Pflege der eigenen Mutter ausreichend gewesen?
Meine Großmutter hatte sich immer dagegen gesträubt, in ein Pflegeheim zu kommen. Ich denke, die meisten älteren Herrschaften können sich einfach nicht mit diesem Gedanken anfreunden. Trotz intensivster Bemühungen in Haushalt und Pflege, war es dennoch erforderlich, sie in ein Altenheim zu verlegen.
Zweimal in der Woche kümmerten wir uns um sie, doch wir kamen einfach nicht mit der Arbeit hinterher, zumal sich meine Mutter oft vor der Arbeit drückte. Die Entscheidung fiel uns nicht einfach und es kam soweit, dass meine Großmutter von der Polizei abgeholt werden musste, da sie sich von sich aus weigerte. Ein schreckliches Bild!
Nun dachten wir, sei alles einfacher - keine Arbeit, kein Stress, doch meine Oma bettelte, weinte und jammerte, dass sie raus in ihre Wohnung wollte. Dies wäre vermutlich unverantwortlich gewesen, da sie sich einfach nicht mehr alleine versorgen konnte. Ein Pflegedienst hätte da leider nicht ausgereicht. So verging Tag für Tag und Woche für Woche. Meine Oma änderte ihre Einstellung nicht und war sehr unglücklich. Meine Mutter hingegen besuchte sie immer weniger und nahm sich nichts von der Bitte an, sie in ihre Wohnung zu lassen. Tag ein und Tag aus blieb ihr also nichts anderes übrig, als ihre Zeit auf einem Stuhl oder im Bett zu verbringen, denn sie war stark gehbehindert.
Schliesslich, so glaube ich, hat sie ihren Lebenswillen verloren, denn sie ist verstorben. Ihre letzte Bitte, sie nicht im Heim sterben lassen, wollte ihre Tochter nicht erfüllen. Ich denke, dies ist der Grund, weshalb sie gestorben ist. Ich kann mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass meine Mutter genug getan haben soll. Sie hat die Bitte einfach jedes mal ignoriert und besucht hat sie meine Oma nur ganz selten, obwohl sich meine Oma jedes mal gefreut hat, wenn sie mal wieder versprach zu kommen, was sie dann einfach nicht tat.
Ich an der Stelle meiner Mutter, würde für alle Ewigkeiten ein schlechtes Gewissen haben. Wie kann man nur seine Mutter so vor sich hin sterben lassen? Das will mir einfach nicht in den Kopf. Wie seht ihr das? Habe ich da recht oder sehe ich das einfach zu streng?
Als erstes kann ich mal auf die schnelle sagen, teils teils. Ich selber weiß, wie es ist jemand wirklich zu pflegen, der nichts mehr selber machen kann. Meine Großoma war leider der Fall. Sie hatte Blut im Gehirn, war sehr lange im Krankenhaus und wir dachten jeden Tag, dass sie stirbt, doch die Zeit war zum Glück nicht da. Doch als sie dann aus dem Krankenhaus her-außen war, fing es dann an.
Sie hatte vier Kinder, dazu Enkel und Urenkel. Drei Kinder waren dafür sie in ein Heim zu geben, was mit Sicherheit einfacher gewesen wäre, das waren meine Tanten und mein Onkel. Doch meine Oma meinte, nein sie kommt nicht in ein Heim. Anfangs fuhr sie jeden Tag 50 Kilometer einfach nach der Arbeit zu ihr und versorgte sie. Doch sie baute sehr schnell ab, konnte einfach nichts mehr tun. Nichts zu essen machen, nichts zu trinken, nicht raus gehen, nicht waschen, nicht auf die Toilette gehen. Kurzum einfach gar nichts mehr alleine.
Ich war zwar auch in den Ferien Fulltime dann bei ihr und ich war da erst 12 Jahre alt, doch auch ich tat alles für sie. Gut danach baute meine Oma in der Nähe bei ihr und baute den Keller komplett für sie aus. Alles behinderten gerecht und so weiter. Meine Oma konnte dann auch nicht mehr arbeiten, denn alle Zeit brauchte die Großmutter. Auch wenn ein Pflegedienst kam, der Arzt nach Hause und so weiter, war es ehrlich gesagt nicht gut. Ja sie war im Kreis ihrer Liebsten und ein Urenkel war auch immer mal da. Doch meine Oma schaffte es körperlich nicht mehr und auch so nicht.
