Trotz mangelnder Voraussetzung Auswandern möglich?
Ich habe immer schon den Wunsch gehabt auszuwandern. Bisher ist mein Leben aber nicht so verlaufen, dass es finanziell oder beruflich hätte ausreichen können um die geforderten Voraussetzungen zu erfüllen. Alles lief etwas verzögert und als ich dann meine Umschulung machte bekam ich aber keine Arbeit so dass ich in meinem erlernten Beruf weder Berufserfahrung habe noch meine Fertigkeiten festigen konnte.
Jetzt bin ich 39 und hatte mir damals schon gesagt, entweder ich schaffe es bis 40 auszuwandern oder lasse es ganz, denn ich will auch noch Spaß bewusst an der Sache erleben und es nicht als "Alterssitz" sehen. Eigentlich würde ich sagen das der Zug abgefahren ist aber es lässt mir einfach keine Ruhe. Ich ziehe in Deutschland ca. alle 2-3 Jahre in eine andere Stadt in der Hoffnung etwas zu finden was sich alternativ zum Auswandern wie "ankommen" anfühlen könnte aber es will mir nicht gelingen.
Wie schon erwähnt, habe ich eine Ausbildung aber komme damit nicht weit, weil ich mein Handwerk nicht beherrsche und man in dem Job auch nicht mehr vermittelbar ist.. Jetzt drücke ich noch mal die Schulbank um mein Abi zu machen und will dann Sozialpädagogik zum Bachelor studieren. Einerseits um mir ein 2 tes Standbein zu ermöglichen, andererseits hoffe ich damit evtl. einen kleinen Schlüssel ins Ausland zu erhalten.
Früher wollte ich immer in die USA, mittlerweile bin aber davon abgekommen und begeistere mich mehr für Canada. Australien oder Neuseeland wären auch eine Option. Da ich aber nicht weis ob das wirklich eine realistische Option ist, wäre ich alternativ auch für Irland oder Schottland zu haben. Primär aber die anderen Länder. Wenn ich aber lese, was für Voraussetzungen notwendig sind schwinden meine Hoffnungen gen Himmel und darüber hinaus.
Ich lese immer davon, dass man eine Ausbildung und mehrere Jahre Berufserfahrung in dem Job haben muss. Zudem sollen oftmals "Einreisegelder" vorgelegt werden damit man nachweisen kann, dass man in der nächsten Zeit nicht dem Land auf der Tasche liegt. Die Sprache wäre nicht das schlimmste Problem, ich beherrsche zwar englisch nicht aber komme zurecht, Französisch habe ich als 2 te Fremdsprache gerade in der Schule, wäre also dann auch eine Sprache in die ich mich einfügen könnte. Alles in allem aber Voraussetzungen die ich nicht ohne weiteres erfülle. Ich werde mit 45 Jahren mit meinem Studium als Sozpäd fertig sein und will dann auch gerne das Sprungbrett wagen. ich sehe nur weiterhin das Problem, dass ich keine Berufserfahrung in beiden Ausbildungen vorweisen kann und auch nicht plötzlich 50 oder 100.000 € auf der Hand halte um auswandern zu können.
Meine Frage wäre, ob es trotzdem eine Möglichkeit gäbe oder ob die Aussichten gleich Null sind? Vielleicht sind ein paar Leute hier, die das mit Gewissheit beantworten können. ich meine, wenn jetzt jemand sagen würde ich hätte auch jetzt schon eine Chance und kann mir den Sozpäd sparen, würde ich es auch drauf ankommen lassen und mein 2 tes Standbein sofort woanders starten.
Dann fange ich mal mit den Punkten an, die ich als eher problematisch ansehen würde. Dein Plan scheint ja erst einmal bis zum Alter von 45 Jahren realistisch zu sein. Dann schließt Du Dein Studium ab! Das ist - ganz ehrlich gesagt - sicher eine wirklich tolle Sache. Aber in dem Alter wird es eher schwer, hier in Deutschland eine adäquate Stelle zu finden. Aber eben nicht unmöglich! Schließlich hast Du hier noch Zeit, in den nächsten Jahren Kontakte zu knüpfen und entsprechende Erfahrungen zu sammeln. Das bringt Dir u.U. schon höhere Startchancen!
Jetzt willst Du aber ins Ausland. Und das dann mit einem Studium im sozialen Bereich. Ich kenne das in Deutschland so, dass Sozialpädagogen eher am und mit Menschen arbeiten. Und das hat zwingend zur Voraussetzung, dass Du die Menschen verstehst. Also ist das beherrschen der Sprache sicher mit das wichtigste Kriterium! Das geht dann aber über Schulkenntnisse der entsprechenden Sprache hinaus. Deutlich darüber hinaus! Denke einfach mal darüber nach, wie Du einen Sozialpädagogen hier einsetzen würdest, der selbst aus den USA kommt und sein Deutsch (nur) in der Schule gelernt hat aber weiter keinen Bezug zur Sprache hat. Also zwar den Einwanderungstest locker bestehen würde, aber dennoch eher gebrochen spricht.
Hinzu kommt, dass Du ins jeweilige Wunschausland keinerlei Beziehungen hast. Damit meine ich nicht nur persönliche sondern auch berufliche Beziehungen, welche Dir bei der Jobsuche helfen könnten. Daher stelle ich es mir noch mal schwieriger vor, dort Fuß zu fassen.
