Studieren im Alter
Hallo,
ich bin jetzt 39 Jahre alt und drücke seit dem Sommer wieder die Schulbank. Im Juni will ich dann die Prüfung für den qualifizierten Realschulabschluss erfolgreich absolvieren.Danach will/ werde ich auf ein Kolleg gehen um die allgemeinen Hochschulreife zu erwerben um mich anschließend in das Studium des Sozialpädagogens zu stürzen.
Ich habe nicht immer den direkten Weg im Leben verfolgt. Viele Ausbildungen angefangen und abgebrochen. Auch das Abitur habe ich bereits schon mal in Angriff genommen und ein Jahr vor der Prüfung in den Sand geschmissen. Für all meine Fehlentscheidungen habe ich natürlich irgendwann die Quittungen getragen. Nämlich mein Bereuen. 2003 habe ich dann eine Ausbildung zum Zweiradmechaniker begonnen und 2006 mit Erfolg beendet.
Leider habe ich keine Chance bekommen mich nach der Umschulung in dem Beruf weiterzubilden, in Form einer Anstellung, so dass ich dann eine Stelle in einer völlig firmenfremden Branche annahm. Dort behauptete ich mich bis zum stellvertretenden Filialleiter, musste aber aufgrund meiner plötzlich eintretenden, gesundheitlichen Verfassung im Sommer diesen Jahres resignieren.
Da in Moment nicht klar ist, wann ich wieder in das geregelte Arbeitsleben zurückkehren kann, habe ich einige Zeit intensiv damit verbracht mir zu überlegen wie es für mich erstmal weiter geht ohne stehen zu bleiben. Somit entschied ich mich meinen Geist weiter zu fördern und mich noch mal für das Abitur zu qualifizieren. Meine Ziele setze ich in den erfolgreichen Abschluss der allgemeinen Hochschulreife und dem anschließend Beginn eines Studiums in dem Bereich Sozialpädagogik. Ich würde nach dem Studium gerne meinen ursprünglich erlernten Beruf mit einbinden und in die Jugendarbeit eintauchen. Dabei schwebt mir vor, den Kids pädagogisch mit "Schrauben am Bike" eine alternative zur Straße zu bieten.
Mich würde nun interessieren wie eure Meinung dazu ist, im "Alter" noch mal zu studieren. Unabhängig davon wie ihr das seht, steht meine Entscheidung natürlich .
Ich bewundere jeden der im Alter noch studieren möchte oder kann. Ich hätte Angst wenn mein Mann das in Erwägung ziehen würde. Bei uns hängt aber auch viel dran. In dem Alter hat man meistens schon ein Haus und Kinder. Wenn mein Mann studieren würde, dann müsste das nach der Arbeit sein. Wir arbeiten beide und das Geld wird gebraucht.
Auch hätte ich persönlich Angst, dass man mit 39 Jahren nicht mehr so aufnahmefähig vom Gehirn ist wie mit 20 Jahren. Also ich merke das meine Ausdauer und Merkfähigkeit im "Alter" flöten geht. Mein Sohn (7) kann in Windeseile ein Gedicht sich merken. Das konnte ich als Kind auch, aber heute mit 32 Jahren geht das nicht mehr so gut. Aber wenn Du es Dir zutraust und es bei Euch auch finanziell klappt, dann finde ich das gut und ziehe den Hut vor Dir.
MoneFö hat geschrieben:Auch hätte ich persönlich Angst, dass man mit 39 Jahren nicht mehr so aufnahmefähig vom Gehirn ist wie mit 20 Jahren.
Was aber weniger am Alter liegt sondern eher daran, dass man sein Gehirn nicht mehr so trainiert wie früher. Denn bei vielen Menschen ist es doch so, dass sie ihr Gehirn weniger beanspruchen sobald sie mit Schule und Ausbildung fertig sind und Telefone mit eingebautem Telefonbuch, Terminerinnerung und solche Sachen sorgen natürlich auch mit dafür, dass man sich im Alltag immer weniger auf seine Merkfähigkeit verlassen muss.
