Kann man im Internet wirklich unsichtbar sein?

vom 30.11.2009, 19:06 Uhr

Ich habe immer wieder in verschiedenen Zeitschriften gelesen, dass man durch die Verwendung von bestimmten Programm in Internet "unsichtbar" sein kann. Das heißt, dass niemand zurückverfolgen kann, von wo ich komme und wo ich mich gerade befinde und was ich gerade mache. Durch das Surfen auf Proxys soll all das möglich sein.

Nun hört sich das Ganze ziemlich verlockend an und wer hat schon nicht gerne so viel Privatsphäre wie möglich. Nun stellt sich mir allerdings die Frage, ob man sich besonders verdächtig macht, wenn man solche Proxys benutzt oder ob diese überhaupt etwas bringen. Falls ja, was wäre eurer Meinung nach der beste Proxy? :)

» MandaloreX » Beiträge: 617 » Talkpoints: 0,03 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Diese Programme bringen dir in der Praxis nichts, denn du wirst dich bei keinem seriösen Anbieter registrieren können. Beispielsweise will ich nur einmal das Forum hier nennen. Deine IP-Adresse wird mit Sicherheit auch nachgefragt. Oder beim Online Banking kannst du dir anonym überhaupt nicht einloggen.

Warum muss man im Internet unsichtbar sein? Wenn ich nicht Illegales mache habe ich doch damit kein Problem. Nur wenn ich mich nicht an geltendes Recht halte bin ich auf solche Maßnahmen angewiesen. Aber für den Normalverbraucher kann dies überhaupt nicht das Thema sein denke ich.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


@ karlchen66
Das ist nicht so ganz richtig mit dem " kein Thema für Normalverbraucher". Es gibt Leute, die achten auf ihre Privatsphäre und es gibt scheinbar Leute wie dich, denen das egal ist. Es kann ja wirklich jeder nachgucken, wo ich mich wann aufgehalten habe und das müssen nicht mal illegale Sachen sein. Es kann auch sein, dass man sich auf Seiten aufhält, die zur Bekämpfung von Hämorrhoiden oder Geschlechtsinfektionen dienen und man nicht will, dass das jeder erfährt. :wink:

» MandaloreX » Beiträge: 617 » Talkpoints: 0,03 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Wenn ich das schon wieder höre, wenn "ich nichts zu verbergen hab" :x

Sollte die Privatsphäre nicht etwas sein, was zunächst vollständig dein eigen ist, von dem du nach deinem Ermessen Anteile veröffentlichen kannst? Wieso wird der Wunsch seine eigenen Daten zu kontrollieren gleich wieder mit Kriminalität assoziert?

Generell kann man aber weitesgehend anonym im Internet sein. Wobei für dich als Anwender ohne große Erfahrung eine absolute Anonymität wohl nicht möglich ist. Es ist meistens nur eine Frage des Interesses und des Geldes an die entsprechenden Daten zu kommen. Der Nachteil an den Anonymisierungsdiensten ist, dass deine Daten über viele Server geleitet werden, bis sie bei dir sind - das bremst deine Internetverbindung stark ab.

Des Weiteren funktionieren Foren etc. auch wenn man anonym im Internet unterwegs ist. Was sollte dagegen sprechen? Die Login-Information ist über einen Cookie gespeichert und entsprechende Informationen werden mit den ausgehenden Paketen verschickt. Die Pakete an dich werden von einem Server gesendet, der diese an dich über viele weitere Server weiterleitet.

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» mich » Beiträge: 665 » Talkpoints: 2,91 » Auszeichnung für 500 Beiträge



MandaloreX hat geschrieben:Es kann auch sein, dass man sich auf Seiten aufhält, die zur Bekämpfung von Hämorrhoiden oder Geschlechtsinfektionen dienen und man nicht will, dass das jeder erfährt.

Aber keiner weiß doch warum du diese Seiten dir anschaust, denn du kannst ja auch einen medizinischen Beruf haben. Ganz privat bist du weder Online noch Offline, denn irgendjemand hat immer gewisse Daten von dir. Wenn man wie du sagst im Internet unsichtbar ist können auch beispielsweise Minderjährige Seiten sich betrachten die für ihr Alter nicht geeignet sind.

Wenn du zu Hause an deinem privaten Rechner arbeitest kann beispielsweise kein Unbefugter deine Daten sehen. Nur in einem Internetcafé kann das sein aber dort musst du ja nicht deinen Namen angeben, wenn du nur auf Seiten surfen tust ohne dich einzuloggen.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Also jetzt mal abgesehen davon, dass man vielleicht kriminell ist oder eben etwas zu verbergen hat, Anonymität im Internet kann auch ganz andere Beweggründe haben. Du glaubst ja gar nicht, wie viele Unternehmen massenhaft Daten sammeln. Anhand deiner IP Adresse kann man so ziemlich jeden identifizieren, wenn man den Zeitpunkt kennt und ein paar Kontakte zu Providern hat. Und da werden eben auch „normale“ Leute nicht ausgeschlossen.

