Aus der geplatzten Internetblase lernen

vom 17.09.2009, 16:01 Uhr

Gerade eben habe ich gelesen, dass es wohl eine Schätzung des Dienstes Twitter gibt. Demnach sei das Unternehmen 1 Milliarde Dollar wert! Das verstehe mal einer. Ich gebe zu, kein Betriebswirt zu sein und auch kein Kaufmann. Aber ein Betrieb bzw. ein Unternehmen, welches seit seiner Gründung keinen Gewinn macht, kann doch kaum seriös so hoch bewertet werden.

Um zu überleben(!) sind bei Twitter nach wie vor Finanzierungen/Investitionen notwendig! Und ein echtes Business Konzept kann ich nicht erkennen und Twitter stellt es nicht vor. Sofern schon irgendeine Idee besteht, wie hier zu einem späteren Zeitpunkt Geld gemacht werden kann. Das erinnert mich stark an die Zeiten, als z.B. der Wert von Yahoo höher gehandelt wurde, als der des (damals) Daimler-Chrysler Verbands! Damit meine ich den Aktienwert der Unternehmen (nicht eine einzelne Aktie sondern die Summe aller im Umlauf befindlichen Aktien).

Wenn ich da eine Suchmaschine mit einem Webkatalog habe (OK, auch ein paar Rechenzentren) und auf der anderen Seite Daimler-Chrysler mit allen Produktionsstätten, dann erscheint es mit wirklich aberwitzig. Nach dem Crash wurden hier die Zahlen ja auch recht schnell korrigiert. Und nun wieder die Twitter Einschätzung. Da bleibt mir nur Kopfschütteln.

Wenngleich es auch Erfolgsgeschichten gibt. Amazon ist ja so ein Projekt, das zu Beginn mit Milliarden Dollar Beträgen gestützt werden musste. Bis es eben da stand, wo es heute ist! Aber nie kam man auf die Idee, eine Überbewertung in so massiver Form vorzunehmen. Oder habe ich was verpasst?

Und wann wird die andere Geschichte (großes Videoportal) in die Gewinnzone kommen? Im Moment tragen sich all diese Ideen nicht. Nicht das ich sie für schlecht halte. Aber wieso sagt man nicht einfach die Wahrheit: es sind Zuschussgeschäfte und niemand weiß, ob, wie und wann sie sich rentieren.

Oder sehe ich einen entscheidenden Punkt nicht, der anders ist, als damals beim ersten Platzen der Internetblase und man erkennen musste, dass gutes Marketing ohne Mehrwertbringende Ideen nicht endlos riesiger Profite abwerfen kann.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Traue nie einer Meldung, die du nicht selbst lanciert hast. Soll heißen, je nachdem, wer das ganze in Umlauf gebraucht hat, kann oder können Kaufabsichten, feindliche Übernahmen oder einfach nur Geduldsverhandlungen dahinterstecken.

Das wichtige aber, woraus sich ein beliebiger Wert errechnet, ist, wie bekannt diese Marke nun ist, bei Twitter ist das wie bei goggle, man googelt und man twittertt. Daher ist ein hoher Wiedererkennungswert vorhanden (egal, was man von so einem Dienst nun halten mag, ich persönlich finde das ganze Twitter einfach nur überflüssig und verweigere mich diesem Trend vollkommen, denn warum soll ich irgendwas lesen, nur weil es hip ist?).

Ob nun die Summe von einer Milliarde real gesehen dieses Unternehmen wert sein mag, weiß ich nicht, aufgrund des Bekanntheitsgrades allerdings ist das nicht abwegig zu behaupten.

Benutzeravatar

» Entertainment » Beiträge: 3654 » Talkpoints: -10,46 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ja, das mit dem Markenwert ist sicher richtig. Twitter ist sehr bekannt und sucht seinen Weg in den Duden (twittern). Aber dennoch muss auch der Wert der Marke letztlich doch an Hand des Erfolgs des dahinter stehenden Produkts oder Konzepts bestimmt werden.

Was nutzt es nun, dass eben in dem Fall dieser Dienst in aller Munde ist, aber es letztlich ein riesiges Zuschussgeschäft ist, welches eben nur durch Drittmittel am Leben zu erhalten ist. Betriebswirtschaftlich ist es doch so, dass solche Abteilungen einer Firma über kurz oder lang (abhängig von der Geduld der Geldgeber) dicht machen müssen.

Dass das Ganze nämlich überhaupt keinen Wert hat, würde man feststellen, wenn einer der Investoren sich plötzlich zurück ziehen würde!

