Ich bin heikel - wie mache ich das bei meinen Kindern?
Hi,
im Zuge eines anderen Threads habe ich mir folgende Frage gestellt: Ich bin schon seit ich ein Kind bin extrem heikel. Mittlerweile esse ich war sehr viele Dinge mehr als damals, aber es gibt immer noch so Vieles, was mir nicht schmeckt, dass es zB im Restaurant regelmäßig zum Problem wird. Wenn wir jetzt in einem Lokal sind, wo es Hausmannskost gibt, passt das schon, aber sobald es ein bisschen spezieller wird (zB französich) und es nur eine sehr kleine Karte gibt, finde ich mir schon gar nichts mehr. Nicht einmal ein Gericht.
Mein Hauptproblem ist, dass ich keinen gekochten Zwiebel mag - und der ist nun mal in fast jeder Speise als Geschmacksträger drin. Dann geht es eben weiter mit diversen Gemüsesorten und auch Pilzen oder Fisch. Davon mag ich wirklich gar nichts, außer grad mal eine gebackene Scholle, aber das auch erst seit Kurzem und Thunfisch.
Ich möchte nicht, dass mein Kind einmal so wird wie ich, weil man sich dadurch einfach das Leben schwer macht, aber wie soll ich meiner Tochter vermitteln, dass man alles kosten oder essen soll, wenn ich es selbst nicht tue? Vor allem würde ich natürlich auch gerne öfter Fisch servieren, aber wie soll ich das machen, wenn ich ihn nicht einmal kosten kann? Außerdem wird meine Tochter mich dann fragen, wieso ich davon nichts esse und sich wahrscheinlich auch weigern. Ich glaube nicht, dass es dann helfen würde, dass mein Mann das alles ist.
Ich achte in den letzten Jahren sehr darauf, gesund zu kochen, aber Manches fehlt dann eben. Denn wenn man nicht alle Gemüsesorten mag und auch noch keinen gekochten Zwiebel ist man schon sehr eingeschränkt, was die Rezeptauswahl betrifft. Ist oder war vielleicht jemand in der gleichen Situation wie ich? Wenn ja, wie habt ihr das gelöst?
Ich finde es total paradox, dass du vermeiden möchtest, dass dein Kind so wird wie du und dein Verhalten dann als etwas beschreibst, das nicht erstrebenswert ist, aber offenbar fehlt dir ja auch jede Motivation dazu, es zu ändern. Ich kenne auch viele Eltern, die nie wollen, dass ihre Kinder später mal rauchen. Und während sie das erzählen sitzen sie da und zünden sich eine nach der anderen an. Du musst doch einsehen, dass dein Kind dich nicht ernst nimmt, wenn du ihm sagt, es soll etwas essen, das du aber aus bestimmten Gründen nicht isst.
Dann musst du entweder deinem Kind dieselbe Freiheit gönnen, die du dir nimmst und es das essen lassen, was ihm schmeckt, oder du passt dich an und machst es deinem Kind nach. Aber du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du dich bequem zurücklehnst, einfach so weitermachst und dein Kind dann zu dem Menschen wird, zu dem du es nicht geschafft hast. Du musst schon auch Initiative zeigen und etwas ändern wollen, sonst lacht dich dein Kind doch auch - Verständlicherweise.
Ich habe mit Fisch auch so meine Probleme, mein Sohn hingegen mag Fisch ganz gern. Selbst kochen tue ich zwar auch keinen, aber das Kind isst ja nicht nur zu Hause. Im Kindergarten und der Grundschule gab es bei uns eigentlich alles, was es so zum Mittag geben kann, da gab es schon mal Abwechslung. Und eben auch Fisch. Fischstäbchen oder schon fertiges Fischfilet (da gibt es ja auch welche, die man fix und fertig in den Ofen schieben kann) mache ich meinem Kind natürlich auch, wenn er so was mag. Da muss ich selbst auch nicht kosten.
Wichtig finde ich, dass man Kindern eben die Möglichkeit lässt, alles zu probieren und auch mal Sachen kauft, die man selbst nicht mag. Man soll eben nicht sagen, dass etwas eklig ist oder so etwas ähnliches. Kinder können sich da ganz gut ihre eigene Meinung bilden. Im Restaurant kann man sie ja auch selbst aussuchen lassen. Oder mal Oma beten, etwas anderes zu kochen als man selbst und das Kind dann dort essen lassen.
