Atheist sagt: ich GLAUBE an nichts
Hallo, erst einmal vorweg, ich war mir nicht ganz sicher wo man ein so philosophische Thema einordnen kann und dachte mir in der Hausaufgaben & Referate Abteilung wird es wohl nicht allzu falsch sein, da es ein Thema ist das wir in Philosophie, in der 12. Klasse behandelt haben.
Glaube wird ja grundsätzlich mit dem religiösen gleichgesetzt. Jedenfalls lernt man das so in Schule und Leben: wer religiös ist der glaubt auch an irgendeinen Gott. Atheisten hingegen sagt man nach an Nichts zu glauben, aber stimmt das wirklich? Kann ein Mensch tatsächlich sein ohne an irgendetwas zu glauben? Nun diese Frage hat uns unser Philosophielehrer indirekt gestellt und das brachte mich so sehr zum Nachdenken das ich es hier noch einmal aufgreifen muss, schließlich behaupten Atheisten sie glauben an Nichts, aber sie verwenden doch das Wort GLAUBEN.
Es versteh mich bitte keiner falsch ich bin meines Erachtens nach auch Atheistin und es geht mir hier auch in keinster Weise um die Religion, sondern einzig allein um den Satz, den so mancher Atheist schon gesagt hat: "Ich glaube an Nichts"
Denn in dem Moment, wo ich oder ein anderer diese Aussage treffe, so glaube ich doch, dass ich NICHTS glaube. Für mich habe ich das so geschlossen, das auch Atheisten glauben, nur halt nicht an Gott, denn auch ich bin mir sicher, ich glaube an etwas, was bin ich mir nicht einmal sicher und wenn es nur der Glauben sein mag, das morgen früh wieder die Sonne aufgeht, dass ich morgen früh überhaupt aufwache.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir eure Meinungen zu diesem Thema mitteilt, da ich diese Frage sehr oft stelle, dieses Thema sehr oft wiederhochhole bin ich auch sehr gespannt wie ihr es seht bzw. ob ich es überhaupt verständlich rüberbringen konnte .
pichimaus hat geschrieben:Atheisten hingegen sagt man nach an Nichts zu glauben, aber stimmt das wirklich? Kann ein Mensch tatsächlich sein ohne an irgendetwas zu glauben?
Wieso glauben denn Atheisten an nichts? Sie glauben oder hoffen auf andere Wunschvorstellungen, z. B. die Vernunft im Menschen oder an das Gute im Menschen .
Außerdem ist die Grundaussage schon völlig falsch, Atheisten glauben nicht an nichts, Atheisten lehnen den Glauben an sämtliche übernatürlichen Wesen und menschliche Wunschvorstellungen ab - wobei das auch nicht einheitlich ist, da der Atheismus wie alle Strömungen aus dem sogenannten "schwachen" Teil besteht, der nur den Glauben ablehnt (dass es dieses oder jene Wesen gibt) als auch den stärkeren, rationaleren Teil, der den Glauben an solchen Humbug als auch die Existenz davon komplett ablehnt und sich nur auf das stützt, was man auch beweisen kann (und Beweise dafür verlangt).
Es ist ein Unterschied, ob man nicht an etwas glaubt, es ablehnt oder negiert. Einfaches Beispiel: Ich kann nicht an die Aussage glauben, dass alle Männer eine Glatze haben (Aussage von dem Post), ich kann daran zweifeln, dass alle Männer eine Glatze haben sollen (schwacher Atheismus) oder ich kann diese Aussage als falsch ablehnen, dass alle Männer eine Glatze haben (starker Atheismus).
Daneben gibt es auch noch Agnostiker, die weder die Existenz Gottes verneinen noch sie bejahen, nach dem Motto: Ich weiß es nicht sicher. Am obigen Beispiel würde das heißen: Ich weiß nicht ob alle Männer eine Glatze haben oder nicht, deswegen bestreite ich es nicht noch bejahe ich es.
pichimaus hat geschrieben:... schließlich behaupten Atheisten sie glauben an Nichts, aber sie verwenden doch das Wort GLAUBEN.
Nein, dein Lehrer verwendet das Wort glauben und stellt hier eine Frage zur Diskussion frei die schon an sich falsch gestellt ist, da die bereits voraussetzt, dass man an etwas glaubt. Das ist eine klassische Suggestivfrage . Ich kenne keinen (starken) Atheisten der bewusst sagt "Ich glaube an nichts!" sondern nur "Das gibt es nicht!" - klar wird da auch "Ich glaube an nichts!" von dem einen oder anderen in den Mund genommen, aber nur aus Bequemlichkeit, da man nicht jedesmal "Ich glaube an kein höheres Wesen und ich weiß dass es keines gibt..." runterleiern will . Der Mensch ist halt faul - genau genommen müsste man hier also eher die menschliche Bequemlichkeit hinterfragen, warum man Aussagen formuliert, die über 3 Ecken missverstanden und falsch ausgelegt werden können .
pichimaus hat geschrieben:was bin ich mir nicht einmal sicher und wenn es nur der Glauben sein mag, das morgen früh wieder die Sonne aufgeht, dass ich morgen früh überhaupt aufwache.
