Nur 4 % aller Ehen werden zwischen Ost und West geschlossen

vom 05.10.2009, 21:40 Uhr

Zwar hatten schon 67 % aller Ostdeutschen schon eine Liebesbeziehung zu einem Westdeutschen, aber nur 33 % aller Westdeutschen hatten nur eine Beziehung zu einem Ostdeutschen. Allerdings wurden seit der Wende nur 4 % Ost/Westehen geschlossen. Das wurde gerade im Fernsehen gesagt. ich kann es kaum glauben, dass es nur 4 % sein sollen. Denn ich kenne sehr viele Paare, die ein Ost-Westgemisch sind. Ich zähle mich auch darunter ;)

Denkt ihr, dass es wirklich nur so wenig Ehen sind, die ein Ost-Westgemisch sind? In dem Bericht wurde gesagt, dass immer noch große Vorurteile der Westler gegen die Ostler herrschen und die Ostler ehemäßig lieber unter sich bleiben wollen. Was ist das nur für ein vereintes Deutschland? Ich gehöre jedenfalls zu den 4 % und habe weder Vorurteile noch sonstwas.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Es stimmt leider schon, dass viele Leute noch Vorurteile gegenüber dem jeweils anderen Teil Deutschlands haben. Das ist ja immer so, dass einige Menschen allem "Fremden" gegenüber irgendwie feindlich oder zumindest skeptisch sind, und selbst, wenn es nur ein anderer Teil ihres Landes ist. Oder man denke an all die Feindlichkeiten Deutscher gegenüber anderen Deutschen, selbst, wenn die auch noch im gleichen Ort leben. Beispielsweise gegenüber Homosexuellen, oder verschiedenen "Schichten", Arm und Reich, und so weiter. Also irgendwie sind doch viele Menschen allem gegenüber unfreundlich, was ihnen fremd erscheint. Da wird es solche Konflikte sicherlich auch zwischen Ost- und Westdeutschen geben.

Vorurteile halten sich ja auch noch ziemlich stark. Ich denke, das hängt auch damit zusammen, dass man immer wieder solche Vorurteile in den Medien präsentiert. Auch wird immer wieder betont, ob nun jemand aus dem Osten oder aus dem Westen käme. Wenn man das allein interessehalber macht, dann ist das natürlich in Ordnung. Schade finde ich nur den Wettkampf, der da manchmal entbrennt. Das fördert ein Verständnis von einem ganzen Deutschland nun nicht gerade.

Ich denke allerdings, es gibt so wenige Ehen zwischen Ost und West, weil es erstens, heute allgemein immer weniger Ehen gibt, und zweitens, viele Ehen ja doch eher mit Leuten geschlossen werden, mit denen man in einer Region lebt. Natürlich gibt es Fernbeziehungen, aber gehen wir mal von einem Standart-Fall der Ehebildung aus: Jemand verliebt sich in einen Kollegen und später wird geheiratet. Diese Leute stammen dann ja auch meist aus einer Gegend, es sei denn, einer wäre aus einer Ecke Deutschlands in genau die andere gezogen, aber das kommt ja auch nicht so oft vor. Und wenn man eher Leute heiratet, die in derselben Gegend leben, wie man selbst, so heiraten "Ossis" dann eher andere "Ossis" und "Wessis" andere "Wessis". Da muss dann gar keine Feindlichkeit gegenüber Ossis oder Wessis mit dabei sein. Es ergibt sich quasi einfach nicht, dass man mit Leuten vom anderen Ende des Landes eine Ehe eingeht.

Mir persönlich ist es übrigens ganz egal, aus welchem Teil Deutschlands einer kommt, oder auch allgemein, aus welchem Land jemand stammt. Ich habe gleichermaßen Freunde im Westen und auch im Osten Deutschlands. Da ist mir die Herkunft wirklich egal. Der Charakter zählt doch. Und genau so sehe ich es auch bei Liebesbeziehungen und Ehen. Ich bin in Westberlin geboren, aber ich würde auch einen Ostberliner oder einen anderen Ostdeutschen heiraten, wenn wir uns eben liebten. Dass mein Lebensgefährte Westdeutscher ist, ist mehr oder weniger ein Zufall. Wir haben uns online kennen gelernt, und dann eine Fernbeziehung geführt. Er lebte in Bayern. Und nun leben wir beide zusammen in Ostdeutschland. Da haben wir eine Wohnung bezogen, nachdem wir beide bei unseren Eltern ausgezogen sind.