Stell man sich vor, ich bin Max Mustermann und habe einen Onlineversand mit Wildschwein. Nun möchte ich etwas Werbung machen. Aber für mein doch recht spezielles Produkt möchte ich nicht tausend Leute anschreiben. Dann kommen nette Leute, die ganz viele tolle Daten erhoben haben und mir sagen, bei welchen Leuten ich wahrscheinlich mehr Erfolg habe.

Klingt toll? Nein, denn modernes Marketing ist überall. Niemand kann sagen, dass es ihn nichts angeht. Jeder wird früher oder später mal zufällig erfasst. Vielleicht nicht konkret, nicht gezielt und unbewusst. Aber jeder ist betroffen. Nun gibt es natürlich Leute, die stört das nicht, die lassen sich gerne über mehr oder weniger interessante Angebote informieren. Auch das ist legitim.

Aber wenn ich sage, dass ich nicht möchte, dass jemand nachverfolgen kann, ob ich beispielsweise Kondome kaufe, dann ist das doch auch ein Standpunkt, den man vertreten kann. Und insofern ist diese Diskussion unnötig. Aber ich möchte zum Beispiel auch nicht, dass alle mein Shoppingverhalten bei Amazon mitverfolgen können.

Und deshalb was zu der anfänglichen Frage: Ja, es gibt Dienste, um deinen Datenverkehr zu anonymisieren. Aber gleich vorneweg: Kein Dienst ist 100% sicher. Wenn also der BND hinter dir her ist, sind die sicherlich in der Lage, die Ressourcen aufzubringen, um dich doch im www zu finden. :lol: . Da ich aber nicht davon ausgehe und es auch egal wäre, wenn es so wäre, steuere ich vielleicht einmal mein Wissen dazu bei.

Ein sogenannter Proxy Server schaltet sich zwischen deine Datenleitung und leitet sie dann weiter. Der Empfänger der Daten sieht dann aber nicht deine IP Adresse, sondern die des Proxys. Ein einfaches Modell dafür wäre:

A gibt B einen Brief. B weiß, dass es von A kommt. Da möchte A aber nicht. A gibt den Brief also an C, der ihn wiederum B gibt. B weiß also nicht, dass der Brief von A kommt.

Selbstverständlich weiß der Proxy deine IP und kann meistens auch deinen Datenverkehr einsehen. Das ist nicht weiter schlimm, wenn es sich um einen seriösen Anbieter handelt. Wenn ein Computerkrimineller am Proxy sitzt, dann hast du wohl Pech gehabt.

Gute kostenlose Proxys sind z.B das TOR-Netzwerk oder JAP (Jondonym). Bei denen wird es noch etwas komplizierter als nur ein „einfacher“ Proxy. Bei TOR ist anzumerken, dass viele private Knoten an dem Netz hängen, und somit sicherlich auch bösartige, deshalb mit Vorsicht zu genießen. JAP ist eigentlich schon recht sicher, aber sehr langsam und öfters sind die Server auch einfach voll.

Daneben gibt es noch viele kostenpflichtige Proxys. Diese kosten aber auch ordentlich, je nach Datenvolumen etc. Ob die dann so seriös sind, na ja. Es ist schwer, gute Proxy zu finden, denn letztendlich muss man ihnen vollkommen vertrauen, da man statt den vielen einzelnen Empfänger meiner Daten ja dann nur noch einen hat, der mir dafür theoretisch bei allem zuschauen kann, was ich im Internet mache.

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» Schweinebraten John » Beiträge: 181 » Talkpoints: 0,25 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Anonym surfen zu wollen kann viele Beweggründe haben und ich bin der Meinung, dass kein Einziger der vielen Gründe hinterfragt werden darf! Jeder soll das Recht darauf haben, unerkannt bzw. nicht nachvollziehbar im Web zu surfen!

Das heißt aber natürlich nicht, dass es für alle Dienste Sinnvoll ist. Gehe ich z.B. über die Webseite meiner Bank um meine Konten zu prüfen oder auf die Webseite meines Freemailers, so liegt es in der Natur der Sache, dass ich mich auf deren Seiten zu erkennen gebe. Sonst komme ich nicht an meine Daten. Hier anonym auftreten zu wollen, macht keinen Sinn.

Wohingegen es sein kann, dass ich auf eine Seite gehe, bei der ich nicht will, dass der Betreiber auch nur erahnen oder nachvollziehen können soll, wer ich bin. Da helfen mit Proxy Server. Am Besten zwei oder mehr nacheinander geschaltet.

Dann sieht der Seitenbetreiber eine IP Adresse und kann sie dem Proxy zuordnen, aber nur der Proxy weiß, woher die Anfrage kam. Wenn das wieder ein Proxy ist, weiß der wiederum, woher die Anfrage kam, aber nicht wohin.