Aber den grundsätzlichen Wunsch nach dem Auswandern kann ich schon nachvollziehen. Ich fürchte aber, dass die Beweggründe die falschen sind. So wie Du es hier schreibst, bist Du ja in Deutschland noch nicht richtig angekommen und fühlst Dich daher hier schon nicht heimisch und hoffst vielleicht, das sich dies im Ausland ändert. Aber ich fürchte, dass diese Hoffnung trügerisch und nicht begründbar ist.
Vielleicht konzentrierst Du Dich einfach eher auf Dein Leben inkl. dem Plan des Studiums im hier und jetzt und versuchst Dir hier ein Leben nach Deinen Vorstellungen aufzubauen. Siehe die aktuelle Phase auf keinen Fall als Provisorium an. Denn das ist sehr nahe am Verschwenden von Zeit! Kein Mensch lebt erst mal auf Probe. Und zu spät ist es eigentlich nie. Jedenfalls solange man zu der Erkenntnis in der Lage ist, sein Leben selbst bestimmen zu können.
Arbeite also weiter auf Dein Ziel hin und stelle Dir vor, was danach folgen könnte. Dann lebe danach. Versuche in die jeweiligen Bereiche zu kommen. Entsprechende Einblicke zu gewinnen. Möglichst viele Menschen aus den Bereichen kennen zu lernen. Wie es jetzt so schön heißt: Netzwerke aufzubauen. Virtuelle aber auch ganz reale Netzwerke. Versuche Dein Leben jetzt und hier zu verankern. Und nicht beginnen, die Zeit jetzt als Absitzen zu sehen, nach der man sich ins Ausland davonmacht, um neu zu beginnen. Das wäre nämlich schade.
Solche Fälle habe ich auch mehr als einmal mitbekommen. Ein großes Problem ist dabei, dass oft neben den rein beruflichen und finanziellen Voraussetzungen oft auch noch weitere, nicht auf den ersten Blick sichtbare Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Du schreibst, dass du immer wieder umziehst, ohne in der neuen Stadt das zu finden, was du suchst und anzukommen. Du stützt deine ganzen Hoffnungen also auf ein Projekt, das von vornherein schon zum scheitern verurteilt ist. Wenn es eigentlich die USA oder ein anderes sein sollte, wirst du nicht glücklich, wenn du innerhalb von Deutschland ständig umziehst und dennoch das eigentliche Hauptziel weiterhin im Hinterkopf behälst. Das Problem ist dabei, dass du den Auswanderungs-Gedanken weiterhin im Kopf hast und damit gar nicht frei bist, um die neue Stadt und das ganze Drumherum anzunehmen. Ich denke, dass du deine ganzen Wünsche und Hoffnungen auf ein anderes Land projizierst, weil du hier in Deutschland scheinbar generell nicht so gut ins Leben gestartet bist. Warum sollte das in einem anderen Land anders sein? Was genau unterschiedet die USA oder Kanada für dich persönlich von Deutschland? Sind es die schönen Bilder, die man immer im Fernsehen sieht? Was soll sich ändern, wenn du selbst dich nicht veränderst? Auch in einem neuen Land kann man scheitern, oft ist das Scheitern sogar sehr wahrscheinlich. Es scheint, als wolltest du nur möglichst weit weg von Deutschland - um vor den hier existierenden Problemen zu flüchten.
Man kann sicher auch ohne gute Qualifikationen auswandern. Allerdings muss der persönliche Background stimmen. Du musst bereit sein, hart zu arbeiten - vielleicht wesentlich härter als hier. Du musst eine neue Sprache lernen und bereit sein, auch unter deinen Möglichkeiten zu bleiben. Wenn du Sozialpädagogik studieren würdest und dann auswanderst., kann es sein, dass du in diesem Bereich dennoch nicht sofort mit Kusshand genommen wirst, nur weil du aus Deutschland kommst. In manchen Ländern ist der Anspruch sicher höher, in anderen geringer. Du musst aber bedenken, dass dir niemand hinterherlaufen wird.
Du könntest natürlich auch direkt auswandern. Allerdings schreibst du, dass du in deinem erlernten Beruf keine wirklichen Fähigkeiten besitzt. Ich finde es faszinierend, dass du schreibst, dass du zwar einen Beruf erlernt hast, hier aber über kaum Kenntnisse verfügst. Wie hast du denn dann die Gesellenprüfung bestanden? Falls deine Kenntnisse wirklich nicht (mehr) befriedigend/gut sind, könntest du vielleicht auch noch einmal ein längeres Praktikum in einem entsprechenden Handwerksbetrieb machen. Damit hättest du zumindest die Chance, deine fehlenden Kenntnisse zumindest aufzufrischen. Parallel dazu könntest du Sprachkurse besuchen. Auch wenn du dich für das Studium entscheidest, solltest du parallel dazu die Sprache des Landes erlernen, in deinem Fall also Englisch. Mit ein bisschen Schulenglisch kommt man in der Regel nicht weiter.
Es gibt sicher Leute, die dir sagen können, dass du direkt eine Chance hast. Allerdings ist so eine Aussage für dich einfach wertlos. Was bringt es dir, wenn ein fremder Mensch dir sagt, dass du direkt eine Chance hättest? Solange du selbst nicht bereit bist, können andere Menschen dir alles mögliche erzählen - es wird dir nur nichts bringen. Deine "Pläne", sofern man sie überhaupt schon so nennen kann, sind bisher so undifferenziert, dass du noch einmal in dich gehen und dich fragen solltest, was du wirklich willst.
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