Eintragung in ein Kondolenzbuch
Besonders jetzt, beim Tod von Robert Enke ist wieder mal ständig die Rede von einem Kondolenzbuch, wo man sich eintragen kann. Aber warum machen das die Menschen. Es sind ja für die Angehörigen auch wildfremde Leute, die sich dort verewigen und man kann mittlerweile ja auch online einen Eintrag in ein Kondolenzbuch machen.
Auch auf "normalen" Beerdigungen bzw. Todesfällen wird schon oft ein Kondolenzbuch hingelegt, damit man sich da eintragen kann. Ich muss sagen, dass ich das sehr sinnlos finde. Man kann, wenn man die Angehörigen kennt, auch persönlich kondolieren und wenn man die Angehörigen nicht kennt, dann ist es doch im Prinzip auch etwas, was kein Angehöriger braucht, von fremden Menschen kondoliert zu werden. Solche Bücher kann man in einem guten Schreibwarenhandel mittlerweile auch für teures Geld kaufen. Selbst Amazon verkauft Kondolenzbücher.
Ich verstehe den Sinn eines Kondolenzbuches nicht. Aber vielleicht kann mich ja jemand hier aufklären. Ich weiß, dass ich mich nie in ein solches Buch eintragen werde. Denn ich weiß nicht, was es bringen soll.
Wenn ich zu einer Beerdigung gehe, dann, weil mir der Verstorbene etwas bedeutete, oder weil mir die Hinterbliebenen was bedeuten. Da ist es in erstem Fall egal, ob die Hinterbliebenen mich kennen und ich würde mich auch in beiden Fällen in so einem Buch eintragen.
Ich weiß aus Erfahrung, dass Trauernde bei der eigentlich Beerdigung nicht immer mitbekommen, wer dem Verstorbenen die letzte Ehre erwiesen hat und dass sie sich freuen, wenn sie dann einen letzten Gruß in dem Kondolenzbuch lesen. Sie sehen dann, dass der Verstorbenen nicht nur ihnen wichtig war, sondern eben auch anderen Menschen, mit denen sie vielleicht so garnicht gerechnet hätten.
Ich persönlich sehe auch bei einem öffentlichen Kondolenzbuch die Möglichkeit meiner eigenen Trauer Ausdruck zu geben und damit dann mit diesem Kapitel abschließen zu können. Aber Trauerbewältigung ist nunmal eine eigenen Sache und das sieht jeder anders.
Leider sind auch einige meiner Lehrer verstorben, während ich noch auf das Gymnasium ging. Da haben wir dann ebenfalls eine Gedenkfeier für den jeweiligen Lehrer veranstaltet und uns in ein Kondolenzbuch eingetragen. Der Sinn dafür ist folgender: Natürlich kann die Ehefrau eines Lehrers nicht alle seine Schüler persönlich kennen, bei einer ausreichend großen Schule kennt sie vielleicht nicht einmal alle seine Kollegen. Deswegen wäre es eher unpassend, wenn die sie alle persönlich ansprechen würden. Trotzdem möchte man ja sicherlich auch Abschied von einem geschätzten oder geliebten Menschen nehmen und bedauert seinen Verlust. Das Kondolenzbuch bietet dafür Gelegenheit. Und ich denke, dass es bei Robert Enke, wo sich seine Fans eingetragen haben, ähnlich war. Es ist eine Möglichkeit Abschied zu nehmen und sein Bedauern auszurücken.
Und lange nicht jeder sieht es wie du, Diamante. Vermutlich liest Frau Enke nicht jeden Eintrag, aber dass es so viele sind, zeigt ihr doch wie geschätzt und beliebt ihr verstorbener Mann war. Einige der Ehefrauen unserer toten Lehrer haben sich herzlich für unsere Anteilnahme bedankt und es als tröstliches, schönes Gefühl empfunden, dass ihre Ehemänner bei uns so beliebt waren und vermisst werden. Auf der einen Seite macht einen das natürlich auch traurig, dass nicht nur man selber einen Verlust erlitten hat, andererseits ist es aber auch ein Trost.