Ich finde das Alter sollte kein Hindernis darstellen, wenn es darum geht etwas neues zu probieren oder seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Und 39 ist auch nicht wirklich alt, mit etwas Glück hast du noch mehr als dein halbes Leben vor dir. Warum solltest du das damit verbringen ein Leben zu leben, dass du eigentlich gerne ändern möchtest? Ich finde auch, dass materielle Sicherheit kein Argument ist, denn wenn man mit seinem Leben nicht zufrieden ist kann das auch kein noch so tolles Haus mit dickem Auto und zwei mal im Jahr Urlaub ausgleichen.
In meinem Bereich (Institut für Design) waren "ältere" Studenten die absolute Ausnahme, aber gerade in die Geisteswissenschaften sind diese doch inzwischen normal. Also ich habe dort auch Leute gesehen, die ich auf 60+ geschätzt habe und ich habe in der Mensa mal einen pensionierten Lehrer kennengelernt, der sich entschlossen hat zu promovieren und dessen Doktorvater jünger war als sein Sohn.
Unter dem studieren im Alter hatte ich eigentlich so was wie ein Seniorenstudium verstanden. Aber da haben wir offenbar unterschiedliche Auffassungen von Alter. Jedenfalls wäre es nichts ungewöhnliches, mit Ende 30 noch mal mit dem studieren anzufangen.
Jetzt ist es bei Dir aber noch so, dass Du zunächst noch die Voraussetzungen für die Zulassung schaffen musst. Also dauert das mit dem Beginn an der Uni noch ca. 3-4 Jahre. Hinzu kommen 4-5 Jahre für das eigentliche Studium. Aber immer noch denke ich, dass das studieren keine Belastung oder Schwierigkeit sein dürfte. Aber Du kommst später in ein Problem bzgl. der Jobsuche. Das jedoch nur als Vermutung.
Vielleicht gibt es aber noch die Möglichkeit, das Ganze etwas zu verkürzen. Da sehe ich schon so 2-3 Jahre, die Du Dir sparen könntest, wenn Du Dich entschließt, eben nicht an einer Uni sondern an einer FH zu studieren. Dazu braucht es kein Abi sondern die Fachhochschulreife. Diese erwirbst Du innerhalb von zwei Jahren und sparst zum Abitur immerhin ein Jahr. Das Studium selbst ist dann ebenfalls 1-2 Jahre kürzer.
Solltest Du aber doch eher die Uni bevorzugen, weißt es jetzt aber nicht sicher, bleibt auch der Weg, nach dem Vordiplom an der FH zur Uni zu wechseln. Auch hierbei verlierst Du keine Zeit. Das Vordiplom an der FH ist in zwei Jahren machbar. Und an der Uni sollten Scheine und Leistungen anerkannt werden können, welche Dir Stoff für wenigstens ein Studienjahr ersparen. Rechnest Du dann das eine Jahr weniger zum Abitur, hast Du zeitlich nichts verloren.
Ich also sehe kein Problem im Studium. Auch in dem Alter. Auch würde ich weder beim Lernen noch im Umgang mit Kommilitonen oder Dozenten Probleme bzw. Schwierigkeiten erwarten. Höchstens eben später bei der konkreten Jobsuche. Doch das kann jetzt eigentlich keiner sicher und richtig einschätzen!
Es gibt jedoch einen Punkt, der nicht außer Acht gelassen werden darf: die eigene Finanzierung über den langen Zeitraum hinweg. Ist diese bei Dir entsprechend geplant bzw. vorgesehen? Schließlich kann das doch eher eine entbehrungsreiche Zeit sein und man muss sich genau hierüber im Klaren sein und darf sich auf keinen Fall mit anderen Kollegen, Freunden oder ehemaligen Schulkameraden vergleichen. Denn sonst sind Sinnkrisen und Frustrationen vorauszusehen!
Ist das aber auch geklärt wünsche ich Dir viel Spaß und natürlich Erfolg bei Deinem Vorhaben.
