Google Wave: Probe in der Preview-Phase

vom 15.10.2009, 23:06 Uhr

Es ist mal wieder so weit: Es gibt ein neues Produkt aus dem Hause Google. Und in der Webszene sind die Einladung heiß begehrt, denn laut ersten Gerüchten soll das Produkt, welches den Titel "Google Wave" trägt, die E-Mail wie wir sie kennen ablösen und kurzum gesagt die ganze Welt revolutionieren, retten und verbessern. Ein halbwegs selbstständiger denkender Mensch merkt auch ohne eigenen Test-Account: So ganz kommt das nicht hin ;)

Nachdem ich heute meine eigene Einladung für den "super mega hochexklusiven" Preview bekommen habe, möchte ich mal meine ersten Eindrücke schildern. Google Wave ist für Privatanwender zunächst mal nicht soo interessant. Klar, könnte Spaß machen mit Freunden in der Clique, aber dazu später mehr. Für Leute, die am Computer oder im Online-Bereich arbeiten, Freelancer mit Projekten an denen andere Firmen oder Freelancer beteiligt sind o.ä. werden sicherlich mehr effektiven Nutzen aus dem Produkt ziehen können.

Die Funktionsweise ist "ein bisschen" kompliziert, aber eigentlich auch nicht. Man muss es nur ertsmal begreifen. Im Prinzip kann man es als eine Art Mischung aus E-Mail und Forum betrachten. Man kann "Themen" starten (das sind dann die Waves). Zu diesen Themen kann man aus seinen Kontakten dann sozusagen Empfänger auswählen, wie bei einer E-Mail. Es ist also nicht jeder seiner Beiträge öffentlich, sondern jede Wave ist nur für Benutzer sichtbar, die man in genau diesem Thema ausgewählt hat.

Innerhalb der Waves kann man nun zunächst das Thema starten: Man schreibt seinen Text, fügt vielleicht einen Link ein, baut ein Video oder Foto oder ein selbst hochgeladenes Dokument wie DOC oder PDF mit ein, man startet eine Umfrage oder was einem sonst so einfällt. Sowohl man selbst als auch diejenigen, die dieser Wave zugeordnet sind, können darauf antworten, selbst Dokumente dazu laden etc. Soweit erstmal eigentlich auch nichts so großartig Neues. Zusätzlich kann man jede Wave noch verschlagworten, um zum Beispiel Projekte voneinander zu trennen oder berufliche und private Konversationen.

Interessant wird es zum Beispiel, wenn es um Korrekturen o.ä. geht. Innerhalb einer Wave kann jeder der Beteiligten jeden Beitrag nachträglich editieren, nicht nur die eigenen! So können zum Beispiel von Person A gelieferte Texte von Person B Korrektur gelesen werden und die Korrekturen sind direkt digital verfügbar. Auch nachträgliches Hinzufügen von Inhalten zu einem "Blip" (so heißt ein Beitrag innerhalb einer Wave) ist natürlich kein Problem.

Nebenbei kann man die Blips "verschachteln". Manch einer kennt sicherlich Foren, die einen anderen Aufbau als Talkteria haben, die sogenannte "Baumansicht", denn wenn jemand sich auf einen bestimmten Beitrag bezieht, wird diese Antwort eingerückt und damit der Lesefluss der allgemeinen Diskussion nicht beeinflusst. So kann man auch nachdem man schon ewig lange diskutiert hat noch eine Antwort zu einem der ersten Beiträge geben, die dann auch direkt unter diesem Beitrag erscheint und nicht erst am Ende des Threads. Genau so kann man die Blips bei Google Wave anordnen. So kann man also in einer Nebendiskussion eines Großthemas noch die Feinheiten des Inhalts diskutieren und an anderer Stelle zum Beispiel das Aussehen vom Projekt, beide Diskussionen sind innerhalb einer Wave und trotzdem voneinander getrennt.

