Vor 20 Jahren fiel die Mauer, wo wart ihr?
stand ich kurz vor meinem 14. Geburtstag, einem Alter, indem ich genug realisieren konnte, aber auch eines, indem mir die negativsten Erlebnisse erspart geblieben sind.
Am 09.November 1989 saß ich, wie viele andere auch, einfach vor dem Fernseher. Ich erinnere mich an die Pressekonferenz und die verwirrende Aussage von Schabowski, die auch wir, im Kreise der Familie, erst nach einigen Minuten wirklich verstanden. An mehr kann ich mich leider nicht errinnern.
Die wirkliche Bedeutung dieser Tage erschloß sich mich allerdings erst einige Monate später. Die Realität wichtiger Zeitpunkte der Menschheit ist manchmal unspannender als es ein Rückblick darauf vermuten lässt.
Ich war zu diesem Zeitpunkt knapp 16 und damals in der 10. Klasse. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich den Fall der Mauer gar nicht so recht realisiert habe. Zwar gab es in der Schule schon vorher viele Diskussionen, aber die waren dann doch mehr von der Meinung der Eltern geprägt als von uns selbst. Und als die Meldung selbst kam, hatten wir Kids schon gar nichts mehr vor dem Fernseher zu suchen. Obwohl ich damals schon ein eigenes Gerät im Zimmer hatte, hab ich mich auch daran gehalten.
Im übrigen muss ich sagen, dass wir den 9. November 1989damals noch lange nicht als Tag des Mauerfalls sahen. Gut wir durften jetzt unsere Verwandten besuchen und nicht nur umgekehrt. Das hieß aber erst mal nur, dass wir reisen durften, den Fall der Mauer bedeutete das erst mal nicht. Dementsprechend haben meine Eltern auch gleich dafür gesorgt, dass mein Bruder und ich am übernächsten Tag nicht in die Schule brauchten, weil mein Papa uns unbedingt mal den Westen zeigen wollte, bevor der Reiseverkehr vielleicht wieder eingeschränkt würde.
Das war zwar nicht der einzige Grund, aber das habe ich erst viel später erfahren. Im Nachhinein betrachtet eine absolut richtige Entscheidung.
Ich war damals 4 1/2 Jahre alt und mein kleiner Bruder ca. ein halbes Jahr alt. Wir haben damals in Bremen gewohnt, als relativ weit weg von den Geschenissen und es gibt nur eine Szene an die ich mich erinnern kann. Die muss aber vom 10.11.89 oder sogar noch ein paar Tage später sein.
An dem Abend konnte ich nicht schlafen und bin nochmal zu meinen Eltern ins Wohnzimmer gegangen um etwas zu trinken. Meine Eltern haben zu dem Zeitpunkt gerade Tagesschau geguckt. Und ich hab nur noch Bruckstücke von Bildern im Kof. Ich kann mich noch ganz genau an einen blauen Trabi erinnern, der über die Grenze fuhr. Und an Leute die gewunken haben und Blumen in der Hand hatten.
Das ist meine einzige Erinnerung an den Mauerfall und die Grenzöffnung. Wir hatten aber auch keine Ostverwandten und so, also hab ich dem Thema jahrelang nicht viel Wert beigemessen. Aber diese Szene ist mir noch im Kopf.
Wir waren zu Hause, haben das ganze am Fernsehbildschirm verfolgt. Wobei ich da nicht so viel Interesse hatte, da ich halt doch noch recht jung war zu dem Zeitpunkt, zwar natürlich wusste, dass die Mauer da ist, wir hatten und haben ja auch Verwandte im Osten, aber so richtig das ganze Ausmaß der Eröffnung der Grenzen dann doch nicht begriff.
Aber ich habe natürlich gemerkt, dass meine Großeltern und auch meine Mutter das Thema sehr bewegte. Für mich war das dagegen halt schon viel weiter entfernt. Wir hatten dann in den nächsten Tagen in der Schule natürlich auch drüber gesprochen (was vorher übrigens nicht der Fall war).
Aber dass es wohl wirklich ein sehr bewegender und bedeutender Moment war, habe ich 1989 irgendwie nicht so recht realisiert. Wenn ich mir jetzt die Fernsehaufnahmen von damals ansehe (liefen ja gestern auf sämtlichen Kanälen) rauf und runter, dann ist das schon seltsam. Denn meine Erinnerung an den tag vor zwanzig Jahren war eher so, dass den ganzen Tag der Fernseher lief (was bei uns sonst absolut nicht üblich war) und ich mich gefreut hatte, David Hasselhoff singen zu hören.
Mit meinen damals 30 habe ich den Mauerfall natürlich sehr bewußt erlebt. Unsere Welt und unsere Überzeugungen waren ja schon vorher so nach und nach eingestürzt und wir haben entsetzt realisiert, dass wir unser Leben lang belogen worden sind.
