Sich in Gespräche (unbekannter) Dritter einmischen
Gestern habe ich etwas beobachtet wofür ich mich ehrlich gesagt etwas fremd geschämt habe. Ich weiß eigentlich unnötig, aber so bin ich halt. Wir waren bei einem Krippenspiel auf dem Weihnachtsmarkt, bei dem natürlich auch die drei Weisen eine Rolle spielten. Nicht weit von uns entfernt stand eine Gruppe Kinder mit drei Erwachsenen. Da die Kinder alle gleichaltrig wirkten und es verhältnismäßig viele Kinder waren, gehe ich davon aus, dass es ein Klassenausflug war.
Nun fragte die Lehrerin oder Betreuerin in die Runde der Kinder, ob sie sich an die Namen der drei Weisen nennen könnten. Da mischte sich eine ältere Dame ein, die die Namen aufsagte; nun gut, dann wurde gefragt, was die Weisen denn mitgebracht hätten - das gleiche Spiel mit der älteren Dame. Dann wurde gefragt, welcher der Weisen denn welche Gabe mitbringen würde, als ich eine bekannte Stimme hörte, ging ich - das war mir einfach zu blöd.
Ich finde es schon unangebracht, sich ungefragt in Gespräche Dritter einzumischen. Wenn, dann bitte ich die Gruppe wenigstens um Entschuldigung und erkläre kurz, wieso ich mich einmische. Wenn ich dann aber merke, dass keiner Wert auf meine Einmischung legt, dann lasse ich es sein. Nun würde mich interessieren, wie Ihr zu dem Thema steht und ob ich vielleicht zu empfindlich in solchen Dingen bin?
Hallo!
Die Fragen wurden nun mal den Kindern gestellt, damit diese sich erinnern und eben die Antworten nennen. Sowas sollte auch eine ältere Damen wissen und sich dann nicht einmischen und den Kindern vorgreifen. Ich hätte wohl an Stelle, der Lehrerin die ältere Dame nett darauf hingewiesen, dass die Fragen für die Kinder gestellt wurden und die, sie auch beantworten sollen.
Sicherlich, wird die Damen nicht böswillig, die Fragen beantwortet haben. Aber trotzdem gehört sich das nicht und darauf, sollte man sie dann auch freundlich aber bestimmt, hinweisen. An deiner Stelle wäre ich dann auch irgendwann gegangen.
Ich vermute ganz stark, dass diese Frau entweder einsam war, oder verbittert. Alte, einsame Menschen suchen Gesellschaft und scheuen dann vor sowas auch nicht zurück. Beziehungsweise setzt da vermutlich der gesunde Menschenverstand und vielleicht auch die gute Erziehung aus. Sofern man ene genossen hatte.
Mich stört sowas ehrlich gesagt auch und ich hätte irgendwo auch erwartet, dass die Erzieherin ihr freundlich erklärt, dass sie das Wissen der Kinder überprüfen möchte und nicht das sämtlicher Menschen auf dem Marktplatz. Ich bin davon überzeugt, dass meine Mutter da was gesagt hätte.
Sowas kann man ja auch nett formulieren. Der Ton macht schließlich die Musik und da reinzureden gehört sich einfach nicht.
Ich finde es grundsätzlich auch ziemlich überflüssig, sich in Gespräche Dritter einzumischen, selbst wenn man die Leute kennt. Es gibt sicher Ausnahmen, in denen es in Ordnung ist, wenn man seinen Senf dazugibt. Wenn sich zwei Bekannte streiten, finde ich es durchaus in Ordnung, etwas zu der Situation zu sagen, sofern man den Eindruck hat, dass der Streit nicht wirklich konstruktiv ist und nur aus Beschimpfungen und Vorwürfen besteht. Bei fremden Leuten könnte ich mir vorstellen, mich einzumischen, wenn zum Beispiel jemand in der U-Bahn mit jemandem spricht und ein bestimmtes Geschäft oder eine Adresse sucht, sein Gesprächspartner aber auch nicht helfen kann. Dann finde ich es in Ordnung, wenn man sich einmischt und demjenigen mit seiner Information weiterhilft.
Die Situation, die du beschrieben hast, gehört allerdings meiner Meinung nach nicht zu den Fällen, in denen die Einmischung des Dritten überhaupt einen Sinn ergeben hätte. Ich finde das Verhalten der älteren Frau absolut unpassend und halte sie für sehr distanzlos. Bevor man sich in Angelegenheiten anderer Personen einmischt, sollte man die Situation beobachten und abwägen, ob die eigene Meinung überhaupt gefragt sein könnte.
