Schule und ihre Funktion
Der Bereich Beruf & Bildung scheint sich ja zu einer meiner Lieblingsforen auf talteria.de zu entwickeln.
Besonders in den vergangenen Jahrzehnten hat man erkannt, dass Schule viel mehr Aufgaben übernehmen muss, als das Eintrichtern von wissen. Wie seht ihr das? Findet ihr, man kann es mit den sozialen Aspekten der Schule auch übertreiben und man sollte lieber wieder mehr das Augenmerk auf den Stoff legen oder seht ihr es wie ich, dass Schule mehrere, unten aufgeführte Funktionen übernehmen muss? Welche der aufgeführten Funktionen haltet ihr für die Wichtigste?
--> Qualifikationsfunktion: Natürlich, Schule soll Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten vermitteln. Das lässt sich nicht von der Hand weisen. Dies ist zum einen wichtig, um die individuellen Lebensmöglichkeiten der Menschen zu fördern, andererseits soll es aber auch dazu beitragen, dass Produktionskräfte gesichert werden und zur Reproduktion der Gesellschaft.
--> Sozialisationsfunktion: Darüber hinaus hat die Schule die Aufgabe, Normen und Werte zu vermitteln. Als "heimlichen Lehrplan" bezeichnet man, dass die Schule zwar einerseits Individualität und freies Handeln propagiert, andererseits aber auch die Schüler dazu bringt, sich an Leistung, Ordnund und sozialem Verhalten zu orientieren. Also ein kleiner Widerspruck.
--> Selektionsfunktion: Es ist nunmal so, dass nicht alle Menschen gleich hohe Positionen in der Gesellschaft einnehmen können. Durch Noten und Abschlusszeugnisse wird den Leuten eine bestimmte Position zugewiesen.
--> Personalisationsfunktion: Ein Punkt, dem viel Aufmerksamkeit zu schenken ist. Schule soll die Individualität und Persönlichkeitsentwicklung des Schülers fördern.
Gerade in letzter Zeit wird immer wieder gefordert, dass Schulen noch weitere Funktionen übernehmen soll:
..> kompensatorische Funktion: Wie der Name schon sagt, geht es darum, Defizite im Bereich des Lernens, der sozialen Entwicklung auszugleichen, um eine möglichst große Chancengleichheit zu gewahren. Leider ist es in Deutschland tatsächlich immer wieder mal so, dass Kinder mit Eltern aus einem besseren Umfeld mehr in der Schule gefördert werden, als Kinder aus sozialschwachem Umfeld. Sowas darf einfach nicht sein.
--> familienergänzende Funktion: In vielen Familien läuft es nicht gerade rund. Die Schule ist für viele Kinder der einzige Institution, die sie besuchen. Ansonsten verbringen sie den ganzen Tag mit den Eltern, die sich oft nicht um die Kinder kümmern. Deswegen muss Schule auch eine Erziehungsfunktion innehaben und einen emotionalen Halt bieten können.
--> der letzte Punkt, den ich hier aufführen möchte, ist die diagnostische/therapeutische Funktion. 20 Prozent der Schüler sind psychisch nicht gesund. Störungen müssen seitens der Lehrer erkannt und wenn möglich auch therapiert werden. Wenn dies nicht möglich ist, müssen die Lehrer Ansprechpartner wissen, an die sie sich wenden können, wo das Kind weitere Hilfe erhalten kann.
Soviel erstmal. Ist ja ganz schön lang geworden mein Text. Danke fürs Durchlesen und würde mich über eure Meinung freuen.
mfg Gerrit
Schöne Vorschläge in der Theorie, in der Praxis wohl kaum machbar.
Die Schule kann gar kein Familienersatz sein, selbst wenn sie es wollte und die wenigsten Lehrer dürften durch ihre Ausbildung in der Lage sein, psychische Erkrankungen festzustellen, geschweige denn mit diesen umzugehen.
Genauer möchte ich nochmal auf die Selektionsfunktion eingehen - die ist meiner Meinung nach in unserem Schulsystem ziemlich übertrieben - gerade in der schwierigen Phase der Pubertät sollten Leistung und Note in der Schule nicht mehr oberste Priorität haben, oder zumindest durch andere Aspekte sinnvoll ergänzt werden. Gerade in der Zeit lassen sich viele eigentlich helle Köpfchen nämlich hängen und nur wegen ein, zwei schlechten Jahren liegen ihre Fähigkeiten dann eventuell das ganze Leben lang brach. So Fälle habe ich auch schon ein paar Mal persönlich miterlebt.
