Ist es wirklich so einfach, zwei Kindern gerecht zu werden?

vom 01.11.2009, 17:17 Uhr

Ich erwarte mein zweites Kind, mein älterer Sohn wird zum Zeitpunkt der Geburt des Babys ziemlich genau drei Jahre alt sein. Immer wieder denke ich darüber nach, wie dann das Leben mit zwei Kindern sein wird. Wird es viel Eifersucht seitens des Großen geben? Wie sehr wird mich das Baby fordern? Kann ich zwei Kindern überhaupt richtig gerecht werden?

Mein Großer hat dann drei Jahre lang unsere ungeteilte Aufmerksamkeit und Liebe genießen dürfen. Bald wird noch ein Baby im Haus sein, das ebenfalls Liebe und Aufmerksamkeit benötigen wird. Schafft man es "einfach so", beiden Kindern das zu geben, was sie brauchen, ohne dass sich das Ältere zu sehr zurückgesetzt fühlt? Denn ohne das Gefühl wird es wohl kaum gehen, schon allein, wenn das Größere etwas von der Mama braucht, während sie das Kleine füttert. Dann muß das Größere ein wenig warten, was es vielleicht vorher nicht gewohnt war. Natürlich möchte ich weiterhin für meinen großen Sohn da sein, mich mit ihm beschäftigen, auch weiterhin viel mit ihm Kuscheln etc. Aber bekommt man das wirklich so einfach hin? Mich würden Eure Erfahrungsberichte interessieren, wie ihr es - vor allem in der ersten Zeit mit "neuem" Baby - geschafft habt, beide Kinder gleich gut zu umsorgen, so dass keines etwas vermissen muss. Stelle ich es mir schwieriger vor, als es sich dann tatsächlich ergibt? Oder gibt es einige Tips und Tricks, wie ich uns die neue Situation dann ein wenig erleichtern kann?

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» felis.silvestris » Beiträge: 642 » Talkpoints: 0,56 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Gibt es zwar schon einen Thread, aber macht nichts.

Atme erstmal durch. Ich habe gesehen du machst dir sehr viel Gedanken. Nicht nur wegen dem zweiten Kind sondern auch wegen der Geburt und allem drumherum. Du hast einen Sohn, gewöhne ihn nun schon an das Geschwisterchen. Streichel deinen Bauch und lass dies auch deinen Sohn tun. Führe ihn langsam heran.

Kleinere Problemchen kann es sicherlich immer einmal geben. Doch wenn dann dein zweites Kind da ist, lass deinen Sohn ihm oder ihr dann auch mal die Flasche geben, zeig ihm dass er der größere ist und dass der oder die kleine eben dich ein wenig mehr braucht. Binde ihn sehr viel mit ein, dass er sich nicht ausgeschlossen vorkommt. Du wirst sehen, es wird viel einfacher werden, als du es dir nun vorstellen kannst. Du wirst beiden gerecht werden, mach dir nicht so viele Gedanken.

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» kleineliebe » Beiträge: 1817 » Talkpoints: 2,92 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Also bei mir ist der Alters-Abstand zwischen den Kids ähnlich. Meine Tochter (jetzt 5) war auch fast 3 Jahre alt als der Kleine ( jetzt 2,5 Jahre) dazukam. Anfangs hat sie das kaum realisiert das da nun noch ein Baby ist. Aber als der Kleine dann so 3-4 Monate alt war, kamen dann doch schon mal so ein paar Eifersuchtsanzeichen.

Dann wurde gern mal das Baby geärgert, sie wollte nicht leise sein, etc.
Das war für mich auch nicht einfach, aber es hat irgendwann funktioniert da auch mein Mann viel mit der "Großen Schwester" unternommen hat. Er hat sie auch öfters mit zum Einkaufen usw. mitgenommen, auch damit ich mich etwas entlasten kann.

Man muss halt wirklich versuchen, das große Kind viel mit einzubeziehen und ihm klar machen das das kleinere Geschwisterchen noch etwas mehr Hilfe braucht. Und darf natürlich nicht was für das Kleine kaufen und für das große Kind nix, soweit es das mitbekommt. In dem Alter freuen sich leider Kids noch nicht so auf ein Baby, wie zb. ein 5 Jähriges Kind. da sieht das dann meist schon anders aus.

