Quelle und die 50 Mio. für einen (überflüssigen) Katalog
Immer, wenn ich daran zurückdenke, bekomme ich regelmäßig die Krise, warum mußte man in ein Unternehmen, wo wirklich absehbar war, das dieses Unternehmen innerhalb kürzester Zeit Insolvenz anmelden muss, weitere 50 Millionen Euro investieren, um einen absolut überflüssigen Katalog zu drucken, der sowieso von den Menschen nicht mehr angenommen worden ist (Kataloge sind eine aussterbende Art)?
Die offizielle Begründung lautet natürlich, das das nicht absehbar gewesen ist, aber wenn selbst intern bei Quelle viele Mitarbeiter verwundert waren, das noch ein Katalog gedruckt werden wird auf grundlage eines Kredites, dessen Mittel Quelle nicht mehr aufbringen konnte, kann man sich schon an den Kopf fassen und überlegen, wie doof manche Politiker doch sein müssen.
Aber es war ja vor der Wahl und die Geschenke konnten sich sehen lassen, also wurden flugs die Millionen investiert. Wie denkt ihr darüber, war das wirklich nur ein Wahlkampfgeschenk und überflüssig, oder doch der mehr als verzweifelte Versuch, das Unternehmen zu retten?
Bei derartigen Unternehmen muss berücksichtigt werden, dass diese mit einer Aussendung des Kataloges weit mehr als 50 Mio einnehmen. Diese Finanzspritze diente eigentlich dazu, dem Unternehmen aus den roten Zahlen zu helfen. Die Rechnung ist aber nicht aufgegangen. Dies nicht zuletzt, da viele Kunden vom Quelle - Versand schon im Vorfeld abgesprungen sind.
Zum Thema Wahlkampf: Politik hat längst nichts mehr mit dem Volk, oder mit Sinnvoll zu tun. Politiker sind ALLE quer durch die Bank nur auf die eigne Tasche fixiert. Leider.Sie versprechen das blaue vom Himmel und passieren wird nichts davon.
Das mußt du mir mal erklären, nur weil ein Unternehmen Kataloge versendet, nehmen die mehr als 50 Millionen ein? Ich glaube, du vergisst, das der Kunde auch noch bestellen muss (und genau das hat er nicht getan, stattdessen hat der Kunde sich abgewandt, weil es zu viele andere Probleme gab, die nicht zufriedenstellend gelöst werden konnten).
Im Normalfall stimme ich dir zu, das die Versendung eines Kataloges kaufmännisch dafür sorgt, das die Werbeinvestition sich auszahlt und ein vielfaches zurück in die Kassen kommt, aber die Rechnung konnte in dem Fall nicht aufgehen, Quelle hat so schon kein Geld mehr gehabt, um einen Katalog zu drucken (hat also schon sehr rote Zahlen), wie bitte soll dann ein Katalog helfen, das Quelle wieder auf eine schwarze null kommt (zumindest längerfristig?). Das ist einfach nicht haltbar und funktioniert nur, wenn vorher schon das meiste stimmig ist (und genau das ist bei Quelle nicht der Fall gewesen, neben einem viel zu großem Sortiment, eine unübersichtlichen Webseite und einem problemtischen Warenwirtschaftssystem lagen die Probleme auch beim Vorstand und im Einkauf).
Werbung ist bei solchen Unternehmen natürlich alles, ohne Werbung auch keine Kunden (von den Stammkunden mal abgesehen, aber auch da kann es passieren, dass sie sich anderweitig orientieren, wenn sie nicht dran erinnert werden). Also war der Katalog wohl der letzte Versuch, noch etwas zu retten. Denn mit einem Katalog in der Auflagenhöhe, in der Quelle ihn vermutlich gedruckt und verschickt hat, werden ja doch eine ganze Menge Leute erreicht.
Nur hätte man den Katalog vielleicht günstiger gestalten können, nicht den üblichen dicken, sondern eben ausgewählte Produkte, bei denen die Chance, dass sie dann auch wirklich bestellt werden, weit höher ist, als wenn alles drin steht, was sich im Sortiment befindet. Dann hätte es vielleicht einen Gewinn, der sich lohnt, geben können.
Doch, der Kunde hat bestellt aufgrund des Kataloges, aber er hat eben trotzdem im Internet bestellt. Das Problem mit diesen Katalogen war doch eigentlich viel eher, dass die zu hochwertig produziert wurden. Ich erinnere mich gut daran, dass es die teilweise sogar als Hardcover-'Buch' gab für bestimmte Kunden. Die hätte man auch viel günstiger produzieren können.
Natürlich bestellen viele Kunden heute im Internet, aber trotzdem müssen sie erst einmal angesprochen werden um überhaupt aufmerksam zu werden. Das hätte man meiner Ansicht nach nicht unbedingt mit einem Katalog machen müssen, sondern ein dünnes Heftchen mit ein paar preislichen Leckerbissen als Anreiz um den Kunden auf die Internetseite zu locken, hätte es auch getan. Deshalb ist es trotzdem totaler Quatsch, das ein Katalog eine aussterbende Art ist. Irgendwie muss man doch auch die Kunden erreichen, die nicht von alleine mal eben so bei quelle.de vorbeisurfen. Und du weisst doch auch gar nicht was eine ordentliche Internetwerbung so kostet, oder?
