Vereine und Clubs gut für die Erziehung von Kindern?
Fast jeder Mensch in Deutschland war in seinem Leben schon einmal in einem Verein. Die meisten Menschen waren in den ersten 10 Jahren ihres Lebens in einem Verein. Meiner Meinung nach hat auch jeder zweite Junge schon im Verein Fußball gespielt. Glaubt ihr das es gut für Kinder ist, wenn sie in Kinderjahren in Vereine und Clubs gehen um dort wichtige Dinge für das Leben zu lernen?
Ich selbst war einmal in einem Fußballverein welchen ich aber mit knapp 10 Jahren wieder verlassen habe. Ab meinem 10ten Lebensjahr war ich dann in der Jugendfeuerwehr meiner Stadt und denke das mich das für mein weiteres Leben sehr stark geprägt hat. Mir wurde dort schon in sehr jungen Jahren beigebracht was Disziplin ist und das man auf den Erfahrenen hören sollte. Das lag mit Sicherheit auch daran, dass mein damaliger Ausbilder schon knappe 60 Jahre alt war und eine andere Blickweise zu allem hatte.
Wie war das bei euch, habt ihr auch in der Kindheit in euren Vereinen viel mitgenommen? Hat euch euer Hobby z.B. das Fußballspielen im Verein verändert? Denk ihr euer Leben wäre anders verlaufen, wenn ihr nicht schon als Kind in einem Schützenverein gewesen währt? Glaubt ihr Vereine sind sinnvoll für die Entwicklung von Kindern?
Ich war als Kind und Jugendliche in der Jugendbewegung meiner Gemeinde. Dort gab es zwei mal im Jahr ein Ferienlager und alle paar Wochen eine Wochenendveranstaltung. Je älter ich wurde, desto mehr wahr ich auch an der Organisation mit beteiligt und fuhr dann sogar auf internationale Seminare und Veranstaltungen des Vereins.
Mir hat die Bewegung auf jeden Fall sehr in meiner Entwicklung geholfen. Als ich dort anfing, hatte ich es in meiner Klassengemeinschaft eher schwer und gehörte nie richtig dazu, während ich bei den Ferienlagern der Jugendbewegung beliebt war und mit allen Kontakt knüpfte. Dadurch, dass mich die Menschen dort nicht von vornherein als graues Mäuschen sahen, hatte ich die Möglichkeit, neue Seiten an mir selbst zu entdecken, und wurde so auch außerhalb der Organisation selbstbewusster.
Ich habe dort viele Freundschaften geknüpft, einige davon begleiten mich bis heute und ich habe sogar schon einen Job über diese Beziehungen gefunden. Ich denke, dass es für Kinder gut ist, wenn sie lernen, nicht nur in einem bestimmten Umfeld wie zum Beispiel der Klassengemeinschaft Freundschaften zu knüpfen und mit unterschiedlichen Menschen gut auszukommen. Es kann immer mal in der Schule nicht so gut laufen und es ist gut, noch ein zweites soziales Zuhause zu haben. Natürlich kann man auch in der Nachbarschaft andere Kinder und Jugendliche kennenlernen, aber in einem Verein fällt es vielleicht vielen leichter, weil dem Ganzen schon ein Ramen gegeben wird.
Wie gesagt, war ich als Jugendliche auch immer mehr an der Planung von Aktivitäten beteiligt und arbeitete dann auch als Jugendleiterin in der Organisation. Ich denke, dass ich dadurch sehr, sehr viel gelernt habe, was mir auch heute noch im Leben hilft. Umgang mit Kindern und Kollegen, Arbeiten unter Druck, extreme Stresssituationen, Kreativität und Spontaneität und viele andere Dinge hätte ich wohl unter normalen Umständen als Sechzehn-, Siebzehnjährige nicht gelernt. Ich hätte mir das alles selbstverständlich auch später aneignen können, aber es wäre bestimmt schwerer gewesen.