Seit der Kleine etwas über ein Jahr alt war und viele Sachen schon selbständig machen konnte , sind die beiden überwiegend ein Herz und eine Seele. Also, Richtig gute Freunde geworden. Seine Schwester mag ihn echt total gerne und verteidigt ihn auch immer, passt auf das er keinen Blödsinn macht (oder macht mittlerweile mit ihm zusammen Blödsinn)

Jetzt wird es jedenfalls immer besser da sich die beiden wirklich liebhaben. Deshalb muss ich auch vieles doppelt kaufen, doppelt machen oder ähnliches, aber es ist einfach schön und finde es klasse für meine Tochter noch einen Spielgefärden zu haben.

» Stumpy » Beiträge: 837 » Talkpoints: 6,38 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich selbst habe drei Kinder und kenne die Situation recht gut.

Ich habe schon in der Schwangerschaft prophylaktisch angefangen, die Aufmerksamkeit für die älteren Kinder oder das Erstgeborene bei der zweiten Schwangerschaft, stückweise zurückzunehmen. Dann erlebt dein Großer mit der Geburt keinen plötzlichen Wechsel, sonder wächst da langsamer und schonender hinein. In der Schwangerschaft kann man das ja auch noch einfacher so begründen, dass es nicht um das Baby geht. Mann kann dem Kind da gezielt klar machen: Versuch mal das und das zuerst alleine, Du bist ja schon ein großes Kind. Das gibt dem Kind dann das selbstbewusstsein, dass es schon "groß" ist und mehr Selbstständigkeit. Du wirst sehen, dass Dein Großer mehr kann, als Du ihm bisher zugemutet hast.

Dann kannst Du auch langsam jetzt schon Stück für Stück mehr Zeiten einführen, in denen das große Söhnchen alleine spielen soll. Fange mit 5 Minuten an, und weite die Zeit dann langsam aus.

Lasse den Großen immer wieder deinen Bauch streicheln. Erzähle ihm, dass da sein Geschisterchen drin wächst. Und erzähle ihm, dass das Geschwisterchen sich ganz doll auf den großen Bruder freut und den großen Bruder ganz dolle lieb hat. Mit drei Jahren ist dein Großer noch so weit im magischen Denken verhaftet, dass er Dir das problemlos glauben wird. Nüchtern und wissenschaftlich betrachtet, stimmt das nicht. Aber der Kleine wird den Großen schnell als Bezugsperson annehmen und der Große wird das Gefühl haben, geliebt zu werden. Jedenfalls ist der Große so schon positiv gebrieft und hat eine positive Erwartungshaltung.

Mit deinem Großen kannst Du in einem Spielzeugladen Herzluftballons kaufen gehen. Nimm einen der Herzluftballons, und blase ihn ein bisschen auf. Schreibe den Namen von deinem Großen und vielleicht auch Papa drauf. Nimm einen zweiten Herzluftballon und puste ihn deutlich stärker auf, so dass er deutlich größer ist. Da schreibe dann den Namen von deinem Großen drauf und schreibe noch kleines Baby und ggf. Papa drauf. Erkläre Deinem Sohn in leicht verständlichen Worten, dass Mutter- und Vaterliebe nicht weniger wird, wenn man sie teilen muss. Sage ihm, dass Dein Herz einfach größer wird, wenn das Baby auf der Welt ist und Du ihn noch genauso doll lieb hast, wie immer. Wiederhole diese Erklärung immer und immer wieder. Kinder brauchen Wiederholungen. Das nimmt ihm die Angst, dass weniger geliebt werden wird.

Verbreite positive Vorfreude, wie man das z.B. vor Weihnachten macht. Bastle mit deinem Großen gemeinsam was schönes für das Baby. Lass ihn Bilder malen und hänge sie über dem Babybettchen auf. Das wird ihn stolz machen, dass er helfen konnte. Und vergiss nicht, ihn dafür als großen, starken Bruder zu loben. :) Er soll merken, dass Du das toll findest, wenn er sich da kooperativ verhält. Dann wird er das auch künftig lieber tun.

Ich kenne viele Eltern, bei denen hat das kleine Baby dem großen Geschwister ein Geschenk aus dem Bauch mitgebracht. Extra für das Geschwisterchen. Wenn Du also Angst hast, dass dein Großer eifersüchtig sein könnte, dann ist das eine tolle Idee. Bei meinen Kindern war das nicht nötig, weil sie sich schon im Vorfeld so sehr auf das Geschwisterchen gefreut haben, dass kaum Eifersucht zu spüren war.

Wenn Dein Baby da ist, kannst Du den Großen auf der freien Seite in den Arm nehmen, wenn Du den Kleinen / die Kleine stillst bzw. mit dem Fläschen fütterst. Wenn Du dich auf ein Sofa dazu setzt, geht das ganz gut. Meine haben, obwohl sie damals kleiner waren, als das Geschwister kam, das sehr gut verstanden, dass sie sich für dieses Privileg auch ruhig verhalten müssen, also dass das Kleine beim Essen nicht gestört werden darf, weil es sonst krank wird. Sie haben diese Extrakuschelminuten sehr genossen.

