Religionsausübung in der Schule
Hallo,
gestern Abend hatte ich eine Diskussion mit meinen Eltern, inwiefern Religion in der Schule tolerierbar ist. Daher habe ich mir mal genauer Gedanken zu dem Thema gemacht und frage mich, wie andere dazu stehen. Hier also erstmal meine Meinung:
Die Frage nach der Toleranz, die den Religionen in der Schule entgegengebracht werden soll, ist schwer und nicht eindeutig zu beantworten. Sie ist von zu vielen unterschiedlichen Weltanschauungen und Meinungen abhängig, sodass es schwer, wenn nicht sogar unmöglich ist, eine einheitliche Lösung zu finden, die jeden zufrieden stellt. Es ist allerdings gut möglich, Gründe für und gegen eine große Religionstoleranz in Schulen zu nennen und selbst Stellung zu ergreifen.
Es kommt natürlich darauf an, wie stark die Religion in der Schule präsentiert werden soll. Ein Kreuz, das in jedem Klassenzimmer an der Wand hängt, ist meiner Meinung nach das harmloseste Beispiel. Wie man sich als Atheist oder Andersgläubiger davon angegriffen fühlen kann, verstehe ich nicht. Um sich an einem derart kleinen und leicht zu übersehenden Zeichen zu stören, muss man selbst wiederum sehr intolerant sein. Schließlich ist Deutschland ein christlicher Staat und kann dies an manchen Stellen auch zeigen. Wer den Anblick eines Kreuzes einfach nicht ertragen kann, ist sich dessen im Normalfall auch schon vor der Auswahl seiner Schule bewusst und kann seine Entscheidung darauf abstimmen.
Ein kleines Kreuz im Klassenraum ist allerdings das einzige Religiöse, das ich in einer Schule akzeptieren möchte. Alles andere hat meines Erachtens nichts in einer Schule, in der wissenschaftlich belegte Tatsachen, die nichts mit Glauben zu tun haben zu suchen und lenkt nur vom eigentlichen Sinn der Einrichtung ab: sich zu bilden, den Verstand zu gebrauchen und rational zu denken. Somit finde ich ein anfängliches Gebet in jeder Stunde, wie es zum Beispiel in einigen Grundschulen praktiziert wird, nicht sehr passend. Wie sollen die Kinder selbst Verantwortung übernehmen und sich bei den Arbeiten nur auf sich selbst verlassen, wenn sie lernen, dass es einen Gott gibt, der auch in der Schule präsent ist und ihnen hilft? Die religiöse Erziehung ist meiner Meinung nach absolut nicht Sache der Schule, die auch nicht darüber zu entscheiden hat, welche Rolle Religion im Leben eines Kindes spielt. Vielmehr sollen die Eltern entscheiden ob und wie sie ihre Kinder religiös erziehen und dies selber tun.
Bei der Tolerierung des morgendlichen (christlichen) Gebets würde ich zudem der Toleranz anderen Religionen gegenüber entgegenwirken, die dadurch in den Hintergrund gedrängt werden.
Ebenso finde ich das Tragen von Schleiern und verhüllenden Kopftüchern in der Schule nicht tolerierbar. Zwar ist die Schule ein Ort, an dem man lernen soll den anderen zu akzeptieren und nicht auszugrenzen, egal wie anders er auch ist und man sollte auch islamischen Mädchen, deren Eltern auf Kopfbedeckung bestehen, nicht die Möglichkeit auf Bildung nehmen. Allerdings steht das Kopftuch einfach zu sehr für die Unterdrückung der Frau im Islam. Dies kann in einem emanzipierten Land wie Deutschland einfach nicht hingenommen werden. Die zum Teil schreckliche Behandlung der Frau im Islam ist meiner Meinung nach also der Grund, der die anderen Argumente für den Schleier überwiegt. Das Repräsentieren der eigenen Religion ist prinzipiell natürlich absolut in Ordnung, aber nicht auf Kosten der Gleichberechtigung von Mann Frau.