Als mein Vater starb kamen viele Leute zu seiner Beerdigung, die ich nicht kannte und auch meine Mutter zum Teil nur flüchtig. Alle diese Leute waren tief betroffen und kamen wohl zum Teil auch nicht nur um unseretwillen, sondern, um von meinem Vater Abschied zu nehmen. Ich fand es schön zu wissen, dass mein Vater so viele Freunde gehabt war und so geschätzt wurde und nicht nur wir ihn schmerzlich vermissen. Natürlich sind Kondolenzbücher in einem größeren Rahmen, aber manch einer findet es nicht sinnlos und überflüssig von vielleicht unbekannten Freunden und Bekannten des Verstorbenen Nachricht zu bekommen. Und für die Trauernden ist es eben auch ein Teil des Abschiedsprozesses, auch wenn dir das vielleicht albern erscheint.
Wenn ich mich recht entsinne, war ich bisher noch nicht auf einer Beerdigung, wo ein Kondolenzbuch ausgelegt war. Und ganz ehrlich, wüsste ich so auf Anhieb auch nicht, was ich da hineinschreiben sollte, aber das wäre dann vermutlich sowieso davon abhängig, wie gut ich den Verstorbenen kannte, oder ob ich eventuell nur die Angehörigen kenne etc.
Die Idee eine Kondolenzbuches finde ich aber eigentlich gar nicht so schlecht. In Deutschland ist es ja so, dass man im Normalfall innerhalb von drei Tagen beerdigt wird. Da sind die Angehörigen meist noch in tiefster Trauer, gerade wenn der tod überraschend kam. Da kriegt man dann sehr oft nicht alles mit, was bei der Beerdigung passiert und wer einem persönlich sein Beileid ausdrückt. Oftmals wird ja auch von Beileidsbekundungen am Grab selber abgesehen im Hinblick auf die Trauer der Angehörigen. Da ist ein solches buch dann wirklich angebracht, denn so kann man seine Anteilnahme ausdrücken ohne die Trauer der Angehörigen noch mehr zu belasten und die Angehörigen können dann mit ein wenig Abstand schauen, wer sich denn eingetragen hat. Zudem ist es für die Hinterbliebenen auf jeden Fall hilfreich, wenn man sieht, dass viele Leute Anteilnahme zeigen und man merkt, dass man nicht alleine dasteht mit seiner Trauer.
Auch wenn der Vergleich ein wenig makaber ist: es erinnert mich irgendwie an ein Hochzeitsbuch, ein Poesiealbum oder so ein Buch "Mein Klasse". Dabei geht es ja auch darum, dass man gerne an die Zeit und eben an die Personen erinnert werden möchte.
Ich habe mich auch noch nie in ein Kondolenzbuch eingetragen, und werde es auch nie machen. Denn genauso wie du, finde ich es ist komplett sinnlos. Wenn jemand stirbt den ich kannte, oder meine Familie, so gehe ich sowieso persönlich hin und rede einige netten Worte mit den Hinterbliebenen.
Ich bzw. die Angehörigen benötigen ja keine Kondolenzbücher, damit sie sich später erinnern können wer aller bei der Beerdigung anwesend war. Sowas denke ich mir vergisst man ja sowieso nicht.
Als Hinterbliebener registriert man wirklich nicht wer alles auf der Beerdigung war. Und nicht jeder kann sich in einer Karte gut ausdrücken. Viele verzichten dann auf eine Karte, wo dann nur der Name drin stehen würde von wem sie ist und tragen sich statt dessen in das Kondolenzbuch ein.
Damit können die Hinterbliebenen dann eben auch in Ruhe nachlesen wer alles zur Beerdigung war und dem Verstorbenen die letzte Ehre erwiesen hat. Ich selbst habe es im Frühjahr auf der Beisetzung von meinem Schwiegervater erlebt. Mein Mann und meine Schwiegermutter als die nächsten Verwandten hätten danach nicht sagen können wer von den Freunden und Bekanntem auch wirklich da war.
Und ich werde das in gut einer Woche bei der Beisetzung von meinem Vater auch nicht wirklich mitbekommen. Im Endeffekt ersetzt das Kondolenzbuch die Trauerkarten. Wobei eben noch der Unterschied zwischen einem normalsterblichen besteht im Gegensatz zu einem Promi. Die normalen Kondolenzbücher sind eigentlich so aufgebaut, das jeder nur seinen Namen reinschreiben kann.
Bei den Promis ist dann noch genug Platz und eventuell ein paar Worte an die Hinterbliebenen zu richten, die eben doch am Ende aufmuntern sollen bzw. zeigen sollen, das man ihnen fühlt.
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