Wenn Du mal gerade stillst oder etwas machst, wo der Große nicht stören soll, dann epfiehlt es sich, dafür ein besonders attraktives Spielzeug für solche Momente unter Verschluss zu haben. Oder sogar eine besondere Spielekiste. Z.B. wenn Du stillst, dann darf der Große mit Playmobil spielen. Sonst nur ausnahmensweise. Das hat sich bewährt, wenn die Großen randalieren, dass man gerade im Moment keine Zeit hat und sie gekümmert werden wollen.

Wenn das Baby schläft, solltest Du auch immer wieder Phasen einbauen, in denen Du Dich einzig und alleine mit dem Großen intensiv beschäftigst. Mit ihm etwas bastelst, etwas vorliest oder sein Lieblingsspiel spielst. Das gibt ihm das Gefühl, dass er nicht vernachlässigt wird. Auch extra Papa-Stunden, wie Stumpy schreibt sind toll.

Wenn Du ein Verbot aussprichst, was der Große nicht mit dem Kleinen machen darf, dann erkläre ihm bei neuen Verboten immer die ersten Male, warum es verboten ist. Er sieht das dann schneller ein, dass er das Baby nicht wecken dar, weil es ihm schadet, als wenn nur ein unbegründetes Verbot ausgesprochen wird.

Ganz ohne Eifersucht wird es nicht klappen. Aber die Eifersucht ist auch eine ganz normale Reaktion, solange sie im Rahmen bleibt und der Kleine weder sich noch dem Geschwisterchen schadet. Wenn Du es richtig machst, dann sind die beiden bald ein Herz und eine Seele. Sie werden auch später immer wieder rivalisieren und sich streiten. Aber da kann man als Eltern immer wieder eine Lösung finden, die für beide Kinder gut ist.

Auch wenn man sich zwei Kindern nicht so intensiv widmen kann, wie einem Einzelkind, werden sie trotzdem glücklich aufwachsen. Sie haben ja immer ihr Geschwisterchen und sie werden viel Spaß miteinander haben. Mit zwei Kindern wirst Du nach dem ersten pflegeintensiven Babyjahr viel mehr Zeit haben, als mit einem Kind. Wenn die beiden selig spielen, wirst Du auch wieder etwas Zeit für Dich haben.

Bleib ganz locker. Du wirst Schritt für Schritt da reinwachsen. Wichtig ist, dass Du bereit bist zu lernen und dass Du Dir einen Kopf machst. Und das bist Du ja, wie man hier liest. Wenn Du bei einem konkreten Problem mal nicht weiter kommst, kannst Du ja hier posten und wir steuern dann unsere Ideen bei. Dann klappt das schon.

Alles Gute bei der Geburt!

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich habe auch 3 Kinder und verstehe deine Bedenken, auch bei mir war es so. So richtig grausam habe ich den Gedanken empfunden, als ich mit Kind Nr. 2 schwanger war. Bei Kind Nr. 3 ging es mir eigentlich besser.

Mein großer ist 15, und mein mittlerer ist 10 Jahre alt. Natürlich hatte ich starke bedenken, denn mein großer war ja fast 5 Jahre lang ein Einzelkind. Als dann mein 2ter Sohn auf die Welt kam, kam es ja ganz anders, ich habe mir unnötig Sorgen gemacht. Es passte alles, auch wenn ich mir manchmal dachte, das ich mich wortwörtlich in 3 Teile schneiden müsste (den da muss ich ja auch meinen Mann mit einrechnen).

Ich musste nur etwas umdenken, und auch meinen Alltag anders gestalten, damit ich wirklich jedem gerecht wurde, auch meinem Mann. Jeder hatte dann etwas von mir. Natürlich benötigt ein kleines Baby mehr Aufmerksamkeit, doch als es schlief, habe ich michnur auf meinen großen konzentriert, und ließ auch das putzen links liegen.

Als ich dann Kind Nr. 3 bekam, hatte ich gar keine Bedenken, denn ich wusste, ich kann meine Liebe und meine Zeit auch für dieses Kind geben. Klar mussten alle etwas einstecken, mit der Zeit mit mir, doch ich habe versucht bzw. versuche immer noch meinen Kindern und meinem Mann gerecht zu werden.

