Wie gestalte ich ein Lehrlingscasting / Azubi Auswahl?

vom 17.11.2009, 21:55 Uhr

Meine Chefs überlegen, einen Lehrling/Azubi einzustellen. Eine Kollegin hat die Idee geboren, dass wir ja ein Lehrlingscasting machen könnten, damit wir auch vorher eine gute Vorauswahl treffen können und uns somit schlechte Erfahrungen ersparen können. Es handelt sich hierbei um einen Bürojob, wo Maschinschreibkenntnisse und eine gute Rechtschreibung wichtig sind, genauso wie genaues Arbeiten.

Hättet ihr vielleicht Ideen, wie wir eine Art "Aufnahmeverfahren" gestalten könnten? Wir haben an Tests gedacht, jemanden zB einen Text schreiben lassen. Ich bin neugierig auf eure Antworten!

» marrria » Beiträge: 111 » Talkpoints: 0,71 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich bin nicht so der Fan von Castings. Es gibt nichts schlimmeres, als den Mitbewerbern am Gang zu begegnen, oder vielleicht noch zuzusehen, wie 10 oder mehr Leute sich um die gleiche Stelle bewerben. Somit sinkt die Chance rapide, wenn man das sieht.

Ich würde es eher auf die altmodische Art machen. Stelle ausschreiben, dann erst nacheinander die Zuschriften durchlesen, nicht nur auf die Noten schauen, den die sagen nicht wirklich alles über einen aus. Die Fotos anschauen, und wenn einer oder eine sympatisch ist, aber nicht die über super drüber Noten hat, trotzdem auch einladen. Und den jungen Leuten, die nur durchschnittliche Noten haben, auch die Chance zu geben.

Auf jeden Fall einzeln, damit die jungen Leute sich nicht "erschrecken" wieviele Bewerber den tatsächlich gibt. Bisschen die Jugendlichen ausfragen, welche Hobbys sie haben, welche Interessen etc...

Von Tests halte ich nicht sehr viel. Die jungen Leute sind sowieso schon nervös genug, und dann verhauen sie den Test, weil ihnen dann in dem Moment die Antwort nicht einfällt. Obwohl sie es können. Sicher sind die Kinder mit ihren 14-15 Jahren nicht perfekt, auch in der Rechtschreibung nicht, darum kommen sie ja in die Firmen, um es zu lernen, odr zu verbessern.

Ich komme selber bald in diese Situation, den mein Sohn wird sich Anfang des Jahres um eine Lehrstelle bemühen. Er hat aber leider nur durchschnittliche Noten. Das wird sicher ein großer Kampf werden etwas passendes zu finden.

Es sollte mehr Betriebe geben, die auch die Person, hinter der Bewerbung zu schätzen wissen, und nicht nur einfach die Noten anschauen. Den wenn es danach geht, ist mein Kind ja nicht dumm, er hat eine gute Rechtschreibung, hat aber trotzdem nur einen 3er in Deutsch.

» Redangel » Beiträge: 1289 » Talkpoints: 2,82 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Warum kann man so etwas nicht einfach als normales Bewerbungsverfahren gestalten? Mich wundert immer, dass Firmenchefs offenbar ihren Verstand verlieren, wenn es darum geht, dass sie sich irgendwie überlegen fühlen könnten und am längeren Hebel sitzen bei der Auswahl ihrer Lehrlinge. Da kann man auch ganz normal gestalten ohne, dass jemand sich danach total durch den Kakao gezogen fühlt.

Natürlich könnte ihr unterschiedliche Tests machen, aber ich würde so etwas schon einmal gar nicht vor versammelter Mannschaft machen als wäre es ein schlechter Wettkampf, weil sich dabei sicherlich jeder Bewerber total veräppelt vorkommt, sondern ich würde die Leute einzeln einladen. Ihr könnt doch einen einzigen Tag nehmen und ihr lasst meinetwegen jeden Bewerber für 2 oder 2,5 Stunden zur Probe arbeiten. Dann überlegt ihr euch eben verschiedene Aufgaben, lasst jemanden etwas formulieren oder lasst jemand irgendwo anrufen und testete so seine Qualitäten. Das ist eigentlich ein normales Verfahren.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich glaube kaum, dass es hier um ein Casting in dem Sinne geht, sondern einfach nur um die beliebter werdenden Bewerbungstests mit Vorauswahl, bei denen halt verschiedene Aufgabenstellungen gemeistert werden müssen (wie bei einem Casting). Hier 2 oder 3 Bewerber gegeneinander antreten zu lassen (wobei 2 optimaler ist), finde ich auch ganz gut:
- Vorteil: Stresssituation die aufgebaut wird und so sieht man auch gleich wer unter Stress wie gut funktioniert.
- Nachteil: meist geht hier die Objektivität etwas flöten, da man sich meist den besseren der 2 merkt und nicht, ob nicht beide etwa besser als die nächsten 2 sind (außer die Unterschiede sind zu gravierend).

@Redangel
Du lamentierst hier mal wieder so richtige Arbeitnehmersprüche runter und wohl mehr aus Interesse für deinen Sohn anstatt hier ernsthaft etwas beizutragen. Bei sowas krieg ich wirklich so einen Hals. Seit wann sind Firmen denn die Heilsarmee?

1. Noten sagen durchaus etwas über den Bewerber aus, sogar extrem viel! Wer in der Schule durchschnittlich war ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im Job. Hier und da gibt es sicherlich Ausnahmen - die letztendlich aber nur die Regel bestätigen.

