Wie definiert man "Sucht"?
Hallo!
Dieser Thread hier Labello macht süchtig hat mich doch zum Nachdenken gebracht. Denn bisher war ich immer der Meinung, dass alles, wovon der Körper "mehr" verlangt auch eine gewisse Sucht ist. So eben auch der Labello Stift oder eben das Nasenspray, was man immer mehr braucht und ohne glaubt nicht mehr sein zu können.
Sicher kann man zum Beispiel so einen Labello Stift durch was anderes ersetzen. Aber kann man das nicht mit allen Dingen, die süchtig machen? Wie definiert man denn "Sucht"? Was macht eine Sucht aus? Für mich ist Sucht ein Verhalten, dass mit einem Verlangen nach etwas angezeigt wird. Also auch den Verlangen danach, zum Beispiel nicht ungeschminkt aus dem Haus zu gehen. Die Sucht danach sich unbedingt Make Up auftragen zu müssen, weil man sonst diesen bestimmten Erlebniszustand oder Gefühlszustand einfach nicht hat.
Und wenn dann nach immer mehr verlangt wird, ist es für mich eine Sucht. Wie seht ihr das? Was würdet ihr gänzlich von einer Sucht ausschliessen, obwohl der Körper oder das Gefühl einem sagt, dass man es unbedingt braucht? Wie definiert ihr selber ein Suchtverhalten?
Also, das ist nicht so einfach. Erstmal muss zwischen physischer und psychischer Sucht unterschieden werden. Mischformen und Verläufe sind allerdings auch durchaus denkbar und üblich.
Die meisten Drogen zum Beispiel machen in der Regel zuerst psychisch abhängig und erst dann physisch. Sprich wer einmal kokst kann es so gut finden, dass er es wieder machen WILL, weil das Gefühl so toll sei. Physisch abhängig ist er erst, wenn er ohne die Droge nicht mehr in einen normalen Geisteszustand kommt. Sprich Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Gereiztheit. Das ist kein direkter Punkt, den man überschreitet. Das ist ja das gefährliche, dass es ein schleichender Prozess ist. Deswegen meint man ja auch, jederzeit aufhören zu können, aber tut es nicht. Und irgendwann wird es immer schwerer und der Wille es zu schaffen kleiner.
Andersrum kann zum Beispiel Nasenspray erst physisch abhängig machen. Also man kann nurnoch mit Spray in der Nase gut atmen und sprayt immer häufiger und hört auch nicht auf wenn die symptome ein wenig abklingen. Dann ist der Punkt der Abgewöhnung meist schon überschritten und die phsychische Abhängigkeit tritt ein.
Sucht ist dann gegeben, wenn Entzugserscheinungen ohne das entsprechende Suchtmittel auftreten. Die können schwach sein und leicht zu überwinden (besonders, wenn keine körperliche Abhängigkeit besteht) sein, aber auch so stark ausfallen, dass sie ohne Hilfe nicht zu bewältigen sind, bzw. es sogar lebensbedrohlich sein könnte. Weshalb starke Alkoholiker und Drogenabhängige für ihren Entzug immer in fachkundige Hände gehören.
Oftmals wird Sucht aber auch mit Gewöhnung verwechselt. Wer an hohe Koffeindosen gewöhnt ist, weil er jeden Tag etliche Tassen starken Kaffee trinkt, der wird es merken, wenn er den Kaffee plötzlich komplett weglässt. Das ist dann aber keine Abhängigkeit wie bei Drogen, sondern der Körper ist einfach nur nach langem hohen Kaffeekonsum daran gewöhnt. Manche merken das schon, wenn sie mal länger schlafen und nicht die übliche morgendliche Kaffeedosis bekommen. Da wird dann schnell gesagt "Ich bin kaffeesüchtig.", was so aber nicht korrekt ist, da ist es nur die Gewöhnung, trinkt man dann keinen Kaffee mehr, ist das verlangen und mögliche Symptome auch schnell weg.
Genauso bei Schokolade, nach der kann man auch nicht süchtig werden, das ist nur der Heisshunger, den man dann hat, eben ein großes Verlangen und das ist nur im Kopf. Wer dann mit eiserner Disziplin drangeht und durchhält, der kann auch auf Schokolade verzichten.
Hallo!
Ich finde aber, dass man den Begriff Gewöhnung und den Begriff Sucht schwer trennen kann. Eine Sucht ist doch eine Gewöhnung an eine bestimmte Sache. Wenn man sich daran gewöhnt, ständig alles zu kontrollieren, dann spricht man von einer Kontrollsucht. Man hat einmal damit angefangen und kann nicht mehr damit aufhören.
Ich denke weiterhin, dass man nicht unbedingt Entzugserscheinungen im körperlichen Sinne, wie das Zittern und die Unruhe haben muss, wenn man süchtig nach was ist. Es reicht schon, wenn man zum Beispiel bei den Nasentropfen immer das Gefühl hat, dass die Nase trocken wird oder eben bei dem Labello immer das Gefühl hat, dass man weiter die Lippen einschmieren muss. Es ist Gewohnheitssache und das hat für mich persönlich auch etwas mit Sucht zu tun.
