Spinalanästhesie statt Vollnarkose
Kaiserschnitte sind ja heutzutage Operationen, die nahezu noch mit dieser Spritze in den Rücken (Spinalanästhesie) durchgeführt werden. Nur, wenn es wirklich ein schneller Notfall ist, dann nimmt man noch die Vollnarkose. Ich habe damals noch beide Kaiserschnitte per Vollnarkose entbunden. Leider. Denn so hatte ich an der Narkose mehr zu knabbern als an der Operationswunde.
Ich frage mich, warum so wenige Operationen heutzutage mit dieser Spinalanästhesie durchgeführt werden. Eine Blinddarmoperation oder Leistenbruchoperation oder auch Magen und Darmoperationen könnten doch alle mit der schonenderen Narkose gemacht werden. Aber es wird immer noch die Vollnarkose bevorzugt. Warum? Kann man nicht alle Operationen, die unterhalb der Brust beginnen mit Spinalanästhesie durchführen?
Die Vollnarkose ist doch immer noch ein Risiko. Zumindest mehr Risiko als die Spinalanästhesie. Habt ihr schon Operationen mit Spinalanästhesie hinter euch und wie habt ihr die Narkoseart empfunden? Fühlt man sich da auch so hilflos, wenn man in den Operationssaal gefahren wird? Bei der Spinalanästhesie hat man ja wenigstens noch ein wenig "Macht" über sich und seinen Körper. Bei der Vollnarkose ist man ja hilflos den Menschen im Operationssaal ausgeliefert.
Diamante hat geschrieben:Kann man nicht alle Operationen, die unterhalb der Brust beginnen mit Spinalanästhesie durchführen?
Mir wurde es erklärt, dass man alle Eingriffe unterhalb des Nabels durchgeführt werden mit dieser Form der Narkose durchführen kann, was ja doch wieder einige Eingriffe ausschließt.
Es werden halt nicht mehr Eingriffe so durchgeführt, weil immer noch der Patient die Wahl hat und die Entscheidung trifft. Dabei spielt natürlich auch das Aufklärungsgespräch eine Rolle. Ein Anästhesist, der erklärt, dass man ja eben doch irgendwie mitbekommt, dass da etwas mit einem passiert was schon beängstigend sein kann wird sicher eine andere Wirkung erzielen als einer der sicher auftritt und erklärt, dass das die wirklich schonendere Methode ist und dass die Angst durchaus verständlich ist, da aber auch Beruhigungsmittel gegeben werden können.
Ein weiterer Grund: im Aufklärungsgespräch erfährt man, dass die Spinalanästhesie nicht immer erfolgreich ist und dass der Eingriff dann doch unter Vollnarkose durchgeführt werden muss. Da denken sich dann einige Patienten, dass man dann doch lieber gleich die Vollnarkose wählen könnte. Auch hier hängt aber wieder viel vom aufklärenden Arzt ab.
Sicher bekommt man unter Vollnarkose nicht mit, wie im OP mit einem umgegangen wird. Aber kann man bei der Spinalanästhesie etwas dagegen tun? Normalerweise ist man da doch auch in einem Dämmerzustand.
Im übrigen ist die Vollnarkose heute auch nicht mehr so schlimm, auch wenn man damit natürlich mehr Risiken eingeht. Vergleiche ich meine beiden Erfahrungen, so habe ich vor 10 Jahren knapp 18 Stunden mit den Folgen der Vollnarkose gekämpft; 10 Jahre später bin ich 3 Stunden nachdem ich aus dem OP gefahren wurde schon wieder allein zur Toilette gegangen, auch wenn es natürlich gezwickt hat.
Die Spinalanästhesie wird in der Regel im Lendenbereich durchgeführt. Dort sind nur noch die Nervenausläufer des Rückenmarks, nicht aber das Rückenmark selber zu finden. Diese können einer Nadel ausweichen, wenn zu weit gestochen wird. Deswegen wird die Spinalanästhesie bevorzugt für die unteren Extremitäten ausgeführt, aber auch am Unterbauch, also Kaiserschnitt, Leistenbrüche und ähnliches. Zudem gibt es zwischen den einzelnen Nerven bei der Hautversorgung auch Überschneidungen. Mal versorgen Nerven aus benachbarten Bereichen (also von der Höhe her) Teile gemeinsam, mal versorgt ein Nerv ein wesentlich größeres Areal als bei einem anderen Patienten.
Und dann kommt eben wie schon geschrieben vorallem noch der Wunsch des Patienten dazu. Es gibt sehr viele Menschen, die Angst vor einer Spinalanästhesie haben. Sei es weil sie nicht genug aufgeklärt werden oder weil sie einfach falsche Vorstellungen haben. Nicht jeder geht locker mit dem Gedanken um, dass er da eine Nadel durch den Rücken in Richtung Rückenmark gestochen bekommt.
Die Op-Dauer ist nicht so wichtig. Für eine reine Spinalanästhesie gilt das schon. Es wird ja schließlich nur einmal gespritzt und man muss da schon die Dosis dementsprechend anpassen. Und je mehr man spritzt, desto weiter breitet sich das Anästhetikum natürlich auch aus, kann also auch nach oben und unten wandern, und somit durchaus auch die Atemmuskulatur beeinträchtigen, wenn es jemand sehr, sehr gut meint. Deswegen wird diese Form oft nur bei kürzeren Eingriffen angewandt.
Es gibt aber auch die Möglichkeit einen Katheter einzulegen um über diesen dann kontinuierlich Medikamente geben zu können. Dann sind auch längere Operationen möglich.
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