Doch sie tat es und ging fast selber daran zu Grunde. Das ganze ging über Jahre. Bis sie im Krankenhaus dann starb war sie immer im Haus meiner Oma. Was ist nun da, ein großes Loch noch heute obwohl sie schon eine Weile nicht mehr unter uns ist. Der Keller ist genauso noch, wie sie da war. Nichts wurde verändert, außer dass der Kühlschrank nun von meiner Oma mit verwendet wird.
Meine Patin macht derzeit das gleiche mit. Sie hat ihre Mama nun auch bei sich und die kann auch nichts mehr selber machen. Sie hat auch keinen Lebensmut mehr. Meine Patin arbeitet, tagsüber ist mein Pate da, doch man sieht, wie auch sie zu Grunde geht an der Verantwortung, doch auch sie würde sie nicht ins Heim geben.
Doch wenn ich so etwas sehe, dann würde ich schon sagen, dass es besser gewesen wäre meine Großmutter ins Heim zu geben und auch die Mama meiner Patin. Denn Patienten sterben auch nicht im Kreise der Familie. Du wirst in den meisten Fällen nicht mitbekommen, dass ein kranker Mensch im Zusammensein mit seiner Familie stirbt. Wenn dann im Krankenhaus oder wenn sie schlafen oder so. Dann macht sich die Familie noch mehr Sorgen. Warum war ich genau da nicht da und so weiter.
Es ist mit Sicherheit nicht ganz in Ordnung, dass deine Mutter sie nicht oft besucht hat, doch wenn sie nicht wollte, oder es vielleicht auch nicht konnte, dann denke ich, ist es so besser gewesen. Manch einer kann es auch so nicht. Weißt du wie viele Menschen auch im Altersheim sind und jeden Tag Schwestern anbetteln, dass sie sterben möchten. Es ist nicht leicht in diesem Stadium. Mach ihr nicht allzuviele Vorwürfe, vor allem nun nachdem sie nicht mehr unter euch weilt. Ein jeder muss selber mit seinem Handeln zurecht kommen. Ob sie ein schlechtes Gewissen hat, deine Mutter, das weiß nur sie selber und muss sie mit sich selber ausmachen. Wenn sie damals dachte es war richtig so, dann war es so und du musst es hinnehmen. Nun könnt ihr nichts mehr daran ändern.
Für einen Außenstehenden hört sich das wirklich schlimm an und man kann der Tochter der zu pflegenden Person schlimmste Vorwürfe machen. Allerdings sollte man davor erst mal wirklich hauptsächlich mit der Pflege einer Person betraut gewesen sein. Das ist ein schwerer Job und eigentlich nebenher nur schwer zu meistern - erst recht, wenn die Person so schwer pflegebedürftig war, wie in dem beschriebenen Fall. Ich selbst hatte meine pflegebedürftige Oma im Haus und weiß durchaus wovon ich rede.
Ich denke, dass hier mehrere Dinge total schief gelaufen sind. Die Oma von der Polizei in ein Pflegeheim eskortieren zu lassen war einer davon. Wir haben damals mit der Hausärztin besprochen, dass Oma erst mal in Kurzzeitpflege geht. Da fand sie es dann doch ganz gut, dass sie in ein Pflegeheim übergesiedelt ist.
Dass die alten Herrschaften sauer sind, wenn sie dann auf einmal in einem Pflegeheim wohnen ist normal. Uns wurde damals von der Heimleitung geraten, den Angehörigen mindestens vier Wochen erst mal nicht zu besuchen, wenn die Umsiedlung nötig vom Pflegefall aber nicht gewollt war. Hört sich böse an, dient aber dazu, dass man eben nicht jedes Mal wieder bekniet wird und der Pflegebedürftige sich schneller an die neue Umgebung gewöhnt.