Dann bist Du Agnostikerin, denn Atheisten wissen, dass morgen ein neuer Tag ist, an dem wieder die Sonne aufgeht .
Ich denke, dass man den Begriff "Glauben" dann erst einmal definieren muss. Tatsächlich gibt es davon mehrere. Schon allein das sagt einiges aus. Die meisten werden es wohl so halten, dass glauben mit "Treue schenken" oder "loben" gleich zu setzen ist.
Demnach kann man schonmal nicht sagen, dass Atheisten an "nichts" glauben. Atheisten können natürlich genauso etwas loben. Sicherlich werden Christen "ihrem" Gott treu sein - aber genau kann man es zwischenmenschlich halten und mit keiner "übergeordneten Gottheit". Atheisten glauben in dem Sinne eben nur nicht an ein überirdisches Wesen.
Natürlich können Atheisten das Wort Glauben auch verwenden. Christen verwenden doch auch das Wort "Nichtglaube", wenn auch nur, um eventuell davon abzuhalten. Aber sie verwenden es. Man verwendet das Wort als Atheist auch im normalen Sprachgebrauch. Wer sagt, dass man das nur im religiösen Zusammenhang verwenden darf?
Wenn ich sage: Ich glaube, dass ich heute früh ins Bett gehen werden ist das außerdem noch lange keine Tatsache. Genauso gut kann es auch später werden. Und Atheisten fehlt in dem Sinne der Beweis. Aber wer kann schon sagen: Ich weiß, dass ich heute früh ins Bett gehen werde? Es kann immer etwas dazwischen kommen.
Anders verhält es sich mit deinem Beispiel. Sicherlich kann auch was dazwischen kommen, sodass man die Sonne am nächsten Tage nicht aufgehen sieht (wobei einen das dann auch nicht mehr tangiert), aber man kann durchaus sagen, dass man weiß, dass die Sonne am nächsten Tag wieder aufgehen wird - dafür gibt es nämlich Beweise. Für Gott wiederum nicht.
Ich finde Menschen, die sagen, sie glauben an nichts, immer etwas lächerlich. Meiner Meinung nach ist das ein Satz, den vielleicht ein Kind sagt, aber so wirklich Sinn macht er doch nicht. Niemand glaubt an nichts. Wer nicht an einen Gott glaubt, glaubt vielleicht an mehrere Götter oder an Schicksal oder Vorbestimmung, oder er glaubt daran, dass seine Freunde ihm helfen werden, oder dass alles gut oder schlecht wird. Selbst wenn man nur daran glaubt, dass es keinen Gott gibt, ist das ja auch schon ein Glaube.
Zur Definition von "glauben": Ich weiß ja nicht, wie das Thema bei euch behandelt wird, aber ich habe damals im Philosophieleistungskurs gelernt, dass "glauben" bedeutet, dass man etwas nicht weiß, aber aufgrund von eigenen Erfahrungen oder Erfahrungen anderer davon ausgeht, dass es stimmt. Zum Beispiel glaubst du, dass die Sonne morgen früh aufgeht, weil sie bisher an jedem Tag deines Lebens morgens aufgegangen ist, einen tatsächlichen Beweis dafür hast du aber nicht. Demnach glaubt jeder Mensch, weil wir nicht fähig wären zu existieren, wenn wir unser Leben nur auf Grundsätzen aufbauen würden, die wir hundertprozentig wissen.
Erstmal habe ich auch noch nie/kaum jemanden sagen hören, er glaube an Nichts. Gängige Atheisten formulieren eher "Ich glaube nicht an Gott/Allah/diesen ganzen Kram" oder kurz "Daran glaube ich nicht", aber gut, die Wortklauberei hat Subbotnik mir ja schon abgenommen
Als zweites: Natürlich "glaubt" ein Atheist (oder besser: er glaubt eben nicht) - denn: Wenn er es wissen würde, sprich wenn es beweisbar wäre, so wären jegliche Diskussionen um Religion ja hinfällig. Wenn irgendjemand schlüssig beweisen könnte, dass es keinen oder doch einen Gott gibt, so müsste niemand mehr etwas glauben, weil sich alle Leute das Wissen aneignen könnten. Somit hat der Atheist gar keine andere Wahl, als seine Ansicht, seine Meinung oder seinen Gedanken, in dem Wort "glauben" auszudrücken.
@channale:
"Glauben ist nicht wissen", heißt es ja so schön. Aber Es gibt schon noch einen Unterschied zwischen dem Glauben und dem Glauben. Denn der eine Begriff steht in religiösem Kontext, der andere ist in etwa gleichzusetzen mit vermuten oder (auf etwas) vertrauen. "Ich glaube schon, dass das stimmt" bedeutet etwas anderes als "ich glaube, dass es stimmt!" - vor allem dann, wenn du für "es" einfach "Gott" einsetzt. Religiös betrachtet kann man also sicherlich an nichts glauben (keine Götter oder höhere Wesen) - während man gleichzeitig trotzdem auf seine Freunde vertraut (glaubt). An jemanden glauben wiederrum bedeutet schließlich auch etwas anderes, als an Gott zu glauben - wenn man an jemanden glaubt ist man sich sicher, dass er etwas schafft, während man beim Glauben an Gott seine bloße Existenz meint.
