Härtere Strafen oder Gnade vor Recht?
In den Medien hört man es immer wieder, dass Kinder missbraucht werden. Die Täter kommen dann für wenige Jahre in den Knast und können danach wiederihr Leben aufnehmen. Aber wer kümmert sich um die Kinder die diese Tat überleben, weil nicht auch noch ein Mord begangen wurde? Sie können niemals ein ganz normales Leben führen.
Viele Denken das die Strafe für solche Menschen viel, viel härter sein muss. Andere sind der Meinung Gnade vor Recht. Dennoch sollte für so etwas die höchste Strafe verhängt werden.
Ich würde nicht sagen, dass so Menschen "danach ihr Leben weiterleben können". Nach so einer Tat hat man keinen sonderlich guten Stand in der Gesellschaft mehr, zumindest bei den Leuten, die davon wissen. Ob das gut so ist oder nicht mal außen vor, ich wollte nur auf darauf aufmerksam machen.
Das aktuelle Strafsystem ist doch ohnehin lächerlich. Wenn ein Täter ins Gefängnis muss, kostet er das Opfer auch noch Geld. Es wäre gerechter, müsste der Täter seine Schuld bzw. den durch ihn verursachten Schaden mehr oder weniger abarbeiten, das muss ja nicht direkt beim Opfer oder dessen Familie sein, was teilweise ohnehin kaum möglich bzw. moralisch vertretbar wäre, aber er sollte es irgendwie selbst ihn Ordnung bringen müssen. Verschärft man das noch etwas weiter, könnte man sogar so weit gehen, dass der Täter voll und ganz für sich selbst sorgen muss, macht er es nicht, hat er eben Pech. So etwas wäre wenigstens mal wirklich abschreckend.
Und mal ehrlich, ob jemand für fünf oder sechs Jahre ins Gefängnis muss, macht das so einen großen Unterschied auf der Seite des Täters? Die heutigen "Strafen" sind eher Zwangsurlaub als etwas Sinnvolles und kosten einfach nur Geld. Ganz abschaffen kann man sie natürlich nicht, aber meiner Meinung nach müsste etwas besseres gefunden werden.
Marshall hat geschrieben:Aber wer kümmert sich um die Kinder die diese Tat überleben, weil nicht auch noch ein Mord begangen wurde? Sie können niemals ein ganz normales Leben führen.
Die psychologischen Betreuungsstellen und Opfergruppen, wie auch bei anderen Straftaten - solang man diese Hilfe annehmen will.
Marshall hat geschrieben:Viele Denken das die Strafe für solche Menschen viel, viel härter sein muss. Andere sind der Meinung Gnade vor Recht. Dennoch sollte für so etwas die höchste Strafe verhängt werden.
Was viele denken will ich mal nicht ausführlich kommentieren, da überwiegt oft Stammtischgelaber ohne Hintergrundwissen. Ich denke viele Arbeitgeber denken auch, dass man auch 100 Stunden ohne Lohnausgleich arbeiten kann, hat vor 100 Jahren ja auch geklappt - und ob da jeder zustimmen kann?
Es wird in jedem Fall die höchste Strafe verhängt - wie hoch diese ausfällt hängt eben von der Tat, dem Täter und den jeweiligen Gesetzen ab. Und seit wann gilt Gnade vor Recht? Gnade vor Recht würde heißen, dass keine Strafe verhängt wird, denn eine Begnadigung bedeutet im Grunde Straferlass. Dazu kommt, dass man sich mal ausmalen sollte, wie denn die höchste Strafe aussieht und welche Folgen eine Haftstrafe hat.
@AP Nova
Oje, Unsinn in Reinstform oder einfach nur Stammtischgelaber würde ich mal sagen.
AP Nova hat geschrieben:Wenn ein Täter ins Gefängnis muss, kostet er das Opfer auch noch Geld.
Unsinn, seit wann zahlt das Opfer allein den Strafvollzug? Und wenn man hier mit Steuern argumentieren möchte - auch Straftäter zahlen diese vorher und nachher.
Dein anderes Denken zeigt mal wieder deutlich, dass nicht jeder in unserem humanistischem und solidarischen Rechtsstaat angekommen ist und sich mit diesem identifizieren kann! Würde man den Gedanken mal vernünftig weiterführen wird auch klar, warum sowas Käse ist: Denn wenn ein Straftäter von der Gesellschaft nicht unterstützt wird, zum Beispiel durch soziale Absicherung, welche Möglichkeiten hat er denn dann, sein Leben zu erhalten wenn ihm keine legalen mehr offenstehen? Solche wirren Theorien widersprechen dem Grundsatz der Resozialisierung und der Schadensbegrenzung - vor allem letzteres fällt hier stärker ins Gewicht, jemanden nicht noch indirekt in die Kriminalität zu drängen. Da wird es dann auch wieder vor Gericht schwer was die individuelle Schuld angeht .