Danke für die netten Zusprüche. Nun, man ist immer so alt wie man sich fühlt und manchmal habe ich das Gefühl, das ich mit 39 nichts mehr so richtig genießen kann aber das ist dann wohl ein anderes Problem und müsste an anderer Stelle mal erörtert werden
Es ist tatsächlich so, dass man seine Konzentrationszellen wieder aktiviert und durch stetiges Zufüttern von Wissen das Lernen leichter fällt. Anstrengen muss ich mich trotzdem, mir fällt es nicht in den Schoss aber ich bin heute besser als damals während ich in der Schulpflicht war. Ich denke auch das hat mit der eigenen Einstellung zu tun. Heute will ich es, für mich, damals musste ich. Das macht eine Menge aus.
Ich habe auch schon darüber nachgedacht "nur" das" Fachabi" zu machen um somit etwas an Zeit zu sparen, denn letztendlich bin ich mir zu fast 100% sicher, dass ich kein anderes Studium mehr beginnen würde. Dafür würde nun wirklich zu viel Zeit drauf gehen. Es war auch das Medizinstudium im Gespräch und wenn ich nur fünf bis sieben Jahre jünger wäre, hätte ich es womöglich auch gewagt.
Während meiner Abiturzeit bekomme ich, so wie es aussieht, Bafög. Ich hatte damals schon mal Bafög beantragt , bevor ich 30. Dadurch, dass ich nachweisen kann das ich aus gesundheitlichen Gründen das Abitur nicht beenden konnte, greift eine Ausnahmeklausel. Danach wäre die Möglichkeit ein Fernstudium zu besuchen. Dort ist eine geringe Anwesenheitspflicht und ich kann nebenbei Arbeiten gehen. Wie das jetzt im einzelnen aussehen wird werde ich dann sehen. Zunächst gilt erstmal die Zugangsberechtigung fürs Abi zu bekommen. Im Mai sind schon die Prüfungen und in Moment stehe ich, außer in Englisch, überall auf einen Notendurchschnitt von Zwei. Eine Drei brauche ich. Ich will mir versuchen den zweier Notendurchschnitt zu erhalten damit ich zur Abschlussprüfung noch eine Note Luft habe. Ich kenne mich ja, mir geht mein "piep" auf Grundeis. Man darf gespannt sein.
Ich habe einen heiden Respekt davor. Meine Mutter studiert nebenberuflich auch nochmal (also berufsbegleitend) und ist auch schon über 40. Allerdings hat sie auch schon mehrere Abschlüsse (Berufabschlüsse und Studienabschlüsse).
Das Alter stellt kein Hindernis dar und man sollte sich auch davon nicht abschrecken lassen, sondern es als neue Herausforderung sehen. Ehrlich gesagt finde ich es mehr als verständlich, wenn man noch mehr erreichen will, als man hat. Und ein Studium oder eine Lehre im Alter ist sehr wohl eine kleiner entscheidender Wendepunkt im Leben.
Sicher lernt man, wenn man jung ist, schneller, aber nicht unbedingt leichter. Viele Studienanfänger haben nie gelernt zu lernen und sind auch nicht annähernd so belastbar, wie jemand der 9-10 Stunden am Tag arbeiten muss. Natürlich sollte das Ziel das gleiche sein und man sollte das Studium oder was man dann anfängt auch durchziehen.
Jedenfalls wünsche ich dir viel Durchhaltevermögen und auch Glück!
Wow, da bewundere ich dich wirklich sehr, dass du das durchziehen willst. Ich glaube, überlegen tun sich das viele, aber wirklich durchziehen tun es die wenigsten. Grad wenn du sagst, dass du einige Ausbildungen abgebrochen und wieder neue angefangen hast und sogar das Abitur in den Sand gesetzt hast, find ich das echt super, dass du jetzt sozusagen nachholen willst was du in der Zeit damals versäumt hast.
Ich hätte nur auch, wie hier schon erwähnt wurde, Angst davor, wie es dann finanziell aussieht, da man heutzutage mit Haus und Kindern und so weiter ja doch eine finanzielle Sicherheit braucht. Aber wenn das bei dir kein Problem ist, dann passt das ja.
Ach ja und die Idee mit diesem "Schrauben am Bike" als Alternative zur Straße find ich echt eine super Sache. Ich jedenfalls ziehe den Hut vor dir und drück dir die Daumen, dass alles so klappt wie du dir das vorstellst!
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