Und über Deine Mutter oder Dich zu urteilen, NahKath88, traue ich mir schon gar nicht zu. Vielleicht suchst Du mal ein ernst gemeintes Gespräch mit Deiner Mutter, in dem Du einfach (möglichst) unvoreingenommen nachfragst, wie Deine Mutter das ganze empfunden hat und im Moment empfindet!
Denk doch einfach mal darüber nach, ob du dazu fähig wärst deine Mutter zu pflegen mit allem was dazu gehört. Das kann nicht jeder, aus welchen Gründen auch immer. Und ich gebe ehrlich zu, das ich es nicht könnte. Auch bei meinen eigenen Eltern nicht.
Als im letzten Jahr die Situation war, das mein Vater eventuell ein Pflegefall wird, war auch schnell klar, das er in ein Heim müsste. Denn meine Mutter wäre dem Emotional nicht gewachsen gewesen und ich selbst hätte das nichtmal gepackt, wenn ich meinen Job aufgegeben hätte.
Anstatt deiner Mutter jetzt Vorwürfe zu machen, sollte eher das Gespräch gesucht werden, was sie von regelmässigen Besuchen abgehalten hat. Auch da kann es sein, das sie dem auf emotionaler Ebene nicht gewachsen war. Und das sollte man nicht Verurteilen, sondern akzeptieren.
Es gab sicher Gründe, warum deine Mutter deine Großmutter nicht zu sich nach Hause aufgenommen hat, oder? Denn einfach so "schiebt" man seine eigene Mutter doch nicht ins Altersheim ab. Ich selbst könnte meine Mutter jedenfalls nicht ohne Grund in ein Altersheim geben. Wenn ich selbst die Möglichkeit hätte, würde ich meine eigene Mutter auf jeden Fall zu Hause pflegen.
Dass deine Mutter deine Großmutter allerdings nicht besucht hat, verstehe ich nicht ganz. War ihr Verhältnis denn so schlecht? Denn wenn man ein gutes Verhältnis zu seiner Mutter hat und diese sich ja sogar über die Besuche freut, spricht doch nichts dagegen häufig einen Besuch abzustatten. Ich zumindest kann es mir gar nicht vorstellen, dass ich meine Mutter nicht regelmäßig besuchen würde.
Bereits jetzt- meine Mutter ist knapp 50 Jahre alt, berufstätig und "ganz normal"- ist es so, dass wir meine Eltern jedes Wochenende besuchen. Wieso sollte sich das also ändern, nur weil meine Mutter älter und pflegebedürftig wird. Im Gegenteil, ich denke, dass ich sogar noch häufiger zu Besuch fahren würde. Denn ich selbst würde mir stets Sorgen machen, ob es meiner Mutter auch gut geht und ob sie etwas braucht.
Tja, in so einem Fall kann man dann als Mutter aber auch nicht erwarten, dass man selber mal gepflegt wird. Womöglich hat sie sich das nicht überlegt. Hast du denn deine Oma eigentlich oft besucht?
Ich kann eben für die Frage mit Ja beantwortet: ich würde meine Mutter pflegen, wenn ich es kann und es notwendig wäre. Man sollte das schon so sehen, dass sich die Mütter ja auch aufopfern für ihre Kinder und das tun sie in der Regel ihr Leben lang - da wird man das ein paar Jahre auch für sie tun können.
Ich muss sagen, dass ich die Tochter verstehen kann. Ich habe zwar auch meine Schwiegermutter gepflegt, aber ich hätte niemals meine Mutter gepflegt, weil ich mich auch nicht mit ihr verstanden habe. Aber das ist was anderes. Und ich habe auch viel zu weit weg gewohnt von meiner Mutter. Aber nun zum eigentlichen Thema:
Ich sehe das jetzt mal von der Sicht der "alten Frau " aus, die gepflegt werden muss. Auch wenn sich eine Mutter ein ganzes Leben aufopfernd für die Kinder, schon manchmal fast selber aufgibt, ist das eine Entscheidung der Mutter der Kinder und die Kinder müssen dann nicht im Gegenzug auch die Eltern pflegen, wenn sie alt und gebrechlich werden. Die Kinder haben sich das Leben mit den Eltern nicht ausgesucht. Aber die Eltern haben sich das Leben mit den Kindern ausgesucht und ich finde es schlimm, wenn man als Elternteil von den Kindern verlangt, dass sie einen pflegen müssen.
