Post Rock hat nichts mit der Post zu tun
Es gibt mittlerweile eine ganze Menge Subgenres, die für sich in Anspruch nehmen, die Weiterentwicklung eines bestimmten Stils zu sein. Post-Rock, Post-Hardcore, Post-Punk und einiges dergleichen mehr. Selbst Post-Metal ist ein nicht mehr gerade selten gehörter Begriff. All diesen verhältnismäßig neuen Genres ist jedoch zu Eigen, dass sich nicht nur Fans über das Präfix “Post” häufig uneins sind, sondern auch eher unbedarfte Musikhörer finden im Wust der Genres keinen Überblick mehr.
Was bestimmt oder bedingt, ob eine einschneidende Veränderung eines Stils vorgenommen wurde? Manche sind der Meinung, bereits ein Solo im für so etwas eher seltener bekannten Hardcore macht automatisch Posthardcore daraus. Macht es überhaupt Sinn, die zersplitterte Musiklandschaft in noch weitere, kleine Einheiten zu zerteilen? Und hätte es nicht ausgereicht, Postrock einfach als Rock zu bezeichnen?
Ich finde, es macht grundsätzlich Sinn Begriffe für verschiedene Musikstile zu haben. Stell dir doch mal vor, dass ein Musikhörer nach neuen Bands sucht, die er vielleicht gut finden könnte und hat dann die Auswahl zwischen Rock, Hip Hop und Jazz unter mehreren Millionen von Musikgruppen. Da muss man schon genauer definieren, einfach aus Gründen der Marktfreundlichkeit beim Verkauf.
Wie du schon richtig beschrieben hast, ist das große Problem nur die Definierbarkeit der Begriffe. Ich hatte mal eine sehr gute englische Seite, wo sehr viel geschichtliche Entwicklung datiert war zu diesem Thema, jedoch hab ich den Link verloren. Das ist aber gar nicht so wichtig, weil das Problem der modernen Musik eben dieses ist, dass die Geschichte noch nicht geschrieben ist.
Beispiel Nirvana: Die haben sich selber als "Punk" angesehen, weil das gerade die aktuelle Strömung der Zeit war. Erst Jahre später erfand man den Begriff "Grunge", als man erkannte welchen künstlerischen Wert diese Musik hatte und welche Unterschiede signifikant zu anderen Stilrichtungen waren. Genauso wurden auch viele der Richtung durch Gegenbewegungen einfach zu dem, was sie jetzt sind. Allein durch den geschichtlichen Verlauf und die Absichten der Musiker. Das hatte dann manchmal weniger mit der Definition, als mit der Attitüde zu tun.
Besonders bei Newcomern beobachtet man, dass sie sich sehr individuell fühlen durch musikalische Parameter, die sie vermeintlich zu etwas Besonderem machen. In Wahrheit aber haben viele dieser Bands einfach noch "gar keinen" Stil. Sowas hat immer etwas mit dem gesamten Zeitbild zu tun. Es braucht Entwicklung und dauerhaft beständige Aussagen, die mehr als nur bestimmte musikalische Aspekte umfassen. (meiner Meinung nach)
Die Definition ist demnach heutzutage von viel zu vielen Ereignissen abhängig. Davon welche Fans sich einfinden und wie sie sich kleiden, was sie denken und welches Bild sie auf ihre Lieblingsband projizieren. Gleichzeitig will die Band ein Image setzen und am Schluss mischen sich ganz verschiedene Parameter und ergeben einen Begriff, der für etwas steht.
Ob das alles Sinn hat, ist mit "Ja" zu beantworten, weil es bei der Orientierung innerhalb von Insiderkreisen hilft. Ob das Ganze wirklich effizient und richtig abläuft würde ich eher in Frage stellen. Für außenstehende helfen diese ganzen Worte oft wenig. Aber Postrock als Rock zu bezeichnen ist für mich, so wie ein Kümmelbrot mit einem Baguette zu vergleichen.
Ich schließe mich meinem Vorposter aus dem MuBo (;)) an: Ja, diese Einteilung macht definitiv Sinn!
