Schnellere Karriere durch Bescheidenheit?!

vom 29.11.2009, 13:46 Uhr

So manch ein Berufseinsteiger denkt, durch Selbstdarstellung schneller Karriere zu machen. Dabei sind Forscher der Universität Bonn zu dem Ergebnis gekommen, dass Bescheidenheit eher der Schlüssel zu einer schnellen Karriere ist. Das hört sich recht merkwürdig an, ist aber mit etwas Hintergrundwissen nachvollziehbar.

Wenn ein Berufseinsteiger bescheiden auftritt, dann findet er - gute Leistungen mal vorausgesetzt - schneller einen Mentor, der ihn auch stärker unterstützt. Je nassforscher und damit selbstgefälliger Berufseinsteiger auftreten, desto schwerer finden sie einen Mentor. Mentoren aber sind wichtig um im Berufsleben schneller voranzukommen.

Zu dieser Erkenntnis kamen die Forscher nachdem sie 340 Absolventen von Universitäten und Fachhochschulen während derer ersten 5 Berufsjahre begleitet hatten. Als Kriterien für den Erfolg wurden Einkommen und die Position in der Unternehmenshierarchie gewählt. Neben diesen objektiven Kriterien erfuhren die Forscher auch, dass Einzelkämpfer weniger zufrieden mit dem beruflich Erreichten waren als die durch einen Mentor unterstützten Einsteiger.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das kann ich teilweise bestätigen, was die Bescheidenheit angeht, teilweise weil

JotJot hat geschrieben:Zu dieser Erkenntnis kamen die Forscher nachdem sie 340 Absolventen von Universitäten und Fachhochschulen während derer ersten 5 Berufsjahre begleitet hatten.

das im Grunde meiner Erfahrung nach nur für die ersten Jahre gilt wo Networking ein wichtiger Baustein ist um die Kontakte zu schaffen später schneller voranzukommen. Wer aber die ganze Zeit bescheiden auftritt hat es irgendwann aber auch schwerer, teilweise weil ab einer bestimmten Ebene Aggressivität wichtig ist um Punkte zu machen und andere auszustechen und andererseits da wer stets das Licht unter den Scheffel stellt nicht als Führungsperson wahrgenommen wird.

Leider kenne ich da so einige Fälle, wo manch Pflaume auf einem Posten saß bzw. diesen bekommen hat obwohl kompetentere Kandidaten, die sich selten in der Vordergrund drängen, geeigneter wären aber seit Jahren auf dem gleichen Posten dahinvegetieren.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


"Tue gutes und rede darüber." Das kenne ich eigentlich als Möglichkeit, Karriere zu machen. Bescheidenheit oder gar Tiefstapelei als Karrieremotor kann ich mir nicht vorstellen. Aber vermutlich ist es schon so, dass hier nur die ersten paar Jahre im Blickfeld stehen. Außerdem ist vermutlich die Betriebsgröße entscheidend, wenn man sich für einen Weg entscheiden muss.

Welchen Mentor könnte man sich in einem mittelständischen Betrieb der eben vom Gründer und dessen Söhnen/Töchtern geführt wird vorstellen? Ganz anders ist doch da die Auswahl in einem Weltkonzern.

Ich als Außenstehender kann hier schon beobachten, dass die natürliche Selektion ganz sicher nicht die Besten und Fähigsten nach oben bringt! Das sage ich aber nicht aus Neid und Missgunst heraus. Egal, welche Meßlatte ich hier anlege (generierter Umsatz, Abschluss von Projekten, Abschluss von relevanten Projekten, Abschluss von profitablen Projekten) - immer gibt es (nicht mal wenige), die in keiner Kategorie wirklich etwas geleistet haben und dennoch so sehr ins Rampenlicht rücken, dass sie sich selbst als Aufstiegskandidat präsentieren und tatsächlich zu überzeugen wissen!