2. Der Arbeitgeber ist auch nicht das Arbeitsamt, welches sich hier nach der Interessenlage ausgiebig erkundigt, sowas ist sekundäres Wissen, was unwichtig für eine Vorauswahl ist.

3. Wer unter Stress nicht funktioniert, funktioniert auch später nicht. Sprich: Wer eine Antwort im noch einfachen Bewerbungsverfahren verhaut, strauchelt auch mit hoher Wahrscheinlichkeit später. Und man ist mit 14 - 15 Jahren nicht perfekt in der Rechtsschreibung? So ein Unsinn, ich kenne / kannte genug in dem Alter, die es sind und waren. Und der Arbeitgeber ist nicht die Schule, der hier noch einmal Basiswissen der Klassen 1 - 7 vermitteln muss. Was denken eigentlich manche?

Die Idee mit dem kurzen auf Probe arbeiten finde ich nicht so gut: 2 - 2,5 Stunden sind hier teilweise zuwenig und man muss auch jeden einarbeiten und grob die Richtung vorgeben (wofür auch jede Menge Zeit draufgeht). Ein Praktikum / Probearbeiten über mehrere Tage ist sicherlich sinnvoll, aber hier muss auch jedesmal ein Betreuer (zumindest halbtags) abgestellt werden, der auch eine Bewertung verfassen sollte. Aber ganz ehrlich: Soviel Aufwand für einen Azubi? Das macht man normalerweise für höhere Berufe bzw. Praktika. Und ich nehme an hier geht es nur um eine Lehre zum Bürokaufmann usw., also ein Job, der im Grunde nichts großartiges verlangt.

Da würd ich mir echt das ganze sparen: Ich weiß ja nicht, ob ihr in der Firma soviel Zeit übrig habt, aber die die ich kenne verschwenden nicht soviel Zeit und Nerven (und letztendlich Geld) für die Vorauswahl. Gebt doch einfach die Stellenanzeige auf, kickt die schlechtesten Bewerbungen die kommen raus und ladet die besten 5 oder 10 zum Vorstellungsgespräch ein. Wenn der Schwerpunkt auf Rechtschreibung und Maschinenschreiben liegt macht einen Bewerbungstest:

- Einmal einen Text voller Rechtsschreibfehler und Grammatikfehler, welcher berichtigt werden soll. Am Besten hier irgendeinen Text aus dem Internet nehmen von einer Zeitung / Zeitschrift, der schon halbseitig sein sollte und in den dann Fehler eingebaut werden (besser als selber etwas formulieren, wo dann selber Fehler drin sind ;)). Hier würde ich nicht zu wenig, oder zuviele einbauen, sonst fällt die Vergleichbarkeit schwer. 200 Wörter, 20 Fehler wäre ein guter Schnitt.

- Dann würde ich den Azubi noch auffordern, den korrigierten Text in eigenen Worten zusammenzufassen. So kann man wieder Rechtsschreibfehler und Grammatik und gleichzeitig den Stil überprüfen.

- Will man hier den Anspruch noch hochsetzen: Textkorrektur auf dem einen Blatt machen lassen, einsammeln, und dann das Zusammenfassen auf einem zweiten machen lassen. So kann man noch überprüfen, ob der Azubi sich gerade Aufgenommenes auch gut merken und richtig umsetzen kann. Sehr beliebt bei meinem Onkel in der Firma um da die "mit der kurzen Aufmerksamkeitsspanne" (im wahrsten Sinn des Wortes) gleich rauszukegeln - dort geht es aber sehr viel um technische Prozesse, wo falsche Ausführungen schnell einen teuren Schaden verursachen können. Hier kann man es je nachdem noch unterteilen:

    - einfach: Fragen zum Text stellen, die in ganzen Sätzen beantwortet werden sollen.
    - schwer: Den Text in eigenen Worten ohne Fragen wiedergeben.
- Ergänzend: Falls man nicht nur einen Fachidioten in deutscher Sprache sucht, sondern auch einen halbwegs gebildeten Menschen: Noch einen allgemeinen Teil dranhängen aus schulischen und allgemeinbildenden Fragen, z. B.: "Zählen Sie die Minister der Regierung auf!", "Nennen Sie die Bundesländer sowie ihre Hauptstädte!", "Was sind die drei Grundfarben?", "(3 - 7)² = ?", "Welcher Begriff passt hier nicht: a) Walnuss b) Erdnuss c) Haselnuss d) Paranuss" usw.

Wenn man mal so einen allgemeinbildenden Test aus 30 Fragen fertig hat oder den Vorlagentext mit Korrekturbogen kann man den auch immer wieder verwenden und je nachdem nur halt mal etwas (den Korrekturbogen) aktualisieren. Und es kostet (meiner Erfahrung nach) weniger Arbeitszeit den Fragebogen anzufertigen und auszuwerten als hier ein größeres TamTam zu machen.

Falls man sich immernoch nicht für die besten 2 oder 3 entscheiden kann, kann man die ja immernoch zum Probearbeiten einladen. Wenn man zuviel Zeit und Menschenliebe hat kann man hier auch die schlechten Bewerber in der Hoffnung auf ein blindes Huhn einladen und auch den Test durchlaufen lassen - der Erfahrung nach siebt man hier ordentlich aus und in meiner Familie, wo pro Jahr seit Jahren alles in allem bestimmt um die 20 Azubis eingestellt und ausgebildet werden hat bisher noch keiner die Lehre geschmissen oder schlecht abgeschnitten ;).

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