AP Nova hat geschrieben:Und mal ehrlich, ob jemand für fünf oder sechs Jahre ins Gefängnis muss, macht das so einen großen Unterschied auf der Seite des Täters? Die heutigen "Strafen" sind eher Zwangsurlaub als etwas Sinnvolles und kosten einfach nur Geld.
Gerade in Zeiten, wo schon 6 Monate und mehr als Lücke im Lebenslauf negativ auffallen machen 6 Jahre natürlich keinen Unterschied. Vor allem wenn man den Hang von Arbeitgebern kennt, lieber Langzeitarbeitslose oder Ausländer ohne Deutschkenntnisse statt ehemaligen Straftätern einzustellen. Bereits kurze Haftstrafen können heute schon das gesellschaftliche Aus bedeuten - saß man auch noch wegen Sexualstraftaten im Keller ist das so gut wie sicher im Leben nichts mehr zu erreichen.
Und wenn das für Dich nur Zwangsurlaub ist geh halt mal ein Jahr in den Bau, Tipps wie man schnell rein kommt kann ich Dir gerne geben. Danach kannst Du ja nochmal erzählen, ob 1 Jahr Zwangsurlaub mit ein paar Wochen Seychellen vergleichbar ist.
Die Kinder kriegen, wenn sie die Tat überleben, eine gute psychologische Behandlung, sodass ein normales Weiterleben durchaus möglich ist. Aber natürlich bleibt nach einer Vergewaltigung ein großes Loch und nicht selten werden diese Kinder anschließend Verhaltensauffällig.
Normalerweise kommen Kindervergewaltiger eine Zeit lang in den Knast, oft in Einzelzellen, sollten nämlich Mitinsassen mitbekommen, dass dort ein Kindervergewaltiger einsitzt, hat er ein schweres Leben. Es sei mal dahingestellt, ob es ihm gegönnt ist oder nicht. Ich halte zumindest nicht viel von Selbstjustiz.
Anschließend an den Gefängnisaufenthalt kommt der Kindervergewaltiger in Sicherheitsverwahrung, die normalerweise ein Leben lang dauert. Zumindest so lange, bis derjenige absolut resozialisiert ist.
Nun ist das schwer zu entscheiden und so kommt es immer wieder zu Wiederholungstaten. Wenn dann gerufen wird, dass man ihm den Penis abschneiden oder die Todesstrafe wieder einführen sollte, kann ich das gut verstehen.
Gerade in Zeiten, wo schon 6 Monate und mehr als Lücke im Lebenslauf negativ auffallen machen 6 Jahre natürlich keinen Unterschied. Vor allem wenn man den Hang von Arbeitgebern kennt, lieber Langzeitarbeitslose oder Ausländer ohne Deutschkenntnisse statt ehemaligen Straftätern einzustellen. Bereits kurze Haftstrafen können heute schon das gesellschaftliche Aus bedeuten - saß man auch noch wegen Sexualstraftaten im Keller ist das so gut wie sicher im Leben nichts mehr zu erreichen.
Ich meinte damit nicht, dass 5 oder 6 Jahre wenig Zeit sind, sondern dass der Unterschied zwischen 5 oder 6 Jahren nun auch nicht so gewaltig ist, eine Diskussion über eine Erhöhung oder Milderung über die Strafdauer also relativ sinnlos ist, solange man hier nicht größere Unterschiede in Betracht zieht.
Und bezüglich das Opfer zahlt die Strafe: Genau über die Steuern meinte ich das. Sicher zahlt der Täter auch einen kleinen Teil davon, aber es ist nunmal so, dass es deutlich mehr Unschuldige als Täter gibt und somit die größte Last an den Unschuldigen hängen bleibt und diese somit doppelt Schaden nehmen.
Und sicher wäre die von mir vorgeschlagene Art des Strafvollzuges nicht ganz ohne, aber so würde der Täter wenigstens etwas weniger Gesamtschaden verursachen als aktuell. Sicher ist das Leben im Gefängnis nicht ganz so "urlaubsmässig" wie ich das eben geschrieben habe, sondern auch kein Zuckerschlecken im Vergleich zu dem was man haben könnte, aber wenn die Täter dann auch noch eine wirkliche Wiedergutmachung leisten müssten sähe das noch etwas anders aus, zumal diese Wiedergutmachungsarbeit je nach dem wie sie gestaltet wird stärker zur Resozialisierung beitragen könnte als jahrelang in einer Zelle zu sitzen.