Dabei spielt dann auch die Sympathie der Entscheidungsträger gegenüber den Aufsteigern eine wichtige Rolle. Und um eben in deren Augen sympathisch und vor allem fähig zu wirken, ist es von Nöten, von sich Reden zu machen.

Ich würde das zwar nicht so drastisch auszeichnen wie Subbotnik das macht. Aber der Gedanke ist richtig und die von ihm genannten Fälle sind mir hier eben auch nicht unbekannt! Wer sein Licht unter den Scheffel stellt, der wird nicht wahrgenommen. Wie sollte so jemand den Vorzug bei einer Neubesetzung in Führungspositionen bekommen?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Bescheidenheit mag helfen, aber wer schüchtern im Hintergrund bleibt und sich nicht traut, hat es garantiert schwerer als andere. Es ist leider so, dass im Berufsleben niemand auf einen wartet, auf eine Stelle kommen in aller Regel etliche Bewerber. Wer seine Leistungen da nicht hervorzuheben weiß, bleibt auf der Strecke. Es darf allerdings auch nicht in Angeberei ausarten.

Aber zu bescheiden lässt auch unsicher wirken. Und das ist ein Nachteil. Eventuell wird der zu Bescheidene auch übersehen oder man traut ihm nicht zu, sich entsprechend durchsetzen zu können, wenn es sich um eine Führungsposition handelt.

Für den Berufseinstieg ist Bescheidenheit aber auf jeden Fall besser als ein übersteigertes Selbstbewusstsein. Und ganz sicher wichtig ist auch ein dickes Fell, wer eingeschnappt reagiert und keine Kritik verträgt, hat in so ziemlich jedem Job doch schon verloren.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Vielleicht sollte man mal Bescheidenheit innerlich von Schüchternheit trennen. Wer bescheiden ist, der tut dieses bewusst, wer schüchtern ist, hat ja nicht so wirklich die Wahl. :wink:

Grade am beruflichen Anfang gibt es so einige, die derart selbstüberzeugt auftreten, obwohl die berühmten Eierschalen noch hinter den Ohren kleben, dass man versucht ist sie mal beiseite zu nehmen und zu sagen "Siehst du die Wand da? Gegen die fährst du grade" - aber die sind dann so selbstbezogen, das sie es nicht merken. Und das ist dann was die WIRKLICH hemmt: Nichts nervt mehr als ein Newbie, der meint alles besser zu wissen.

Deshalb funktioniert die Sache mit dem bescheidenen Auftreten: Eigentlich nimmt man ja gerne jemanden unter die Fittiche und zeigt wo die Tricks sind und wie es läuft. Das macht man aber nur mit jemanden den man leiden mag und von dem man sich vorstellen kann, das er vielleicht sogar mal die eigenen Fußstapfen ausfüllt. Hingegen dem Nerv-Newbie erzählt man dann auch mal "Wahnsinn ihre so innoativen Vorschläge, haben sie die schonmal dem Chef unterbreitet?" ... wohl wissend, das der als letzte Neuerung die Nutzung des Feuers eingeführt hat, aber auch erst nach viel Überredungskunst.

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


@Nephele:
Bin ganz Deiner Meinung, die Integration in ein neues Umfeld ist meist einfacher, wenn man gewillt ist sein Können nicht jedem aufzudrängen und bei Fragen und Problemen den Kontakt zu seinen neuen Kolleg_innen zu suchen.
Diese Form des Vorgehens zielt, meiner Ansicht nach, darauf sich zunächst nicht über, aber auch nicht unter den gleichgestellten Mitarbeiter_innen zu positionieren. So erhält man den nötigen Rückhalt in der Crew, der einem dann in der Zukunft von Nutzen sein kann.

Wenn man sich später doch für Führungspositionen interessiert und daraufhinarbeitet, kann man immernoch durch zielstrebiges, professionelles Auftreten Sympathien sammeln. Dies kann man vielleicht am leichtesten dadurch erreichen, wenn man eine stets gute Leistung erbringt?!

» TheOther » Beiträge: 10 » Talkpoints: 3,22 »


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