Wortursprung "Meeresfrüchte"
Verschiedenste Lebewesen, die aus dem Meer stammen, werden kulinarisch gerne als "Meeresfrüchte" bezeichnet. Wobei ich denke, oftmals werden auch Süßwasserlebewesen wie Süßwassergarnelen oder aber auch Fischarten, die in Seen und Flüssen leben, als "Meeresfrüchte" bezeichnet, obwohl das ja eigentlich inkorrekt ist. Auch in anderen Sprachen existiert dieser Begriff. "Frutti di mare" aus dem Italienischen wird jeder schon einmal gelesen haben.
Aber wieso bezeichnet man diese Lebewesen, diese Tiere, als "Früchte"? Was hat das für einen Wortursprung und seit wann gibt es diese Begrifflichkeit? Für mich klingt das ein wenig poetisierend, als wenn man Tiere als "Früchte der Natur" betrachtet, also unabhängig davon, dass es Tiere und keine Pflanzen sind. Ist der Begriff möglicherweise entstanden, da "Fisch" jemandem irgendwie unfein vorkam?
Oder weil man einen Begriff suchte, um alle Wasserlebewesen gemeinsam zu bezeichnen, also nicht nur Fische, sondern auch andere Wassertiere? Hätte es der Begriff "Meerestiere" oder "Wasserlebewesen" da nicht getan? Als artübergreifende Bezeichnung für Tiere als Nahrungsmitteln ist bei Landlebewesen ja "Fleisch". Also irgendwie auch wenig beschönigend.
Dieses Wort ist keineswegs poetisch geprägt sondern bringt einfach nur zum Ausdruck, dass das Meer eben agrarisch genutzt wird. Wie eben von einem Acker Früchte geerntet werden, werden aus dem Meer die Lebewesen geerntet. Übrigens konnte sich ein solches Verständnis (eben das der agrarischen Nutzung des Meeres) im italienischen Raum besonders gut ausprägen, wie man anhand der Geographie leicht nachvollziehen kann. Von dort aus (aus dem Mittelmeerraum), breitete sich der Begriff weiter aus.
Ja, sicherlich könnte das auch einfach auf die landwirtschaftliche Nutzung hinweisen. Das verstehe ich schon.
Was ich mich bloß frage, ist dann folgende Sache: Landtiere werden ja auch gezüchtet und dann genutzt. Also endweder das Fleisch der Tiere selbst, oder aber auch andere Produkte, die damit im Zusammenhang stehen (Milch, Milchprodukte, Eier, Leder, und so weiter). Man nutzt siealso genauso agraisch. Aber dennoch sagt da ja kleiner "Landfrüchte" zu, obwohl das das logische Äquivalent zu "Meeresfrüchten" wäre. Wieso also sind die Wasserlebewesen "Früchte" und die Landlebewesen nicht? Also, sprachlich gesehen, logischerweise.
Wawa666 hat geschrieben:Ja, sicherlich könnte das auch einfach auf die landwirtschaftliche Nutzung hinweisen.
Es könnte nicht nur, es ist einfach so! Das ist eben geschichtlich so gewachsen. Schau Dir besonders Italien an. Da wird Dir auffallen, dass an einigen Stellen, eine Landwirtschaft, wie sie beispielsweise im deutschsprachigen Raum fast überall möglich ist, dies nicht möglich ist. In diesen Regionen wurden dann eben andere Methoden ersonnen und auch umgesetzt, um der Natur trotzdem Nahrung abzuringen. Und wie eben anderswo das Land agrarisch genutzt wurde, war es eben in anderen Regionen (vorzugsweise Mitteleuropas) das Meer, dass agrarisch genutzt wurde!
Dass das Meer in den Gebieten der Hauptlieferant für Nahrungsmittel ist, ist nicht zu bestreiten. Das habe ich auch niemals behauptet. Mir ging es allein darum, ob der Begriff "Meeresfrüchte" tatsächlich diesen mediterranen Ursprung hat! Das hätte ich dann doch gerne belegt. Und ich denke, ich werde gleich auch ein wenig recherchieren.
Und doch klärt es nicht, wieso Landlebewesen denn nicht als "Früchte" bezeichnet werden. In Südeuropa wurden ja auch Landlebewesen gegessen, wenn auch in geringerem Maß. Ob nun Esel, Ziegen, oder was auch immer. Es ist ja nicht so, dass es dort gar keine Landtiere als Nahrungsmittellieferanten gäbe.
Da ich mich im letzten Jahr im Rahmen einer Versammlung des Kaninchenzüchtervereins intensiver mit dem Thema Tierhaltung noch vor wenigen Jahrzehnten beschäftigt habe, werde ich mal etwas weiter ausholen. Bis zu dieser Zeit (also vor wenigen Jahrzehnten) rangen die Menschen ihre Nahrung der Natur ab. Besonders aufwändig war dies bei Fleisch, das musste entweder durch Jagd oder durch Tierhaltung erzeugt werden. Auch letztere barg diverse Risiken und war deswegen nicht so einfach.
Anders war es beim Ackerbau, also der Nutzung des Landes. Klar ist das auch nicht ohne Risiko, aber die Risiken waren eben wesentlich durchschaubarer und auch geringer als die der Fleischerzeugung. So wurden also Feldfrüchte gewonnen.
Nun war aber nicht überall der risikoärmere Ackerbau möglich; insbesondere in einigen Regionen Mitteleuropas war die Nutzung des Meeres genauso risikoarm (gegenüber der Fleischerzeugung durch Landtiere) wie eben die Nutzung des Feldes. Auch hier wurden eben Erfahrungen über lange Zeit genutzt, vergleichbar mit dem Ackerbau. Die so erzeugten Früchte waren dann aber eben nicht Feld- sondern Meeresfrüchte.
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