Hund nimmt unterwegs keine Leckerlies mehr an
Ich habe ein Problem mit meinem Hund! Ich habe ihn ja aus dem Tierheim und schon mehrere Einzelstunden beim Hundetrainer gehabt, momentan gehen wir einmal wöchentlich zum Gruppenunterricht. Allerdings habe ich momentan ein großes Problem, was bis zur nächsten Trainingsstunde eigentlich nicht warten kann.
Mein Hund hat von Anfang an verrückt gespielt, wenn er andere Hunde, Fahrradfahrer, Rollstuhlfahrer oder auch Spaziergänger gesehen hat. Das haben wir mittlerweile größtenteils im Griff, indem wir die Technik angewandt haben, dass wir ihn mit einem Leckerlie zu uns gerufen haben und ihn abgelenkt habe, während derjenige uns passiert hat.
Allerdings gibt es bei dieser Technik seit ein paar Tagen ein Problem: Der Hund reagiert zwar auf das entsprechende Signal, schaut sich auch das Leckerlie an, aber nimmt es nicht! Er dreht sich dann rum und fängt an zu bellen.
Was kann ich denn nun tun? Ich kann ihm doch nicht immer "bessere" Leckerlies mitnehmen, er bekommt an sich als Leckerchen sein normales Trockenfutter bzw. diese Kaustreifen, aber mittlerweile verweigert er alles! Ich habe es auch schon mit Milchdrops und Cornflakes versucht, allerdings ignoriert er mich total. er hat einen Tipp für mich?
Hallo!
Das ist natürlich wirklich blöd. Hast du es schon mit Fleischwurst ausprobiert? Auf diese Wurst steht eigentlich jeder Hund. Du kannst sie ja in kleine Würfel schneiden und es mal versuchen. Ansonsten vielleicht etwas gekochtes Hühnchen oder ähnliches.
Hat dein Hund ein Lieblingsspielzeug? Dann könntest du noch versuchen ihn damit abzulenken, wenn andere Hunde oder Spaziergänger kommen. Kannst du nicht ansonsten in der Hundeschule anrufen und einen Trainer jetzt schon um Rat fragen? Normalerweise kann man doch dort immer anrufen, wenn man ein Problem hat.
Also Fleischwurst direkt habe ich nicht probiert, ich habe es schon mit so kleinen Speckwürfeln versucht, die man kaufen kann. Auch Salamischeiben habe ich schon versucht. Wenn wir drinnen sind, ist er total verrückt danach, allerdings ignoriert er diese draußen total und lässt sich einfach nicht ablenken. Seine Lieblingsspielzeuge sind Tennisbälle, aber selbst die lässt er einfach liegen, wenn er einen Hund sieht.
Klar könnte ich den Trainer auch anrufen, allerdings denke ich, dass ich das bis Donnerstag (da haben wir die nächste Gruppenstunde) schon irgendwie hin oder überbrückt bekomme und am Wochenende möchte ich den Trainer ja auch nicht mit unseren Problemen nerven.
Hallo!
Gib deinem Hund das Fressen, was er über Tag bekommt nur noch in Form von Stücken, die du per Hand fütterst. Der Hund sollte sehen, dass er keine andere Möglichkeit hat Futter aufzunehmen, als es von dir zu nehmen. Wenn er dann hunger hat, wird er das auch nehmen.
Vielleicht gehst du auch immer dann mit ihm zum trainieren, wenn er grade kein hunger hat und das muss geändert werden. Der Hund darf nicht satt sein, wenn die Leckerlies ein Anreiz geben sollen. Wenn du grade gegessen hast und dir hält jemand Fleischwurst unter die Nase, dann würdest du sie wahrscheinlich auch nicht annehmen.
Hast du vielleicht auch mal eine andere Methode versucht, um deinen Hund davon abzuhalten andere Hunde, Fahrradfahrer, Rollstuhlfahrer oder auch Spaziergänger verbal zu attakieren? Es gibt noch die Möglichkeit der Rütteldose, gepaart mit einem Halfti. Also nicht die Belohnung, wenn er nichts macht oder er gekommen ist, wenn du ihn rufst, sondern das negative Geräusch, wenn er sich grade daneben benimmt. Manche Hunde reagieren darauf besser als auf die Belohnung wenn er hört, falls er wieder anfängt zu bellen.
Wenn du ihn mit Leckerchen ablenken willst, dann nimm auch etwas leckeres. Das heißt, dass du Fleischwurst nimmst oder auch Käse klein geschnitten. Dies ist eben speziell dafür da, wenn du eben auch mit ihm unterwegs arbeitest. Doch ganz ehrlich, finde ich es total schlecht, dass du ihn ohne Leine gehen lässt, wenn du doch weißt, dass er einem gewissen Personenkreis hinterher gehen will. Einen Radfahrer oder auch Jogger siehst du selber schon von weitem. Also Hund rufen und ran an die Leine. Davor hat der Hund ohne Leine unterwegs nichts zu suchen, das sollte dir eigentlich auch dein Trainer sagen. Wenn ihr auf Wald und Wiesen Wegen seid, dann nimm eine Schleppleine.