Ob Ost oder West, das ist uns ziemlich egal. Wir wünschen uns nur, dass mehr Menschen genauso tolerant wären und erkennen würden, dass es doch auf den Charakter eines Menschen ankommt, und nicht darauf, aus welchem Land oder welchem Teil eines Landes er stammt!

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Hi!

Ich gehöre, genau so wie du, zu den 4%, die eine Ost/Westehe führe. Und ich selber sehe, keine Probleme in so einer Ehe. Den ich habe mich in den Mann verliebt und dann ist es mir doch egal, ob er aus den Osten kommt oder nicht.

In manchen Momenten, merkt man schon, das ich aus dem Westen komme und er aus den Osten. Ein schönes Beispiel ist das Thema Essen, da wollte mein Mann Pfannekuchen, natürlich habe ich welche gemacht, aber er meinte eigentlich Berliner. Mit andern Speisen war es genau so, aber mittlerweile, weiß ich was es meint.

Natürlich haben wir auch, etwas andere Ansichten von alltäglich Sachen, einfach aus dem Grund wir haben es anders gelernt. Aber wir haben es gelernt, miteinander zu reden und suchen den Mittelweg. Und es funktioniert jetzt schon über 7 Jahre.

Wo ich mit meinen Mann zusammen gekommen sind, hatte eher die anderen Probleme damit und haben mir abgeraten, ihn zu heiraten. Den Ossis und Wessis würden nicht zusammen passen. Und natürlich die dummen Ossi-Witze, die ich mir anhören musste. Darum hat mein Mann und ich beschlossen, selber Witze darüber zu machen und so konnten wir, den andern den Wind aus den Segel nehmen. Das war die beste Lösung, die wir finden konnten, den nach einiger Zeit, hatten die andern keine Lust mehr dazu.

Das Ossis gerne untereinander bleiben, kann ich teilweise bestätigen. Freunde von mir führen auch eine Ost/Westehe und es funktioniert super. Bei der Familie von meinen Mann, sieht es anders aus, da sind mein Sohn( den sehen sie auch als Wessi an ) und ich, die Ausnahme. Und das führte auch am Anfang zu Probleme. Den sie hätten es lieber gesehen das mein Mann, eine Frau aus dem Osten heiratet. Aber da hat mein Mann, einmal auf den Tisch gehauen und jetzt bin ich der akzeptierter Wessi und mein Sohn ein OW (Ossi/Wessi).

Also ich bin der Meinung, es sollte nach so viel Jahren, egal sein, ob man ein Ossi oder ein Wesi ist, den wir alle sind einfach Deutsche.

» ys1980 » Beiträge: 356 » Talkpoints: 5,69 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich denke, man kann das nicht damit begründen, ob einer aus dem Osten oder aus dem Westen kommt, wenn sprachliche Schwierigkeiten bestehen. Die gibt es auch innerhalb des Ostens und des Westens. Oder meinst du, wenn ein Hesse nach Plunzen fragt, dann weiß ein Kölner, dass damit seine Flönse gemeint sind? ;) Solche Beispiele gibt es ja etliche. Also meiner Meinung nach spricht soetwas nicht gegen eine Ost-West-Beziehung, da man sich ja selbst innerhalb des Ostens oder Westens sprachlich nicht immer einig ist. Dasselbe gilt auch für andere Lebensbereiche. Egal, in welchem, da bekommt ja jeder aus dem Elternhaus etwas Anderes mit. Dazu muss man nicht einmal, beispielsweise, einen Katholiken und einen Atheisten konfrontieren. Jede Familie unterscheidet sich von anderen. Egal, woher sie kommen.

Ich würde aber mal meinen, ein großes Problem bei Ost-West-Beziehungen, wie auch bei allen bi-nationalen Ehen oder auch solchen zwischen verschiedenen Religionen, ist immer das Umfeld, das sich darüber meint, das Maul zerreißen zu müssen. Ohne Vorurteile, dumme Sprüche, Ablehnung durch Familie und "Freunde", wäre es wohl für viele Leute einfacher, zu einer Beziehung, die Grenzen überschreitet, zu stehen. Dazu braucht es aber einfach auch Selbstvertrauen und Vertrauen in die Beziehung.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Dass es nur 4 % Ost-West-Ehen gibt, überrascht mich auch: vermutet hätte ich weit mehr, da in meinem Bekanntenkreis schon mehrere dieser Vierprozentler sind. Und viele Westdeutsche haben doch auch Verwandtschaft im Osten, so extrem fremd ist den meisten der östliche Teil Deutschlands daher doch gar nicht. Denn viele sind ja auch als es die Mauer noch gab hin und wieder zu Besuchen rübergefahren.

