Peinliches Schweigen mit dem Vater

vom 11.12.2009, 18:11 Uhr

Hallo,

meine Eltern sind schon seit einer längeren Zeit getrennt und letztens hat mir mein Vater vorgeschlagen, dass wir mal nach Bonn fahren könnten und ich mir Sachen wie Klamotten aussuchen darf und er dann alles bezahlt. Ich muss sagen, dass ich mich nie so richtig gut mit meinem Vater verstanden habe und auch nie viel mit ihm geredet habe.

Ich bin mit ihm auf dem Weihnachtsmarkt gewesen und wir haben kein einziges Wort geredet und sind später schweigend durch die Geschäfte gegangen, er hat mich nur einmal gefragt, was ich haben möchte. Kennt jemand von euch das auch? Was macht ihr in so einer Situation? Versucht ihr krampfhaft ein Gespräch zu führen oder schweigt ihr weiter?

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» Marina_1 » Beiträge: 1090 » Talkpoints: 56,17 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Och je, das klingt ja wirklich furchtbar. Weisst du denn weshalb eure Beziehung so angespannt ist? Ich muss zwar sagen, dass ich solche Momente in der Pubertät auch kannte, dass aber mein Vater immer mit MIR gesprochen hat - Wenn ich auch oft keine Lust hatte zu antworten oder die Antwort eher einsilbig war.

Deshalb wundert mich, weshalb aber nicht einmal dein Vater mit dir spricht. War er schon immer so zu dir? Spricht er mit anderen Leuten denn auch nicht? Ich würde wohl zumindest erwarten, dass er mich mal fragt wie es mir geht oder sowas. Offenbar lebst du ja bei deiner Mutter und siehst ihn eh nicht besonders so. Gerade dann hätte es mich als Elternteil sehr interessiert wie es meinem Kind geht und wie es in der Schule so läuft und so weiter. Ich finde das von deinem Vater sehr schwach und frage mich, was passiert ist, dass er nicht einmal mit seiner Tochter ein Gespräch anzetteln möchte. Oder probiert er es vielleicht öfter, merkt dann aber, dass du nicht willst und lässt es deshalb?

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


@ Sippschaft

also wir hatten nie ein gutes Verhältnis zu einander und es ist halt seine Art, was schon ein bisschen traurig ist. Es ist so, dass meine Mutter sich eigentlich immer um meinen Bruder und mich gekümmert hat. Mit anderen Leuten spricht er, aber ich glaube, er weiß einfach nichts mit mir anzufangen.

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» Marina_1 » Beiträge: 1090 » Talkpoints: 56,17 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Du Arme. Das finde ich wirklich ganz furchtbar traurig und würde mir sehr verloren vorkommen an deiner Stelle. Klar, dass man als Kind dann auch nicht so recht weiss was man mit dem Vater sprechen soll. Zwar glaube ich, dass jeder diese Situation kennt, in der man einfach nicht weiss was man mit den Eltern so sprechen soll und das Schweigen einfach ein peinlicher Moment ist, aber bei mir war es zumindest immer so, dass mein Vater trotzdem das Gespräch suchte und was mit mir anzufangen wusste.

Wenn du selbst für dich weisst, dass auch du mit ihm nichts anzufangen weisst, dann würde ich wohl auch nicht weiterhin krampfhaft versuchen ein Gespräch aufzubauen. Dann würde ich es dabei belassen, allerdings wüsste ich auch nicht was ich überhaupt mit ihm dann noch unternehmen soll. Denn Dinge wie zusammen mal einen Kaffee trinken gehen fallen ja komplett raus. Wenn es dich aber stört und du das ändern möchtest, dann musst du wohl oder übel über deinen Schatten springen und aktiv auf ihn zugehen und vielleicht auch mal hinnehmen, dass er einsilbig antwortet. Da darfst du dann aber nicht nachgeben, sondern musst eisern bleiben und einfach weiter mit ihm kommunizieren als sei er einer deiner Freunde.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Für mich sieht das aus wie ein kläglicher Versuch von deinem Vater auf dich zu zugehen. Scheint aber leider misslungen zu sein. Er wollte schon Zeit mit dir verbringen - aber das ihr es dann gar nicht schaff euch zu unterhalten ist schon sehr traurig.

Es gibt durchaus Väter, die dafür eigentlich gar nicht gemacht sind. Das soll um Gottes Willen keine Rechtfertigung für sein Verhalten sein - aber ändern kann man das als Kind eben nicht - man kann nur versuchen es zu verstehen. Darf ich fragen, wie alt du bist?

Die meisten solcher Väter können dann später erst etwas mit ihren Kindern anfangen. Sie interessieren sich nunmal nicht dafür, was du in der Schule so machst - oder sie schämen sich, das nachzufragen. Sie versuchen den Kindern näher zu sein, indem sie spendabel sind.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich weiß nicht, ob ich euren Ausflug sehen soll, dass es ein auf dich zugehen sein soll oder doch, dass er dich ein wenig kaufen will. Doch einem Kind einfach nur das geben zu wollen, weil man denkt sie will es, ist auch nicht das gelbe vom Ei. Doch das ist hier nun ja nicht das Thema.

