Wie Kind und Karriere vereinbaren?
Ich habe ein großes Problem, welches mir ziemlich Angst macht und ich hoffe auf ein paar Tipps oder Erfahrungen von euch.
Zur Situation: Meine Tochter ist jetzt 4 Jahre alt. Ich bin alleinerziehend und der Erzeuger kümmert sich wenig bis gar nicht um die Kleine. Vor einem Jahr habe ich meinen Job verloren, was finanziell ein enormes Problem darstellt sich aber in unserer Beziehung sehr positiv ausgewirkt hat. Ich musste bis zur Entlassung Vollzeit arbeiten und habe dadurch sehr wenig Zeit mit der Kleinen verbracht, da der Arbeitsplatz auch eine Stunde Fahrt von meiner Wohnung entfernt lag. Als ich dann zu Hause war, ist die Kleine nur mehr Halbtags in den Kindergarten gegangen und den Rest der Zeit haben wir mit Ausflügen, Spielen und Basteln verbracht. Sie ist total aufgeblüht und nicht mehr wiederzuerkennen, sie folgt und ist ein Engel. Ist auch klar, denn nun bekommt sie die Aufmerksamkeit die sie braucht. Ich habe mir geschworen nur noch Teilzeit arbeiten zu gehen, was finanziell zwar einen Verlust mit sich bringt, aber egal ist, da es meiner Tochter gut geht.
Nach einem Jahr intensiver Suche habe ich immer noch keine Teilzeitstelle bekommen. Ich habe eine Handelsausbildung und höre immer nur das Selbe. Alleinerziehend mit so einem kleinen Kind geht nicht, nicht flexibel, am Wochenende kann ich nicht arbeiten, da der Kindergarten zu hat, usw. Als ich mit der Frau am Arbeitsamt gesprochen habe waren wir uns einig, dass ich im Handel keine Chance habe und nun werde ich umgeschult. Die Tatsache an sich ist super, in dem neuen Beruf kann ich gut teilzeit arbeiten und es gibt reichlich Jobangebote. Und nun kommt der Hacken;
Die Umschulung dauert knapp ein Jahr. Also 11 Monate. Und eigentlich würde ich mich auch total darauf freuen, wäre da nicht meine Tochter. Die Kurszeiten sind Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr. Fahrzeit muss man pro Fahrt jeweils 1,5 Stunden einrechnen, mit Kindergarten bringen und abholen. Das bedeutet wir müssen um 6 aufstehen damit sich alles gut ausgeht, Frühstücken, duschen, usw. Und wir sind frühestens um 17:30 zu Hause. Dann koche ich, wir essen. Um so früh aufzustehen muss sie aber spätestens um halb 8 schlafen, sonst ist sie sehr grantig und kommt nicht aus dem Bett. Das Problem ist also, das wir nahezu keine Zeit zusammen haben. Zusätzlich habe ich einmal pro Woche abends Training, in der Zeit passt meine Mutter auf die Kleine auf. An diesem Tag kann ich sie dann nur abholen und muss gleich wieder los wenn wir zu Hause ankommen. Viele werden jetzt sagen, ich soll das Training aufgeben. Aber das kann ich nicht. Das ist das einzige was ich nur für mich mache, ich gehe abends nie fort und auch sonst habe ich sonst keinen Ausgleich. Diesen einen Abend in der Woche brauche ich einfach! Dazu kommt noch, dass jedes zweite Wochenende für den Ex reserviert sind. Meistens kommt er sowieso nicht, doch vornehmen kann ich uns dann nichts.
Ich habe einfach irre Angst, dass die kommende Situation die Kleine überfordern wird und dass sie sich abgeschoben fühlt. Wir haben schon oft darüber geredet und sie ist sehr traurig wenn sie daran denkt, dass wir weniger Zeit zusammen verbringen. Sie ist ein Mama-Kind und je nachdem wie viel wir zusammen machen spiegelt es sich in ihrem Verhalten.
