Angststörung: Angst vor Puppen
Eine Freundin hat mir am Wochenende ein für mich sehr überraschendes Geständnis gemacht. Auslöser war mein kleiner Sohn, der ihr seine Babypuppe zeigen wollte. Die schleppt er nun schon seit Tagen ständig mit sich herum, seit wir der Puppe spaßeshalber den für mein ungeborenes Baby gekauften rosafarbenen Strampler angezogen haben. Er nahm also die Puppe aus seinem Zimmer mit und legte sie ihr freudestrahlend auf den Schoß.
Ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht mit ihrer Reaktion. Ihr ist buchstäblich der kalte Schweiß ausgebrochen, die Augen wurden groß und größer und mit einem nahezu hysterischen Schrei schleuderte sie die Puppe quer durch das Wohnzimmer. Mein kleiner Sohn hat sich natürlich fürchterlich erschreckt, fing ebenfalls an zu weinen und hat überhaupt nicht verstanden, was da jetzt passiert ist. Er hatte es ja absolut nicht böse gemeint. Er hat dann sehr fürsorglich seine Puppe aufgehoben und ist damit wieder in sein Zimmer gegangen.
Meine Freundin hat sich dann ganz langsam wieder beruhigt. Ich dachte, sie hätte an der Puppe vielleicht etwas ekelhaftes gesehen, eine Spinne vielleicht oder so etwas. Aber dann berichtete sie mir, dass sie seit ihrer Kindheit panische Angst vor Puppen, besonders vor recht lebensechten Babypuppen oder diesen Porzellanpuppen zum Sammeln hat. Sie konnte mir nicht sagen, woher diese Angst kommt; sie meinte, sie hat immer das Gefühl, die Puppen würden sie pausenlos anstarren und im Inneren etwas Schlimmes gegen sie vorbereiten.
Ja, von solch einer Angst habe ich noch nie gehört. Ich bin jetzt auch erst einmal ratlos, wie ich nun damit umgehen soll. Ich habe natürlich für den Rest ihres Besuchs dafür gesorgt, dass sämtliche Puppen im Kinderzimmer meines Sohnes blieben, aber was kann ich denn sonst noch tun, um ihr zu helfen? Mein Sohn versteht ja auch nicht, warum er seine Puppe nun auf einmal in seinem Zimmer lassen soll, wenn meine Freundin bei mir ist, aber ich möchte ja auch Rücksicht auf sie nehmen. Kennt jemand solche Ängste, wie meine Freundin sie hat? Könnte eine Therapie helfen? Bei Spinnenangst funktioniert es ja scheinbar, wieso denn nicht bei Puppenangst?
Hallo!
Ich kenne diese Phobie zwar nicht, aber ich fand es sehr interessant, was Du dazu geschildert hast. Bei Wikipedia fand ich mehrere Bezeichnungen dafür. Warum es mehrere gibt, weiß ich nicht, vielleicht ist alles eine etwas andere Form der Phobie:
- Automatonophobie - Bauchrednerpuppen?
- Paedophobie - auch als Angst vor Puppen/Kindern bezeichnet
- Pediophobie
- Pedophobie (Pediophobie)
- Pupaphobie
Mehr konnte ich dazu leider nicht mehr finden, auch nicht nach längerem Googlen. Das meiste dazu sind Foreneinträge. Vielleich könnten die Dir helfen, wühl Dich vielleicht einfach mal durch. Ansonsten kannst Du Deiner Freundin wohl wirklich nur helfen, indem Du jegliche Puppe von ihr fern hälst. Wie kommst Du eigentlich darauf, dass eine Psychotherapie nicht anschlägt? Ich könnte mir schon vorstellen, dass das irgendwie möglich ist![/b]
Hallo zusammen!
Ich habe schon mal von solchen Phobien gehört, bei denen die Betroffenen panische Angst vor Gegenständen oder anderen Dingen haben. Ich mal davon gehört, dass eine Frau schreckliche Angst vor Clowns hatte. Eben vor Menschen, die als Clown verkleidet sind. Ich denke, dass mit einer Phobie gegen Spinnen oder Insekten vergleichbar ist.
