Fehlende Englischkenntnisse bei der Bewerbung verschweigen

vom 03.12.2009, 15:45 Uhr

Ich habe einen Bekannten, der gerade seinen Master abgeschlossen hat und nun auf Jobsuche ist. Sein großes Problem ist allerdings, dass er kaum Englisch kann. Ich selbst habe keine Ahnung wie er so überhaupt durchs Studium kommen konnte, aber er hat wirklich einen ganz schlechten Wortschatz und eine eine miserable Aussprache - Das Problem ist aber eher, dass er Angst hat davor und deshalb kaum spricht. Es ist wirklich kaum zumutbar und er müsste daran dringend etwas ändern.

Nun hat er Controlling studiert und sich bei einer Firma beworben, initiativ, und die haben ihn zum Vorstellungsgespräch auch eingeladen. Er soll dort in einer Abteilung mit zwei Chinesen, einem Japaner und einem Schweden arbeiten und logisch, dass die Firmensprache Englisch ist. Die haben ihn allerdings beim Bewerbungsgespräch nicht nach seinen Englischkenntnissen gefragt - Meiner Ansicht nach, weil man davon ja ausgehen kann, wenn jemand seinen Master gemacht hat, dass er ein ordentliches Englisch spricht, oder?

Ich wüsste nun als Personalchef auch nicht, ob das nicht eher lächerlich wäre, sowas anzusprechen. Er hat also nicht erwähnt, dass er kaum Englisch spricht und hofft, dass das nicht zum Problem wird. Allerdings wird es das werden und ich kann mir vorstellen, dass sein Vrogesetzter deshalb wenig begeistert sein wird, wenn er selbst beim Speisen in der Kantine kein Wort versteht und kein Telefonat führen kann. Was würdet ihr an seiner Stelle jetzt tun? Zum Schnellkurs ist es zu spät. Allerdings würde ich an seiner Stelle dort nochmal anrufen und das offene Gespräch suchen.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Grundsätzlich würde ich sagen: Das kann gut gehen, aber das Risiko ist sehr hoch.

Das Risiko besteht darin, dass ihm in der Probezeit gekündigt wird und das macht im Lebenslauf keinen guten Eindruck. Das ist möglich, selbst wenn er nirgends angegeben hat, dass er Englisch gut spricht, da es in der Probezeit keines Grundes für die Kündigung bedarf.

An und für sich sollte das Unternehmen sicher stellen, dass ein Mitarbeiter gut englisch spricht, wenn dies für den Job notwendig ist. So zumindest in der Theorie. Ganz schlecht wäre natürlich, wenn der Bekannte in der schriftlichen Bewerbung angegeben hätte, er würde fließend oder verhandlungssicher englisch sprechen, und das Unternehmen hätte sich auf diese Aussage verlassen. Und noch schlechter wäre es, wenn in der Stellenausschreibung darauf hingewiesen worden wäre, dass sehr gute Englischkenntnisse für die Stelle notwendig sind.

Gibt es Hinweise, was man in dem Job mit Englisch tatsächlich "machen" muss? Ab und an mal ein Telefonat auf englisch fände ich noch nicht einmal so schlimm. Die Aussprache ist bei den meisten eh nicht so gut (da war doch von einem japanischen Kollegen die Rede ;-) ). Wenn das natürlich Tagesgeschäft ist, kann man diese Klippe nicht umschiffen.

Lange Rede kurzer Sinn: Man muss das Risiko abwägen. Wenn man aber weiss, das man wirklich permanent Englisch sprechen muss, hat das überhaupt keinen Wert. Wenn der Bekannte keine Probleme hätte, woanders eine Stelle zu bekommen, würde ich das Ganze auch nicht riskieren.

» ronald65 » Beiträge: 712 » Talkpoints: 3,45 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Es gab keine Ausschreibung für die Stelle, deshalb ist es auch schwierig zu sagen, dass das Unternehmen das erwartet hat - Denn es war ja nie die Rede davon. Die Frage wäre deshalb, ob sie sich nicht abgesichert haben, weil man von einem Hochschulabsolventen erwartet, dass er einigermaßen ordentliches Englisch spricht und deshalb gar nicht nachgefragt hat. Oder ob es schlicht und einfach vergessen wurde. Weil er ja aber weiss, was auf ihn zukommt, hätte er von sich aus natürlich irgendetwas dazu anmerken müssen. Wenigstens ein 'Ich gebe mir Mühe, dass es besser wird' oder 'Das wird meinem Englisch sicher gut tun, wenn ich viel sprechen muss'.

Ich sehe da echt schwarz für ihn, weil er einfach nichts dazu sagte. Naja, das Tagesgeschäft wird nun nicht komplett auf Englisch sein, aber er kann ja beispielsweise von dem Vorgesetzten seiner Abteilung kaum etwas verstehen, wenn der ihm etwas erklärt. Sein Englisch ist wirklich miserabel. Deine Idee ist ganz gut, sodass man meinen könnte, man kann das packen hin und wieder, aber es ist wirklich, dass er es nicht einmal versteht wenn man einfachste Situationen schildert. Er ist sehr untalentiert was die Sprache betrifft. Würdest du also lieber vorher nochmal den Kontakt suchen, bevor der erste Arbeitstag losgeht?