Abgesehen von diesen konkreten Beispielen finde ich die Toleranz der Religion gegenüber natürlich sehr wichtig. Ein anderer Glauben soll unter Mitschülern kein Grund zu Ausgrenzung sein und dafür sollte auch von Lehrerseite aus gesorgt werden. Gleichzeitig soll einem Schüler nicht die Wahl genommen werden, wie und ob er seine Religion ausleben will. Besonders wichtig ist auch, dass eine objektive Sicht der Lehrer gewährleistet ist und diese sich tolerant gegenüber Schülern mit einem anderen Glauben zeigen und diese nicht schlechter behandelt und benotet werden. Den Religionsunterricht erwähne ich bewusst nur kurz, da es in ihm nur um Religionslehre und nicht Erziehung gehen sollte. Dass Andersgläubige unter verschiedenen Unterrichten wählen können, ist dabei natürlich sehr wichtig.
Insgesamt finde ich also, dass bezüglich der Religion generell Toleranz angesagt ist, besonders auf persönlicher Ebene. Vom Schulalltag würde ich Religion allerdings weitestgehend ausschließen, da die religiöse Erziehung meiner Meinung nach Sache von den Eltern und später die eigene Entscheidung der Kinder ist. Außerdem ist die Unterdrückung der Frau in der Schule nicht zu dulden. Einzig ein kleines Kreuz im Klassenzimmer finde ich hinnehmbar.
Um nochmal die Anfangsfrage aufzugreifen: Wie seht ihr das? Inwiefern sollte Religion in Schulen noch auftreten?
Ich muss dir in mehreren Punkten widersprechen. Deutschland ist defacto kein christlicher Staat. In Deutschland ist zwar ein sehr großer Teil christlich bzw. fühlt sich am ehesten dem Christentum zugeordnet, dennoch ist Kirche und Staat klar getrennt. Die Kirche hat zwar gewisse Privilegien über die sich streiten lässt, so wird beispielsweise die Kirchensteuer über die Finanzämter eingezogen. Offiziell ist Deutschland aber nicht christlich und das ist auch gut so!
Ich als Atheist habe meine gewissen Probleme mit der christlichen Religion und habe somit auch keinerlei Verständnis für Kreuze in Schulen. Zum Glück wurden diese durch den Europäischen Gerichtshof endlich verboten. Ich sehe keinen Grund, warum Religion in einen öffentlichen Raum etwas zu suchen hat. Wer einer Religion angehört, kann in deren Zusammenhang so viel praktizieren, wie er will, solange er damit nicht andere in ihrer Religion bzw. Nicht-Religion einschränkt. Ein Kreuz in einer Schule zeichnet diesen Ort einer bestimmten Religion zugehörig aus. Demnach sind alle Menschen, die nicht mit dieser Religion übereinstimmen an diesem Ort unpassend. Also weg mit den Kreuzen. Andersherum gedacht: Was nutzt dem Christen das Kreuz an der Wand?
Oft werden die sogenannten "christlichen Werte" mit den Werten der partizipierenden Kirche verwechselt. (Unter Kirche verstehe ich insbesondere die katholische - gegenüber der evangelischen bin ich weitaus toleranter). So war es nicht die Kirche, die zu einer Gleichberechtigung von Mann und Frau geführt. Die kath. Kirche hat eine klare Abneigung gegen Homosexuelle, verbietet Kondome und prädigt ein vollkommen veraltetes Weltbild.
Die Werte unserer Gesellschaft würde ich vielmehr von der Bildung und Entwicklung ableiten, als von einer Religion.
Ich würde es befürworten, den Religionsunterricht abzuschaffen. Eine Bildung explizit im eigenen (?) Glauben kann außerhalb der Schule geschehen. Stattdessen ist es viel wichtiger über die unterschiedlichen Religion zu sprechen und über allgemeine Werte und Normen, die unabhängig von Religionen in unserer Gesellschaft bestehen. Auch wenn dies im Religionsunterricht geschehen soll, so liegt der Schwerpunkt doch meist auf dem Christentum. Wird über eine andere Religion gesprochen, so wird diese meist mit dem Christentum in Bezug gestellt, was zunächst nicht schlecht ist. Bei einer Mehrheit der Lehrkräfte ist die indirekte Botschaft aber die, dass das Christentum die meisten Vorteile hat. Über Atheisten wird meist nichts berichtet - vermutlich weil es offensichtlich ist, dass viele Menschen auch ohne Religion leben und es keine festen Regeln dafür gibt.
