Deutsche Schulen versus High Schools

vom 09.10.2009, 17:15 Uhr

In Deutschland herrschen eine Menge Vorurteile zum amerikanischen Schulsystem und eine Mehrheit der Deutschen ist der Meinung, dass Schüler einer High-School ein niedrigeres Wissen als deutsche Schüler haben, was an einer niedrigeren Bildung liegen soll. Aus eigenen Erfahrungen möchte ich diese These einfach einmal wiederlegen.

Amerikanische Schulen sind meiner Meinung nach um ein vielfaches besser, wie deutsche Schulen. Denn in der Regel haben die Schulen ein höheres Budget, eine bessere Ausstattung und auf jeden Fall haben sie eine größere Fächerauswahl und die Schule kümmert sich besser um die Schüler. Wenn ich mir anschaue, dass mein deutsches Gymnasium einer Schülerzahl von 1400 Gymnasiasten insgesamt zehn Computer zur Verfügung stellen kann und es sich dabei um ziemlich alte Windows 98 Rechner handelt und mein High School in den Staaten im Gegenzug dazu auf die gleiche Schülerzahl ungefähr 250 Apple Laptops hat, dann mache ich mir schon sorgen um die Bildung in Deutschland. Insgesamt ist das Budget generell höher angesetzt, denn es gibt zum einen mehr Lehrer und zum anderen können den Schülern auch kostenfreie Schulbusse zur Verfügung gestellt werden und alle Schüler genießen ein großes und reichhaltiges, aber günstiges Lunch. Für einen umgerechneten Preis von 1,85 Euro bekommt man einen großen Salat mit allem Drum und Dran oder man kann ein gutes Stück Pizza mit Milch, Jogurt, Chips und vielem mehr genießen.

Die Wahl der Klassen in den Staaten ist zudem um einiges besser. Es ist nicht so wie in Deutschland, dass der Schüler so gut wie keine Entscheidungsgewalt über seine Klassen hat, sondern eher so, dass der Schüler die Hälfte seiner Klassen aus Interesse wählt. Sicherlich gibt es auch hier Vorgaben, allerdings wird das System ein wenig lockerer angegangen als in Deutschland, was dazu führt, dass Schüler nach ihren Veranlagungen lernen und nicht Stoff aufgezwungen bekommen. Außerdem sind einige Kurse viel hochwertiger als in Deutschland. Ein „Advanced Placement/ Honor“ Kurs in den Staaten ist teilweise mit einem Leistungskurs in Deutschland zu verglichen, nur dass man einfach mehr lernt. Denn man hat seinen Leistungskurs nicht 5 Stunden die Woche, sondern jeden Tag und kann eigentlich so viele Leistungskurse belegen, wie man möchte.

Ein weiteres Plus in den Staaten ist die Einteilung des Stundenplans. Der Schüler hat in einer Woche nicht 12 oder 13 verschiedene Fächer, sondern in der Regel nur 6. Das führt dazu, dass jedes belegte Fach jeden Tag unterrichtet wird und der Schüler somit den Stoff kontinuierlich lernen kann und nicht mit Pausen von einer halbem Woche zwischendurch.

Zuallerletzt sei noch etwas zu den Noten in den Staaten gesagt. Ich bin mir sicher, dass viele glauben, dass die Noten hier nicht ernst zu nehmen sind. Ganz im Gegenteil, denn für seine Note muss man richtig hart arbeiten. Jede Hausaufgabe wird hier in den USA benotet und ich manchen Fächern können die Hausaufgaben manchmal um die 50 Prozent zählen. Außerdem haben die Eltern jeden Tag Einsicht auf die Noten des Schülers und sowohl Schüler als auch Lehrer können individuelle Fragen mit dem Lehrer klären.

» DagobertGrün » Beiträge: 100 » Talkpoints: 3,53 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich gebe dir in deinen Punkten eigentlich überwiegend Recht. Doch ich denke nicht das man das alles so pauschalisieren kann. Also ich musste schon staunen, wie Jugendliche die kurz vor ihrem Abschluss ("Graduation") standen, einfache Sachen in Mathe nicht berechnen konnten. Ich bezweifle nicht das High Schools dir nicht mehr Möglichkeiten geben, doch ich denke das wenn seine typische Null-Bock-Pubertäts-Phase dort hat, dann hat man schon verloren. Denn es wird einem vieles selber überlassen. Man kann die schwierigeren Kurse nehmen, doch es bleibt einem auch überlassen die ganze Zeit nur einfache zu belegen.

In Deutschland muss man den festgelegten Stoff so oder so belegen. Was ich in dem Punkt gut finde. Meiner Meinung, wäre eine Mischung perfekt. Bis zu einem bestimmten Punkt wird bestimmt, dann darf man selber bestimmen.

» .-thea-. » Beiträge: 264 » Talkpoints: 6,52 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Sorry, aber was im Eröffnungsbeitrag geschrieben wurde ist größtenteils Bockmist - man sollte vielleicht nicht das ganze System an einer Schule messen mit der man die oder die Erfahrungen gesammelt hat.

DagobertGrün hat geschrieben:Denn in der Regel haben die Schulen ein höheres Budget, eine bessere Ausstattung und auf jeden Fall haben sie eine größere Fächerauswahl und die Schule kümmert sich besser um die Schüler.