Natürlich funktioniert das nicht immer, den es gibt Zeiten, wo das eine Kind etwas mehr Hilfe oder Pflege benötigt. Wenn es krank ist, oder Schularbeiten auf den Stundenplan stehen, muss ich wohl oder übel in Kauf nehmen, das eines der Kinder motzt, das nicht genug Zeit für sie ist.

Nachdem aber meine Kinder schon 15, 10 und 8 jahre alt sind, beanspruchen sie mich und meine Zeit nicht mehr so intensiv. Doch ab und zu kommen sie und verlangen Aufmerksamkeit. Am liebsten macht es mein kleinster, er ist schon sehr Eifersüchtig, und möchte immer die Aufmerksamkeit haben. Doch mittlerweile weiß ich wie ich meine Zeit einteile und allen gerecht werde.

Von der Liebe her kann ich nichts sagen, denn ich liebe alle meine 3 Kinder gleich, und bevorzuge keines der Kinder.

» Redangel » Beiträge: 1289 » Talkpoints: 2,82 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich hatte die gleichen Ängste und habe immer wieder bedacht, was ich machen soll damit der Große nicht darunter leidet. Als der zweite auf die Welt kam, ist der Große gerade auch 3 Jahre alt geworden.

Er war zu diesem Zeitpunkt schon sehr selbstständig und ich habe ihn in vieles immer mit einbezogen damit er sich nicht vernachlässigt fühlt. Er hat mir bei viel geholfen. Er hatte mir die Windeln geholt oder dem Kleinen die Haare gekämmt. Es hat ihm viel Spaß gemacht und so hat er sich nicht vernachlässigt gefühlt. Als der Kleine dann im Bett war, habe ich mir auch immer extra Zeit für den Großen genommen und mit ihm Buch gelesen oder was gebastelt.

Es ist schwer diesen Ausgleich zu finden, aber ich denke das bekommst du gut hin, du musst nur schauen das der Große immer einbezogen wird und das man mit ihm auch Zeit verbringt.

» timbo007 » Beiträge: 950 » Talkpoints: 1,27 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich kann absolut verstehen, dass du dir zu diesem Thema Gedanken machst. Ich würde es an deiner Stelle auf jeden Fall so machen, dass dein Sohn bereits jetzt lernen muss, etwas zu warten und sich auch mal alleine zu beschäftigen. So gelingt der Übergang zu der Situation mit Baby vielleicht etwas einfacher.

Ansonsten würde ich dir auf jeden Fall raten, dir immer wieder mal Zeit nur für den großen Sohn zu nehmen. So weiß er, dass er dir immer noch wichtig ist und bekommt einmal für ein paar Stunden deine volle Aufmerksamkeit- genauso wichtig ist es übrigens, dass der Papa mit jedem Kind mal ein paar Stunden alleine verbringt.

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Es ist nicht immer einfach. Meine Söhne haben einen Altersunterschied von 23 Monaten, also fast 2 Jahren. Der große Söhn war noch sehr wild und ich mußte ihm viel hinterher laufen als Leon der kleine geboren wurde. Ich habe mit Sicherheit des öfteren Mal Schwierigkeiten gehabt das zu meistern. Irgendwie habe ich das aber geschafft und ich denke das muß man einfach schaffen und von daher schafft man das auch.

Sicherlich ist es auch gut wenn man Unterstütztung vom Mann hat. Also das er auch mal die Kinder nimmt und Du den Haushalt machen kannst oder er nimmt nur ein Kind und Du kümmerst Dich um das andere. Das tut den Kindern auch wenn sie älter sind sehr gut wenn sich die Eltern auch mal alleine nur um sich kümmern können und auch wollen.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Was ich zu diesem Thema noch hinzufügen kann ist, dass ihr eine große Familie seid . Versuche am besten beiden dieselbe Aufmerksamkeit zu geben. Und wenn möglich sogar deinen größeren direkt in Sachen einzubeziehen die mit dem kleinen zu tun haben, gemeinsames Kuscheln und Spielen kann nur förderlich sein. Keiner wird sich benachteiligt fühlen.

Die Anfangszeit wird wohl nicht einfach sein, da gerade da viel Zeit für den kleineren Verloren geht. Doch letztendlich wird sich dein größerer daran gewöhnen, dass er jetzt nicht mehr der einzige im Haus ist der Liebe und Zuneigung bekommt. Solang er allerdings auch noch etwas davon abbekommt dürfte es kaum Probleme geben. Erkläre am besten jetzt schon deinen großen, dass es in Zukunft viele Sachen gibt, die er jetzt mit dem neuen Familienmitglied teilen muss, insofern er das ganze denn überhaupt schon versteht.

» Tippi » Beiträge: 51 » Talkpoints: 0,16 »


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