Ein Jahr durchgehend ist meiner Meinung nach einfach zu viel. Aber ich muss die Umschulung machen, damit ich bald darauf einen Job finde! Außerdem streicht mir das Arbeitsamt sonst das Geld und dann schaut es traurig aus. Natürlich gibt es viele, die Vollzeit arbeiten müssen weil es sich sonst nicht ausgeht. Aber wir kommen mit wenig Geld aus und haben alles was wir brauchen. Also Teilzeit reicht aus.
Was kann ich nur machen? Wie kann ich verhindern, dass sich die Kleine schlecht fühlt? Ich habe so Angst, dass mich diese Ausbildung überfordert und meine Tochter darunter Leiden muss. Also, vielleicht habt ihr Tips oder Erfahrungen für mich, würde mich sehr freuen!
Tut mir echt Leid, dass das so lange geworden ist! Aber ich musste mir mal den ganzen Kummer von der Seele schreiben.
LG
Als erstes Mal der Hinweis, das du bei einer Maßnahme über 11 Monate keine Umschulung machst, sondern eine Fortbildung. Wobei mir da auch mal interessieren würde, was sie dir für eine Schulung angeboten haben. Denn nicht alle bringen wirklich das, was man sich vorstellt.
Nun zu deinem eigentlichen Problem. Deine Tochter ist 4 Jahre alt und sollte damit auch verstehen, das Mama das auch für sie macht. Denn danach Arbeit zu kriegen bedeutet ja auch, das man auch etwas mehr Geld zur Verfügung hat, als jetzt der Fall ist.
Meine Kinder waren zwar schon 5 als sie von Mittagskind auf Ganztagsbetreuung wechseln mussten, aber sie haben es im Endeffekt besser verkraftet, als ich vorher dachte. Und auch ich habe dabei mit dem Geld argumentiert, was ich dabei verdiene und was wir uns dann halt mehr leisten können. Und das haben sie auch recht gut verstanden, denn ich habe Beispiele aufgezählt, welche ihnen bekannt waren.
Ausserdem hast du ja auch die Wochenenden. Selbst an den Wochenenden wo ihr Vater eigentlich auf dem Plan steht, kannst du die Zeit intensiv mit ihr nutzen, auch wenn man keinen Ausflug macht. Unter der Woche solltest du eben zwischen nach Hause kommen und der Bettzeit der Kleinen, wirklich nur für sie da sein.
Lass den Haushalt einfach liegen bis sie im Bett ist. Fällt ja dann eh nicht mehr soviel an, wenn ihr beide den ganzen Tag nicht zu Hause seid. Und auch das lernen kannst du dann machen, wenn deine Tochter schon im Bett liegt. Und wenn sie den ganzen Tag im Kindergarten ist, dann bekommt sie doch dort auch ein warmes Essen am Mittag. Also spare dir abends das kochen. Belegte Brote reichen da vollkommen aus.
Vielen Dank für deine Antwort! Ich war bis jetzt Buchhändlerin und da ich einfach keinen Job gefunden habe, natürlich auch Branchenübergreifend nicht, werde ich jetzt Hairstylistin, also Frisörin. Der Verdienst ist nicht so toll aber es reicht. Und das wichtigste, es gibt eben freie Stellen.
Die Kleine versteht das mit dem Geld nicht so, weil wir einfach alles haben was wir brauchen. (Und wollen) Ausflüge,usw, es ist alles drin. Auch Urlaube, weil wir Verwandte und Freunde im Ausland haben und somit nur die Anreise zahlen. Das mehr Geld ist also für sie kein Argument.
Die Wochenenden und die Zeit vor dem Schlafengehen will ich natürlich effektiv nutzen, ich habe nur so Angst, dass es zu wenig ist. Haushalt fällt dann wohl wirklich nicht viel an, das reicht wenn ich das nachher mache.
Und das ich nicht immer kochen brauche, da hast du auch recht, danke für den Tip!
LG
Deine Tochter ist mit 4 Jahren alt genug, um zu verstehen, dass die Mama nicht für immer weg ist, sondern auch wieder kommt. Was mich übrigens auch wundert, ist, dass du partout keine Teilzeitstelle bekommst. Bei uns hat man schon das große Los gezogen, wenn man einen Vollzeitjob bekommt. Vielleicht solltest du einfach nach Österreich ziehen oder dich informieren, ob es hier für dich die besseren Jobmöglichkeiten gibt.
