Jean-Louis Fournier - Wo fahren wir hin, Papa?
Dies ist der Titel eines Buches, in dem ein Vater über seine zwei behinderten Kinder schreibt. Zu lesen ist es auf vorablesen.de und man kann sich dann selber ein Bild machen.
Also ich muss schon sagen, als ich da einmal in dieses Buch hinein gelesen habe, war ich richtig erschüttert. Das, was da beschrieben war, mögen zwar manchmal wirklich die Gedanken dieses Vaters gewesen sein, aber mir kommt vor, es geht da ausschließlich darum, dass er überhaupt nichts Positives an der ganzen Sache sieht und sich ausschließlich selber bemitleidet. Mir kommt vor, es geht im gar nicht darum, dass es seinen Kindern, egal wie sie sind (sie sind eben nun einmal behindert), gar nicht ihretwegen nicht haben möchte, sondern aus reinem Egoismus.
Nun möchte ich einmal euere Meinung hören- interpretiere ich das falsch oder ist es tatsächlich so, dass der Vater der Situation einfach nur Negatives abgewinnen kann und sich selber einfach nur maßlos bemitleidet? Es wäre schön, einmal zu erfahren, was ihr so darüber denkt. Die verschiedensten Kommentare habe ich ja schon auf vorablesen gelesen.
Ich finde nicht, dass er sich die ganze Zeit selbst bemittleidet. Tatsächlich ist es so, dass es eine schwere Situation für ihn ist. Sein Problem ist wohl auch, dass er offen schreibt, was er denkt und vielen gefällt das nicht. So erzählt er ja auch, dass er einen seiner Söhne auf der Autofahrt regelrecht hopps nimmt, weil der ständig fragt, wohin es geht.
Was soll er deiner Meinung nach denn machen? Dem Sohn immer brav Antwort geben? Er ist einfach verzeifelt und wie wohl alle Eltern in der Situation fragt er sich, wieso es gerade ihm nicht vergönnt ist, gesunde Söhne zu haben. Ich denke diese Frage ist absolut legitim und auch nachvollziehbar.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Eltern mich auch hopps nehmen würden. So erträgt man die Situation einfach besser und diese Situation ist eigentlich unerträglich. Er hat Söhne, die er über alles liebt, wenn auch auf seine Weise. Und kranke Kinder (vor allem mit der Krankheit) kann man nur auf besondere Weise lieben. Sie geben einem keine Liebe zurück, was man als Elternteil aber braucht, sie verstehen nichts, man kann nichts mit ihnen unternehmen, man kann im Grund auch nicht solz sein - weil sie nie bewusst etwas vollbringen werden.
Ich finde du gehst zu sehr davon aus, dass es sich um gesunde Kinder handelt. Man sollte natürlich nochmal einen Unterschied machen, was körperliche und geistige Behinderungen angeht. Aber vlt hast du Kinder und siehst wie toll die sind. Du kannst mir glauben, dass das bei seinen Söhnen ein bischen was anderes ist.
Ich kenne ja nur die Leseprobe von der vorablesen.de-Seite und die hat mir auch vollauf gereicht. Ich kann mit diesen "Betroffenheitsbüchern" so schon nicht viel anfangen (und die Verfasser derselben schreiben sie wohl teilweise als Therapie, teilweise um Aufmerksamkeit zu bekommen, habe ich zumindest den Eindruck). Aber dieses Buch toppt noch mal sämtliche andere. In einer Tour bejammert der vater nur sein Dasein.
Als liebender Vater kommt er für mich nicht rüber, dazu ist mir da einfach viel zu viel Selbstmitleid mit drin. Und stilistisch fand ich es auch nicht besonders toll.
Gut, man sollte bedenken, dass es wirklich schlechte Übersetzungen gibt, das Original soll besser sein. Wenn du eh nichts mit dem Genre anfangen kannst ist deine Einstellung allerdings kein Wunder. Dann geht es weniger um diesen Buch, als um alle anderen auch.
Er schildert lediglich seine Erfahrung - und die ist doch bemittleidenswert. Man kann nicht behaupten, dass er dazu auffordert. Das tut man von ganz allein und ist menschlich.
Also Mitleid für ihn kam beim Lesen bei mir nicht auf. Eher Unverständnis, wieso er seine Jammerei auch noch öffentlich machen muss. Meine Güte, wenn man nur genug sucht, findet man überall tragische Schicksale. Und teilweise sicherlich auch schlimmere als in diesem Buch beschrieben. Sein Leben ist anders verlaufen als von ihm geplant, seine Söhne sind nicht die Kinder, die er wollte. Daran ändert aber diese Selbstmitleidstour nichts. Außer, dass er nun Dank des Buches natürlich weitaus mehr Geld im Portmoneee hat.
@Winny: Ich weiß ja nicht, ob ich es erwähnt habe, aber ich arbeite die ganze Woche in einer Einrichtung, in denen Menschen mit Behinderung leben und irgendwann haben sich die Eltern einfach mit der Tatsache abgefunden und sehen das nicht so, wie der Vater, der dieses Buch geschrieben hat. Also du kannst mir glauben, dass ich weiß, wovon ich rede, weil ich tagtäglich mit Menschen und Kindern zu tun habe, die schwerstens behindert sind. Sie könnten nicht einmal fragen: "Wohin fahren wir!"
Zu deiner Frage: Kinder habe ich auch- selbstverständlich! Und wenn man es als Behinderung ansehen möchte, mein Kind ist beispielsweise hyperaktiv! Trotzdem nehme ich es so, wie es ist und tu mir nicht die ganze Zeit selber leid! Ich bekomme einfach viel von meiner Tochter zurück, auch wenn sie nicht so ist, wie andere Kinder!
Es kommt für mich ganz klar in diesem Buch kein einziger positiver Aspekt heraus, obwohl diese tatsächlich vorhanden sind. Menschen mit Behinderung und auch Kinder mit Behinderung können besondere Talente haben, die einen erstaunen. Dieser Vater aber malt nur schwarz und tut sich die ganze Zeit selber leid. Jedenfalls kommt es in dem Buchausschnitt, der dort zu lesen ist, so heraus. Aber ehrlich gesagt, hat mir das auch gereicht, ich möchte gar nicht das ganze Buch lesen.
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