Taste Gas gibt und nicht ständig am R2-Hebel ziehen muss, bei dem sich leicht die Finger verkrampfen. Man kann die Fahrzeuge sogar mit dem Bewegungssensor des Controllers lenken, dieser ist aber weniger präzise als der Analog-Stick und schraubt deshalb den Schwierigkeitsgrad gehörig nach oben. Während man die meiste Zeit Vollgas fährt, aktiviert man im Rhythmus der Hügel und Kurven geschickt den Booster, um dem Fahrzeug die richtige Richtung zu geben und nach einem Crash wieder zum Hauptfeld aufzuschließen. Dem Zusatzantrieb geht nie der Treibstoff aus, allerdings überhitzt der Motor nach einiger Zeit, sodass man die Temperaturanzeige im Auge behalten muss. Apropos Anzeige: Motorstorm gibt sich generell sehr minimalistisch und zeigt dem Spieler weder die Position der Fahrzeuge auf dem Rundkurs noch die Geschwindigkeit auf einem Tachometer an. Aber man hätte auch kaum Zeit, auf solche Infos zu achten, da die Gegner ständig attackieren und die Strecke selbst kleinste Fahrfehler sofort bestraft.

Die Entwickler in den Evolution Studios machten zwar keinerlei Kompromisse bei der Grafik, dem Tempo oder der Fahrphysik, dafür konnten sie aber nur acht Rundkurse in das Spiel integrieren. Doch die haben es in sich: Während die Fahrer auf den Motocrossrädern waghalsige Sprünge über Felsrampen vollführen, rammen sich unten die Laster ihren Weg frei. Jedes Gefährt findet seine eigene Route durch die weitläufigen Rundkurse. Wer auch nur eine Sekunde unaufmerksam ist oder seinen Booster überschätzt, der verliert seinen sicher geglaubten Vorsprung und rutscht über die Felskante. Nicht nur die anderen Fahrer gilt es zu bezwingen, die Piste selbst ist der schwerste Gegner. Diese Kompromisslosigkeit spiegelt sich auch in der Musikauswahl wider. Wenn Primal Scream, Slipknot, Monster Magnet, Wolfmother und Reverend Horton Heat aus den Boxen dröhnen, dann geht das voll auf die Zwölf und an Härte weit über das hinaus, was andere Skateboard- oder Autorennspiele sonst an hippen jungen Bands präsentieren. Auch ohne Ministrys „Jesus built my hotrod" sorgt der Soundtrack für einen gehörigen Energieschub in diesem brachialen Szenario, obwohl mir nicht einmal diese Musik gefällt, aber sie passt saumäßig gut zum Spiel.

Aus dem knappen Strecken- und Fahrzeug-Reservoir holt der Einzelspielerpart erstaunlich viel heraus und bietet immer neue Herausforderungen. So braucht es einige Rennen, bis man einen Track mit all seinen Abkürzungen und Umwegen erkundet hat. Ist man anfangs froh, überhaupt die drei Runden zu überstehen und das Ziel zu erreichen, packt einen darauf der Ehrgeiz, doch aufs Siegertreppchen zu steigen und weitere Rennen freizuschalten. Mit einem Motorrad wählt man andere Streckenverläufe als mit einem Muscle-Car und so ergeben die fünf verschiedenen Autoklassen kombiniert mit den acht Strecken genügend Vielfalt für einen ausgewachsenen Solomodus. In der europäischen Version können zwölf Spieler online gegeneinander antreten. Damit Anfänger nicht immer nur Staub schlucken, gibt das Spiel den hinteren Fahrern auf Wunsch einen Zusatzboost; das Feld bleibt dann enger zusammen. Außerdem verspricht Evolution weitere Strecken und Fahrzeuge zum Download über den Online-Store der PS3, die ich sehr gut finde. Der Split-Screen-Modus ist schon sehr gut und auch ausgereift.

Wenn man in der Cockpit-Perspektive über die Felsen brettert, macht es richtig Spaß und es ist einfach aufregend. Hier hat ein Entwickler genau den richtigen Fokus gefunden und die Grundlage für einen neuen Rennspielklassiker gelegt, den man auf anderen Plattformen vergeblich suchen wird.

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» CristalX » Beiträge: 141 » Talkpoints: -0,17 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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