Alles in allem wenig "Neues", aber jedenfalls in einer Form vereint, die es bisher nicht gibt. Besonders geeignet ist Google Wave eben für "collaborative Working", also mehrere Personen, die von verschiedenen Orten an den selben Projekten arbeiten. Wie eingangs erwähnt ist der Nutzen für reine Privatanwender sicher eher gering, außer, dass man innerhalb seiner Clique für bestimmte Themenabende jeweils eigene Waves erstellen könnte, um zum Beispiel Cliquen-Aktivitäten zu planen oder so. Dafür könnte man aber auch andere, bereits gängige Systeme mehr oder weniger gut nutzen.

Was viele Nutzer, von denen ich bsiher gelesen habe, vor allem verwirrt hat war sicherlich auch die Ordnung der Waves. Man hat wie bei E-Mails eine Inbox, wo anfangs erstmal alles drin landet, was man selbst startet oder wo man als Teilnehmer markiert wurde. Dann gibt es weitere Unterordner wie zum Beispiel Trash (gelöschte Nachrichten) und Spam, aber ab hier hört dann auch die Ordnung wie wir sie von E-Mails kennen auf. Es gibt diejenigen Waves, in denen man selbst schon Nachrichten verfasst hat (im Gegensatz zu Waves, zu denen man schon eingeladen wurde, an denen man sich aber noch nicht beteiligt hat) und die Requests (Anfragen). Was in den Requests landet habe ich in Ermangelung an fremden Testpartnern noch nicht herausfinden können. Zusätzlich kann man sich natürlich eigene Ordner erstellen, in die man die Waves reinziehen kann. Damit verschwinden sie dann auch aus der Inbox.

Weiterhin kann man Waves entweder archivieren oder stumm schalten (mute). Archivieren bedeutet, sie verschwinden erstmal aus der Inbox. Wenn aber irgendjemand wieder etwas in dieser Wave schreibt, landet sie wieder in der Inbox. Stumm geschaltete Waves dagegen kommen auch dann nicht wieder, wenn jemand etwas einträgt - außer, einem selbst wird eine "Private Antwort" in dieser Wave geschickt. Private Antworten sind wohl vergleichbar mit den Privatnachrichten in Foren, das Wörtchen privat erklärt es ja eigentlich schon. Welchen Sinn haben Privatantworten? Ganz einfach den, dass nicht jeder aus der Gruppe dieser Wave unbedingt alles Lesen muss, zum Beispiel wenn einer den anderen fragt, warum ein Dritter denn so viel Scheiße labert ;)

Eine kleine Besonderheit sind noch die "Extensions", die man zur Ergänzung installieren kann. So gibt es beispielsweise ein Umfrage-Tool, das man benötigt, wenn man innerhalb einer Wave eine Umfrage unter den Beteiligten starten will. Es gibt aber jetzt auch schon zum Beispiel ein Sudoku-Spiel, wo man um Punkte gegeneinander spielen kann. Außerdem gibt es beispielsweise eine Extension, um Video-Konferenzen zu starten, Google Maps Markierungen einzubinden und so weiter.

Desweiteren habe ich heute von demjenigen Freund der mich eingeladen hat noch erfahren, dass Wave als Protokoll für andere Anbieter freigegeben werden soll. Sprich: Google wird (hoffentlich) nicht der einzige Anbieter bleiben, genauso wie man E-Mails sowohl von web.de als auch von gmx.de etc. verschicken kann. Sollte dies (in einigen Jahren oder so...) passieren, kann man damit rechnen, dass Wave sich stärker verbreiten wird, zum Beispiel weil die Datenkrake nicht mehr alles mitkriegt worüber man sich unterhält ;)

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Hallo,

als ich letztens Radio gehört habe, hat sich dort der Moderator auch mit einem Zuhörer über "Google Wave" unterhalten. Ich selber habe es noch nicht ausprobiert, doch es wurde gesagt das es eine Mischung zwischen E-Mail und Instant Messaging ist.

Die beiden waren davon ganz begeistert, ich selber kann es ja nicht wirklich beurteilen, da ich es noch nicht selber ausprobiert habe. Doch ich denke das es langsam wirklich nicht mehr Anbieter von virtuellen Kommunikationsmöglichkeiten geben sollte. Irgendwann reden die Menschen gar nicht mehr miteinander. Google ist gut als Suchmaschine oder als Google Earth, aber sie sollten sich eventuell darauf beschränken.

» .-thea-. » Beiträge: 264 » Talkpoints: 6,52 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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