In meinem Jahrgang gibt es einige Fächer, in denen viele Schüler den Stoff sozusagen im Selbststudium lernen, da die Lehrer nicht fähig sind den Stoff zu vermitteln. Oder sie halten sich nicht an die Richtlinien des Kultusministeriums in denen steht, welche Themen in den zwei Jahren Oberstufe durchgenommen werden müssen. Und das nennt man dann Zentralabitur.
Wenn ich die Fünft- und Sechstklässler bei uns sehe, dann glaube ich schon, dass die Eltern den Erziehungsauftrag an die Schule abgegeben haben: Nun macht mal. Und was die Bereitschaft angeht Verantwortung zu übernehmen angeht sieht es bei vielen Lehrern schlecht aus. Anders kann ich dass nicht ausdrücken wenn über Wochen der Unterricht ausfällt und es keine Ersatzlehrkraft gibt, weil sich der Kranke Lehrer nicht längerfristig krank schreiben lässt.
Ich muss aber auch erwähnen dass es einige Lehrer bei uns gibt die tollen Unterricht machen und nicht dauernd krank machen. Diese im Thema genannten Funktionen erfüllen meine Lehrer nur begrenzt, und es wird Zeit dass die öffentlichen Schulen sich ihre Lehrer aussuchen können.
Hallo,
ohne im einzelnen auf Deine Punkte einzugehen, hoffe ich sehr, dass die Schule noch mehr Funktionen als das bloße Vermitteln von Wissen übernimmt...
Ich sehe in unserem Umfeld, bzw. dem Umfeld unserer Kinder soviele Defizite bei Kindern, die diese von zu Hause mitbringen, dass sie die eigentlich nur noch von der Schule vermittelt bekommen können.
Aber andererseits sieht man es immer häufiger, dass Lehrer mit ihrem "normalen" Aufgabengebiet schon überfordert sind. Wie sollen sie da noch mehr Aufgaben übernehmen, um die sich eigentlich zu Hause gekümmert werden sollte? Und sollte man nicht vielleicht irgendwie bei den Eltern ansetzen, dass die sich ihres "Erziehungsauftrages" wieder bewußt werden? Wenn das klappen könnte, wäre das meiner Meinung nach effektiver.
Viele Grüße vom
regentrudchen
Also ich finde ganz klar, dass der Fokus wieder zurück auf das Lehren von Wissensinhalten gelegt werden sollte.
Durch die Sozialisation der Schule wird doch nur noch mehr unterstützt, dass sich die betroffenen Familien erst gar nicht weiter darum bemühen, ein geregeltes und normales Familienbild wieder herzustellen. Natürlich ist es andererseits ein "Auffangbecken" für diejenigen Schüler aus Familien, in denen das eben nicht klappt, aber dadurch wird das nur weiterhin unterstützt beziehungsweise verhindert, dass sich Eltern doch einmal Gedanken darüber machen, ob es so sinnvoll ist, wenn das eigene Kind "verlottert".
Meiner Meinung nach ist eindeutig die Qualifikationsfunktion die wichtigste, da sie, wie bereits angesprochen, noch als eine der wenigen restlichen darauf ausgerichtet ist, die Schule als das anzusehen, was sie eigentlich sein sollte: Eine Bildungsstätte. Dass sie mehr und mehr zu einer Art "Hort für Jugendliche" werden, halte ich nicht für richtig, zudem dadurch auch das "Klima" geschädigt wird.
Die Sozialisationsfunktion halte ich für etwas bedenklich, wenn man sich überlegt, dass, was ja auch in Ordnung ist, die Lehrer teilweise schon sehr sehr alt sind. Denn dadurch geschieht dann entweder, dass sich die Schüler mit Lehrern nicht identifizieren können und dadurch auch soziologisch keine "Erziehung" erfolgt oder, dass die übermittelten Werte vollkommen veraltet sind.
Natürlich prägt jeder Mensch auf gewisse Weise seine Mitmenschen, aber ich verstehe nicht, weshalb Lehrer dafür eine "Ausbildung" besitzen, sie sind eben "nur" dafür ausgebildet, Wissen zu übermitteln, und dabei sollte es, meiner Meinung nach, auch bleiben. Die soziologische Erziehung sollte das Umfeld und die Familie im weitesten Sinne übernehmen.