Ich selber würde es nicht wollen, dass meine Kinder ihr Leben aufgeben um mich zu pflegen. Ich würde wollen, dass sie ihr Leben weiterleben und mich ab und an besuchen kommen. Ich habe keine Kinder in die Welt gesetzt, damit ich, wenn ich alt bin von ihnen gepflegt werde. Ich habe Kinder in die Welt gesetzt, damit sie ihr eigenes Leben irgendwann leben können. Ich habe sie selbstständig erzogen, dass sie auf eigenen Beinen stehen können und sie sollen nicht das Gefühl haben, dass sie mir was wiedergeben müssen.
Ich denke nicht, dass man der Tochter ein schlechtes Gewissen einreden sollte oder dass die Tochter ein schlechtes Gewissen haben sollte. Die Mutter hat ihr Leben gelebt. Sie hat die Kinder in die Welt gesetzt. Sie hat sie zu Menschen erzogen, die ihr eigenes Leben leben und die Mutter, die von der Tochter erwartet gepflegt zu werden sollte ein schlechtes Gewissen haben. Denn die Pflege einer Person nimmt sehr viel Zeit und Energie in Anspruch und einige Menschen sind selber krank geworden, wenn sie die Eltern gepflegt haben.
Ich denke einfach, dass es jedem selber überlassen ist, ob er seine Eltern pflegen will oder nicht und keine Mutter darf von seinem Kind erwarten, dass sie ein leben lang für sie da sind. Schliesslich hat jeder sein eigenes Leben und sollte dieses auch solange leben, bis man selber gepflegt werden muss. Und wenn man als Tochter oder Sohn ein schönes Pflegeheim, ein Altenheim oder ein betreutes Wohnen aussucht, dann hat man als Kind schon genug getan, wenn man die Eltern dann auch noch besuchen geht.
winny2311 hat geschrieben:Tja, in so einem Fall kann man dann als Mutter aber auch nicht erwarten, dass man selber mal gepflegt wird. Womöglich hat sie sich das nicht überlegt.
Wie schon erwähnt, sollte man nicht ohne eigene Erfahrung urteilen. Eigene Erfahrung heißt durchaus auch, dass man sich schon mal intensiv mit diesem Gedanken befassen musste. Meine Eltern haben nämlich aus der Erfahrung, die wir in Familie gemacht haben, einen Schluss gezogen: sie werden mal in ein Pflegeheim gehen und das möglichst bevor es akut wird und man sich abgeschoben fühlt.
Wenn ich dich richtig verstanden habe, bist du der Meinung, dass deine Oma gestorben sei, weil ihre Tochter (also deine Mutter) sich nicht dazu durchringen konnte oder wollte, deine Oma noch einmal nach Hause zu lassen. Das finde ich schon ein starkes Stück und ich finde es auch ziemlich heftig, dass du über deine Mutter urteilst. Deine Mutter ist ein eigenständiger Mensch, der sicher Gründe für sein Verhalten hat, so wie auch du Gründe für dein eigenes Verhalten hast.
Natürlich finde ich es nicht optimal, dass deine Mutter ihre eigene Mutter nicht so häufig im Pflegeheim besucht hat, wie das vielleicht wünschenswert gewesen wäre. Die Oma hätte sich sicher sehr über die willkommene Abwechslung gefreut. Dennoch halte ich überhaupt nichts von Pflichtbesuchen. Du hättest deine Mutter ja schlecht zwingen können, die Oma häufiger zu besuchen. Wenn du das dennoch getan hättest, wäre es keine freiwillige Entscheidung deiner Mutter gewesen und ich finde es ganz schrecklich, wenn Leute ihre Angehörigen in Heimen und Krankenhäusern besuchen, obwohl sie keine Lust dazu haben und das oft auch ausstrahlen. So etwas finde ich weder sich selbst noch dem alten oder kranken Menschen gegenüber fair.
