Abendschule Abitur - schwerer als das normale Abitur?
Eine sehr gute Bekannte ist 28 Jahre alt und will in Abendschule ihr Abitur nachholen. Sie hat damals kurz vor dem Abitur das Handtuch geworfen und bedauert dies schon seit Jahren. Nun hat sie sich endlich durchgerungen das Abitur nachzumachen.
Sie arbeitet zur Zeit als Sekretärin und möchte das Abitur in der Abendschule neben ihrem Beruf machen. Ist das zu schaffen? Wie schwer ist es, das Abitur per Abendschule zu machen? Wird dieses Abitur in den Unis genauso anerkannt wie das normale Abitur im Gymnasium? Hat einer von euch das Abitur im Abendgymnasium gemacht? Was könnt ihr berichten?
Der Unterrichtsstoff dürfte weitgehend gleich sein, aber Deine Bekannte muss bedenken, dass Abendschule neben dem normalen Job läuft. Das ist eine immense doppelte Belastung und dann oft auch der Grund, warum viele die Abendschule wieder aufgeben.
Zu schaffen ist es schon, ich kenne auch ein paar Leute, die es gemacht haben, aber auch einige, die es dann aufgegeben haben, weil es ihnen zu viel Stress war. Die Freizeit ist halt schon stark eingeschränkt, man kommt vom eventuell harten Arbeitstag und statt sich wie sonst zu entspannen, muss man lernen, bzw. dann zur Abendschule. Aber wenn das ihr fester Wunsch ist, dann hat sie dadurch auch die dringend nötige Motivation und somit auch eine gute Grundlage, es tatsächlich zu schaffen.
Da es ja keine Kategorisierung des Abiturs gibt, ist Abitur immer die Hochschulzugangsberechtigung. Da macht es keinen Unterschied, ob dieses eben auf "normalem" Weg oder auf einem anderen (dem zweiten) Bildungsweg erworben wurde. Deine Bekannt bekommt immer eine Abiturnote und damit kann sie sich z.B. bei Unis auf Fächer mit einem NC bewerben, wie alle anderen auch. Weiß nicht, ob sich der bisherige Werdegang sogar positiv auf evtl. Wartezeiten auswirken kann. Könnte ich mir aber vorstellen. Daher stellt sich die Frage nach einer anderen Einschätzung durch Universitäten eigentlich nicht.
Jetzt zur Frage, ob dies zu schaffen wäre. Da ist die Antwort doch klar! Natürlich machbar. Die vermutlich verhältnismäßig hohe Zahl an Abbrechern kommt meines Erachtens nicht durch die hohen Anforderungen sonder durch die potentiellen Ablenkungen! Wer über die Schule zum Abitur strebt, sieht idR. hierin die Hauptaufgabe. Ist man aber Älter, verdient sein eigenes Geld und lebt allein oder in einer Partnerschaft, verliert das Abitur seine Heiligkeit. Anderes gewinnt einfach an Wichtigkeit! Natürlich auch andere Sorgen. Der durchschnittliche Abiturient wird sich kaum mit einer hohen Nebenkostenabrechnung herumschlagen müssen.
Wenn sie es sich vorgenommen hat, dann denke ich schon, dass die Chancen sehr gut stehen: Auch neben dem Job! Dazu braucht es halt ein wenig mehr Disziplin als sonst. Fachlich würde ich mir aber nur dann Sorgen machen, wenn ich von einem Einser Abschluss abhängig wäre.
Ich kenne mehrere Leute, die das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg gemacht haben, beziehungsweise gerade dabei sind. Der Stoff weicht natürlich nicht unbedingt von dem ab, was man auf dem normalen Gymnasium lernt. Es gibt ja Lehrpläne, die sowohl für die normalen Schulen als auch für die Abendschulen verbindlich sind. Es ist festgelegt, welche Themen in den einzelnen Fächern bis zum Erreichen der allgemeinen Hochschulreife besprochen werden müssen. Die Gestaltung des Unterrichts hingegen ist an den verschiedenen Schulen oft recht unterschiedlich. Allerdings kann man dabei nicht pauschal sagen, dass der Unterricht an der Abendschule anders strukturiert ist als an der normalen Schule. Es gibt vielmehr zwischen allen Schulen an sich gewisse Unterschiede, auch zwischen zwei normalen Gymnasien.
Das Abitur, das man an der Abendschule ablegt, ist natürlich ebenso eine Zugangsberechtigung für eine Hochschule wie das normale Abitur auch. Das Ziel ist dasselbe, nur der Weg dahin ist ein bisschen anders. Das Zeugnis, das man nach den erfolgreich abgelegten Prüfungen bekommt, ist mit dem normalen Abschlusszeugnis des Gymnasiums absolut vergleichbar. Es gibt keine Unterschiede.
Auch wenn der Stoff an sich nicht schwerer ist als der am normalen Gymnasium, gibt es doch einen wichtigen Faktor, der sehr kraftraubend sein kann. Normale Schüler haben nichts anderes zu tun als einfach nur zur Schule zu gehen. Jemand, der aber parallel noch arbeitet, ist zusätzlich noch durch den Beruf belastet und muss oft noch neben der reinen Arbeitszeit Vorbereitungen für den folgenden Arbeitstag treffen. Die Belastung kann unter Umständen recht hoch sein, gerade wenn man einen Job hat, der einem viel abverlangt.
Grundsätzlich finde ich es aber gut, dass deine Bekannte noch einmal die Schulbank drücken will und dann eventuell auch ein Studium anschließen möchte. Mit 28 ist sie auch noch recht jung und ich finde es immer gut, wenn Leute sich nicht einfach nur mit einem simplen Job zufriedengeben, in dem es vielleicht keine gute berufliche Perspektive und wenig Chancen für einen Aufstieg gibt, sondern bereit sind, sich weiterzubilden und so auch in interessantere, anspruchsvollere und verantwortungsvollere Berufsfelder einsteigen zu können.
Ich teile nicht die Meinung, dass die Abendschule vom Stoff her schwieger ist. Im Gegnteil, ich denke, dass sie vom Stoff einfacher ist. Was aber schwieriger ist, ist sich nach Jahren wieder zum lernen zu motivieren. Aber das ist zu schaffen.
Das Abitur an der Abendschule ist nicht etwas schwerer, als wenn man es in einer normalen Schule gemacht hätte. Der Stoff ist natürlich ähnlich und unterscheidet sich auch nur so, wie er sich von Schule zu Schule eben unterscheidet. Das ist alles im Toleranzrahmen.
Das Problem ist einfach, dass es anstrengender ist, weil man nebenher eben noch arbeiten geht, sehr viel weniger Freizeit hat und chronisch müde sein wird. Während man ja damals in der Schulzeit "nur" Schule als Pflichtveranstaltung hat, muss man hier eben noch der Arbeit nachgehen und darf dort auch nicht nachlässig werden. Gleichzeitig muss man aber für Klausuren für die Abenschule lernen und die Schule noch besuchen.
Darin liegt eben der Punkt, was das Abitur auf der Abendschule scheinbar schwerer macht.
Ist sie aber schlau, hat das lernen nicht verlernt und begreift schnell, wird sie das sicher gut meistern. Die Frage ist, ob sie ihre Freizeit eben soweit zurückstellen kann. Ich weiß ja nicht, ob sie noch Kinder hat oder sowas.
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