Eine Ablehnung des Kopftuches in Schulen, wie du es forderst, halte ich für zu undifferenziert. Auch wenn es nicht deine Intention ist, so habe ich deine Aussage als Ablehnung gegenüber des Islams wahrgenommen. Ich stelle Kruzifixe in etwa auf eine Ebene mit Kopftüchern - beides lehne ich ab. Beides symbolisiert letztlich eine starke Unterordnung in die Religion. Während das Kopftuch sich explizit gegen Frauen richtet, was natürlich anders zu bewerten ist, symbolisiert ein sterbender Mensch an einer Wand einer ehrfürchtige Unterordnung in die Hierachie einer Kirche. Die Menschen sollen stets einen leidenden Menschen huldigen bzw. im Hinterkopf haben und sich aus dieser Haltung heraus an das Reglement der Kirche halten. Es sind also Symbole die einen starken Bezug zur Religion ausdrücken.
Kopftücher nur aus der Schule zu verbannen ist ein vollkommen falscher Ansatz. (Bei Lehrkräften ist das eine andere Sache) Eine solche Forderung würde zu deutlich mehr Intoleranz führen. Wie sollen sich Schülerinnen und Schüler zu Personen mit Kopftuch verhalten, wenn ihnen von Beginn an ein Kontakt zu Kopftüchern untersagt wird. Die Forderung müsste vielmehr lauten Kopftücher im Allgemeinen zu verbieten, um die Rechte der Frau zu wahren - auch wenn diese Forderung nicht so einfach ist, wie sie scheint.
Auch wenn du es so direkt nicht gesagt hast, ist es falsch zu sagen, die Frau würde im Islam grausam behandelt, wenn man "Islam" wie so oft als Synonym für alle Länder nimmt, die sich dem Islam zugeordnet fühlen. Genauso wie es in Deutschland viele konservative Flecken gibt, an denen weiterhin ein grausames Frauenbild herrscht, gibt es im Islam Orte an denen die Religion die Frauen stark beschränkt. Es gibt aber durchaus viele Orte bzw. Gesellschaftsschichten, in denen die Werte deutlich anders sind, sodass eine solche Verallgemeinerung oft zu einem falschen Bild führt. Viele MigrantInnen aus niedrigeren sozialen Schichten stellen nicht wirklich ein Paradebeispiel für einen liberalen Glauben.
Das war auf jeden Fall eine umfassende Antwort von "mich". Zum Teil berechtigte Kritik, zum Teil habe ich mich in meinem Text dann aber vielleicht falsch ausgedrückt oder wurde anscheinend falsch verstanden. Genauso wie du mir nichts konkretes vorwerfen wolltest, möchte ich das im Folgenden also auch nicht tun, sondern nur einige Dinge klarestellen.
Ich muss zugeben, dass ich die Aussage, dass Deutschland ein christlicher Staat ist, heute in der Schule aufgeschnappt habe (von meinem Religionslehrer, was eben auch wieder die von dir angesprochene Problematik bestätigt). Daher lasse ich mich da mal belehren . Ich würde dir allerdings wiederum widerprechen, wenn du sagst, dass in Deutschland Religion und Staat KLAR getrennt sind. Dies ist meiner Meinung nach nämlich nicht der Fall. Natürlich ist die Tendenz dazu vorhanden und oft wird es verallgemeinernd auch so gesagt, aber es gibt einfach noch zu viele Verbindungen. In Frankreich zum Beispiel ist diese Trennung weitaus strikter. Allerdings ist dies nur meine eigene Ansicht und bestimmt nicht unwiderlegbar .
Nicht um mich rechtzufertigen, sondern um das klarzustellen: ich würde mich ebenfalls als Atheist bezeichnen und lehne ebenso wie du viele Ansichten der katholischen Kirche ab, über die ich mich regelmäßig aufrege. Ich könnte gut auf jede Art von Religion verzichten und tue dies auch. Dennoch bin ich mir der Bedeutung bewusst, die der Glaube für viele Menschen hat.
Ebenfalls habe ich nie behauptet, dass alle Muslime ihre Frauen schlecht behandeln, aber es ist einfach nicht von der Hand zu weisen, dass mit der abendländischen Weltanschauung oft ein vollkommen anderes Bild der Frau verbunden ist. Dass es durchaus auch viele lieberalere Muslime gibt, in deren Familien sich alles so abspielt, wie wir es für normal und richtig halten, ist mir durchaus bewusst. Desweiteren habe ich abolut nichts gegen den Islam an sich. Dass das einfach Verbot von Kopftüchern an Schulen nicht alle Probleme löst und auch weitere aufwirft, ist mir ebenfalls bewusst und ich glaube, so habe ich es auch formuliert. Aber wenn du alles christliche strikt aus der Schule verbannen möchtest, sollte das gleiche nunmal auch für andere Religionen gelten.