Das Beispiel mit dem Brief vom Schweinebraten John ist da eigentlich ein schön anschauliches Bild hierfür. Mit noch einer Kaskade mehr wird deutlich, weshalb ein Angriff erschwert wird, selbst wenn einer der Knoten überwacht wird.

Der große Nachteil ist natürlich im Moment die Geschwindigkeit. Denn es dürfte einleuchten, dass das zusätzliche Routen der Pakete auf wenige Proxys schlicht Zeit kostet. Für große Datenmengen ist es also eher ungeeignet. Aber zum normalen Surfen sollte es reichen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Anonym surfen zu wollen kann viele Beweggründe haben und ich bin der Meinung, dass kein Einziger der vielen Gründe hinterfragt werden darf!

Jetzt muss ich aber widersprechen. Jeder der vielen Gründe darf hinterfragt werden! Wir sind in einer freien, demokratischen Gesellschaft. Somit darf ein jeder Fragen stellen. Das heisst ja nicht, dass die Beweggründe nicht koscher sein können.

Grundsätzlich hat es mich schon auf den Punkt gebracht, die Privatsphäre ist grundsätzlich mein Eigentum, da kann ich damit verfahren wie ich will. Ein Eindringen in selbige ist grundsätzlich eine Art Hausfriedensbruch.

Aus technischer Sicht ist es akzeptierbar, dass z.B. im Internet die Privatsphäre nicht oberste Priorität geniesst, der technische Aufwand ist gross und würde das Surfen für den Normalbenutzer unnötig verkomplizieren.

Wenn ich draussen rumlaufe, dann verkleide ich mich ja auch nicht mit Klebeschnurrbart und Perücke, nur um meine Privatsphäre zu behalten und damit niemand weiss, dass ich in eine Apotheke ging um mir eine Hämorrhoidensalbe zu kaufen. Aber wenn jemand meint, dass es ihm zu peinlich ist, dann darf er sich natürlich so unkenntlich machen. Meinetwegen. Aber ich darf mich dann als Privatperson schon fragen, warum der Typ der da in die Apotheke geht einen Klebeschnurrbart und Sonnenbrille trägt.

» thisnamewasfree » Beiträge: 1102 » Talkpoints: 2,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


@thisnamewasfree
Das wird jetzt doch sehr philosophisch. ;) Aber ich muss einfach darauf antworten.

thisnamewasfree hat geschrieben:Wir sind in einer freien, demokratischen Gesellschaft.

Eine freie und demokratische Gesellschaft kann es nicht über einen Beschluss geben. Allein die Tatsache, dass für diese Gesellschaft geheime Wahlen ein hohes und fortschrittliches Gut bedeutet, widerspricht dem Freiheitsbegriff. Denn offenbar drohen negative Konsequenzen, wenn andere wissen, was ich denke bzw. wähle. Gäbe es sie nicht - diese Konsequenzen (und welche könnten das in der freien Gesellschaft sein?), müsste man sich nicht hinter dieser geheimen Wahl verstecken. Aber das nur als ein Punkt.

Wenn man mir in dieser Gesellschaft das Recht auf Anonymität zuspricht, dann sind die Beweggründe eben nicht zu hinterfragen! Allein der Gedanke, zu behaupten, Anonymität wäre ein Recht - aber anschließend die Beweggründe erörtern zu wollen, ergibt doch einen Widerspruch. Akzeptiert man das Recht, weiß man auch, dass das Fragen keinen Sinn macht. Hält man das Recht für verzichtbar, fragt man nach. Gerne auch in der Hoffnung, Gründe zu finden, die gegen das Recht sprechen.

Und ja, wenn ich in die Apotheke gehe und mir Hämorrhoidensalbe hole, dann verkleide ich mich nicht. Aber ich hinterlasse auch keine eindeutige Personalausweis ID, mit der der Apotheker potentiell die Möglichkeit hätte, auf meine Identität zu schließen - aktuell würde offiziell die Ausweisstelle dem Apotheker sicher keine Daten preis geben. Aber wenn die Sachbearbeiterin dessen Frau wäre? Und zusätzlich hat der Apotheker nicht die Möglichkeit, diese Personen ID für alle Zeiten zu speichern, so dass später eine Anfrage meiner neuen Krankenkasse entsprechend positiv beantwortet werden könnte. Wie sich die rechtlichen Rahmenbedingungen entwickeln, weiss kein Mensch. Aber das speichern und sammeln von Daten ist billig.

Beim surfen hinterlasse ich jedoch zunächst eben diese ID - und über den Provider findet man (mindestens) den Anschlussinhaber heraus. Anders, wenn ich die IP Adresse eines Stellvertreters hinterlasse (die des Proxy Servers!). Ich denke, der Unterschied ist sichtbar.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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