Fragen rund um Filzen

vom 18.10.2009, 09:48 Uhr

Ich bin Kindergärtnerin und möchte gerne mal mit den Kindern filzen. Ich habe das noch nie getan, denke aber, dass wir das durchaus mit ein wenig Anleitung schaffen werden. Ich arbeite mit Kindern zwischen 1 und 6 Jahren und hätte nun ein paar Fragen an euch:

Wie genau funktioniert das Filzen? Was kann man damit alles machen und was benötigt man alles dazu?

Für welche Altersklasse würdet ihr das Filzen empfehlen? Ist Filzen für Kinder im Alter von drei Jahren zu schwierig oder können auch hier schon die ersten Versuche gestartet werden?

Wie viel Zeit muss ich zum Filzen einrechnen? Ist es sehr zeitintensiv oder geht es recht flott?

Benutzeravatar

» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Also Filzen würde ich glaube ich nur mit den größeren Kinder, vielleicht denen im Vorschulalter. Mit den Kleinen solltest du dir nicht zu große Hoffnungen machen, dass das auch klappt, denn es ist schon etwas schwieriger, als es aussieht. Dann macht man sich viel Mühe und hat nachher kein Ergebnis und das ist sicher weder für dich noch für deine Schützlinge befriedigend.

Es gibt zwei Methoden: Die eine ist Trockenfilzen und funktioniert mit einer Filznadel. Davon würde ich dir vollständig abraten, denn diese Nadeln sind sehr spitz und sogar ich tue mir ab und zu damit weh. Was Fünfjährige sich damit womöglich antun, möchte ich mir lieber nicht vorstellen. Und so ganz einfach ist diese Version auch nicht.

Die andere Variante ist das Nassfilzen und wenn du filzen ausprobieren willst, solltest du diese wählen. So ganz einfach ist das zwar auch nicht, aber es ist relativ ungefährlich und auf jeden Fall leichter als Trockenfilzen. Der Nachteil ist allerdings, dass es eine ganz nette Schweinerei hinterlässt, weil man eben heißes Wasser und Seife dafür benötigt und auch wenn man aufpasst, plätschert mal was daneben. Allerdings haben Kinder meiner Erfahrung nach auch viel Spaß an solchen Sachen, weil die ja meist Panscherei lieben.

Filzen mit Kindern erfordert viel Vorbereitung, man braucht viele Kleinigkeiten als Zubehör und das Material ist nicht ganz billig. Ich würde auf jeden Fall ganz kleine Gruppen wählen, damit du alle gut beobachten und helfen kannst. Außerdem musst du es natürlich vorher mal alleine versuchen, damit du eventuelle Problemquellen entdeckst. Wenn du daran Interesse hast, kann ich dir meine Arbeitsanleitungen schicken. Die haben wir im Studium mal für den Textilunterricht in der Grundschule erstellt, aber die kannst du sicherlich auch mit deinen größeren Kindern, bzw. für dich zur Vorbereitung gut benutzen.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Nachtrag(Edieren kann ich nicht mehr.): Fürs Filzen musst du ca. 30 Minuten bis eine Stunde(ohne Vorbereitung) einrechnen, je nachdem was du machen willst. Kleine Kugeln, aus denen man z.B. Schlüsselanhänger oder Lesezeichen machen kann, gehen etwas schneller, aber mehrere Kugeln oder gar kleine Täschchen dauern ziemlich lange.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Also, ich habe mit meinen Kindern gefilzt, als die Großen 3 und 5 Jahre alt waren. Das ging eigentlich ganz gut. Mit ihren 5 Jahren habe ich meiner Großen auch schon die Filznadel in die Hand gedrückt und sie gewarnt, dass die sehr spitz ist. Da sie sehr vernünftig ist, ging das auch gut. Aber es waren eben nur zwei zu beaufsichtigende Kinder. Für eine Kindergartengruppe ist das ziemlich riskant, da die Filznadeln viel spitzer sind als Prickelnadeln. Wenn man Kinder mit Nadeln arbeiten lassen will ( wegen der Schulung der Feinmotorik) würde ich eher Prickeln empfehlen, was meinen Kindern viel Spaß gemacht hat.

Das Filzen hat meinen Töchtern auch sehr sehr viel Spaß gemacht!

Das Filzen funktioniert im Prinzip so:

Man benötigt unbehandelte aber gekämmte Schafwolle. Eine etwas größere Menge benötigt man in weiß. Diese ist etwas billiger als die gefärbte Filzwolle. Mit der weißen Wolle fertigt man erst den Grundkorpus, der später mit farbiger Filzwolle verziert wird.

Man fertigt also erst diesen Grundkorpus. Dazu verwuschelt man in mehreren querlaufenden Lagen die weiße Wolle. Diese macht man dann nass und seift dieses gut mit Kernseife oder Olivenölseife ein. Danach muss die Wolle tüchtig gedrückt, gewalkt, geknetet, gerieben und durchseift werden. Zwischendrin befeuchtet man die Wolle immer wieder mit möglichst heißem Wasser. Das sollte auf jeden Fall der Erzieher machen, wegen der Verbrühungsgefahr. Danach wird die Wolle wieder eingeseift und geknetet und gestrichen.

Das fühlt sich für Kinder total toll an. Der Schaum löst großes Entzücken aus. :lol: Und die Verwandlung der Wolle ist für die Kinder auch sehr faszinieren. Sie beobachten wissbegierig, wie der anfänglich recht große Wollklumpen langsam einschrumpft und fester wird. Da das Filzen eine sehr nasse Angelegenheit ist, sollte man sich unbedingt einen Raum im Kindergarten aussuchen, der Wasserfest ist. Also bitte Dielenfußboden und Teppichboden weiträumig umfahren und ausreichend Sicherheitsabstand zu Büchern etc. halten.

Man muss den Kindern schon assistieren, vor allem den motorisch ungeschickteren. Die Filzerei sollte auf jeden Fall nicht mit zu aufwändigen Werkstücken betrieben werden. Beispielsweise lässt jedes Kind einen kleinen Ball in Tischtennisballgröße anfertigen. Diese Größe ist für die kleinen Händchen auch ganz gut zu bewältigen. Wenn die Kinder die Lust verlieren kann man die Bälle angeblich auch in der Waschmaschine heiß waschen, dann werden sie besonders fest. Da die Bälle schön soft und flauschig sind, können die Kinder sich auch mit den fertigen Produkten bewerfen, ohne dass das weh tut. Sie sind also schöne Spielzeuge. Auch Mamas Katze ist total verrückt nach diesen Bällen. Sie eignen sich anscheinend prima als Mausersatz, da man sie wunderbar rupfen kann.

Alternativ kann man alle Kinder an einer gemeinsamen Filzdecke arbeiten lassen. Das wäre sicherlich ein schönes Werk für das Gemeinschaftsgefühl. Dadurch, dass die Decke flach ist, ist sie auch recht schnell fertig. Man muss aber nur darauf achten, dass die Schichten sorgfätig gelegt werden, damit sie nacher gut zusammenhalten.

Auf jeden Fall sollte jedes Kind Creme für die Hände von zu Hause mitbringen, da das Filzen durch den Kontakt mit Seife stark die Haut auslaugt.

Danach kann man mit den Kindern gleich Plätzchen backen, so saubere Kinderhände werdet ihr selten bei euren Zöglingen zu sehen bekommen. :lol:

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^