Womit du mich überzeugt hast, ist dass Kreuze in der Schule allerdings tatsächlich völlig unnötig sind und ebenfalls einiges an Unrecht verkörpern.
Ich habe mich übrigens nicht angegriffen, sondern nur unverstanden gefühlt, da ich nie irgendetwas in einem solch umstrittenen Thema abolut und für jedermann gültig behaupten würde, genauso wenig wie ich ganze Gruppen unter irgendwelchen Stereotypen zusammenfassen würde.
nik0 hat geschrieben:Wie man sich als Atheist oder Andersgläubiger davon angegriffen fühlen kann, verstehe ich nicht. Um sich an einem derart kleinen und leicht zu übersehenden Zeichen zu stören, muss man selbst wiederum sehr intolerant sein.
Nur mal um noch auf das Kreuz zurückzukommen - dann könnte man ja alternativ auch eine Reihe von Symbolen anderer Religionen daneben hängen und eine atheistische Grundaussage wie "Es gibt keinen Gott, Religionen sind Unterdrückungsinstrumente!". Und wer dann etwas dagegen hat ist eben intolerant.
mich hat es ja schon ausführlich begründet, warum Kreuze und andere Symbole von Minderheiten in staatlichen Einrichtungen, die alle Steuerzahler gleichermaßen bezahlen nicht zu suchen haben. Ich muss als Atheist schon zwangsweise die Kirche zu 50 % mitunterstützen, weil Kirche und Staat in Deutschland eben nicht getrennt sind - da muss es auch nicht in der Schule sein.
nik0 hat geschrieben:Wer den Anblick eines Kreuzes einfach nicht ertragen kann, ist sich dessen im Normalfall auch schon vor der Auswahl seiner Schule bewusst und kann seine Entscheidung darauf abstimmen.
Fahre mal nach Bayern und suche eine Schule ohne Kreuz im Klassenzimmer und fang dann noch einmal mit Entscheidungsfreiheit an. Hier muss man sich als Elternteil explizit dafür aussprechen, dass dieses Ding rausgeworfen wird.
nik0 hat geschrieben:Ein kleines Kreuz im Klassenraum ist allerdings das einzige Religiöse, das ich in einer Schule akzeptieren möchte. Alles andere hat meines Erachtens nichts in einer Schule, in der wissenschaftlich belegte Tatsachen, die nichts mit Glauben zu tun haben zu suchen und lenkt nur vom eigentlichen Sinn der Einrichtung ab
Wenn man danach geht muss auch das Kreuz rausfliegen - Religionen sind nichts als Ammenmärchen bzw. Behauptungen ohne Beweise, und deren Symbole sollen die Schule verzieren? Das ist wie ein Hakenkreuz über einer Synagoge anzubringen, weil das ja nicht nur was mit den Nazis zu tun hat, sondern auch ein Glückszeichen ist.
Es gibt keinen Grund für ein Kreuz oder andere Symbole im Klassenzimmer, ganz einfach! Solang es keine konfessionellen Schulen sind, die nur auf Kosten der Kirche gehen gibt`s da überhaupt kein Recht.
nik0 hat geschrieben:Das Repräsentieren der eigenen Religion ist prinzipiell natürlich absolut in Ordnung, aber nicht auf Kosten der Gleichberechtigung von Mann Frau.
Dann müsste man Christen auch das Kreuzkettchen vom Hals reißen, denn Gleichberechtigung von Mann und Frau gibt es nicht im Christentum, oberflächlich nur bei den Protestanten.
Und das Kopftuch wird nicht nur als Instrument der Unterdrückung verstanden! Das ist eine klare Gratwanderung, da es Mädchen zwangsweise von Familien aufgedrückt werden kann aus Gründen ihrer Traditionen aber eben auch freiwillig getragen wird aus religiösen Gründen (da man seinen Glauben nach außen demonstrieren möchte) oder weil man sich abgrenzen möchte von anderen. Es gibt nicht wenige Frauen, die in ihren Herkunftsländern nie ein Kopftuch getragen haben weil man Gleicher unter Gleichen war, aber in Deutschland damit angefangen haben (freiwillig).