Du kannst deiner Tochter ja auch etwas kochen, was du selbst nicht magst. Zur Not gibt es auch fast alles als Fertiggericht. Klar, das ist keine Dauerlösung, aber so kann man immer mal etwas anderes anbieten, wenn man selbst etwas nicht mal kosten kann.
Mein Sohn isst auch total gern solchen fürchterlich stinkenden Käse. Ich selbst kann den nicht mal anfassen, also nicht mal wirklich ein Brot damit belegen. Ich sag zwar inzwischen auch manchmal "wie kannst du so was bloß essen?", aber mit fest 12 ist er langsam alt genug, um so etwas nicht falsch zu verstehen.
Solange du es also schaffst, deine Tochter objektiv kosten zu lassen was sie möchte, sehe ich da kein Problem drin. Klar, wenn man Kindern von vorn herein sagt, dass etwas nicht schmeckt, dann werden sie auch mäklig werden. Wenn sie kosten und dann selbst sagen, dass sie etwas nicht mögen, ist es ja okay. Mein Zwerg isst z.B. keine Pilze, weil er mit der Konsistenz nicht klar kommt. Das war schon zu Kindergartenzeiten so und wird sich vermutlich niemals ändern.
Also es ist ja nicht so, dass ich nichts esse. Wie schon gesagt, mag ich keinen gekochten Zwiebel - deshalb koche ich auch jetzt schon fast alle Gerichte nach Rezept, lasse aber den Zwiebel ganz einfach weg. Das trifft sich für meinen Mann auch ganz gut, da er zwar kein Problem mit dem Geschmack hat, ihn aber nicht 100%ig gut verträgt.
Ich habe als Kind fast gar nicht gegessen - meine Eltern haben immer gesagt, dass ich mich von Brot und Äpfeln ernährt habe, nicht einmal Butter hat mir geschmeckt. Meine Eltern und mein Bruder essen absolut alles - ich glaube einzig mein Papa isst keine Schnecken, aber ansonsten ist bei uns keiner heikel. Deshalb wundert es mich heute noch, von wem bzw. wodurch ich das Problem habe.
Mittlerweile esse ich total viel, nur Fisch schmeckt mir immer noch nicht, diverse Gemüsesorten mag ich auch nicht, obwohl ich jetzt irrsinnig viele Sorten mehr esse als damals. Also ich bin ja schon lernfähig jetzt als Erwachsene.
Ich möchte nicht, dass das jemand falsch versteht - wenn mein Kind etwas nicht möchte, zwinge ich es sicher nicht dazu, das zu essen, weil ich weiß, wie schlimm das für mich gewesen wäre. Ich möchte einfach nur das Beste für mein Kind und da ich weiß, dass man es im Leben schwerer hat, wenn man heikel ist, möchte ich ihr das ersparen. Egal, ob man im Restaurant entspannt essen will oder zu Besuch bei Bekannten ist - es ist einfacher, wenn man alles isst.
Danke für die Tipps von ChaosXXX. Das mit den Großeltern ist eine gute Idee - die kochen sicher Vieles davon, was ich überhaupt nicht mag. Da kann meine Kleine das vielleicht auch kennenlernen, wenn ich selbst nicht mitesse. Denn dann bekommt sie nicht das Gefühl, "dass die Mama das ja nicht mag" und sie es deshalb auch nicht isst.
Ich bin selbst auch sehr heikel und kenne dein Problem mit dem Restaurant nur allzu gut. Ich esse sehr ungern Schweine- und Rindfleisch und mag Fisch eigentlich eher gebacken als natur. Wenn wir dann in einem Lokal sind, das kein Huhn hat, bin ich oftmals "aufgeschmissen".
Auch bei mir ist es so, dass ich mittlerweile als erwachsene Frau wesentlich mehr Dinge esse, als früher. Ich koste immer wieder mal etwas Neues, habe aber einfach auch Dinge, die ich nicht kosten möchte. Warum das so ist, kann ich selbst nicht erklären.
Wie alt ist deine Tochter denn? Hat sie schon einmal Fragen gestellt, wieso du nicht alles isst? Hast du einen Partner, der genauso ist oder eher das Gegenteil von dir ist?
Auch ich habe einen Sohn- er ist zwei Jahre und drei Monate alt- und habe mir anfangs Gedanken darüber gemacht, wie es wohl bei ihm sein wird. Bis jetzt hat unser Sohn allerdings noch nicht wirklich mitbekommen, dass ich nicht alles esse. Beziehungsweise ist es ja auch bei unserem Sohn so, dass ihm nicht alle Dinge schmecken. Es ist daher- zumindest momentan- okay, wenn Mama nicht exakt das Gleiche isst, wie er selbst.