Ich denke, dass es daher sicher auch eine Therapiemöglichkeit gegen solche Phobien gibt. Du könntest deine Freundin ja mal fragen, ob sie schon mal eine Therapie gegen ihre Puppen - Phobie gemacht hat oder ob sie nicht gerne eine machen würde. Vielleicht kannst du ihr dann helfen, eine geeignete Stelle zu finden, wo sie sich hin wenden könnte. Deinem Sohn kannst du ja einfach sagen, dass deine Freundin keine Puppen mag und es das eben Menschen gibt, die manche Dinge nicht mögen oder fürchten. Schau doch mal im Internet nach Seiten über solche Phobien, dort findet man auch meistens Adressen, wohin man sich dann wenden kann.
Im Grunde kann ein Mensch eine Phobie gegen alles und jedes entwickeln. Lies mal unter Little-Albert-Experiment nach.
Der kleine Albert hatte zu Beginn des Experiments auch keine Angst vor weißen Ratten. Es wurde ihm anerzogen. Im späteren Verlauf hatte er sogar Angst vor Kaninchen und Pelzmänteln. Vermutlich hat deine Freundin als Kind mal irgendetwas schreckliches erlebt, bei dem sie vielleicht eine Puppe in der Hand hatte. Wahrscheinlich war sie noch sehr klein, als sie das erlebt hat. Vielleicht kamen ihre Eltern oder ältere Kinder sogar auf die blödsinnige Idee, dass eine Puppe sie bestraft hat, wenn sie unartig war. Da wäre es mal interessant, z.B. die Eltern zu fragen.
Ich habe gerade mit Schrecken, aber auch Staunen, dieses Experiment verfolgt. Überaus interessant, durch welche Methoden oder Auslöser man Angst vor bestimmten Dingen hervorrufen kann. Jedoch frage ich mich: Muss Angst generell immer durch etwas ausgelöst werden? Im Falle von felis.silvestris' Freundin muss das natürlich irgendein schockendes Erlebnis gewesen sein, denn ich glaube nicht, dass ich eine natürliche Angst vor Puppen so massiv äußert. Vielleicht haben sich ja wirklich ältere Geschwister, größere Spielkameraden oder weiß Gott wer sonst einen Spaß mit ihr erlaubt, oder sie hatte bei einem erschreckenden Erlebnis wirklich eine Puppe in der Hand.
Auf der anderen Seite denke ich, dass man, um etwas zu therapieren, nicht immer den Auslöser oder die Ursache dafür kennen muss, das ist bestimmt auch so möglich. Allerdings würde es die ganze Sache vielleicht auch erheblich erleichtern.
Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass eine angeborene Angst vor Puppen geben kann. Hält man kleinen Neugeborenen irgendwelche Gegenstände mit Gesichtern vor die Augen, dann interessieren sie sich dafür weit länger als für abstrakte Gegenstände ohne Gesichtsähnliche Muster. Das entspricht einfach dem Überlebensinstinkt des Menschen. Auch das gehört zu den Grunderkenntnissen der Verhaltensforschung.
Ob Angst ohne Auslöser vorkommen kann? Einige Menschen haben Angststörungen, die auch ohne Auslöser auftreten. Aber in dem geschilderten Fall ist ja der Reiz "Puppe" der Angstauslöser. Zumindest sehe ich das so, mit meiner recht oberflächlichen psychologischen Grundausbildung als Lehramtsstudentin. Fachleute mögen mich da bitte korrigieren, falls ich mir da was falsch eingeprägt habe.
Angstgefühle kann man wie im Beispiel des kleinen Alberts auf verschiedenste Arten antrainieren. Hätte Watson statt des lauten Geräusches dem kleinen Albert beispielsweise einen Stromschlag verabreicht, dann hätte das genauso effektiv funktioniert, um dem Jungen grundlose Ängste anzulernen. Da gibt es noch viele andere Methoden.
Man muss einem Lebewesen nicht unbedingt Angst antrainieren. Ein Beispiel dazu ist das Pavlov-Experiment. Diese Experiment mit Hunden von Pavlov zeigte, dass ein Hund lernen kann, bei einem Glockenton zu speicheln. Normalerweise speicheln Hunde nur, wenn man ihnen Futter präsentiert. Sie können aber den Zusammenhang von Glockensignal und Fütterung lernen.
Wenn es die Freundin möchte, kann sie sich die sinllose Angst vor Puppen von einem Psychologen abtrainieren lassen. Dabei wird der angstbesetzte Reiz "Puppe" gezielt mit angenehmen Stimuli im Hirn durch Lernprozesse verknüpft. Und bei guter Therapie wird sich diese Angst irgendwann verlieren.
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