Profilabitur, was sind eure bisherigen Eindrücke dazu?

vom 07.11.2009, 19:23 Uhr

Ich bin nun schon seit über einem Jahr "Opfer" des neuen sogenannten Profilabiturs und muss mich Tag für Tag damit herumärgern.

Das Problem an sich ist nicht die Schwere der einzelnen Fächer, sondern einfach die schiere Menge an Fächern und dem damit zusammenhängenden Aufwand. Seien es die gewöhnliche Hausaufgaben, Referate oder die Vorbereitung auf Klausuren. Bei 15 Verschiedenen Fächern kommt einfach sehr viel zusammen.

Zudem ist die Stundenzahl, verglichen mit dem alten Abitur, auch noch einmal um fast die Hälfte angestiegen. So ist für mich persönlich auch noch das Jobben nach der Schule erschwert worden, da man kaum noch Zeit dafür hat, ohne nicht die Schule wenigstens teilweise dafür vernachlässigen zu müssen.

Außerdem muss ich auch bemängeln, dass eine Spezialisierung auf bestimmte Bereiche nicht mehr möglich ist. Man hat zwar sein profilgebendes Fach, aber das ist dann auch schon die einzige wirkliche Spezialisierung. Man lernt einfach viel zu viel, das man später vielleicht gar nicht braucht.

Hinzu kommt auch noch, dass man von den meisten Fächern dadurch auch nur Teilwissen gelehrt bekommt und nicht tiefer in die eigentliche Materie einsteigt, wie es beim alten Abitur der Fall war. Ich verstehe zwar, dass es so zwar für viele Unternehmen und Universitäten einfacher ist, Vergleiche zwischen Bewerbern zu ziehen, da sie ja grundlegend das gleiche gelernt haben, trotzdem wäre mir mehr Individualität lieber.

Nachdem ich nun meine persönliche Meinung zum Profilabitur preisgegeben habe, würden mich eure meinungen und Eindrücke interessieren. Seid ihr eher gegen das Profilabitur, nur Teile davon oder befürwortet ihr es gar?

» MicroToMacro » Beiträge: 112 » Talkpoints: 0,39 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Mir geht es da genauso wie dir. Ich bin leider auch in der Profiloberstufe und wünsche mir sehnlichst die alte Oberstufe zurück. Es wäre mir viel lieber, zwei Fächer abwählen zu können und zwei Leistungskurse auszusuchen. Aber da ich mich für ein Profil entscheiden muss, kann ich gar nicht die Fächer als Leistungskurse wählen, die ich gerne hätte. Nun bin ich bin gesellschaftswissenschaftlichen Profil gelandet, wir konzentrieren uns auf die Fächer WiPo und Geschichte. Als Leistungskurs hätte ich aber statt Geschichte Deutsch genommen.
Außerdem bin ich eine absolute Niete in Naturwissenschaften und hätte auf jeden Fall Physik und Chemie abgewählt. Das kann ich jetzt vergessen und muss beide Fächer beibehalten. Abgesehen davon dürfen wir uns keine 5 mehr im Zeugnis erlauben. Früher durfte sich jeder einen Ausrutscher leisten und wäre mit einer 5 noch versetzt worden. Jetzt dürfen wir gar kein schwaches Fach mehr haben, was ich absolut unmöglich finde.

Wenn ich meinen Stundenplan mit dem meines Freundes vergleiche, regt mich das auch schon auf. Er macht dieses Jahr sein Abi in der alten Oberstufe. Man könnte meinen, er habe deswegen viel um die Ohren. Stattdessen hat er viel weniger Unterricht als ich, ständig Freistunden und nur 8 Fächer. Ich hingegen habe gar keine Freistunden mehr und ganze 15 Fächer!

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


.. aber trotzdem noch genug Zeit am frühen Nachmittag um diese Uhrzeit in ein Forum zu schreiben. :wink: Darf ich mal fragen, wie eurer Stundenplan so aufgebaut ist? Wieviele Stunden habt ihr denn in den 15 Fächern in der Woche? Ich meine, dass System beinhaltet doch dann eine Kürzung an Wochenstunden pro Fach (im Vergleich zu den Leistungskursen), oder nicht?

Wenn ich das richtig überblicke, schreibt ihr in eurem Abitur auch 3 schriftliche Prüfungen (profilgebendes, profilbegleitendes und ein Kernfach, nicht?) und habt ein mündliches Fach. Das ist nicht mehr und nicht weniger als in den vergangenen Jahren - wobei sogar weniger, da wir im letzten Jahr (Berlin) auch eine Präsentationsprüfung bzw. Hausarbeit von in etwa 25 Seiten zu schreiben hatten. Gut, das betrifft die speziellen Abiturprüfungen.

Dass die Oberstufe offenbar "härter" zu geht, ist offensichtlich, da ihr wirklich viele (also alle?!) Fächer zu belegen habt. Und dabei dürft ihr euch auch keinen Ausfall erlauben? Nicht mal in Sport, Kunst oder Musik? Bei 15 Fächern würde mir aber grundsätzlich auch ganz schön der Arsch auf Grundeis gehen, besonders wenn ich da an Fächer wie Bio denke, die ich aus meiner Schulkarriere rigeros gestrichen habe, als ich konnte. (Auswendiglernerei als benoteter Indiz für Wissen oder gar Intelligenz.. ganz toll.)

Ich frage mich aber auch, in wiefern das System etwas bessern soll. Also ja, natürlich ist es für die weitere Bildung wirklich gut, dass ihr alle Fächer behalten müsst. Ich merke gerade selber, dass ich für mein Studium (welches mir zu damaligen Zeitpunkt natürlich noch gar nicht bewusst war), lieber Chemie hätte weiter gemacht. Denn das ist jetzt elementar und befiehlt mir, 3 Jahre Oberstufenstoff + Unistoff nachzuarbeiten. Allerdings, und das sagt ihr ja selbst, beinhaltet diese großflächige Fächerbelegung auch, dass man gar nicht so tief in die Materie einsteigt, die Inhalte also nur oberflächlich bewältigen kann. Wie soll das den Universitäten denn weiterhelfen? Denn das Niveau kann natürlich bei weitem nicht so hoch angesetzt werden, wenn bundesweit die Inhalte samt Tiefe gleichgestellt und damit bekannt sind. Mir scheint die Entwicklung eher ein Drehen im Kreis zu sein..

Übrigens dürft ihr als positiven Aspekt noch herausziehen, dass ihr zeitlich sehr stark eingeschränkt werdet. Das bereitet euch schonmal gut auf eure Bachelor-Studiengänge vor.. (zumindest auf einige dieser).

» antiheldin » Beiträge: 51 » Talkpoints: 0,48 »



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