Kleinkinderkrippe in Deutschland und Österreich
Hallo,
ich selbst arbeite als Kindergärtnerin in Österreich und habe selbst einen zwei Jahre alten Sohn, der in eine Kleinkinderkrippe geht. Auch ist es in meinem Umfeld völlig normal, dass ein Kind im Alter zwischen 2 und 3 Jahren in den Kindergarten bzw. eben in die Kleinkinderkrippe geht.
Dennoch habe ich momentan eine Mutter in meiner Gruppe, die völlig verzweifelt ist. Sie kommt selbst aus Deutschland und hat mir erzählt, dass es hier völlig normal sei, dass Kinder in die Kleinkinderkrippe gehen. Ihr Exmann kommt aber aus Österreich und er (sowie seine Eltern) sind strikt dagegen gewesen, dass der gemeinsame Sohn in die Kleinkinderkrippe geht.
Ist es tatsächlich so, dass es in Deutschland völlig normal ist, dass Kinder in die Kleinkinderkrippe gehen? Und ist es umgekehrt wirklich so untyypisch, dass österreichische Kinder in eine Kleinkinderkrippe gehen?
Ich kann leider nicht für Österreich sprechen. Wenn man das ganze etwas überspitzt betrachtet und grobe Tendenzen formuliert, kann man folgendes sagen: In den neuen Bundesländern wundert sich niemand darüber, wenn Kinder früh in die Krippe gebracht werden. Da hat das lange Tradition durch die DDR.
In den alten Bundesländern ist das nicht so homogen. In Bayern zum Beispiel ist das eher unüblich, zumindest im ländlichen Raum, dass die Kinder unter 3 betreut werden.
Also ich selber komme aus Österreich und es stimmt irgendwie schon, dass man bei uns manchmal schräg angeschaut wird, wenn man sagt, das Kind ist zwischen zwei und drei Jahre alt und geht in die Kinderkrippe. Vor allem die Menschen vom älteren Schlag (meine Mutter beispielsweise), meint, ob das nicht zu früh wäre. Sie widerspricht sich da aber, weil sie ja auch wollte, dass ich arbeiten gehe. Was hätte ich denn sonst tun sollen?
Bei uns in Österreich kann man es als Mutter niemanden recht machen. Geht man Arbeiten, ist man eine Rabenmutter, weil man das Kind quasi in die Krippe abschiebt. Geht man nicht arbeiten, heißt es, man wäre zu faul um zu Arbeiten und hätte die Kinder nur angeschafft, um daheim sitzen zu können.
In Österreich ist es, kommt mir vor, gar nicht mehr so im Trend, Kinder zu bekommen. Gerade junge Mütter haben mit vielen Vorurteilen zu kämpfen.
Ich denke das kann man nicht so sehr pauschalisieren. Weder für Deutschland, noch für Österreich. Ich selbst wurde auch von einigen älteren Generationen als Rabenmutter dargestellt, als ich meine Tochter mit zwei Jahren in die Krippe gegeben habe. Aber anders war es einfach nicht machbar. Ich glaube in der heutigen Zeit ist es, zumindest in Deutschland, sehr Gang und Gebe, die Kinder in die Krippe zu bringen. Heutzutage kann es sich kaum einer finanziell leisten nur noch einen Hauptverdiener in der Familie zu haben. Aber mittlerweile sind da die älteren Generationen auch einsichtiger.
Tatsächlich ist es so, dass es da bundesweit große Unterschiede gibt. Während die neuen Bundesländer ein großes Netz an Krippen haben und es dort nicht unüblich ist, sein Kind bereits mit einem Jahr in eine Krippe zu geben, so ist es beispielsweise bei uns in Bayern immer noch eher unüblich.
Allerdings ist es auch nicht mehr so wie früher, dass man als Rabenmutter abgestempelt wird. Nur fehlen halt noch viele Betreuungsplätze. Momentan besuchen nur rund 20% der unter 3-jährigen eine Kinderkrippe, es gibt auch kaum mehr Betreuungsplätze. Immerhin soll es 2013 in Bayern für rund 30% der unter 3-jährigen Betreuungsplätze geben, was ich aber auch noch zu wenig finde! Und die geplante "Herdprämie" der CSU ist da meiner Ansicht nach absolut ein Schritt in die falsche Richtung. Jetzt Eltern von unter 3-jährigen eine Prämie von 150 EUR zu gewähren, weil sie ihr Kind zuhause betreuen, ist ein Rückschritt und eine Ohrfeige für diejenigen, die die hohen Krippenkosten von über 200 EUR tragen müssen und keine Unterstützung haben.
Ich habe vor kurzem erst ein hochinteressantes Buch gelesen, in dem festgestellt wurde, dass in Deutschland das Vollzeitmutterdasein noch immer sehr in den Köpfen verankert ist und dass etliche Mitmenschen sowohl in Ost als auch in West Eltern verurteilen, die ihre Kinder beizeiten in die Krippe bringen - und das obwohl Fremdbetreuung von Kleinkindern im Osten ja doch eine längere Tradition hat.
Allerdings ist da etliches im Wandel. Wer schon dem Teenie-Alter entwachsen ist, der wird sich sicher noch an die Diskussionen vor wenigen Jahren erinnern, in denen es darum ging 3- bis 6-jährige Kinder fremdbetreuen zu lassen. Das ist heute schon fast Normalität und genau den gleichen Wandel sehe ich derzeit auch in der Krippenbetreuung. Bisher ist es noch keine Normalität auch Kleinkinder fremdbetreuen zu lassen, aber das wird sich in der Zukunft aus verschiedenen Gründen ändern.
Ich sehe da übrigens keinen Unterschied zwischen Österreich und Deutschland. Ich war mit meinem Kleinen auch häufig mal geschäftlich in Österreich und habe ihn dann dort in einer Krippe halbtags betreuen lassen. Da das mehr als einmal der Fall war, kam ich dort auch mit anderen Eltern und den Erziehern ins Gespräch und die berichteten, dass es eben auch Vorurteile gibt und man da eben ein dickes Fell haben müsse. Allerdings war auch schon vor 4 Jahren die Meinung in Österreich im Wandel.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-93660.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Hilfe beim umtopfen von Pflanzen 1338mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: felis.silvestris · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Hilfe beim umtopfen von Pflanzen
- Calla Pflanze 2152mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Schlafendes Wiesel · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Calla Pflanze
- Tipps zur Geranien Pflege 2392mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: C97 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Tipps zur Geranien Pflege