Ich denke der Katalog ist nicht so aussterbend wie du glaubst, das ist ähnlich wie manche vor Jahren prophezeiten, dass Bücher und Tageszeitungen mit dem Internet aussterben. Klar sind vielleicht ein paar Auflagen zurück gegangen, aber es ist auch Mal ohne Bildschirm gemütlich. Viele setzen sich mit dem großen Quelle Katalog auf die Bank zu einem guten Kaffee und kaufen sich etwas schönes, wenn man sich etwas gönnt sollte man es auch genießen, das fängt bei der Bestellung an Und von dieser Sorte Personen kenne ich viele, denen es ist zu anstrengend die Inetrnetshops mit den Flash-Werbungs-Aktionen und Javascript für Menü-Spielerein.
Dass es ein Wahlzuckerl war möchte ich gar nicht ausschließen, allerdings bestimmt nicht nur zu 100%. Immerhin hingen einige tausend Arbeitsplätze dran und wenn der Vorstand groß propagiert, dass mit einem 50 Mio Kredit alles wieder laufen könnte, dann ist es ein Lichtblick. Die Politik hat bestimmt nicht die Zeit jede Firma deren Bilanzen zu durchforsten. Leider waren die Aussagen aber wieder nur von Managern, die vor der Insolvenz noch einen schönes Geldpolster zauberten. Das Problem mit Konerznen ist zur Zeit verbreitet, aber außer meckern passiert nichts, es werden noch immer für Konzerne Millionenhaftungen, etc. gemacht und Kleinfirmen in die Insolvenz geschickt.
Meiner Meinung nach haben Kataloge immer noch Berechtigung und das sieht man auch an anderen Katalogversendern, dass das auch durchaus funktioniert. Es gibt auch viele andere Versender die das gleiche Prinzip verfolgen - Katalog aussenden und dadurch Bestellungen bekommen. Zum Beispiel Baby Walz, Hess Natur, Otto Versand um nur einige zu nennen.
Ich selbst komme aus der Druckbranche und kenne viele Versender die sehr erfolgreich das gleiche Konzept verfolgen. Es will nicht jeder immer nur im Internet bestellen - auch viele jüngere Konsumenten wollen einen Katalog durchsehen. Im Internet wird dann sogar oft bestellt aufgrund des Katalogs. Das gleiche gilt für viele Onlineshops - hier wird auch oft viel Geld in Kundenaussendungen mit der klassischen Post investiert obwohl der Verkauf dann rein übers Internet erfolgt. Also kann der "Katalog" oder "das Postanschreiben" nicht so verkehrt sein, oder?
Selbstverständlich musste das Unternehmen einen Katalog produzieren, da ansonsten gleich eine Insolvenz unvermeidlich gewesen wäre. Im Nachhinein kann man natürlich immer sagen, dass das schon klar war - aber andererseits ging es auch um tausende Arbeitsplätze. Wahrscheinlich hätte es dann genau so viele (wenn nicht sogar mehr) Menschen gegeben die dann nach dem Staat geschrien hätten und warum hier nicht geholfen wurde. 10.000 Arbeitslose ein paar Monate länger kosten auf jeden Fall mehr als 50 Millionen Zuschuss für einen Katalog.
Und mal ganz global betrachtet - diese 50 Millionen Euro wurden über diesen Umweg auch wieder in Deutschland investiert. Der Katalog wird meines Wissens nach in Deutschland gedruckt und durch die deutsche Post verteilt. Also kommen diese 50 Millionen wieder der deutschen Wirtschaft zugute. Das noch am Rande erwähnt - grundsätzlich bin ich für Unterstützung von Unternehmen in solchen Zeiten.
Es geht ja nicht um die Frage, ob Kataloge grundsätzlich sinnvoll sind oder nicht. Viele andere Versandhändler produzieren ja auch welche und wirtschaften erfolgreich. Nur das Konzept des "großen Quelle-Katalogs", der ein- oder zweimal im Jahr erscheint und sämtliche Waren von A bis Z enthält, ist halt gescheitert. Andere Versender haben kleinere, auf spezielle Kundensegmente abgestimmte und somit auch immer aktuellere Kataloge, sind also zwangsläufig flexibler und näher an aktuellen Trends dran.
Und zum Thema Wahlkampf: Es ist natürlich schon bemerkenswert, dass der damalige Wirtschaftsminister bei der Opel-Lösung sehr kritisch eingestellt war (nun ist Opel aber ein Unternehmen, dem man durchaus noch Erfolg zutrauen kann), während er sofort bei der Quelle-Sache dabei war und gerne dort noch mehr investiert hätte. Ob es da einen Zusammenhang zwischen Quelle-Sitz und Wahlkreis gibt, kann dann ja mal jeder für sich selbst hinterfragen.
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