Nichts gegen eure Tipps, den Hund mit Leckerlis vollzustopfen, aber wo soll da der Sinn sein? Offensichtlich ist er mittlerweile schon so abgeklärt und verwöhnt, dass diese "Methode" der Erziehung glatt als gescheitert angesehen werden kann. Der Hund gewöhnt sich so überhaupt nicht an die unbekannten Gefahren, sondern lernt nur großes Trara zu machen und dann auf das beste Leckerli zu warten.
Die weitere Gefahr ist, dass der Hund sich an dauernde Leckerligabe und Menschennahrung gewöhnt, im schlimmsten Fall zum absoluten Bettler wird und kein gedeckter Tisch mehr vor ihm sicher ist.
Wenn Hunde vor Radfahrern und all dem, was du aufgezählt hast Angst hat, liegt es meist an der Führung. Wenn ein Hund nämlich in Begleitung eines Ranghohem (das sollte der Besitzer sein) ist, ist er in der Regel nicht darauf fixiert Gefahren anzugreifen. Deshalb sollte dieses hierarchische Verhältnis stärker hervor gearbeitet werden, eine Leckerchengabe ist da absolut kontraproduktiv. Außerdem schadet es nicht, wenn dem Hund Fahrräder und co vorsichtig vorgestellt werden, er im kontrollierten Rahmen mal "losgelassen" wird, man selbst also mal um ihn herum fährt oder dergleichen.
Das Ablenken ist zwar gut, sollte aber vor allem ohne Leckerchen gelernt werden, denn so ist es, wie ihr festgestellt habt, sehr unzuverlässig.
Genau deswegen habe ich in einigen Themen geschrieben, dass ich gegen dieses Ablenken bin. Damit umgeht man das eigentliche Problem und schafft sich neue. Statt den Hund von Sachen abzulenken, solltest du lernen die Führung zu übernehmen und deinem Hund Sicherheit zu bieten. Ein Hund, der sich in deiner Obhut sicher fühlt muss auf ihn unheimlich wirkende Sachen nicht verbellen. Ein Hund, der weiß wer etwas zu melden hat, wird andere nicht einfach anmachen.
Klingt erstmal etwas wirr geschrieben aber wie man vorgeht, hängt vom Hund ab. Und da man aus der Weite nichts sehen kann und Ferndiagnosen ziemlich in die Hose gehen können, mal als Beispiel: Wenn mein Hund Artgenossen verbellt schau ich erstmal ob er dies aus Unsicherheit tut oder weil er einfach arschig ist. Je nach Ursache geh ich dann vor. Bei allen Methoden wird der Hund aber direkt konfrontiert. Kein Ablenken mit Futter oder Spielzeug. Er soll lernen, dass zBsp andere Hunde keine Gefahr sind so lange ich da bin. Oder aber, dass er andere Hunde, Radfahrer etc nicht anzumachen hat sondern ruhig dran vorbeilaufen soll.
Es bringt dir nichts, wenn du deinen Hund 100 Mal erfolgreich ablenkst. Irgendwann kommt der Punkt wo, wie bei dir entweder die Belohnung kein genügender Anreiz mehr ist oder du zu spät reagierst. Während mein Hund, weil er es gelernt hat, die "Gefahr" bewusst wahr nimmt, trotzdem kontrollierbar bleibt und ruhig weitergeht - würde deiner in die brenzlige Situation reinschlendern. Bist du dann auch noch ausserhalb des Wirkungskreis wird es richtig übel.
Überleg dir ob die Hundeschule mit ihren Methoden die richtige ist. Das ist wirklich nicht böse gemeint aber es gibt Situationen, wo nichts schief gehen darf. Ein Hund, der nicht weiß wie er mit bestimmten Situationen umzugehen hat, ist für andere Menschen eine potentielle Gefahr. Mit Gefahr mein ich nicht nur Hunde die zuschnappen. Woher soll Radfahrer x wissen, dass dein Hund nur bellt. Es kann ja immer etwas sein. Sei es, dass der Karabiner von der Leine platzt oder du deinen freilaufenden Hund nicht früh genug zu dir rufst. Wenn dieser Radfahrer dann vor lauter Angst hinfällt bist du Schuld. Für mich wäre dieser Zustand nicht akzeptabel.
Die Leckerlis sollten immer nur als Belohnung eingesetzt werden. Wenn Du ihn also mit den Leckerchen vor etwas ablenken willst, genügt es nicht ihn einfach nur damit vollzustopfen. Es kann sein, dass der Hund das Ablenkungsmanöver durchschaut hat. Wenn Du ihn also von etwas ablenken willst, ruf ihn zu Dir und lass ihn auch etwas machen für die Leckerlis. Eine Sitzübung bietet sich draußen immer an. Sieh zu, dass der Hund dabei immer auf dich konzentriert ist und sich nicht ablenken lässt. Gib ihm dass Leckerli nur, wenn er die Übungen korrekt ausführt.
Hunde sind ganz verrückt nach Katzenfutter. Wir konnten auf dem Hundeplatz eine leere Tube kaufen, die man mit Katzenfutter füllen konnte. Das war sehr praktisch, viel besser als die lästige Kramerei nach den Leckerlis. Alle Hunde sind brav den Tuben gefolgt. Diese Tuben gibt es auch im Tiermarkt zu kaufen.
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