Religion ist einfach absolute Privatsache, nichts anderes und hat in Schulen und in der Öffentlichkeit nichts zu suchen. Im Grunde gehören auch Kirchen geschlossen, aber das ist ein anderes Thema. Wenn die Kirchen in der Öffentlichkeit vertreten sein wollen haben sie und ihre Mitglieder auch zu 100 % die Kosten dafür zu tragen, z. B. indem sie eigene Schulen (die momentan auch noch vom Rest der Nichtgläubigen mitbezahlt werden) haben wo sie ihr Zeug neben dem normalen Unterricht predigen können.
Es ist schon schlimm genug, dass wir hier religiöse Minderheiten immernoch jede Menge Einfluss auf unsere Gesellschaftsordnung nehmen lassen was selbst in Staaten, wo es wesentlich mehr Gläubige gibt verboten ist (wie eben Frankreich & die USA usw.). Wenn ich nur mal grob darüber nachdenke in welchen öffentlichen und staatlichen Einrichtungen die Kirche ein Mitbestimmungsrecht hat, und damit auch "Ungläubigen" ihren Willen aufzwingt, was sie nur damit begründet, dass sie halt noch ein paar Millionen Mitglieder und hier jahrhundertelang alle Menschen sowieso schon immer unterdrückt / kontrolliert hat wird mir schlecht.
Ok, also letztendlich beschränken sich die Kommentare zu meinem Text also darauf, dass ich versuche, dem Christentum (bzw den Katholiken) gegenüber ein wenig tolerant zu sein. Die vollkommene Ablehnung dieser Religion und der Wunsch, dass sie komplett verschwindet, den ich in Midgaardslangs letztem Satz erkenne, (ob diese Aussage beabsichtigt wurde, kann ich natürlich nur vermuten) überrascht mich schon ein wenig. Vorallem, dass sie als etwas absolut schlechtes dargestellt wird und dass absolut einseitig gedacht wird.
Natürlich werden Menschen unterdrückt, ausgebeutet, Kondome und Homosexualität werden verurteilt und viele bezahlen auch noch Steuern dafür. Über die reichlichen Nachteile ist sich ja jeder bewusst. Wie wichtig Religion für Milliarden von Menschen aber ist, wird nicht erwähnt. Konkretes Beispiel ist meine Oma, die nach dem Tod meines Opas besonders durch ihren Glauben Kraft geschöpft hat und oft in die Kirche ging um für ihn zu beten und glücklich war, so noch etwas für ihn tun zu können. Und ich kann mir gut vorstellen, dass dies noch für viele ältere Leute gilt.
Ebenso wird Millionen von Menschen Hoffnung gespendet, die sonst nichts mehr besitzen. Wenn die Religion den Menschen nicht so viel zurückgeben würde, würde es sie doch schon längst nicht mehr geben. Es ist ja nicht so, dass alle Menschen das Zeug, das ihnen erzählt wird, tatsächlich glauben, weil sie felsenfest von der Richtigkeit überzeugt sind, sondern weil sie es glauben wollen und der Glaube meist ihr einziger Ausweg aus ausweglosen Situationen ist. Ganz zu schweigen von den ganzen kirchlichen Hilfsorganisationen. (Ja, durch die Ablehnung von Kondomen und den damit verbundenen Geschlechtskrankheiten helfen die Spenden auch nicht mehr viel, ich weiß.)
Mann kann natürlich fragen, was das für Idioten sind, man selbst braucht den Mist als aufgeklärter moderner Mensch doch auch nicht. Aber ich finde es absolut ok, wenn verzweifelte Leute sich an ihren Glauben klammern, wenn sie sonst nichts haben.
So, ich hätte ja nie gedacht, dass ich mich jemals für Religion einsetzen würde, schließlich lehne ich sie und ihre Ansichten selbst strikt ab. Gleichzeitig bin ich mir aber auch ihrer enormen Bedeutung für viele Menschen bewusst. Daher finde ich es ein wenig engstirnig, die Religion als dermaßen schlecht zu bezeichnen und sie komplett zu hassen, wie es mir hier vorkommt.
nik0 hat geschrieben:Wie wichtig Religion für Milliarden von Menschen aber ist, wird nicht erwähnt.
Das gilt aber für jede Art von Religion und ist keine Besonderheit des Christentums.
nik0 hat geschrieben:Ebenso wird Millionen von Menschen Hoffnung gespendet, die sonst nichts mehr besitzen.