Vielleicht sind die die Begriffe Zwang und psychische Sucht/Abhängigkeit besser zu unterscheiden. Mich zwingt etwas in mir, Schokolade zu essen, Leute zu kontrollieren etc. Das ist nicht unbedingt rational erklärbar, aber meines Erachtens nach eben doch eine Unterart der Sucht, eben die psychische. Darum würde ich auch weit gefasst kaffeekonsum dazu zählen. Es ist nunmal ein Genußkonsum mit leichten physischen Auswirkungen. Dieses Gefühl kann nunmal leicht körperlich abhängig machen, sei es dass man auch nur minimale Veränderungen spürt, aber diese werden nunmal wahrgenommen und an den Mangel des Suchtmittels geknüpft.
Hallo!
Ich finde das, was Morgaine geschrieben hat, macht es eigentlich recht deutlich und auch Herr Lehmann hat es gut erklärt. Im Endeffekt ist bei einer Sucht auch immer eine Entzugserscheinung zu spüren, je nachdem ob man eine psychische oder physische Sucht hat, sind diese eben unterschiedlich.
Daher finde ich beispielsweise, dass es sich bei einem Labellostift nicht um eine Sucht handelt, wenn ich diesen immer wieder verwende. Ich brauche ihn, weil meine Lippen spröde sind und weil ich mit dem Stift eben dies bekämpfen kann. Wenn ich nun aber keinen Labello mehr habe, dann bekomme ich keine Entzugserscheinungen. Ich habe aufgeplatzte Lippen, weil der Stift fehlt, aber das sind nicht die Kennzeichen eines Entzuges, sondern ganz normal, möchte ich sagen.
Nun gibt es sicherlich auch Leute, die von Labello zumindest im physischen Sinn abhängig sind in Form einer Sucht, weil sie ohne wirklich nicht mehr können und verrückt werden, wenn sie keinen haben. Aber das ist vielleicht eine Minderheit. Die anderen sind einfach an den Gebrauch gewöhnt, haben aber letztlich kein Problem ohne ihn.
Diamante hat geschrieben:Ich finde aber, dass man den Begriff Gewöhnung und den Begriff Sucht schwer trennen kann. Eine Sucht ist doch eine Gewöhnung an eine bestimmte Sache.
Nein, Sucht ist Abhängigkeit, nicht Gewöhnung. Man kann sich dran gewöhnen, jeden Tag um 19 Uhr zu Abend zu essen und wird dann, wenn man das Mittagessen auch stets zur gleichen Zeit einnimmt, um 19 Uhr sehr wahrscheinlich Hunger, bzw. Appetit aufs Abendbrot haben. Ebenso, wie man sich dran gewöhnen kann, immer zur gleichen Zeit aufzustehen. Wer immer um 6 Uhr morgens aufsteht, wird (so er nicht bis spät in die Nacht aufbleibt) sehr wahrscheinlich auch um diese Zeit aufwachen, ohne Wecker. Ärgerlich ist das dann, wenn man eigentlich ausschlafen könnte, aber zur gewohnten Zeit munter ist. Trotzdem lässt sich auch dieser Rhythmus umstellen, nur halt nicht von heute auf morgen.
Trotzdem ist das alles keine Sucht. Auch dann nicht, wenn man jeden Tag nachmittags ein Stück Kuchen isst. Wer dann Diät halten will oder muss und auf den nachmittäglichen Kaffeeklatsch verzichten muss, der wird natürlich Heisshunger auf sein gewohntes Stück Kuchen haben. Aber der lässt sich bekämpfen, ohne körperliche Schäden. Derjenige ist dann vielleicht schlecht gelaunt und leicht reizbar, aber mehr passiert auch nicht.
Genauso beim Morgenkaffee. Kaffee macht munter, gibt man Zucker dazu, wird der morgens meist niedrige Blutzucker auch noch mit angepuscht. Lässt man nun den Kaffee weg und trinkt stattdessen Mineralwasser, fühlt man sich erstmal müde, besonders wenn der Blutdruck niedrig ist. Man kommt einfach nicht auf Drehzahl, wie es heißt. Bewegt man sich dann, duscht vielleicht heiß und kalt, läuft ein Stück an der frischen Luft und isst etwas, wird man auch munter, ohne Kaffee. Weil der Kaffee eben nichts enthält, was man nicht auch woanders drüber bekommen könnte. Würde man statt Kaffee eine große Tasse Kakao trinken, hätte man auch die gleiche Wirkung.
Dagegen ist bei Sucht eine Abhängigkeit gegeben, die immer mehr von dem Suchtstoff verlangt. Bei Drogen ist das dann extrem, da die körperliche Abhängigkeit sehr groß ist, weshalb im Entzug so oft dann Medikamente, bzw. eine Art Ersatzdroge, gegeben werden. Ohne diese Hilfe wäre der Entzug nicht zu schaffen (bei harten Drogen) und auch gefährlich.
Kaufsucht ist dann wieder eine andere Geschichte, ebenso wie krankhafte Eifersucht. Beides gehört auch in fachkundige Hände und entsprechend therapiert. Aber da ist der Grund nicht Gewöhnung, sondern die Ursachen liegen meist ganz woanders und müssen dann, um das problem zu bekämpfen, erstmal herausgefunden werden.
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