Völliger Unsinn, denn die Finanzierung der Schulen ist vom Schoolboard abhängig! Highschools funktionieren anders als die Schulen in Deutschland - die Ausstattung der Schule, das Angebot der Schulen und die Betreuung hängen maßgeblich von dem ab, wie sich der Schüleranteil zusammensetzt. Es gibt in den USA keine echte freie Schulwahl, prinzipiell geht man hier auf die Schule, in deren Einzugsgebiet man liegt. Dazu kommt, dass Schulen maßgeblich von Fördervereinen getragen werden und Alumni Verbänden.

Heißt auf gut deutsch: Schulen in einer "reichen" Gegend mit Schülern aus wohlhabenden Familien sind wesentlich besser ausgestattet, da die Eltern hier wesentlich spendefreudiger sind und die Schulen höhere Einnahmen haben und somit auch mehr Fächer, eine bessere Ausstattung usw. anbieten können! Hier kann es schon in größeren Städten zu massiven Verwerfungen kommen. Beispielsweise war mein Cousin an einer sehr guten Highschool in Miami mit eigener Segelyacht, überdachtem Stadion usw. - kein Wunder, denn mein Onkel und meine Tante wohnen in South Beach, einem als sehr reich geltendem Viertel. Wirft man einen Blick in die lateinamerikanischen Einwandererviertel in Miami und die Schulen dort sieht es ganz anders aus: Hier gibt es im Grunde nur eine Minimalausstattung um den Schulbetrieb aufrecht zu erhalten. Da würde man sich über uralt Rechner mit Windows 98 noch freuen, denn teilweise gibt es da nicht einmal einen Sportplatz.

DagobertGrün hat geschrieben:Die Wahl der Klassen in den Staaten ist zudem um einiges besser. Es ist nicht so wie in Deutschland, dass der Schüler so gut wie keine Entscheidungsgewalt über seine Klassen hat, sondern eher so, dass der Schüler die Hälfte seiner Klassen aus Interesse wählt. Sicherlich gibt es auch hier Vorgaben, allerdings wird das System ein wenig lockerer angegangen als in Deutschland, was dazu führt, dass Schüler nach ihren Veranlagungen lernen und nicht Stoff aufgezwungen bekommen.

Was wohl auch der Grund dafür ist, dass die Amis wesentlich "dümmer" wirken als Schüler in Europa, da hier natürlich wesentlich mehr allgemeinbildende Fächer abgewählt werden als in Deutschland / europäischen Schulen, weil die den meisten Amis eben nicht zusagen und hier die Frage "Brauch ich das?" oft mit Nein beantwortet wird. Das wäre so als ob man hier alle Fächer bis auf die Hauptfächer Mathe und Deutsch abwählen könnte. Wohin das führt kann man sich am hohen Bildungsniveau in Deutschland ja denken und das Schüler kaum über das Urteilsvermögen verfügen, langfristige Entscheidungen richtig zu treffen. Und vor allem: Dass ein Highschoolabschluss in Deutschland maximal mit der mittleren Reife gelichgesetzt wird, außer man kann bestimmte Mindestnoten in Schwerpunktfächern nachweisen, nicht jedes high school diploma wird automatisch mit dem Abitur gleichgesetzt, vor allem wenn man nicht in den höherwertigen Kursen punkten kann.

DagobertGrün hat geschrieben:Jede Hausaufgabe wird hier in den USA benotet und ich manchen Fächern können die Hausaufgaben manchmal um die 50 Prozent zählen. Außerdem haben die Eltern jeden Tag Einsicht auf die Noten des Schülers und sowohl Schüler als auch Lehrer können individuelle Fragen mit dem Lehrer klären.

Ist in Deutschland je nach Fach auch nicht anders, vor allem in Fächern ohne regelmäßige benotete Klassenarbeiten wie in Hauptfächern. Dazu kommt mal wieder: Die Kontrolle, Einflussnahme usw. hängen ebenfalls von der Schule ab.

Ich würde meinen Eindruck von amerikanischen Highschools mal nicht nur von meiner eigenen, sehr subjektiven Erfahrung als Austauschschüler abhängig machen - denn Familien, die Gastschüler aufnehmen gehören durchgängig der Mittelschicht bis oberen Mittelschicht an was schon dadurch bedingt ist, dass diese einen gewissen Mindeststandard (heißt: genug "money in the bank") laut Austauschprogramm bieten müssen, da Austauschschüler auch Geld kosten und das natürlich vorhanden sein muss. Arme Familien oder nicht so wohlhabende sind daher vom Prinzip her schon von der Teilnahme ausgeschlossen womit man als Austauschschüler auch nie in den "Genuss" einer schlechten und eher durchschnittlichen Highschool kommt.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich selber habe leider kein Austauschjahr in den Staaten verbracht, kenne aber eine Menge Leute, die einige Monate lang High Schools besucht haben. Und alle sagten, dass der Standard dort ein Witz im Verhältnis zu einem deutschen Gymnasium war. Eine eher durchschnittliche Klassenkameradin hatte nach ihrem halben Jahr USA-Austausch ein Zeugnis voller As und Bs (was bei uns Einsen und Zweien entspricht). Eine Ausnahme war da Englisch, aber wenn man als Deutsche plötzlich Shakespeare lesen muss, ist das auch nicht verwunderlich. Dabei sei auf sie von Anfang an keine Rücksicht von den Lehrern genommen worden.

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