Längere Strafdauer bedeutet aber im Endeffekt nur höhere Kosten . Und ein Straftäter auf ALG II ist billiger als einer hinter Gittern. Die Strafe soll in erster Linie ja nicht dazu dienen, bei dem Täter Einsicht zu bewirken, sondern um die Gesellschaft vor dem Täter zu schützen. Und solang wir nicht ins Mittelalter zurückkehren wollen, müssen wir für diesen Schutz mehr oder weniger zahlen.
Dass Strafen nicht zu Besserung führen kann man hier in den USA sehr gut sehen - da heißt es im Grunde nur: Rein, raus und wieder rein. Momentan, auch wenn das kurz OT ist, hat unser Gouvernator mit dem Problem zu kämpfen, dass die Gefängnisse hier in Kalifornien überbelegt sind und deswegen Straftäter früher entlassen werden sollen was praktisch einer kürzeren Haftzeit entspricht. Ironischerweise regt sich dagegen bei der Justiz kaum Widerstand mit der Begründung: Wer heute geht ist morgen wieder da. Ob die Gefangenen also 2 oder 6 Jahre absitzen ist da fast egal, sie werden in Freiheit sowieso wieder straffällig.
Das Problem ist hier die in den USA fast nicht vorkommende Betreuung, was bei uns als Resozialisierung schon einen (ungerechtfertigten) negativen Ruf hat. Hier liegen die Rückfallquoten bei nahezu 100 % (bei allen Straftaten), bei uns in Deutschland liegt die Rückfallquote im Schnitt bei um die 70 % - und bei Sexualstraftaten bei 26 %. Gerade die niedrige Rückfallquote bei Sexualstraftaten ist vor allem der intensiven psychologischen Betreuung geschuldet. Die Rückfallquote bei den anderen Straftaten wird im Grunde nur deswegen oben gehalten, weil es für Kleinkriminelle keine echte Betreuung gibt.
Heißt: Wir können uns im Gegensatz zu zurückgebliebenen Staaten wie den USA oder Russland usw. niedrige Strafen leisten, da Deutschland hier das Vorzeigeland ist wenn es um Effektivität im Strafvollzug geht - klar besteht da noch jede Menge Verbesserungsbedarf, aber besser als wir hat keiner die Sache in der Größenordnung im Griff.
Das einzige was mir hier speziell zu Sexualstraftätern und Kinderschändern einfällt wäre eine umfassende, lebenslang gültige Datenbank und zwingende Meldepflicht, jedoch nicht öffentlich einsehbar (Datenschutz & der gemeine Lynchmob). Aber auch das hat nicht gerade wenige Vorteile und Nachteile. Einer der gravierendsten ist, das auch durch sowas Straftaten nicht verhindert sondern je nachdem, siehe Jaycee Lee Dugard, sogar begünstigt werden.
Abgesehen davon haben Gefangene, sofern sich die Möglichkeit bietet, eine Arbeitsverpflichtung - Weigerung kann hier mit (harten) Disziplinarstrafen geahndet werden, wobei die meist nie ausgesprochen werden, da die meisten so halt wenigstens noch etwas verdienen, so das Gefängnis "lukrativer" machen und Abwechslung vom eher eintönigen Alltag haben.
Und soviele Unschuldige gibt es gar nicht, nur weiß man eben nicht wer was auf dem Kerbholz hat weil keiner damit prahlen geht. Vorstrafen, Bewährungsstrafen und nach dem StGB rechtskräftig zu anderen Strafen Verurteilte gehören so gesehen in unserem Land von der Verteilung auf die Gesamtbevölkerung bezogen fast schon zum guten Ton, auch wenn der Großteil eben nur Kleinkram ist.
Das gehört zwar nicht unbedingt zum Thema aber Sexualstraftäter durch Kindesmissbrauch sind auch in der Knasthierarchie ganz unten angesiedelt. Sie sind die Sklaven der anderen Strafgefangenen um es einmal etwas drastischer auszudrücken. Oder anders gesagt, für diese Tätergruppe ist der Knastaufenthalt kein Erholungsurlaub. Ein schwacher Trost für die, die mit dem Missbrauch leben müssen. Wie schon erwähnt vergisst auch die Bevölkerung absolut nichts. In meinem Heimatort lebt einer der schon an die achtzig Jahre alt ist und dessen Verurteilung schon fast sechzig jahre her ist. Von ihm wird nur als "der Kinderf..." gesprochen.
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