In Belgien wird Miss Obdachlos gewählt

Hallo!

Ich habe grade im Radio gehört, dass es in Belgien wohl einen einmaligen Komtess gibt. Dort wird die "Miss Obdachlos" gewählt. Dadurch soll auf die Problematik der Obdachlosen hingewiesen werden.

Was haltet ihr von einem "Miss Obdachlosen-Komtess"? Meint ihr, dass dadurch wirklich auf die Problematik der Obdachlosen aufmerksam gemacht wird? Sollte man das überall auf der Welt machen oder meint ihr dass es völliger Quatsch ist?

Ich finde diesen Contest ziemlich kurios und ehrlich gesagt halte ich auch nicht allzu viel davon. Ich denke nicht, dass den obdachlosen Menschen langfristig geholfen ist, wenn nun eine solche Veranstaltung einmal jährlich oder sogar seltener durchgeführt wird. Es ist nun einmal so, dass Menschen tagtäglich mit allen möglichen Berichten und Erlebnissen überhäuft werden und dabei die Dinge herausfiltern, die für sie und ihr Leben die größte Relevanz besitzen.

Ich denke schon, dass dieser Contest im ersten Moment von vielen Leuten mit einem irritierten Blick aufgenommen wird. Allerdings hat dieses Thema für die meisten Menschen keinen Bezug zum eigenen Leben und wird daher wahrscheinlich schnell wieder vergessen. Ich kann mir daher nicht vorstellen, dass dies ein Weg ist, Obdachlose wirklich gesellschaftlich sichtbar zu machen.

Ich denke, dass gerade solche Themen, die im allgemeinen Stadtbild und im Leben der anderen Bürger sonst keinen Platz haben, besonders schnell wieder verdrängt werden, getreu dem Motto: “Aus den Augen, aus dem Sinn”. Um auf die Obdachlosenproblematik wirklich aufmerksam zu machen, sollte man vielleicht andere Wege wählen, die nicht auf einen so kurzfristigen Erfolg angelegt sind, sondern langfristig Wirkung haben.

Davon halte ich gar nichts. Das zieht die Problematik der Obdachlosen mehr auf ein Spaß/Partynieveau, denn wirklich ernst genommen werden die ganzen Miss-Wahlen nicht. Es wird doch laufend für irgendetwas eine Miss gewählt, für Äpfel, Bier, Wein, die einzelnen Bundesländer, etc.

Und die, die sich eine Miss-Wahl anschauen, machen es doch, um die Frauen zu sehen, in Party-Atmosphäre zu sein. Die Problematik von Obdachlosigkeit passt da nicht mit hinein, schon gar nicht, wenn sie zur Nebensache wird, weil die Miss-Wahl im Vordergrund steht. Besser wäre es, das ganz bewusst anzugehen, so dass die Obdachlosen auch wirklich im Vordergrund stehen und ihnen geholfen werden kann.

Nunja, beim ersten Durchlesen hielt ich diese Wahl auch für ziemlich geschmacklos. Nachdem ich jetzt ein wenig recherchiert habe, muss ich meine Meinung allerdings ein klein wenig korrigieren.

Auf der einen Seite steht sicherlich die Fernsehgesellschaft, die hier möglichst hohe Profite erwirtschaften möchte. Andererseits gibt es auch einige - zugegeben wenige - positive Aspekte. Die Finalistin bekommt nun angeblich für ein Jahr eine Unterkunft gestellt und weiteren Teilnehmerinnen soll dabei geholfen werde, einen Wiedereinstieg in die Arbeitswelt zu finden. Gut, der Konjunktiv ist hier möglicherweise angemessen. Der wichtigste Punkt jedoch ist, das die Sendung für Furore sogt und Menschen dazu anregt über diese Problematik nachzudenken, die dies sonst nicht getan hätten.

Insgesamt kann all das mein Gesamtbild zwar nicht wesentlich aufhellen, aber ich bin eben ein Mensch, der auch gern das Positive dort sucht, wo es vom Negativen überschattet wird.