Die Schule hat die Hauptfunktion den Schülern ein umfangreiches Wissen zu vermitteln. Die Schule muss berufsvorbereitend sein, um einen guten Start in die Berufsausbildung zu gewähren. Das ist eigentlich das Haupt Ziel und die Hauptaufgabe der Schule. Natürlich gibt es auch andere Bereiche, wo die Schule ihren Einfluss geltend machen soll. Ich nehme hier nur mal die Persönlichkeitsbildung der Schüler. Jeder Schüler sollte sich eine politische Meinung bilden. Darauf sollte die Schulen ihren Einfluss nehmen. Auch gewisse Lebenseinstellung sollte die Schule den Schülern anerziehen. Die Schule ist in der wichtigste Teil, damit die Schüler später im Berufsleben ihren Mann stehen. Man sollte auch nicht allzu viel von der Schule verlangen, denn es gibt ja noch das Elternhaus was auch gefordert ist. Elternhaus und Schule müssen eng miteinander zusammenarbeiten. Denn was in der Schule nicht klappt, klappt in der Berufsausbildung erst recht nicht. Und diese gemachten Fehler bezahlen wir dann alle.
Es ist schon so, dass Kinder heutzutage einen großen Teil der Zeit in der Schule verbringen. Allerdings kann die Schule deswegen noch lange nicht einen großen Teil der Erziehungsaufgaben und elterlichen Pflichten übernehmen.
Ich finde auch, dass die Schule wieder mehr Wert auf die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten und zum Teil auch auf die Vermittlung von Werten legen sollte.
Allerdings sollte Wissen und Fähigkeiten nicht nur einseitig vermittelt werden oder gar in einer (unnötig) großen Tiefe, viel sinnvoller fände ich es, wenn wieder mehr Wert auf ein breites Allgemeinwissen gelegt würde. Bei wirklich überdruchschnittlich oder gar hochbegabten Schülern könnte dann neben dem Allgemeinwissen je nach Interesse auch in einem bestimmten Gebiet ein tieferes Wissen vermittelt werden.
Darum finde ich auch, dass die Selektionsfuntkion grundlegend geändert werden sollte.
Klar gibt es verschiedene Schultypen, aber sich sehe trotzdem nicht, dass die verschiedenen Begabungen der Schüler wirklich richtig gefördert und damit später für die Gesellschaft genutzt werden können. Da wird meiner Meinung nach, noch zu viel über einen Kamm geschert.
Zur kompensatorischen, zur familienergänzenden und auch zur diagnostischen/therapeutischen Funktion habe ich eine andere Meinung. Das kann nicht völlig Sache des Lehrers und der Schule sein!
Kinder zeigen sich mit Sicherheit Eltern und Lehrern von verschiedenen Seiten. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern und Lehrer einen guten Kontakt haben und sich gegenseitig darüber informieren, wenn in einem Bereich Defizite vermutet oder bemerkt worden sind. Da dürfen und sollten Lehrer nicht einfach drüber hinwegschauen. Es sollte dann aber ausreichen, wenn Lehrer auf vermutete oder belegte Defizite aufmerksam machen und auch auf mögliche Hilfen hinweisen.
Wenn die Eltern daraufhin ihren elterlichen Pflichten nicht nachkommen, dann sollten die Lehrer das Recht haben, andere Institutionen zu informieren, um den Kindern Hilfe zukommen zulassen. Das Ganze allerdings ohne dass die Lehrer aus dieser Vorgehensweise Nachteile haben.
regentrudchen hat geschrieben:Und sollte man nicht vielleicht irgendwie bei den Eltern ansetzen, dass die sich ihres "Erziehungsauftrages" wieder bewußt werden? Wenn das klappen könnte, wäre das meiner Meinung nach effektiver.
Das war der Punkt der mir im Eingangs-Beitrag gefehlt hat. Klar geben die Eltern einen Teil der Verantwortung an die Lehrer ab, aber doch nicht die gesamte Verantwortung!
Wenn Eltern und Lehrer sich wieder als Partner sehen würden, wobei in dieser Partnerschaft bestimmte Rechte und Pflichten gelten, die auch eingefordert werden dürfen, dann wäre das ein echter Fortschritt.