Und manche damit auch zu Dingen aus eben diesen Gründen motiviert, die sie sonst niemals tun würden. Kein Fundamentalist würde sich in die Luft sprengen oder fanatisch missionieren, wenn ihm nicht die Aussicht auf ein besseres Leben jenseits dieses Lebens in Aussicht gestellt werden würde.
nik0 hat geschrieben:Wenn die Religion den Menschen nicht so viel zurückgeben würde, würde es sie doch schon längst nicht mehr geben.
Nicht umsonst laufen den Kirchen, abgesehen vom Islam und anderen "neuen Strömungen im Abendland" die Mitglieder in Scharen davon - die Kirchen haben seit Jahren mit Austrittszahlen und Mitgliederschwund in Rekordhöhe zu kämpfen.
nik0 hat geschrieben:Ganz zu schweigen von den ganzen kirchlichen Hilfsorganisationen.
Die nicht einmal 4 - 5 % ausmachen von dem ausmachen, was die Kirche und ihre Aufwände und Bemühungen angeht. Der Rest entfällt auf Selbsterhalt und Selbstzweck. Und gerade verglichen mit nichtkirchlichen Hilfsmissionen, wie beispielsweise den nicht-konfessionellen der UN, schneiden diese auch alles andere als gut ab in der Gesamtbilanz.
nik0 hat geschrieben:Daher finde ich es ein wenig engstirnig, die Religion als dermaßen schlecht zu bezeichnen und sie komplett zu hassen, wie es mir hier vorkommt.
Das hat nichts mit Engstirnigkeit zu tun, sondern nur damit, dass es keinen positiven Aspekt gibt den andere Richtungen nicht bieten würden ohne den Hintergrund, die Gläubigen in gewisser Hinsicht zum Zwecke des Selbsterhalts materiell auszunutzen (denn auch Religion gibt es nicht umsonst) und andere mit in die Pflicht zu nehmen, die damit nichts zu tun haben wollen.
Wenn deine Oma statt in die Kirche zu einem Wahrsager oder einem anderen Märchenonkel gehen würde der ihr Geld nimmt und ihr dafür irgendetwas erzählt damit es sie tröstet würdest Du das bestimmt kritischer sehen - oder nicht?
Ok, jedes deiner Argumente ergibt natürlich Sinn und ist nachvollziehbar. In solch einer Angelegenheit gibt es einfach zu jedem Argument ein passendes Gegenargument. Daher werde ich jetzt nicht weiter versuchen dagegenzuhalten.
Ich wollte einfach nur darauf hinweisen, dass Religion beziehungsweise das hier durch geschichtliche Gründe und Zufälle einfach am meisten verbreitete Christentum nicht gänzlich ohne Sinn bestehen und auch viele Menschen dankbar dafür sind. Ich war mir einfach nicht sicher, ob dies bedacht wurde, auch wenn ich das bei solch einem Forum natürlich annehme. Wie gesagt, das ist meine Meinung der Kirche gegenüber und die wird es vorerst wohl auch bleiben. Viel mehr als demnächst aus der Kirche auszutreten kann ich persönlich ja leider auch nicht tun. Zudem muss ich zugeben, dass ich dem ganzen recht gleichgültig gegenüberstehe aber Menschen die sich eben an sie wenden und dafür bezahlen wollen dies auch gerne gönne.
Wenn deine Oma statt in die Kirche zu einem Wahrsager oder einem anderen Märchenonkel gehen würde der ihr Geld nimmt und ihr dafür irgendetwas erzählt damit es sie tröstet würdest Du das bestimmt kritischer sehen - oder nicht?
Um darauf nochmal abschließend einzugehen: ja. Obwohl ich auch finde, dass man zwischen Aberglaube und Glaube unterscheiden muss. Genauso wie meine Oma nicht jeden Mist glaubt, der in der Bibel steht oder sonst wo gepredigt wird, würde sie an so etwas glauben. Wobei ich auch wieder bei einem deiner Argumente wäre, dass einfach jeder Glaube - nicht nur das Christentum - den Menschen beistehen kann. Da stimme ich dir natürlich zu. Nur das Christentum bietet hier eben die am meisten verbreitete Grundlage um an irgendetwas zu glauben, das einem Kraft gibt. Ob dies jetzt gut oder schlecht ist, bewerte ich ja gar nicht.
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