Ich muss aber auch dazu sagen, dass mein Mann das genaue Gegenteil von mir ist. Er ist beinahe alles und kostet auch von allem zumindest. Er ist also das optimale Vorbild für unseren Sohn.
Meine Tochter ist momentan eh erst fast 7 Monate alt, also stellt sich die Frage noch nicht wirklich. Ich hab halt schon in die Zukunft gedacht, wie ich das dann so machen werde.
Mein Mann ist auch das Gegenteil von mir. Es gibt wohl Sachen, die ihm nicht wirklich schmecken, aber essen tut er eigentlich alles. Das Einzige, das ihm nicht schmeckt, sind Tomaten - und sogar die kostet er in regelmäßigen Abständen, um festzustellen, ob er sie nicht doch mag.
Vielleicht funktioniert das dann doch recht gut, wenn mein Mann das richtige Vorbild in Sachen Ernährung ist. Wie gesagt - ich ernähre mich eh gesund und achte darauf, dass ich auch abwechslungsreich und gesund koche. Aber es gibt eben viele Dinge, die ich nicht mag und irgendwann werde ich evtl. in Erklärungsnot geraten, wenn meine Tochter mich fragt, wieso ich das jetzt nicht esse.
Ich bin bei mir im Nachhinein schon draufgekommen, wieso ich als Kind Vieles nicht kosten wollte. zB bei Fisolen habe ich oft in den Topf geschaut und gerochen und das Fisolenwasser riecht für mich heute noch unangenehm. Das 1. Mal gekostet habe ich sie fix und fertig angerichtet bei einem befreundeten Koch. Als meine Mama dann wieder mal auf meinen Wunsch hin Dill-Fisolen gekocht hat und ich den Topf mit den Fisolen geöffnet habe, wusste ich, wieso ich sie früher nie mochte. Vielleicht hilft mir dieses Wissen im Bezug auf die Kinderernährung. Ich muss einfach vermeiden, dass meine Kleine die Töpfe öffnet, bevor ich fertig bin .
Enni83 hat geschrieben:Aber es gibt eben viele Dinge, die ich nicht mag und irgendwann werde ich evtl. in Erklärungsnot geraten, wenn meine Tochter mich fragt, wieso ich das jetzt nicht esse.
Warum solltest du da in Erklärungsnot kommen? Du sagst ihr einfach, dass es dir nicht schmeckt. Nicht mehr und nicht weniger. Du bist doch keine Rechenschaft schuldig. Sag ihr, dass sie trotzdem gern kosten kann und gegebenenfalls, dass du ihr das Gericht auch kochst wenn sie es mögen sollte. Ich denke, fast jeder hat irgendwelche Dinge, die er gar nicht essen mag. Bei manchen wirkt es sich eben nur mehr aus, weil manche Zutaten an den meisten Gerichten dran sind. So wie bei dir eben die Zwiebeln. Der Vater meines Sohnes isst keine Ananas, das fällt natürlich kaum auf, weil man die selten zum kochen verwendet. Unter meinen Kolleginnen habe ich auch zwei die keine Zwiebeln essen. Eine isst keine gekochten Möhren und eine keinen Knoblauch. Und alle haben Kinder, die so ziemlich alles essen. Wie gesagt, wenn du nicht "ih, das ist eklig" sagst, sollte das gar kein Problem werden
Eine Kollegin von mir ist übrigens Veganerin und bekommt bald ihr erstes Kind. Das stelle ich mir dann schon anstrengender vor mit den Erklärungen, denn man kann ein Kind nicht vegan ernähren - finde ich zumindest.
Ich esse auch nicht alles und meine Kinder mögen manche Dinge auch nicht besonders gern. Nun hat eine Tochter Geschmack an Hackfleichbrötchen gefunden. War ja bisher kein Problem, weil mein Nochmann das auch gegessen hat. Aber ich habe hier in unserem neuen Wohnort einen guten Freund, der dann eben ab und an mal beim Abendessen hier sein wird, um mit meiner Tochter eben genau das zu essen.
Meine Kinder wissen, das man erst etwas ablehnen kann, weil es nicht schmeckt, wenn man es probiert hat. Vorher lasse ich kein "schmeckt nicht" gelten. Und deine Tochter wird sich nicht nur an die orientieren, sondern auch an ihrem Vater. Und dann muss man eben zu Hause mehrden Vater beim Essen agieren lassen, damit deine Tochter nicht zu sehr nach deinem Essenverhalt schaut.
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