JotJot hat geschrieben:Allerdings sollte Wissen und Fähigkeiten nicht nur einseitig vermittelt werden oder gar in einer (unnötig) großen Tiefe, viel sinnvoller fände ich es, wenn wieder mehr Wert auf ein breites Allgemeinwissen gelegt würde. Bei wirklich überdruchschnittlich oder gar hochbegabten Schülern könnte dann neben dem Allgemeinwissen je nach Interesse auch in einem bestimmten Gebiet ein tieferes Wissen vermittelt werden.
Hallo,
schließt denn das eine (ein breites Allgemeinwissen) das andere (fundiertes Wissen) aus? Meine Eltern (Jahrgang 1925 und 1932) haben beide Abitur, meine Mutter hat auch noch studiert, mein Vater aber nicht. Erschwerend kommt bei beiden der Krieg dazu, der die Schulzeit und das Lernen (teilweise war meine Mutter mit 80 Schülern in einer Klasse, mein Vater war Soldat) erschwerte.
Aber meine Eltern haben eine fundierte, breite Allgemeinbildung, die ich bei Menschen meines Alters einfach nirgends mehr finde (mich selbst eingeschlossen! )! Und doch war es damals unter mehr als schwierigen Bedingungen möglich, dieses Wissen zu vermitteln...!!
Was war denn damals bitte so anders, dass die Qualität des Lernens (jedenfalls in den Großstädten) soviel höher war als heute? Mal abgesehen davon, dass der Umstand, das Benehmen der Schüler ebenfalls zu zensieren, sicher diesen Teil der elterlichen Erziehung unterstützt haben mag (->"Teamwork Schule/Elternhaus). Und bevor jemand auf die Idee kommt: Mit Gewalt wurden meine Eltern weder in der Schule noch im Elternhaus zum Lernen "motiviert".
JotJot hat geschrieben:Zur kompensatorischen, zur familienergänzenden und auch zur diagnostischen/therapeutischen Funktion habe ich eine andere Meinung. Das kann nicht völlig Sache des Lehrers und der Schule sein!
(...)
Es sollte dann aber ausreichen, wenn Lehrer auf vermutete oder belegte Defizite aufmerksam machen und auch auf mögliche Hilfen hinweisen.
Wenn die Eltern daraufhin ihren elterlichen Pflichten nicht nachkommen, dann sollten die Lehrer das Recht haben, andere Institutionen zu informieren, um den Kindern Hilfe zukommen zulassen.
Da ich zwei Kinder im Grundschulalter habe, sehe ich zuweilen, wie Eltern mit den Defiziten ihrer Kinder umgehen, wenn sie sie überhaupt zur Kenntnis nehmen (wollen). Es gibt durchaus engagierte Eltern, das steht ausser Frage. Aber es gibt eben auch genug, die das nicht sind. Dem gegenüber stehen dann oft entweder engagierte Lehrer, die aber mit der Größe ihrer Klassen und manchen doch sehr schwierig zu händelnden Schülern auch irgendwo überfordert sind, oder eben Lehrer, die schon resigniert haben. Und dann?
Zumal ich glaube, dass viele Lehrer (wie auch andere Menschen) sich sehr scheuen, auf diese Weise (nämlich andere Institutionen zu informieren) in die scheinbar "unantastbare" Familie einzugreifen.
JotJot hat geschrieben:regentrudchen hat geschrieben:Und sollte man nicht vielleicht irgendwie bei den Eltern ansetzen, dass die sich ihres "Erziehungsauftrages" wieder bewußt werden? Wenn das klappen könnte, wäre das meiner Meinung nach effektiver.
Das war der Punkt der mir im Eingangs-Beitrag gefehlt hat. Klar geben die Eltern einen Teil der Verantwortung an die Lehrer ab, aber doch nicht die gesamte Verantwortung!
Wenn Eltern und Lehrer sich wieder als Partner sehen würden, wobei in dieser Partnerschaft bestimmte Rechte und Pflichten gelten, die auch eingefordert werden dürfen, dann wäre das ein echter Fortschritt.