Es mag sein, dass deine Oma ihren Lebenswillen verloren hat. Dennoch kannst du nicht deiner Mutter die Schuld dafür geben. Deine Oma war eine alte und offenbar auch kranke Frau. Sie war ja nicht mehr in der Lage, sich und ihren Haushalt zu versorgen, so dass der Schritt, sie in ein Pflegeheim zu geben, fast unausweichlich war. Natürlich kann man Menschen auch daheim pflegen, allerdings ist der Preis oft sehr, sehr hoch. Viele Angehörige trauen sich das einfach nicht zu und wären gnadenlos überfordert, so dass ihr eignes Leben völlig in den Hintergrund rückt. Ich finde es traurig für die alten Menschen, aber absolut ehrlich und auch mutig von den Angehörigen, wenn diese sich eingestehen, dass sie mit der Pflege des alten Menschen nicht alleine zurechtkommen.
Vielleicht hat deine Mutter im Rahmen ihrer Möglichkeiten genug getan. Du bist ein anderer Mensch und hast eine andere Denkweise und sicher auch eine andere Belastungsgrenze. Vielleicht konnte deine Mutter es selbst nicht ertragen, dass ihre Mutter unter der Situation im Heim so leidet, dass sie sie selten besucht hat, um das schreckliche Bild nicht mit ansehen zu müssen. Wenn deine Mutter eigentlich immer ein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter hatte, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie die Oma einfach aus Böswilligkeit oder Lustlosigkeit nicht besucht hat.
Deine Mutter hat die Oma nicht vor sich hin sterben lassen. Ich denke, dass das eine falsche Wahrnehmung ist. Es ist zwar deine Meinung, die man natürlich respektieren muss, allerdings denke ich, dass du zu hart über jemanden urteilst, dessen Beweggründe du nicht kennst. Hast du mit deiner Mutter mal darüber gesprochen, wie sie die Situation empfunden hat?
Bei uns war es immer so, das meine Mutter uns beiden Kindern ( meinem Bruder und mir) seit klein auf gesagt hat, das sie später mal zu mir ziehen möchte, wenn sie alt ist. Auf keinen Fall zu ihrem Sohn und einer Schwiegertochter. Und ich habe ihr an sich schon früh gesagt, das ich nicht in der Lage bin einen Menschen zu pflegen, weil es einfach nicht mein Ding ist. Das hatte sie an sich auch irgendwann mal akzeptiert.
Mit 59 Jahren wurde bei ihr Krebs diagnostiziert. Nicht mehr heilbar. Was uns doch alle sehr traf. Die nächsten Monate bürgerte es sich ein, das ich mich um unsere Mutter kümmerte. Das hiess: Ein 37 Stunden Job ( mit noch Überstunden), über 2 Stunden Arbeitsweg täglich, einem eigenen Haushalt. Ich kam abends gegen 19.30 Uhr zu meiner Mutter. Betüdelte sie halt ein wenig und ging heim zum Schlafen. An meinen freien Tagen war ich nur mit ihr unterwegs. Ich hatte mit Mühe und Not gerade mal den Sonntag für mich. Hinzu kam, das mein Vater immer unselbstständiger wurde. Ständig sollte ich auch für ihn noch Sachen machen. Ein Nein wurde nicht akzeptiert. Das er auch mal was für seine Frau machen könnte, auf die Idee kam er nicht.
Meine Mutter musste regelmässig zur Chemotherapie stationär in ein Krankenhaus. Da brachte ich sie dann morgens hin und besuchte sie dann auch jeden Abend. Für meinen Vater war das der Weltuntergang. Wehe Muttern war über das Wochenende im Krankenhaus. Im Haushalt machte er absolut nichts, ausser mal den Müll runterbringen. Ich war schon lange am Ende meiner Kräfte. Das endete für mich ein gutes halbes Jahr nach der Diagnosestellung bei meiner Mutter mit einem Aufenthalt in der Psychiatrie. Hinzukam Mobbing am Arbeitsplatz und mir wurde während dem Aufenthalt gekündigt.
Irgendwann fiel meine Mutter. Da war sie aber schon im Endstadium. Ergebnis: Oberschenkelhalsbruch. Bis zu dem Tag hat sie den Haushalt noch komplett versorgt. Mit Mühe und Not hat unser Vater zumindest Getränke gekauft. Der Oberschenkelhalsbruch konnte auch nicht mehr operiert werden und unsere Mutter war quasi bis zum Schluss bettlägerig.