So werden wieder rosa Versprechungen gehandelt und alle freuen sich riesig über die unglaublichen Werte, die da vorgeblich geschaffen wurden.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich verstehe bei Twitter schon mal nicht, wie sich das ganze überhaupt finanziert. Denn es gibt auf der Seite von Twitter weder Werbung noch Links zu Shops, wo die Betreiber eine Verkaufsprovision bekommen würden und viele User nutzen Twitter ja auch gar nicht über die Webseite direkt sondern über ihr Handy oder diverse Plug-ins.

Deshalb kann der Wert dieses Unternehmens ja eigentlich nur über den Wert der Marke Twitter definiert werden. Also, man kann ja sehen wie viele Nutzer Twitter hat und wie bekannt der Dienst ist und daraus wird sich mit Sicherheit für einen potentiellen Käufer ein bestimmter Wert ergeben.

Bei diesen Rechnungen mit fiktiven Werten sehe ich das Problem aber darin, dass die Nutzer und ihr Verhalten überhaupt keine Rolle zu spielen scheinen. Social Network Seiten sind ja eine recht schnelllebige Sache, was heute in ist, ist morgen schon nicht mehr angesagt, weil es wieder etwas neues gibt. Die Zeit, in der jeder auf Myspace sein musste sind noch gar nicht so lange her - aber heute sind viele Richtung Facebook oder Twitter abgewandert.

Und das schalten von Werbung auf Webseiten wird von den Usern ja auch sehr kritisch beäugt und veranlasst sie dann auch schon mal dazu sich nach werbefreien Seiten umzuschauen. Aber Werbung wäre ja für einen potentiellen Käufer von Twitter wahrscheinlich die einzige Möglichkeit um sein investiertes Geld wieder zurückzubekommen.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ganz genau die Frage, die Cloudy24 stellt, hat mich auch erst einmal interessiert. Und es ist bei einem Dienst wie Twitter eben tatsächlich so, dass sich Investoren (also Unternehmen, die sich auf solche Finanzierungen spezialisiert haben) das zu unterstützende Unternehmen für so zukunftsträchtig halten, dass sie eben Geld investieren. Eigenes Geld an Twitter zahlen, damit dieser Dienst bestehen kann. Ähnlich wie auch z.B. Youtube.

So tragen dann verschiedene Firmen die Hauptlast bzw. die gesamte finanzielle Last. Sie überlassen den Firmenchefs Geld, damit die damit Twitter voranbringen. Hierbei geht es um jährliche Beträge zw. 30 und 50 Millionen Euro! Daher vermutlich auch der Wunsch, den Kandidaten möglichst teuer bzw. Wertvoll erscheinen zu lassen. Eine Firma die 1 Milliarde wert ist, kann schon mal mit 50 Millionen unterstützt werden. Das wären dann ja Peanuts im Verhältnis zum eigentlichen Wert.

Im Gegenzug sichern sie sich Anteile und hoffen, dass das Geschäft in Zukunft richtig viel Geld abwirft, so dass sich die Investitionen rechnen. Eigentlich ist das ja was positives, weil wirklich langfristig gedacht wird. Aber was ich nicht verstehe, ist das es mir schlicht konzeptlos vorkommt. Wie soll wann Geld gemacht werden?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Naja, ich sehe das vollkommen anders. Twitter für eine Milliarde zu kaufen ist im Grunde noch geschenkt, eben wegen des ersten internetbooms der eingebrochen ist.

Der Sinn dahinter ist der gleiche wie bei YouTube: Das Angebot so stark stützen und ausbauen kann, dass man ein Monopolunternehmen aufbaut. Und da gibt es eben keine große Abwanderung wie in den Anfangstagen, da das Feature was Seite B neu einführt dann einfach vom Monopolisten aufgenommen wird. Und kleinen Seiten fehlt die Finanzkraft langfristig gegen Monopolisten zu bestehen solang da nicht die Erfindung überhaupt gemacht wird.

Siehe:
- Suchmaschinen: Hier gibt es überall da wo eine Suchmaschine ein Monopol hat kaum große Marktverschiebungen mehr.
- Auktionsbörsen: Auch hier tut sich seit Ewigkeiten nichts mehr in den Ländern wo eine Seite das Monopol innehat.
- Videoseiten: Auch Youtube kann nur mit Zuwächsen auftrumpfen und damit, andere Anbieter in die Ecke zu drängen und nicht damit, zu schrumpfen.

Die Attraktivität hier zu wechseln gibt es nicht mehr - nicht solange es nicht etwas total Neues gibt was mit einer mehr oder weniger Killerapplikation den Markt revolutioniert wie damals Youtube, Google, eBay.