An der Grundschule meiner Töchter scheint das, soweit ich das beurteilen kann, zu funktionieren. Wir haben allerdings auch "nur" das Problem, dass hin und wieder mal gegen eine Schulregel verstoßen wird (im Unterricht gequasselt, etc.). Diese Dinge funktionieren, ohne abgesprochen zu sein. Als meine Tochter von einem Mitschüler bedrängt wurde, habe ich der Lehrerin dies mitgeteilt, die sich dann mit den beiden zusammengesetzt und die Sache geklärt hat (was ich schlecht tun kann). Wenn andererseits ein Problem den Unterrichtsstoff betreffend auftritt (Probleme beim Einmaleins, Hausaufgaben vergessen, etc.), kümmern wir uns hier zu Hause darum. Also macht jeder das, was er kann, dort, wo er ist. Und so schwer ist das eigentlich gar nicht!
So, genug in Rage geschrieben...
Viele Grüße vom
regentrudchen
regentrudchen hat geschrieben:schließt denn das eine (ein breites Allgemeinwissen) das andere (fundiertes Wissen) aus?
Überhaupt nicht, allerdings ist ein breites Allgemeinwissen für mich eine solide Basis, auf die man dann mit fundiertem Detailwissen aufbauen kann.
regentrudchen hat geschrieben:Was war denn damals bitte so anders, dass die Qualität des Lernens (jedenfalls in den Großstädten) soviel höher war als heute?
Mich würde mal interessieren, wieso Deine Eltern das Abitur gemacht haben, weil sie es sebst wollten oder auf Wunsch der Eltern? Das ist sicher auch schon ein riesiger Unterschied, der sich mit Sicherheit auch auf die Qualität des Lernens auswirkt. Sehe ich ja an meiner Schulkarierre: Ich war im letzten Jahrgang, der sich noch in der DDR für das Abitur beworben hat (musste man richtig wie für eine Berufsausbildung machen-ich will jetzt keine Diskussion über die DDR anzetteln). Allerdings dadurch, dass wir uns selbst bewerben mussten und auch nicht jeder genommen wurde (ich bitte auch hier keine Diskussion über die Auswahlkriterien zu beginnen), war die Motivation ungleich höher, als wenn ich heute so manchen Gymnasiasten sehe, der auf Wunsch seiner Eltern das Abitur macht.
Schau Dir doch bitte mal an, was Deine Eltern für Abiturfächer hatten und wie das heute ist. Da können Fächer abgewählt werden. In den bestehenden Fächern werden dann in Leistungskursen Sachverhalte extremst (in meinen Augen unnötig) vertieft.
Und dann schau Dir auch mal den Lehrplan Deiner Eltern an. Einige Abiturienten kennen nicht einmal den Inhalt einiger klassischer Literatur-Stücke. Das ist in meinen Augen nicht gerade ein breites Allgemeinwissen
Aber bleiben wir ruhig mal bei den Sekundarschülern. Die haben gute Deutschnoten, können aber noch nicht mal eingedeutschte Fremdwörter so schreiben, dass man ansatzweise erahnen könnte, was es eigentlich heißen sollte. Eine breite Allgemeinbildung bedeutet für mich nicht, dass man jedes Fremdwort aus dem Effeff fehlerfrei niederschreiben kann; vielmehr heißt breite Allgemeinbildung für mich, dass man entweder weiß, wo man die richtige Schreibweise nachschlagen kann oder dass einem zumindest ein Synonym einfällt, mit dem den unsicheren Begriff ersetzen kann.
Das sind nur zwei Beispiele, die mir so spontan einfallen, die ich so tatsächlich erlebt habe!
regentrudchen hat geschrieben:Da ich zwei Kinder im Grundschulalter habe, sehe ich zuweilen, wie Eltern mit den Defiziten ihrer Kinder umgehen, wenn sie sie überhaupt zur Kenntnis nehmen (wollen). Es gibt durchaus engagierte Eltern, das steht ausser Frage. Aber es gibt eben auch genug, die das nicht sind. Dem gegenüber stehen dann oft entweder engagierte Lehrer, die aber mit der Größe ihrer Klassen und manchen doch sehr schwierig zu händelnden Schülern auch irgendwo überfordert sind, oder eben Lehrer, die schon resigniert haben. Und dann?