Was die Sprache angeht: ich habe die gleichen Probleme, einen stark sächselnden Sachsen zu verstehen, wie einen Dialekt sprechenden Bayern. Kann mir also nicht vorstellen, dass es daran liegen könnte. Das Umfeld spielt da natürlich weit mehr eine Rolle, man wird ja schon schief angeguckt, wenn man in kleine Dörfer mit eingeschworener Dorfgemeinschaft zieht und ist da erstmal "die Neuzugezogenen" - auch nach einem Jahr noch! Von je weiter weg man dann kommt, desto extremer ist das meist, was sicherlich auch zu einem Problem werden kann für den einen oder anderen.

Mir ist auch ganz egal, woher jemand kommt, ob es nun Deutschland oder ein anderes Land ist. Kommt ja auf die Lebenseinstellung an und da kann man selbst dann nicht zusammenpassen, wenn man aus der gleichen Stadt kommt.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Zwar hatten schon 67 % aller Ostdeutschen schon eine Liebesbeziehung zu einem Westdeutschen, aber nur 33 % aller Westdeutschen hatten nur eine Beziehung zu einem Ostdeutschen.

Naja, das ist ja auch kein großes Wunder, schließlich gibt es ca 16 Millionen Ossis und 64 Millionen Wessis - da ist es schon von der Relation klar, dass es da auf "West"-Seite weniger Beziehungen gab. Wobei hier die Wessis toleranter als die Ossis sind, schließlich hätten demnach in Relation zum Bevölkerungsanteil mehr Wessis schon einmal eine Beziehung mit einem Ossi gehabt.

Diamante hat geschrieben:Allerdings wurden seit der Wende nur 4 % Ost/Westehen geschlossen. Das wurde gerade im Fernsehen gesagt. ich kann es kaum glauben, dass es nur 4 % sein sollen. Denn ich kenne sehr viele Paare, die ein Ost-Westgemisch sind. Ich zähle mich auch darunter ;)

Ich verstehe das Problem hier ehrlich gesagt nicht, denn bei den Nord-Süd-Ehen sieht es genauso aus, sogar schlechter! Vertragen sich jetzt Norddeutsche und Süddeutsche auch nicht? Liegt das auch an der Ami - Briten Zonenverwaltung, so dass nach 60 Jahren da immer noch ein Bruch besteht? Hier werden wieder Zahlen zu Problemen aufgebauscht, die es gar nicht gibt! Ca. 95 % aller Ehen werden nach verschiedenen Erhebungen im gleichen Bundesland geschlossen, egal in welchem - das hat nichts mit Ost-West zu tun.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Hallöchen!

Auch ich gehöre zu den 4%, denn ich bin Wessi und mein Mann ist Ossi. Wir sind jetzt etwas über 5 Jahre verheiratet und lieben uns seit 10 Jahren. Mir war es von Anfang an egal, ob der Mann in den ich mich verliebe Ossi, Wessi oder anderer Nationalität ist. Denn das spielt für mich nun wirklich keine Rolle.

Probleme gab es nur anfangs und das vor allem beim Thema Essen. Unter Pfannkuchen versteht ein Ossi eben etwas anderes, als ein Wessi :wink: Und ich muss zugeben, mit manchen Gerichten die meine Schwiegermutter so kocht kann ich mich bis heute nicht anfreunden (zu viel Fett, zu lange gekocht). Dafür kann mein Mann z.B. nicht verstehen, dass man Linsen mit Spätzle isst :wink: Die Problematik besteht also gegenseitig.

Mit der gegenseitigen Anerkennung in beiden Familien gab es bei uns keine Probleme. Kritisch wurde anfangs nur gesehen, dass wir eine Fernbeziehung geführt hatten (mein Mann in Erfurt, ich hier bei Stuttgart). Als wir aber beschlossen zusammen zu ziehen und alle sahen, dass es uns wirklich ernst war, hatte sich das schnell gelegt.

Ich finde allerdings das wir Deutschen keinen Unterschied mehr zwischen West und Ost machen sollten! Aber vermutlich wird das erst bei der folgenden Generation, die das geteilte Deutschland nicht erlebt haben, wirklich so sein.

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» wunderchen » Beiträge: 41 » Talkpoints: 0,19 »



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