Die Internetblase und New Economy bestand damals aus reihenweise kleinen Firmen, die keine echten Marktanteile hatten oder auf einem Markt konkurrierten, der noch relativ frei war. Damals Millionen in diese Unternehmen zu stecken war einfach Wahnsinn, da sich diese noch nicht einmal am Markt behauptet hatten.

Niemand hätte vor 10 Jahren gedacht wie sich sowas wie Google mal lohnen soll - mittlerweile macht Google Milliarden mit Internetwerbung und hat schon fast das Monopol darauf und der Markt wächst sogar in den Zeiten der Krise stetig - ständig fließt mehr Geld in den Topf.

Und Google hat mit YouTube und dem eigenen Videoangebot mittlerweile über 85 % Marktanteil der stetig steigt. Wenn jemand etwas sehen will geht er meist direkt auf YouTube und sieht da nach anstatt auf andere Seiten die mehr oder weniger im Sterben liegen. Und auch hier hat sich jeder gefragt, wie YouTube denn jemals die 1,3 Milliarden wert sein soll. Das fragt sich mittlerweile niemand mehr, denn YouTube nutzt verschiedene Wege ordentlich Geld in die Kassen von Google zu spülen - eben über Werbung in verschiedenen Formen.

Google macht zwar mit knapp 10 Milliarden US Dollar nur ein Zehntel des Umsatzes von Daimler - aber davon sind knapp 50 % Gewinn (!) mit Zuwachsraten von über 15 - 20 %! Bei Daimler liegt der Gewinnanteil gemessen am Umsatz von knapp 100 Milliarden bei 3 - 4 %. Und es sind noch lange nicht alle Menschen im Internet angekommen im Gegensatz zum Automarkt der wesentlich ausgereizter ist.

Für Twitter erwarte ich das gleiche: hier gibt es dutzende Möglichkeiten (nutzerbezogene) Werbung einzubauen oder damit Geld zu verdienen (mit Werbung) - 1 Milliarde sind hier wie bei YouTube geschenkt gemessen am Potential. Und wenn man sich vor Augen hält, wie gering die laufenden Kosten im Vergleich zum Gewinn sind: Manche Internetseiten sind fast wie Gelddruckmaschinen für die Besitzer. Nur wird das bei Twitter wie auch bei Social Networks noch dauern: Erst wird das Monopol durchgesetzt und hierfür fleißig Geld ins Unternehmen gepumpt und anschließend das ganze dem Werbemarkt geöffnet. So wie es halt schon immer läuft.

P.S.: Meine positive Haltung setzt sich vielleicht daraus zusammen, dass ich selber dutzende Internetseiten habe und mit denen monatlich schön viel von dem großen Kuchen abzwacke und davon locker leben kann ;).

Benutzeravatar

» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


@Subotnik
Danke für den ausführlichen Beitrag. Natürlich schön, auch auf andere Aspekte hingewiesen zu werden, die ich ursprünglich weggelassen bzw. vernachlässigt habe.

Ob der veranschlagte Preis nun noch als Geschenkt zu bezeichnen ist, sehe ich aber nach wie vor anders als Du. :) Und ich finde, dass die Lehren des ersten Einbruchs hier eben nicht gezogen wurden.

Natürlich ist es zunächst richtig, dass das Angebot bekannt gemacht und ein Monopol anzustreben ist. Das ist durch (viel) Geld sicher machbar. Oder anders: eigentlich nur durch Geld. Denn solche Portale wie Youtube sind nicht wirklich günstig im Unterhalt. Die aktuellen Einnahmen reichen z.B. nicht, um den Betreib zu sichern!

Etwas anders aber beurteile ich schon die Verschiebungen auch in den jetzt fest aufgeteilten Segmenten. Ich denke, google war als Suchmaschine schon sehr lange unangefochten. Und wird vermutlich auch noch länger die Nr. 1 sein. Aber die Versuche, diese Suchmaschine abzulösen, werden besser. Damit meine ich nicht nur Cuil oder Wolfram Alpha. Microsoft hat ja nun begonnen, ernsthaft im Suchgeschäft (also letztlich der Kampf im Werbegeschäft) mitzumischen. Zwar hatte Microsoft schon zahlreiche Suchmaschinen am Start. Aber keine war erfolgreich. Durch die gelungene google Kopie bing.com sehe ich aber wirklich eine ernste Gefahr für die aktuelle Nr. 1!

Und das sieht google auch so. Daher auch die Anstrengungen, in anderen Bereichen Fuß zu fassen. Sei es ein eigener Browser, Dienstleistungen im Netz (Mail, Video, Bilder, …) oder auch ein eigenes Betriebssystem. Ausruhen kann sich google jedenfalls nicht.