Da braucht man gar nicht erst bis zur Grundschule zu gehen, das fängt schon im Kindergarten an. Mir sind einige Beispiele bekannt, da streuben sich mir die Haare, wie Eltern da bemüht waren, ihre elterlichen Plfichten der Kita zu übertragen, andererseits aber auch Fälle, in denen den Erziehern der Kita jegliche Sachkenntnisse abgesprochen wurden, als sie die Eltern auf Defizite aufmerksam gemacht haben. Allerdings brachte dann die Vorschuluntersuchung für die Eltern eine sehr ernüchternde Wahrheit ans Licht.
Trotzdem finde ich nicht, dass die unterrichtenden Lehrer zusätzlich zu ihrer Funktion als Wissensvermittler weitere Funktionen übernehmen sollten.
Ein Lehrer sollte doch möglichst objektiv die Leistungen seiner Schüler bewerten können. Das ist sicher schon als reiner Wissensvermittler schwer, da es im zwischenmenschlichen Bereich ja oft auch Sympathien und Antipathien gibt, die mensch nicht so einfach ausschalten oder ignorieren kann.
Könnte ein Lehrer dann noch wirklich objektiv sein, wenn er oder sie einem Schüler besondere Aufmerksamkeit widmen muss? Das bezeifle ich sehr stark! Auch wenn er das könnte, würden sicher einige Eltern das bezweifeln, die sich sehr stark mit ihren Kindern auseinandersetzen und deren Kinder keine zusätzliche Aufmerksamkeit benötigen.
Wenn überhaupt kompensatorisch, familienergänzend und/oder diagnostisch/therapeutisch in der Schule begeleitet werden soll, dann in einer Organisation, die der Schule direkt angegliedert ist, nicht aber direkt durch die unterrichtenden Lehrer.
regentrudchen hat geschrieben:Zumal ich glaube, dass viele Lehrer (wie auch andere Menschen) sich sehr scheuen, auf diese Weise (nämlich andere Institutionen zu informieren) in die scheinbar "unantastbare" Familie einzugreifen.
Und wieso scheuen sich viele Menschen? Ich hab immer den Eindruck, dass ist das stark negativ geprägte Image solcher Einrichtungen.
Spontan fällt mir da das Jugendamt ein. Wie oft wird damit das "Wegnehmen von Kindern" in Verbindung gebracht. Aber eigentlich sollte das Jugendamt doch eher Partner in Sachen Erziehung sein und Hilfen für Kinder aber auch für Eltern sein. Ich habe schon die Beratung dort wahrgenommen und habe mich dort als (allein erziehende) Mutter sehr gut angenommen gefühlt und eine sehr kompentente Beratung erfahren, ohne dass ich aufgrund der geschilderten Sorgen und Probleme hinterher in irgendeiner Form überwacht worden wäre.
Natürlich gibt es auch einige Fälle, in denen Jugendämter (zu Recht) unter Beschuss stehen. Hier sollte dann mal in unsere Kinder und Jugendlichen investiert werden und das Personal solcher Ämter mit sehr gut qualifizierten Mitarbeiten aufgestockt werden. Dann würden solche Institutionen auch in der breiten Öffentlichkeit als vermittelnde und helfende Instanz der bekannt werden. Womit sicher auch die Hemmschwelle sinken würde, mit solchen Einrichtungen Kontakt aufzunehmen.
Dann, um den Kreis zu schließen, könnten Lehrer und andere erzieherische Tätige auch guten Gewissens Aufgaben delegieren.
regentrudchen hat geschrieben:Also macht jeder das, was er kann, dort, wo er ist. Und so schwer ist das eigentlich gar nicht!
So sollte es eigentlich auch sein, allerdings habe ich schon die Erfahrung gemacht, dass die Gruppengröße in der Kita, genau wie die Klassengröße in der Schule unverhältnismäßig groß ist. Leider ist es aber dann aber auch so: sinkt die Anzahl der Kinder, dann sinken auch die Stunden die Lehrer und Erzieher "leisten dürfen", obwohl diese ohnehin schon zu knapp bemessen sind.
Gespräche sind dann manchmal sehr schwierig, da muss man sich als Elternteil schon schwer dahinter klemmen und wird dann sogar manchmal als Nervensäge gesehen. Das ist zumindest meine Erfahrung.
Auch hier wäre es schön, in unsere Jugend zu investieren und den Lehrer auch ein etwas (vergütete) Zeit zu geben, um mit den Eltern in Kontakt zu treten und zu bleiben.
regentrudchen hat geschrieben:So, genug in Rage geschrieben...
Könnte mir nie nich passieren
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