Allein Metal als Musikrichtung ist so unfassbar vielfältig, dass es hier bereits verschiedener Sub-Genres bedarf: Death Metal, Black Metal, Heavy Metal, Thrash Metal, Power Metal usw. usf.
Der Laie wird beim ersten Hören schockiert die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und proklamieren: "Das klingt doch alles gleich!" Objektiv betrachtet ist diese Aussage nicht völlig aus der Luft gegriffen, so verbindet diese Sub-Genres doch einige, wenige typische Stilmittel. Da denken wir doch ganz einfach nur an die Gitarren: laut, relativ stark verzerrt, viele Power Chords (mal von Black Metal-Bands wie z.B. Dark Funeral oder ältere Hard Rock Bands abgesehen), Stakkato-Riffing, häufig künstliche Obertöne.
Letztendlich sind es aber die Details, die eine weitere Klassifizierung für den geneigten Metal-Fan erforderlich machen. Ein alter Heavy-Metal-Hase kann über meine Lieblings-Death-Metal-Bands nur verächtlich die Nase rümpfen. Er mag virtuosen, melodischen Gesang alá Rob Halford, ich dagegen das paranoide und grenzdebile Schweinequieken von Devourment (mal stark überspitzt. ), seine Bands spielen allesamt in Standard-Stimmung, mir ist alles über C zu hoch. Ich liebe Blast Beats, er findet es einfach nur unmusikalisch. (Wie gesagt, das sollte nur mal ein Beispiel sein, so strikt grenzt sich mein Musikgeschmack nicht ab. )
Was ich damit sagen möchte: Für den Laien verbindet sich mit dem Terminus "Metal" ein bestimmtes Bild, das keiner weiteren Differenzierung bedarf, der eingefleischte Metaller schwört dagegen auf die Sub-Genres, denn (das muss man leider auch feststellen) mit ihnen verbinden sich auch wiederum gewisse Stereotypen. Diese Stereotypen benötigen Musikliebhaber auch in anderen Genres um sich effektiv über Musik austauschen zu können. Beispielsweise Musikempfehlungen werden somit drastisch vereinfacht. Wenn mich jemand nach Black Metal Bands fragt, die zum "Einstieg" gut sind, werde ich ihn eher auf z.B. Gorgoroth oder Dark Funeral verweisen, als ob er mich nur allgemein nach Metal fragt.
Die ganzen "Post"-Genres machen für mich schon Sinn, denn bis jetzt sind mir bei jeder Band dieser Zuordnung Merkmale aufgefallen, die sie von ihrer Herkunftsmusikrichtung unterscheiden. Meistens brechen sie (oder zumindest versuchen sie es) musikalische Konventionen: man entfernt sich vom üblichen Intro-Strophe-Bridge-Refrain-Strophe-Refrain-Solo-Refrain-Solo-Ende-Schema, statt solcher Strukturen werden eher Spannungsbögen erzeugt, Themen werden wiederholt, verändert, oder gar ganz verworfen. Meiner Meinung nach ist dieser Schritt vom Baukausten-Muster weg eines der wichtigsten Elemente in allen dieser Post-Richtungen. Long Distance Calling würde ich nie gemeinsam mit Tokio Hotel in den Rock-Topf stecken wollen.
Auf der anderen Seite gibt es auch wiederum Musikbereiche, in denen es lächerlich viele Einteilungen gibt, ich denke da nur an Bands die sich selbst als "Crabcore" oder "Brocore" und dergleichen bezeichnen - wobei nicht zu vergessen ist, dass das meistens eher als selbstironisches Understatement zu betrachten ist.
Um es noch einmal zusammenzufassen: Ja, ich denke, dass solche Einteilungen Sinn machen, da sie die Kommunikation und die Suche nach neuen Bands für mich extrem erleichtern. Natürlich ist es als Neuling/Laie schwer diese Einteilungen nachzuvollziehen, doch letztendlich grenzen sie meistens sehr sinnvoll bestimmte Musikrichtungen und können von jedem durchschaut werden, der sich nur etwas intensiver mit Musik beschäftigt.
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