Übrigens weißt du hoffentlich über die ganzen Sozialleistungen, die dir zustehen Bescheid: Da wäre die GEZ- Befreiung, Rezeptgebührenbefreiung, Kinderbetreuungsgeldzuschuss, Mietzuschuss und Heizkostenzuschuss (falls es das bei euch auch gibt, aber ich denke, es ist ähnlich). Hiermit sollte es also kein Problem sein, bei der Arbeit kürzer zu treten, falls du dir deswegen auch Gedanken gemacht hast.
Auch frage ich mich, was es in der Bewerbung zu tun hat, dass du Kinder hast. Ich würde das einfach auslassen. Wenn dich der Chef, bei dem du dich vorstellst, trotzdem darauf anspricht, kannst du ja sagen, dass du das jetzt als nicht relevant empfunden hast, da deine Tochter in eine flexible Kindergruppe geht und für die Betreuung also bestens gesorgt ist. Mein Chef hat mich übrigens bei meiner Bewerbung ebenfalls gefragt, ob für die Betreuung gesorgt ist. Ich antwortete mit ja und die Geschichte hatte ein Loch. Die Kinderbetreuung ist doch nicht deren Angelegenheit! Die werden wohl kaum davon ausgehen, dass du nur drei Mal die Woche kommst, weil du keine Kinderbetreuung hast...
Und wenn ich dir noch etwas zu deiner Beruhigung sagen darf: Ich war teilweise wochenlang ohne Mutter nur mit meinem Papa zu Hause. Ich war nicht einmal traurig, wenn meine Mama ging. Sie war immer nur kurz am Wochenende da. Sie kam Samstag Abends und ging Sonntag Abends wieder zum Zug. Ich nahm es mit Fassung, weil ich verstanden habe, dass meine Mama, wenn sie diese Kurse macht, nachher einfach etwas ist und zuvor musste sie eben unsere Kleidung selber nähen und beim Essen ebenfalls einsparen. Übrigens war ich damals wesentlich jünger als deine Tochter. Ich dürfte so um die zwei oder drei Jahre alt gewesen sein.
Du musst ja darauf achten, was langfristig das Beste für deine Tochter ist. Und wenn du nachher ein geregeltes Einkommen und einen guten Job hast und dein Leben mit deiner Tochter auch wieder freier ist, würde ich mir über diese überschaubare Zeit von 11 Monaten überhaupt keine Gedanken machen. Die ersten drei Lebensjahre, die so ungeheuer wichtig und unverzichtbar für die Mutter- Kind- Beziehung sind, sind ja schon herum.
An deiner Stelle würde ich die Umschulung antreten. Zwar müsstest du und auch deine Tochter ein Jahr lang auf einiges verzichten und es wäre mit Sicherheit nicht immer ganz so leicht, aber danach hättet ihr ja ein schönes Leben mit Jobchancen und eigenem Geld!
Vielleicht könntest du deinen Ex ja davon überzeugen, dass er die Kleine unter der Woche mal zeitiger vom Kindergarten abholt und sie die Zeit mit ihm verbringt. Wenn er die Wochenenden nicht möchte, könnte er sie ja dir "schenken". So hättet ihr (du und deine kleine Tochter) wieder etwas mehr Zeit füreinander.
Ansonsten würde mir noch einfallen, dass du ab und an mal die Großeltern oder auch Freunde und andere Verwandte einspringen lässt, die deine Tochter vom Kindergarten abholen. So wäre deine Tochter nicht täglich ganz so lange im Kindergarten, du wüsstest, dass die gut versorgt ist und könntest dennoch deine Umschulung machen.
Ich wohne in Österreich und es ist sehr schwer für mich eine Teilzeitstelle zu bekommen. Eben, weil man im Handel flexibel innerhalb der Öffnungszeiten arbeiten muss. Teilweise haben die Läden bis 19 Uhr oder länger offen, der Kindergarten schließt allerdings spätestens um 18 Uhr. Samstage kann ich auch nicht arbeiten, da ich dafür keine verlässliche Betreuung habe. Deswegen sind schon viele Bewerbungsgespräche gescheitert, einmal abgesehen davon, dass Kinder ja auch krank werden.