Die erste Pflege erfolgte im Krankenhaus. Auf der Palliativstation. Die war im nachhinein gesehen auch sehr gut. Nur können die ihre Patienten nicht ewig behalten und es ging drum, wie kann Muttern versorgt werden.
Ich bezog zu dem Zeitpunkt schon Rente und war nicht arbeitsfähig. Eine Kommunikation untereinander fand nie wirklich statt. Das Krankenhaus riet zu einem Hospiz. Das war meinem Vater zu teuer. Der wollte tatsächlich Muttern mit heim nehmen. Das hätte gehiessen, er geht um 3 Uhr morgens spätestens aus dem Haus und meine Mutter wäre bis Abends 18 Uhr und später sich selbst überlassen gewesen.
Mein Bruder wollte sie mit zu sich nehmen. Was auch nicht eine wirklich gute Lösung war. Und in meiner Wohnung war kein Platz und ich hätte dem ganzen psychisch auch nicht stand halten können. Hinzu kam, das unsere Mutter zu Krampfanfällen neigte. Das war in meinen Augen in einem häuslichen Umfeld nicht tragbar. Auf mich hörte meine Mutter auch gar nicht. Wenn ich ihr die Tabletten geben wollte, hat sie sie verweigert. Ähnlich war es beim Essen und Trinken. Da war sie zu mir regelrecht böswillig. Komischerweise hatten die Schwestern mit ihr keine solche Probleme.
Unsere Mutter wollte nichts ins Hospiz. Sie war ja auch fest der Meinung, sie kann wieder aufstehen und laufen. Und es hätte ihr auch nichts ausgemacht, von morgens 3 Uhr bis Abends 18 Uhr irgendwo im Rollstuhl rumzusitzen. Noch dazu war sie Raucherin. Nur konnte sie die Zigarette kaum noch halten. Wir waren an sich immer hinter ihr her, wenn sie rauchte, das sie nicht die ganze Bude abfackelt.
Ich hatte auf der Palliativstation zwei Nächte bei ihr übernachtet. Für meinen Vater und meinen Bruder war das ja nicht möglich. Und es war für mich die Hölle. Schlaf habe ich kaum bekommen und war bis zu 15 Stunden und mehr am Tag bei ihr. Aber mein Bruder und seine Freundin haben mir damals jede Stunde die sie da waren vorgerechnet und wie umständlich das alles für sie ist. Das ich eine ganze zeitlang auch einen Vollzeitjob hatte und Mutter versorgt hatte und noch dazu Vatern am Hals hatte, das sah keiner mehr.
Wir haben sie dann doch in das Hospiz gegeben. War dann aber auch ein wenig der Wunsch unserer Mutter. Das Hospiz war im Vergleich zur Palliativstation die Hölle. Wir Angehörigen kommunizierten kaum noch miteinander. Wenn da mal was an Kommunikation stattgefunden hätte, hätte ich gesagt, wir nehmen Mama mit heim und versuchen es. Aber ich wusste auch, das das gehiessen hätte, ich muss bei ihr Schlafen und muss den ganzen Tag mit ihr verbringen. Und mein Vater hätte zusätzlich erwartet das ich seinen Haushalt mitmache und was weiss ich noch. Und mein Bruder hätte mir gesagt, nein am Wochenende kann ich nicht bei Mama schlafen, da gibt es ein wichtiges Fussballspiel im Fernsehen. Immerhin hatte ich ja Zeit, weil ich ja in Rente war und eh daheim war. So kam es bei meinen Angehörigen an. Das ich aber auch Termine hatte, die für mich und meinen Gesundheit wichtig waren, das sah niemand.
Ich finde es generell schwer jemand zu verurteilen, der sagt, ich kann keinen Angehörigen daheim pflegen und überlasse das lieber einem Heim. In vielen Fällen ist das einfach die bessere Lösung. Klar mache auch ich mir Vorwürfe. Vorwürfe die nicht ganz ohne sind. Würde Mama heute noch leben und so weiter. Aber es bringt an sich nichts.
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