Dennoch weiß ich nicht, ob die Mitgliedschaft in einem Verein oder einer Jugendorganisation nun das Patentrezept für jedes Kind ist. Es gibt auch Kinder, denen es sehr schwer fällt, sich in neuen Situationen zurechtzufinden und neue Kontakte zu knüpfen, und nicht bei allen ist der Stoß ins kalte Wasser die beste Methode. Außerdem hängt es bei diesen Dingen immer vom Individuum ab, wie aktiv man ist und dadurch auch, wie viel einem der Verein bringt und nicht jeder ist dafür geschaffen.
Zunächst würde ich gerne darauf aufmerksam machen, dass für die Erziehung von Kindern keine Vereine zuständig sind und es katastrophal für die Entwicklung eines Kindes wäre, wenn es sich ausschließlich in einem Vereinsheim sozialisieren und nur hier eine Erziehung genießen würde. Die Erziehung ist primär die Aufgabe des Elternhauses! Das regelt übrigens schon der Artikel 6 des Grundgesetzes. Also schon in den Top 10 der Grundsätze. Auch die Bibel sieht das in den Geboten vor, wenn auch unter anderen Vorzeichen: Gebot 4 - das erste, in welchem es sich nicht primär nur um Gott dreht. Aber die Bibel mag nicht jedem als Referenz dienen.
Jetzt will ich aber genauer auf Dein Posting eingehen, weil ich einigen Punkten nicht folgen kann.
elytun hat geschrieben:Fast jeder Mensch in Deutschland war in seinem Leben schon einmal in einem Verein. Die meisten Menschen waren in den ersten 10 Jahren ihres Lebens in einem Verein
Es gibt ja durchaus einen nicht beträchtlichen Anteil an Menschen, die mit der Vereinsmeierei nichts anzufangen wissen. Und das ist noch nicht mal unbegründet so. Daher wüsste ich gerne, was in Deiner Vorstellung "fast jeder" bzw. "die meisten" in Zahlen bedeuten würde. Evtl. überträgst Du unzulässiger Weise Deine Erfahrungswelt auf den Rest der Menschheit. Und wenn Du Zugang oder Gefallen an der Vereinsmeierei hast, kann ich verstehen, wenn Du glaubst, dass das überall so sein soll.
elytun hat geschrieben:Meiner Meinung nach hat auch jeder zweite Junge schon im Verein Fußball gespielt.
Auch hier würde ich eher behaupten wollen, dass jeder zweite Junge schon mal Fußball gespielt hat. Der DFB selbst hat ja insgesamt (als größter Sportverband der Welt!) weniger als 7 Millionen Mitglieder. Ich glaube kaum, dass hier je ein Ansturm an Kindern/Jugendlichen stattgefunden hat, bei dem 50% der männlichen Jugendlichen eingetreten sind.
elytun hat geschrieben:Glaubt ihr das es gut für Kinder ist, wenn sie in Kinderjahren in Vereine und Clubs gehen um dort wichtige Dinge für das Leben zu lernen?
Ich glaube, dass wenn man mit der Vorstellung eintritt, wichtiges für das Leben zu lernen, sich lieber das Geld für die Mitgliedschaft sparen sollte. Denn das findet nicht statt. Ist aber auch kaum bei einem Selbstverständnis eines Vereins zu finden. Vielleicht aus meiner Erfahrungswelt (auch nicht repräsentativ): in den (Sport-)Verein gehe ich, um mein Hobby intensiver ausüben zu können. Denn die Wahrscheinlichkeit, hier auf Gleichgesinnte zu treffen, ist ungeheuer viel größer, als sonst wo!
elytun hat geschrieben:Mir wurde dort schon in sehr jungen Jahren beigebracht was Disziplin ist
Bei so einem Satz erschrecke ich und würde alles daran setzen, dass mein Kind eben nicht zur freiwilligen Feuerwehr geht. Denn was ist es an Disziplin, welche Du dort mehr beigebracht bekommst, als im Elternhaus und der Schule? Mir fällt da das Wort Gehorsam ein. Und im Zusammenhang mit der Feuerwehr vielleicht noch Kadavergehorsam. Keine erstrebenswerte Eigenschaft!
elytun hat geschrieben:und das man auf den Erfahrenen hören sollte.