Wenn ich mir heute so Berichte im Fernsehen anschaue, muss man irgendwie den Eindruck bekommen, dass die Bevölkerung der DDR aus 90 Prozent Widerstandskämpfern bestand, die von den restlichen 10 Prozent Stasi bespitzelt wurden. Typisch Medien, die Realität war natürlich anders. Die meisten hatten sich irgendwie mit dem System arrangiert, angepasst oder waren gar von "der Sache" überzeugt. Ich gehöre wirklich nicht zu denen, die die Mauer zurück haben wollen, bin aber der Meinung, dass viele Dinge heute in den Medien absolut verfälscht dargestellt werden.
Ich selbst habe den Mauerfall vor dem Fernseher mitbekommen und war zuerst einfach nur geschockt. Was dieses Ereignis wirklich bedeutet, habe ich erst sehr viel später richtig einschätzen können. Manchmal wünsche ich mir schon, ich wäre später geboren. Die Chancen wären ganz andere gewesen und trotzdem, auch die 30 Jahre, die ich in der DDR gelebt habe, gehören zu meinem Leben.
Auch ich war damals noch sehr jung. Um genau zu sein, zweieinhalb Jahre alt. Deswegen kann ich mich leider nicht an den Mauerfall erinnern.
Gestern erzählte mir dann aber mein Vater, was an diesem Abend geschah. Er fuhr damals Taxi und gegen 23 Uhr stiegen die ersten Fahrgäste an diesem Abend ein. Sie wollten zum Ku´damm gefahren werden. Woraufhin mein Vater meinte, dass er sie dort nicht hinbringen könne, da sein Taxi keine Flügel besäße. Da erfuhr er von den Fahrgästen, dass die Mauer "geöffnet" wäre.
Also brachte er die Fahrgäste zu ihrem Ziel und eilte nach Hause um meine Mutter abzuholen und sich das Spektakel auf der Bornholmer Brücke (Bösebrücke) anzuschauen. Als sie dann nach Hause kamen, saßen meine Schwestern und ich weinend im Flur, weil wir nachts wach wurden und bemerkten, dass unsere Eltern fort waren.
Heute finde ich es schade, mich nicht daran erinnern zu können. Gerne wäre ich etwas früher geboren, um von der Zeit und auch dem Mauerfall mehr Erinnerungen zu behalten.
Ich war damals drei Jahre alt und kann mir heute gar nicht vorstellen, dass ich überhaupt schon gelebt habe. Wenn ich die Bilder im Fernsehen sehe, erscheinen sie mir wie aus einer fernen Welt. Ich kann mir heute nicht vorstellen, wie es damals war... Dabei fällt mir auch ein, dass im Politik- bzw. Geschichtsunterricht in der Schule das Thema DDR überhaupt nicht durchgenommen wurde.
Ich war damals 19 und habe den Mauerfall live miterlebt. Ich war damals nach einer Operation in der Reha und die war nur ein paar Meter zu Fuß vom Geschehen weg. Da ich körperlich schon stabil genug war ging ich mit ein paar Stationspatienten und einer Schwester zum geschehen. Allerdings waren wir nicht am Brandenburger Tor, dass wäre zu weit gewesen. Es war ein irgendwie seltsames Gefühl als die ganzen Trabbis durch die Absperrung kamen.
Ich erinnere mich noch daran, das ein britischer Offizier mit seinem Wagen durchfuhr und ich sagte." God save the Queen" Ich war halt noch ein bisschen jünger. Alles andere verfolgte ich in den Zeitungen und vorm Bildschirm. Allerdings erinnere ich mich auch daran, dass wir in die Stadt fahren wollten und für eine Fahrt die normalerweise mit dem Bus nur 15 Minuten gedauert hätte, zweieinhalb Stunden brauchten. Alle stürmten in die Stadt um sich das Begrüßungsgeld abzuholen, es war das schlimmste Verkehrschaos das ich jemals erlebt habe.
Ich war am Tag des Mauerfalls 29 Jahre und wohnte zu dieser Zeit in Wiesbaden. Als ehemaligen Westberliner hat mich das Ganze, obwohl ich es nur im TV verfolgte, emotional sehr stark bewegt. Ich habe meine gesamte Kindheit und Jugend in dieser ummauerten Stadt verbracht und kannte garnichts anderes, als irgendwo gegen die Mauer zu stoßen, egal in welcher Himmelsrichtung ich mich bewegte.
Ich hatte natürlich bei den Demonstrationen des Neuen Forums und später den Botschaftsflüchtlingen mitgelitten, konnte mir aber absolut nicht vorstellen, dass die Mauer so schnell fallen würde. Ich habe meine ganze Kindheit und Jugend in West-Berlin verbracht und egal in welcher Himmelsrichtung ich mich bewegte ich stiess irgendwann auf diese Mauer.
So aufgewachsen und geprägt heulte ich am 9. November Rotz und Wasser und wär am liebsten gleich losgefahren, um mit unseren Landsleuten zu feiern. Und auch jetzt nach 20 Jahren kann ich nicht an mich halten, wenn die gleichen Bilder im TV wiederholt werden und denke daran, dass es noch viele andere Mauern auf dieser Welt gibt, vor allen Dingen in den Köpfen.
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