Ich möchte dir einfach sagen, dass es eigentlich egal ist, ob er reden kann oder nicht. Es ist auch egal, ob er mit dir etwas anfangen kann oder nicht. Du bist das Kind und es zählen deine Gefühle. Wenn du trotz seines Verhalten Zeit mit ihm verbringen möchtest, dann bestehe da drauf. Wenn du mit ihm reden willst, dann zwinge ihn mehr oder minder dazu. Er ist der Erwachsene und sollte da ein wenig professioneller sein.

Diese Treffen sollen dir aber nicht weh tun und dich so ins Grübeln versetzen, was es derzeit tut. Deine Gedanken wissen nicht was sie denken sollen. Schau einfach ob du es so akzeptieren kann und tue einfach das, was dir am besten tut.

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» kleineliebe » Beiträge: 1817 » Talkpoints: 2,92 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Auf mich wirkt da so, als ob deinen Vater aufgrund der Weihnachtszeit plötzlich ein schlechtes Gewissen überkam und er dieses mit Geschenken für dich beruhigen wollte. Dass du ihm nicht viel zu sagen hattest, finde ich ja noch verständlich, aber er hätte sich etwas mehr bemühen sollen. Es war schließlich sein Wunsch, etwas mit dir zu unternehmen

Ich persönlich kenne diese Situation nicht innerhalb der Familie. Im Gegenteil, mein Vater quatscht mich ständig voll, sodass ich mir eher wünsche, Ruhe vor ihm zu haben. Wenn er sich in ein Thema reinsteigert, kann er einen einstündigen Monolog halten, egal ob ich interessiert bin oder nicht.

Dieses Problem des Anschweigens kenne ich allerdings aus anderen Situationen, zum Beispiel bei meinen ersten Dates vor einigen Jahren. Dann ist diese Stille natürlich äußerst unangenehm, daher kann ich mir das mit deinem Vater gut vorstellen. Ich hätte "krampfhaft´" versucht, ein Gespräch aufzubauen. In der Innenstadt gibt es doch Gelegenheiten genug. Du hättest einen Glühwein mit Schuss verlangen können, dann wäre euch ein Gespräch anschließend sicher leichter gefallen. :lol: Ein Thema, zu dem es immer viel zu sagen gibt, ist die Schule. Man kann über Lehrer herziehen oder von guten Noten erzählen. Würde er dir darauf nur knappe oder gar keine Antworten geben, könntest du natürlich aufgeben. Das wäre dann auch mehr als verständlich.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Also ich kann dich da sehr gut verstehen! Mir geht es oft ähnlich, aber das war nicht immer so. Dazu muss ich etwas ausholen. Meine Eltern waren eigentlich für mich so etwas wie beste Freunde. Ich habe ihnen alles erzählt, auch in der Pubertät, was sie sehr stolz gemacht hat, so denke ich. Allerdings lernte ich dann mit 17 meinen Freund kennen, den ich dann auch so ins Herz schloss, dass ich beinahe jeden Tag bei ihm war und oft zwei oder drei Tage lang nicht nach Hause gekommen bin. Jedenfalls artete es dann so aus, dass mein Vater meinte, ich müsste mich jetzt entscheiden, was ich machen würde, ob ich eben ausziehe, oder weiterhin zu Hause wohnen bleibe. Ich entschied mich für ersteres.

Seitdem redet mein Vater kein Wort mehr mit mir und ich komme nicht mehr an ihn heran. Meine Mutter versucht, nach wie vor zu mir zu halten, allerdings merkt man doch, dass die Lage angespannt ist und wir beide (ich und meine Mutter), darunter leiden, wie die Situation ist. Allem Voran habe ich ja ein Kind, also ein Enkelkind meines Vaters, welches er noch nie zu Gesicht bekommen hat.

Meine Mutter vermeidet es tunlichst, mit mir etwas zu unternehmen, man merkt richtig, dass sie es nur gezwungenermaßen zu Weihnachten oder zu meinem oder zum Geburtstag meiner Tochter, sowie bei Beerdigungen macht. Es ist wirklich so, dass wir in zwei verschiedenen Welten leben. Ich bin eben die Karriere- und Hausfrau, die sich jetzt erst hocharbeiten muss, also ganz am Anfang, die einen Mann hat, der eigentlich meinem Vater nicht ganz unähnlich ist. Für mich sind aber momentan Themen wie Erziehung, Haushalt und Finanzielles im Vordergrund. Für sie ist es eben Fortbildung und Karriere. Ich bin im menschlichen/ sozialen/ gesundheitlichen Bereich tätig und sie in einem rationellen Job, bei dem man viel rechnen und denken muss.

Wir beide hören einander nur anstandshalber zu und oft gibt es diese Stille, wie du sie beschreibst, bei uns leider auch. Ich versuche dann auch meistens krampfhaft ein Gespräch zu führen und wenn es scheitert, erzähle ich ihr dann Anekdoten von ihrem Enkel. Vielleicht würde es dir helfen, von früher zu erzählen. Es wird doch wohl lustige Dinge geben, die ihr zusammen gemacht habt, oder du und deine Mum oder irgendetwas, das euch doch verbindet!

