EU Kommission fordert Besserstellung von Zeitarbeitern
Laut dem Willen der EU Kommission sollen Zeitarbeiter bald bessergestellt werden. Konkret fordert man, dass Zeitarbeiter und Leiharbeiter nach 6 Wochen die gleichen Gehaltsansprüche und somit das gleiche Gehalt erhalten sollen wie ihre fest angestellten Kollegen – bisher wird dieses Vorhaben vor allem von Deutschland und Großbritannien behindert. Die geforderte Richtlinie sei bereits 5 Jahre alt und müsse einstimmig angenommen werden, bisher konnten sich aber vor allem Deutschland und Großbritannien nicht auf eine einheitliche Linie mit den anderen Mitgliedsstaaten einigen.
Portugal, welches momentan den EU Vorsitz hat, wolle im Dezember während des Beschäftigungsrates deswegen einen neuen Vorstoß wagen und befindet sich jetzt bereits in Vorverhandlungen mit den betreffenden Mitgliedsstaaten. Laut Brüssel sei die Bundesregierung offen für neue Vorschläge der Kommission. Der DGB begrüßte indes den Vorschlag von Portugal und einen möglichen Vorstoß, da eine europaweite Regelung nötig und überfällig sei, um Lohndumping zu verhindern.
Laut EU werde die Zeitarbeit in Deutschland von vielen Firmen nicht dazu genutzt, um neue Festanstellung zu schaffen, sondern um die Kosten dadurch zu reduzieren, indem man fest angestellte Mitarbeiter entlässt und durch die billigeren Zeitarbeiter dauerhaft ersetzt. Die SPD kündigte zwar an, den Einsatz von Zeitarbeitern und Leiharbeitern in großen Unternehmen beschränken zu wollen, wurde aber in dieser Frage von der Union bisher blockiert.
Momentan arbeiten mehr als 400.000 Deutsche als Zeit- oder Leiharbeiter, die Branche boomt laut mehreren Erhebungen. Zeitarbeiter und Leiharbeiter verdienen jedoch nach einer Studie der Gewerkschaften im Durchschnit 2 – 3 Euro weniger die Stunde als reguläre Arbeitnehmer. Laut EU arbeiten 4 von 10 Europäern als Zeitarbeiter ohne regulären Arbeitsvertrag, auch wenn hier die Selbstständigen mit eingerechnet sind.
Ich finde den Vorschlag super. Das würde Zeitarbeit auch attraktiver machen. Und seien wir mal ehrlich, Zeitarbeiter sind zumindest anfangs sehr motiviert und erbringen gute Leistung, weil sie immer versuchen daraus eine Festanstellung zu gewinnen. Man muss wesentlich flexibler, mobiler und belastbarer sein, weil man sich immer wieder auf neue Arbeitsorte, Arbeitszeiten, neue Leute einstellen und sich immer wieder neu hinein finden muss. Ich persönlich finde es nicht so schlecht, da man auch viele Einblicke bekommt, vor allem sehr gut für Berufsanfänger. Die Frage ist immer nur wie lange diese Motivation anhält, wenn man dauerhaft schlechter bezahlt wird und es mit einer Übernahme noch nicht geklappt hat. Die Bezahlung ist definitiv zu gering, da man sich immer wieder auf neue Situationen einstellen muss. Kurzzeitig als Übergang ist Zeitarbeit aber durchaus besser, als zu lange arbeitslos zu sein. Man sollte sich stetig nebenbei um eine Festanstellung bemühen. Noch ein Nachteil ist, dass man nicht immer weiß, wie lange ein Einsatz geht und dass der von heute auf morgen zu Ende sein kann. Hat die Zeitarbeitsfirma so schnell keinen neuen Einsatz, bedeutet das auch schnell die Kündigung. Alles hat irgendwie seine Vor- und Nachteile. Ansonsten bleibt zu sagen: Zeitarbeiter werden den Festangestellten während des Einsatzes normalerweise gleichgestellt, was die Arbeitszeiten und Stundenanzahl angeht. Sollte das nicht dann auch für die Bezahlung gelten???