Die Lehrerin oder Betreuerin der Kindergruppe hat diese Frage ja gestellt, damit die Kinder die Antwort geben und nicht, damit irgendeine vorbeilaufende Passantin das Rätsel auflöst. Ich kann gut verstehen, dass du die Situation ätzend fandest und dann auch recht schnell gegangen bist. Das Verhalten der Betreuerin kann ich allerdings nicht verstehen. Ich hätte an ihrer Stelle direkt nach dem ersten Kommentar der älteren Dame freundlich darauf hingewiesen, dass die Frage für die Kinder bestimmt war und diese sicher Spaß daran haben, wenn sie sie selbst beantworten können. Bei der zweiten Antwort der Frau hätte ich diese dann freundlich, aber sehr bestimmt darauf hingewiesen, dass sie sich bitte nicht in Angelegenheiten anderer Leute einmischen soll. Auf so etwas sollte man zwar selbst kommen, allerdings brauchen manche Leute eben einen kleine Schubs in die richtige Richtung.
Ich finde es schrecklich, wenn Leute keine Distanz kennen und sich in Gespräche und Probleme anderer Personen einmischen und selbst nicht erkennen, dass ihre Meinung oder Hilfe nicht erwünscht ist. Schade ist es, dass manche Leute selbst nicht zu der Einsicht gelangen, das auch selbst zu verstehen, ohne dass man ihnen einen Hinweis geben muss. Ich denke auch, dass es das Mindeste ist, zumindest zu fragen, wenn man sich in ein laufendes Gespräch anderer Leute einmischt. So haben die anderen Leute, in deren Gespräch man sich einmischen möchte, zumindest die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob sie an der dritten Meinung interessiert sind oder nicht.
Wenn sich dritte bei einem Gespräch zwischen einem meiner Freunde und mir einfach einmischen und Ihre Kommentare zum Gespräch dazugeben, sehe ich dem sehr gespalten gegenüber. Es ist schön, dass andere Interesse an meinen Angelegenheiten zeigen und ich respektieren das auch, aber das Thema geht außer meinem Freund und mir eigentlich nichts an.
Ich erinnere mich an eine Situation an unserer örtlichen Universität im letzten Sommer, wo ich mich mit einem Freund über Themen, wie die Schulbildung und unserer späteren Berufswünsche, sowie das Militär und den Zivildienst unterhalten habe. In unmittelbarer Nähe saß auch ein Student, der uns wohl während eines Großteils des Gespräches zugehört haben musste, denn nach einer Weile klinkte er sich einfach in das Gespräch mit ein und teilte uns seine Meinung zu den genannten Themen mit. Ich selber hatte mit der neuen Situation zwar keine Probleme, aber ich hätte es schöner gefunden, wenn sich der Student nicht so aufdringlich in das Gespräch mit eingebunden hätte. Von der einen auf die andere Sekunde saß er nun neben uns und erzählte uns seine Anhaltspunkte und Ideen.
Das Einmischen in andere Gespräche hängt sicherlich von der Situation ab, generell bin ich aber auch der Meinung, dass ein Einmischen überflüssig ist und nur für Unstimmigkeiten zwischen den einzelnen Gesprächspartnern sorgt. Wenn es sich jedoch um Ortsunkundige handelt, die zum Beispiel nach einer Straße suchen, dann helfe ich natürlich auch gerne einmal ungefragt und mische mich in deren Konversation ein. Bei einem Gespräch zwischen zwei Freunden, oder mir völlig unbekannten sehe ich aber keinen wirklichen Grund, auch wenn ich eine andere Meinung haben sollte. In diesem Falle muss ich einfach damit klarkommen, dass nicht jeder meine Meinung hören möchte und ich mich besser zurückhalte um die Gesprächspartner nicht zu stören.
Eine wirklich interessante Frage, auf die ich gar keine pauschale Antwort geben kann. Einerseits gibt es das durchaus hilfreiche Einmischen Fremder in ein Gespräch. Wenn ich mit meinem Freund beispielsweise in einer anderen Stadt bin und wir uns an der Straßenecke unsicher sind, welcher Weg denn nun der richtige ist und sich dann jemand erbarmt und uns kurz einen Tipp gibt, finde ich das total lieb und bin immer sehr dankbar.
Etwas anderes ist es, wenn ich mich beispielsweise im Bus mit meiner Freundin über einen Film unterhalte und plötzlich mischt sich ein anderer Fahrgast ein, dann empfinde ich das als Eindringen in unsere Privatsphäre. Das ist aber nicht nur bei fremden Personen unangenehm. Ich kenne selbst einige Menschen, mit denen ich NICHT befreundet bin, aber regelmäßig Kontakt habe und die mir extrem negativ auffallen, weil sie sich wirklich in jedes Gespräch einmischen. Selbst, wenn sie eigentlich gar nichts sinnvolles beizutragen haben.
Die Grenze zwischen hilfreich und nervig ist dabei aber sehr unklar für mich und oft kommt es auch einfach darauf an, wie sympathisch mir die betreffende Person ist.
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