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich und mein Bruder sind auch damit grossgeworden, das unsere Mutter der Hauptbezugspunkt war. Einmal war unser Vater quasi zwar im Haus, weil er sein Geschäft im Haus hatte, aber nie wirklich da.

Noch dazu ist unser Vater ein eher schweigsamer Mensch, der vorallem keinerlei Gefühle nach aussen trägt. Ich muss aber dazu sagen, das ich das auch nie wirklich gelernt habe und ich denke mein Bruder hat da ähnliche Probleme.

Mein Vater und mein Bruder hatten immer noch über Fussball einen Bezugspunkt. Ok solange mein Bruder funktionierte, wie mein Vater das wünschte. Ich hingegen war immer total unsportlich. Da gab es an sich einfach keine Gesprächsthemen zwischen mir und meinem Vater. Und das ist auch heute wieder so. Wir haben kein gemeinsames Thema. Wenn wir uns nun zusammen mit meinem Bruder und seiner Freundin treffen, wird meistens über Sport gesprochen oder über Sachen die halt meinen Vater und meinen Bruder betreffen. Was ich mache interessiert an sich kaum. Es sei denn mein Vater will was und ich funktioniere nicht wie gewünscht.

Ich habe allerdings viele Jahre im Geschäft meines Vaters gearbeitet und später zumindest noch in meinem erlernten Beruf. Da gab es dann Anknüpfpunkte und wenn es nur um fachlisches ging. Aber seitdem ich den Beruf gar nicht mehr ausübe, ist das Thema meistens schnell erschöpft.

Mein Vater kann mit mir als Mädchen wenig anfangen. Grosse Gefühlsdinge will ich auch gar nicht mit ihm besprechen. Aber manchmal kotzt mich die Schweigerei auch einfach an. Allerdings würde er auch nie mit mir shoppen gehen. Eventuell wenn er mal was zum Anziehen braucht. Aber ansonsten nicht. Und mit Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenken macht er es sich einfach. Da gibt es Geld und eventuell eine Stange Zigaretten. Da ich Geld immer brauchen kann, ist mir das an sich recht.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Oh je, solche Situationen finde ich ganz furchtbar und ich kann gut nachempfinden, dass du dich damit absolut unwohl fühlst. Mir ginge es dabei sicher nicht anders. In meiner Familie gibt es dieses peinliche Schweigen und krampfhaft erzwungene Gespräche auch, vor allem an Feiertagen. Das ist der primäre Grund, warum ich Weihnachten nicht mehr zu meiner Familie fahre, sondern lieber alleine bin.

Ich stelle es mir richtig schlimm vor, stundenlang mit jemandem durch die Stadt zu gehen, mit dem man sich eigentlich nichts zu sagen hat. An deiner Stelle würde ich warhscheinlich solchen Situationen künftig aus dem Weg gehen und mich nicht mehr mit dem Vater treffen. Dass er dir etwas kaufen wollte, ist dabei nebensächlich und wiegt diese Missstimmung meiner Meinung nach nicht auf.

In der konkreten Situation hätte ich wahrscheinlich versucht, ein Gespräch anzufangen. Allerdings funktioniert das ja nicht, wenn der andere nicht darauf eingeht oder man eigentlich kein Thema hat, über das man miteinander sprechen kann. Letztendlich hätte ich dann wahrscheinlich auch aufgegeben und versucht, den Abend möglichst schnell zu beenden. Damit wäre zumindest die akute Situation gelöst, wenn auch nicht endgültig geklärt.

Liegt dir grundsätzlich irgendwie doch etwas an dem Kontakt zu deinem Vater oder ist das jemand, auf den du zur Not auch gut verzichten könntest? Wenn du dich bisher ohnehin nicht so gut mit ihm verstanden hast, macht es vielleicht auch nicht wirklich Sinn, jetzt krampfhaft an diesem Kontakt festzuhalten. Wenn dir etwas daran liegt, dass die Situation geklärt wird, könntest du deinem Vater ja mal einen Brief schreiben und ihm erklären, wie du diese spezielle Situation empfunden hast. Ich könnte es aber auch gut verstehen, wenn du den Kontakt nun eher meidest, obwohl ich eigentlich immer dafür bin, solche Situationen zu klären.

Manchmal muss man einfach einsehen, dass man nicht mit jedem Menschen gut zurechtkommt. Mein Bruder ist auch jemand, mit dem ich nie ein wirkliches Gespräch führen werde. Wir liegen absolut nicht auf dergleichen Wellenlänge und haben uns nicht allzu viel zu sagen, außer eben belanglosen Smalltalk, der mich einfach nicht bereichert und auf den ich gut und gerne verzichten kann. Ich mag keine belanglosen Blabla-Gespräche und sortiere solche Kontakte auch schnell wieder aus. Wenn es allerdings um die eigene Familie geht, ist das natürlich schwieriger.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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