Das ist nichts, was ich mir ausdenke. Ich habe schon unzählige Bewerbungsgespräche geführt und meistens ist das der einzige Grund. Das ich ein Kind habe, kann und werde ich bei einer Bewerbung allerdings nicht verschweigen.
Meinen Ex werde ich wohl nicht überzeugen können, die Wochenenden zu tauschen. Aber die Großeltern und Freunde etwas einzuspannen ist eine gute Idee. Dann muss die Kleine nicht den ganzen Tag im Kindergarten sein. Danke für die Anregung!
Auch wenn ich in Deutschland wohne, kenne ich das Problem auch. Gerade in Gegenden mit hoher Arbeitslosenquote gilt man mit dieser Konstellation als schwer vermittelbar.
Inanna, kann es sein, dass Du selbst noch gar nicht so sicher bist, ob die Entscheidung, den Kurs anzutreten die richtige ist? Denn auch mein Kind ist mit knapp 5 Jahren von der Halbtags- in die Ganztagsbetreuung gewechselt. Da ich das wirklich so wollte und auch voll hinter dieser Entscheidung stand, gab es da kein Problem. Auch mein Kind hatte da recht wenig Probleme, obwohl wir zuvor auch mit wenig Geld klar kamen. Nur genießt mein Kind es auch, dass wir eben jetzt mehr Geld zur Verfügung haben. Aber wie schon erwähnt, vieles ist auch eine Frage der Sicherheit der Eltern - sind die unsicher spürt es auch das Kind.
Übrigens ist es durchaus klar, dass das Kind da erst mal zurück stehen muss. Und dass das kein schönes Gefühl ist verstehe ich auch. Aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Kinder auch damit gut klar kommen, wenn man denn die zur Verfügung stehende Zeit gut nutzt. Was die Wochenenden mit Deinem Ex betrifft. Klar ist es nicht so toll, wenn man da nichts Großes planen kann. Aber es gibt doch genug andere gemeinsame Aktivitäten, die Spaß bringen und für die es keiner großen Vorbereitung bedarf.
Danke für deine Antwort! Ja, ich bin mir ehrlich gesagt selbst nicht sicher ob es die richtige Entscheidung ist, diesen Kurs zu machen. Irgendwie stehe ich da zwischen zwei Stühlen. Einerseits freue ich mich total darauf eine neue Chance zu bekommen. Außerdem ist es ein sehr kreativer Beruf, das liegt mir und ich bin mir sicher, dass es mir Spaß machen wird.
Auf der anderen Seite ist da die Kleine, die jetzt so viel glücklicher ist als früher. Da sie bis vor einem Jahr ein Ganztageskind im Kindergarten war habe ich eine Vergleichsmöglichkeit und ich merke, dass sie richtig aufgeblüht ist im letzten Jahr. Sie wirkt ausgeglichen und ist so viel fröhlicher als früher.
Außerdem muss ich ihr schon immer ausreden, dass ihr Vater sie nicht lieb hat. Das denkt sie nämlich weil sie sich im Stich gelassen fühlt, weil er sich nicht um sie kümmert und es bricht mir das Herz. Ich sage ihr dann immer "Natürlich hat er dich lieb!" aber sie glaubt es nicht. Ich habe wahnsinnige Angst, dass sie sich dann von mir auch im Stich gelassen fühlt.
Du sagst das du im Handel nichts bekommst, weil das mit der Kinderbetreuung nicht machbar ist. Der Kurs wäre eine Ausbildung zur Haistylistin. Selbst wenn du dort einenTeilzeitjob bekommen würdest. Die arbeiten auch unter der Woche recht lange und haben doch auch am Samstag geöffnet.
Du würdest zwar die Branche wechseln, aber im Endeffekt hättest du keine anderen Arbeitszeiten als in deinem jetzigen Beruf. Also wirst du mit dieser Ausbildung nicht wirklich einen Schritt nach vorne machen. Hast du darüber schonmal nachgedacht?
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