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



So selten ist das denke ich gar nicht, dass jemand trotz Studium schlecht Englisch spricht. Je nachdem was für eine Sprachenfolge man in der Schule hatte und was man in der Oberstufe abgewählt hat, kommt man nur auf wenige Jahre Englisch. Seminare für Fachenglisch während des Studiums sind keine Pflicht und bei den neuen Bachelor und Master Studiengängen hat man wahrscheinlich auch gar keine Zeit mehr ein Seminar aus Interesse zu belegen für das es keine Schein gibt.

Ich kann mich aus meiner Studienzeit an ein Seminar mit einem amerikanischen Gastdozenten erinnern in dem einige Kommilitonen überhaupt nicht mitgekommen sind und das lag wirklich nicht an seinem Akzent, was ich nachvollziehen könnte, sondern wirklich an mangelnden Sprachkenntnissen, denn diese Leute hatten auch große Probleme mit ausgeteilten Kopien und solchen Sachen.

Ich würde an Stelle deines Bekannten erst mal abwarten und schauen, wie alles in der Firma so abläuft. Denn ich habe eigentlich die Erfahrung gemacht, dass Fremdsprachen im Vorstellungsgespräch erwähnt werden, wenn sie für den Job wichtig sind, teilweise werden Vorstellungsgespräche dann auch teilweise oder komplett auf Englisch geführt um einfach zu sehen wie der Kandidat mit der Situation klar kommt. Denn es gibt ja auch Leute die trotz guter Fremdsprachenkenntnisse Hemmungen haben, weil ihnen die Praxis fehlt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich gehe auch davon aus, dass dort davon ausgegangen wurde, dass Englisch praktisch zum Handwerkszeug gehört. Daher ist es nachvollziehbar, wenn nicht explizit danach gefragt wurde. Vermutlich hat man sogar überlesen, dass das nirgends in den Bewerbungsunterlagen steht. Was mich aber ein wenig wundert, weil idR. doch wenigstens eine Fremdsprache angegeben wird, die man angeblich verhandlungssicher beherrscht. ;)

Jetzt ist aber die Situation sowieso schon soweit verloren, als dass das Vorstellungsgespräch erfolgreich verlaufen ist, und die Firma an seiner Mitarbeit interessiert ist. Eigentlich ist das ja ein Grund zur Freude. Sollte das nun folgende aber wirklich gleich der Beginn der Beschäftigung sein, macht er sich keine Freunde.

Eigentlich hätte ich auch ein zweites Bewerbungsgespräch erwartet. Genügend Bewerber sollten ja vorhanden sein, so dass das Unternehmen sich den Luxus hätte leisten können, den wirklich passenden Neuen in einem weiteren Gespräch zu selektieren.

Wenn nun die neuen Kollegen tatsächlich nur temporär in Deutschland und der Deutschen Sprache nicht mächtig sind, dann wird man ihm vermutlich nicht die nötige Zeit geben, seine Kenntnisse entsprechend zu verbessern. Die Situation richtig retten könnte er vermutlich nur dadurch, dass er fließend Mandarin spricht. Oder auch Kantonesisch, je nachdem woher die Chinesen sind.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Also ich kann nur von meiner Firma sprechen, bei uns ist Englisch sehr wichtig und auch täglich gefordert. Sei es in Briefform oder auch mündlich. Auch müssen wir viele Texte schreiben wo viele Fachvokabeln vorkommen - also Finanzenglisch genauso wie gesetzliche Texte. Bei mir wurde beim Einstellungsgespräch durchaus gefragt ob und wie gut ich Englisch sprechen kann. Ich habe in meinen Bewerbungsunterlagen sogar hineingeschrieben dass ich es kann.

Wenn dein Bekannter nun erfährt, dass er dort täglich Englisch braucht, würde ich auf alle Fälle das Gespräch suchen. Immerhin wird es sofort auffallen und er wird wahrscheinlich innerhalb kürzester Zeit entlassen weil er nicht ehrlich war.

Eine Freundin von mir hat in einem Unternehmen gearbeitet wo alle Angestellten Englisch sprachen, da war es gar nicht möglich als Nicht-Englischsprecher durchzukommen. Es wurde einfach alles in Englisch vereinbart und sogar der Vertrag (obwohl österr. Unternehmen) war in Englisch.

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» misses_jessica » Beiträge: 963 » Talkpoints: -4,91 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Das die Firma davon ausgeht, das er auf Grund seines Abschlusses auch entsprechend gut Englisch kann, kann ich mir nicht vorstellen. Denn so wie du das beschreibst, ist die Firma doch sehr international ausgerichtet und da wäre die Frage mit Sicherheit gekommen, wenn Englisch so wichtig wäre.

Auch wenn man mit Kollegen anderer Nationalität zusammenarbeitet muss dies nicht unbedingt in einer Fremdsprache erfolgen. Also sollte man dem Arbeitsbeginn erstmal recht entspannt entgegen sehen und seine Sprachkenntnisse verbessern sich dann auch in der Praxis.

Ich kenne genug Leute, die in der Schule und auch im Studium mit einer Fremdsprache enorme Probleme hatten und dann im Arbeitsleben ging es ziemlich problemlos die Sprache dann anzuwenden.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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