Das Zeitarbeiter für ein Unternehmen immer billiger sind, das bezweifle ich übrigens. 20 bis 25 Euro pro Stunde plus Mwst. sollten der Schnitt im Moment sein, was die Firmen zu zahlen haben (kaufmännischer Bereich, einfache bis durchschnittliche Aushilfstätigkeiten). Mir bleiben davon 9 bis 10 Euro die Stunde im Bestfall. Die Firmen haben allerdings wenig Arbeit damit schnell Aushilfspersonal zu finden und können es auch täglich wieder ohne Kommentar los werden. In sofern kann man nur da den Sparfaktor sehen. Zeit ist eben auch Geld.
Ich finde die Idee von Zeitarbeitfirmen ganz gut. Die Zeitarbeitfirmen werben damit, dass sie den Arbeitlosen helfen schnell eine neue Arbeit zu finden. Doch die meisten Firmen, vorallem im Handwerkerberiech nutzen die Leute nur aus, denn oft setzen sie die Leute bei irgendwelchen Firmen ein, wo eine Festeinstellung gar nicht in Aussicht ist. Ich habe ein paar Monate für eine Firma gearbeitet und habe durch Zufall vom Chef der Firma, wo eingesetzt wurde erfahren, dass sie im Vertrag sogar unterschreiben mussten, dass sie mich nach den drei Monaten, die ich da probeweise arbeiten sollte nicht, nicht übernehmen dürfen. Soviel zum Thema, dass diese Firmen einen festen Arbeitspaltz vermitteln wollen. Vielleicht trifft es nicht auf alle Firmen zu, aber die meisten wollen einfach nur Geld machen, indem sie die Arbeitskräfte mit Billiglöhnen bezahlen dafür aber selber viel Geld für die Arbeitskräfte kassieren.
Deswegen finde ich es gut, dass die Zeitarbeit jetzt besser bezahlt wird. So werden die Leute wenigstens nicht so ausgebeutet.
Ich arbeite ganz aktuell für eine Zeitarbeitsfirma, und bin alles andere als zufrieden. Da kommt mir der Vorstoß asu Brüssel nur recht. Denn warum soll ich für die gleiche Arbeit weniger Lohn erhalten? Nur damit meine Zeitarbeitsfirma auch leben kann? Ich verdiene nicht so viel, um mir solch einen Luxus leisten zu können.
Welche Vorteile für eine Zeitarbeitsfirma gibt es denn noch? Der Auftraggeber kann den Leiharbeiter von einem auf den anderen Tag "an die frische Luft befördern". Ok, man erhält noch weiterhin seinen Lohn, da dieser ja von der Zeitarbeitsfirma gezahlt wird. Das ist schon ganz in Ordnung. Aber andererseits wäre es ohne Zeitarbeitsfirma aufgrund der gesetzliche Kündigungsfrist vielleicht gar nicht zu der Entlassung gekommen.
Allerdings glaube ich nicht, daß der Vorstoß Brüssels mit Erfolg gesegnet ist, denn dann wären Leiharbeiter von Zeitarbeitsfirmen viel zu teuer, sodaß viele Arbeitnehmer dann in einem "normalen" Arbeitsverhältnis angestellt werden würden. Außerdem haben die Zeitarbeitsfirmen eine dermaßen starke Lobby, sodaß ich daran zweifle, daß sich an der Situation je etwas ändern wird.
Und wer glaubt, er wird von der Auftraggeberfirma schnell übernommen, der sollte die rosarote Brille absetzen und der Wahrheit ins Auge blicken...
Jetzt wurde die Einschätzung der EU auch noch von anderer Seite bestätigt:
Laut einer Analyse des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) die anhand der Daten des Soziooekonomischen Panels von 1989 bis 2005 gemacht wurde werden Zeitarbeiter, Leiharbeiter und befristete Angestellte schlechter bezahlt, haben ein hohes Risiko wieder arbeitslos zu werden und werden kaum bis selten weitergebildet
Im Schnitt verdienten 2005 30 % der Zeit- und Leiharbeiter, sowie befristet angestellten oder Minijobber im Westen 9,95 Euro pro Stunde und im Osten 7,49 Euro pro Stunde. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie arbeitslos werden im Vergleich zu den fest angestellten Beschäftigten, 4mal so hoch.
Momentan seien knapp ein Drittel aller Arbeitnehmer atypisch beschäftigt, also als Leiharbeiter, Zeitarbeiter, Minijobber oder in befristeten Arbeitsverhältnissen. Dieser „Trend“ wird wohl auch in Zukunft kaum unterbrochen werden.
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