Wissen von andern anzunehmen und nach Überlegung sich anzueignen ist nie verkehrt! Dass das gemacht werden soll, sollte aber auch außerhalb der Vereine gelernt werden. Blindes Vertrauen aber führt eher wieder zu der Gehorsamsproblematik. Nur weil jemand Erfahrener ist, heißt dies nicht, dass diese Unfehlbar ist bzw. das sich Umstände nicht auch ändern würden. Ein "Haben wir immer schon so gemacht" ist so etwas wie ein mentaler Sargnagel. Egal, wie Erfahren derjenige auch sein mag, der so was von sich gibt.
elytun hat geschrieben:Das lag mit Sicherheit auch daran, dass mein damaliger Ausbilder schon knappe 60 Jahre alt war und eine andere Blickweise zu allem hatte.
Auch hier schauere ich ein Wenig. Ehrfurcht vor dem "Alter" (60 ist noch nicht mal alt) ist Höflichkeit! Mehr aber nicht, Auch die sechs Jahrzehnte schützen nicht vor Fehleinschätzungen. Und "andere Blickwinkel" kann auch "veraltete Ansichten" bedeuten.
elytun hat geschrieben:Glaubt ihr Vereine sind sinnvoll für die Entwicklung von Kindern?
Ich kenne aus persönlicher Erfahrung leider keinen Fußballverein. Wohl aber viele andere Klassiker (Handball, Hockey, Tennis und Tischtennis). Und in jedem Verein hatte ein jedes Kind die Möglichkeit, sich seinen ersten Vollrausch zu holen. Es gab jedenfalls kein Wochenendturnier (weg von Zuhause!), bei dem nicht auch das Saufen ein aktives Thema war. Und natürlich musste man nicht mitmachen. Das hat jeder im Team inkl. des verantwortlichen Leiters akzeptiert. Schon deshalb, weil es das Wort Mobbing noch nicht gab.
Ich will aber nicht Grundsätzlich alles Negativ sehen. Ich finde (Sport-)Vereine sehr wichtig. Finde aber die von Dir gemachte Überhöhung nicht gut und will diese schlicht ein wenig erden.
Ich halte Vereine für sehr sinnvoll für die Entwicklung eines Kindes. Jedoch sollte man als Elternteil auch darauf achten, wer da an seinen Kindern herumerzieht und ihnen was beibringt. Natürlich tragen Vereine niemals die Hauptverantwortung für die Erziehung, aber Eltern sollten sich trotzdem informieren, wer das so die Verantwortung hat. Letzten Endes gibt man eben doch die Kinder zeitweise in deren Obhut.
Ich selbst war in verschiedenen Vereinen. Bin letzten Endes bis heute einem Schwimmverein treu geblieben. Daneben war ich noch in einem anderen Sportverein, Tanzverein und Tierverein.
In Vereinen lernt man als Kind doch schnell Freunde kennen und generell ist es wichtig für das Sozialverhalten eines Kindes. Man sieht schnell, ob das Kind sich gut integrieren kann oder nicht. In erster Linie sollte aber stets der Spaß stehen. Wobei jedes Kind auf die spielerische Art und Weise lernt, was es heißt zusammen zuhalten. Man kann einfach nicht machen, was man will.
Ich kann mich noch daran erinnern, wie wir beim Einschwimmen damals immer unsere komplette Woche durchgegangen sind und haben so ordentlich den Rest der Bahn aufgehalten. Irgendwann haben wir verstanden, dass es genervt hat Leider kann man sich einiges auch gar nicht mehr leisten. Wenn ich mir da mal die Beiträge mancher Vereine anschaue...
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