Zur Definition eines Wortes ist eben doch manchmal nötig, die Konnotationen zu betrachten um anschließend verschiedene Begriffe, die einfach nur den selben Ausdruck benutzen, abzugrenzen. Oder man sucht schlichtweg Synonyme, was für den Glauben an Gott in der deutschen Sprache nicht geht, für "glauben ist nicht wissen" eben doch. Oder hast du schonmal von jemandem gehört, der an Gottes Existenz vermutet?
Taline hat geschrieben:Somit hat der Atheist gar keine andere Wahl, als seine Ansicht, seine Meinung oder seinen Gedanken, in dem Wort "glauben" auszudrücken.
Naja, der starke Atheist weiß aber und glaubt eben nicht, dass es keinen Gott gibt, da es keinen Beweis dafür gibt. Und was man nicht beweisen kann gibt es nun einmal nicht und damit muss man auch nicht glauben, dass es das nicht gibt .
channale hat geschrieben:Zum Beispiel glaubst du, dass die Sonne morgen früh aufgeht, weil sie bisher an jedem Tag deines Lebens morgens aufgegangen ist, einen tatsächlichen Beweis dafür hast du aber nicht.
Das ist doch reiner Unfug! Dass die Sonne auch morgen aufgehen wird kann man ganz einfach beweisen, nämlich mit der Astronomie! Nicht umsonst kann man sogar ganz genau, auf die Milisekunde genau und noch präziser, sagen, wann die Sonne wo aufgehen und untergehen wird.
channale hat geschrieben:Demnach glaubt jeder Mensch, weil wir nicht fähig wären zu existieren, wenn wir unser Leben nur auf Grundsätzen aufbauen würden, die wir hundertprozentig wissen.
Auch das ist Unsinn, denn viele der Grundsätze auf denen sich unsere Gesellschaft aufbaut sind zwar teilweise Erfahrungswerte, aber größtenteils belegbare Fakten und Wissen das man (belegbar) hat.
Selbst wenn man nur daran glaubt, dass es keinen Gott gibt, ist das ja auch schon ein Glaube.
Naja, so kann man das auch nicht sagen. Nur weil man nicht an Gott oder ein höheres Wesen glaubt, heißt es nicht, dass man damit auch glaubt im religiösen Sinne. Wenn es so wäre, gäbe es keine Atheisten, weil der Nichtglaube dann auch ein Glaube wäre und das würde sich wohl widersprechen. Man glaubt einfach nicht an überirdische Wesen. Punkt.
dass "glauben" bedeutet, dass man etwas nicht weiß, aber aufgrund von eigenen Erfahrungen oder Erfahrungen anderer davon ausgeht, dass es stimmt
Quatsch. Wenn ich etwas erfahren habe, WeIß ich es und glaube nicht. Andersherum: Wieviele Menschen kennst du wohl, die schon eine Begegnung mit Gott hatten und demnach glauben könnten?
Deiner Meinung nach existiert Wissen demnach gar nicht, wir glauben dann nur. Und das ist natürlich totaler Unfug. Man kann viele Dinge beweisen und aus diesem Grund ist es Wissen und nicht Glauben. Nur weil es nicht immer 100% der Fall ist, heißt das nicht, das es Wahrscheinlicher ist, dass die Sonne eben mal nicht aufgeht. Man muss das ganze schon etwas realistischer sehen und genau das macht einen Atheisten am Ende wohl teilweise auch aus.
@winny2311 und Subbotnik: Es ging hier nicht um meine Meinung, sondern etwas, das im Philosophieunterricht beigebracht wird. Im philosophischen Sinne ist eine wiederkehrende Erfahrung kein Beweis und wissen beruht nur auf beweisen. Und genau das ist der Sinn dieser philosophischen Überlegung: Können wir überhaupt etwas wirklich wissen?
Wie gesagt, ich habe hier nicht meine persönliche Meinung zum Ausdruck gebracht, das Thema wurde ja immerhin im Rahmen einer Aufgabenstellung aus dem Philosophieunterricht eröffnet.
pichimaus hat geschrieben:Denn in dem Moment, wo ich oder ein anderer diese Aussage treffe, so glaube ich doch, dass ich NICHTS glaube.
Wie wäre es mit "so weiß ich doch, dass ich NICHTS glaube"?
Meiner Meinung nach setzt du hier den Glauben an ein höheres Wesen mit "glauben" im Sinne von "ich vermute/ich bin der Meinung, dass/ich halte es für wahrscheinlich" gleich. Darauf zu schließen, dass jemand, der nicht an an höheres Wesen glaubt, zwangsweise an nichts glaubt ist genau wie zu sagen, dass jemand, nur weil er nicht glaubt, dass die Erde eine Scheibe ist, automatisch auch nicht glauben kann/darf, dass er 6 Richtige im Lotto hat.
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