Und es gibt ja genau dazu Beispiele: vor google hätte kaum einer Gedacht, dass Yahoo oder Lycos so an einen Konkurrenten verlieren könnten. Ist aber passiert. Ebenso im "Browserkrieg". Wo ist Netscape heute im Verhältnis zu den Anfängen? Und der IE wiederum wird heftig von Firefox oder Opera angegriffen. Das Verteilen bzw. der Kampf um Marktanteile ist nie zu Ende.

Ebay ist auch so ein Fall. Tatenlos schaut diese Firma jedenfalls nicht zu, wie Amazon das große Geschäft mit den gewerblichen Anbietern macht. Die Privatnutzer sind zwar das Kerngeschäft. Aber es gibt doch massive Anstrengungen, eher ein Marktplatz als ein reines Auktionshaus zu sein.

Daher: es wird überall geschoben und ich kann mir nicht vorstellen, dass google, ebay oder amazon in 10 Jahren ihre Stellung haben halten können. Yahoo wird bis dahin wohl vollständig bei Microsoft eingegliedert sein. Eben jenes Internetunternehmen, welches vor ca. 10 Jahren so extrem bewertet wurde.

Einziger Pluspunkt ist natürlich die von Dir beschriebenen Unterschiede in der Rendite! Da können die alten Konzerne natürlich nur von träumen. Hoffen wir aber mal, dass wenn hier dann Korrekturen nicht zu einem Zusammenbruch führen!

Zum Schluss freut es mich übrigens, dass Du eine eher positive Meinung bzw. eine positiven Ausblick wagst. Viele jammern ja im Moment lieber.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



derpunkt hat geschrieben:Ob der veranschlagte Preis nun noch als Geschenkt zu bezeichnen ist, sehe ich aber nach wie vor anders als Du. :) Und ich finde, dass die Lehren des ersten Einbruchs hier eben nicht gezogen wurden.

Die Lehren der ersten Blase wurden insofern gezogen, dass man nicht mehr Unmengen an Geld in nicht etablierte Unternehmen investiert, die teilweise noch nicht einmal im Internet präsent sind sondern nur hochtrabende Pläne und Namen hatten (was damals teilweise der Fall war). Geschenkt (und auch gelernt) in dem Sinne, dass mit Twitter wenn man es ausreizt die Investition schnell wieder reingeholt wird.

Ich verstehe da auch nicht ganz, was Du damit meinst, dass die Lehren nicht gezogen wurden: Wer damals Millionen in Google, Yahoo usw. gesteckt hat ist binnen weniger Jahre zum Milliardär geworden, eben nachdem diese sich ihre Vorherrschaft mittels Killerapplikationen gesichert hatten und das ganze kommerziell ausgenutzt wurde. Gleiches gilt für eBay, YouTube usw. Für mich ist wie gesagt der Sachverhalt ein anderer als zur Zeit der New Economy als nur heiße Luft im Raum war und nichts greifbares.

derpunkt hat geschrieben:Natürlich ist es zunächst richtig, dass das Angebot bekannt gemacht und ein Monopol anzustreben ist. Das ist durch (viel) Geld sicher machbar. Oder anders: eigentlich nur durch Geld. Denn solche Portale wie Youtube sind nicht wirklich günstig im Unterhalt. Die aktuellen Einnahmen reichen z.B. nicht, um den Betreib zu sichern!

Naja, ein Monopol ist auch durch viel Geld machbar, sicherlich. Aber noch einfacher mit Applikationen, die so beliebt sind, dass die User in Scharen angelaufen kommen - diese kosten wenig Geld im Vergleich zum Aufbau eines Monopols ohne große Attraktivität. Microsoft steckt seit Jahren Millionen / Milliarden in seine Internetambitionen und sicher damit nur den Status Quo - Google entwickelt für wesentlich weniger Geld (und mit geringen Unterhaltskosten) Applikationen und hat mal eben 10 % mehr Marktanteil.

Die Unterhaltskosten für YouTube sind gemessen an den 200 Millionen aufrufen pro Tag im Grunde gering, da die Kosten für`s Streaming hier in den USA lächerlich gering sind. Noch reichen die aktuellen Einnahmen nicht aus um den Unterhalt von YouTube zu sichern - nur ist das eine reine Frage von Monaten, da YouTube nach verschiedenen Quellen, sowohl seitens Googles CEO Eric Schmidt als auch von verschiedenen Marktanalysten kurz vor dem Erreichen der Gewinnschwelle steht. YouTube verbucht Rekordzuwächse im Werbekundenbereich und man hat es da geschafft, innerhalb weniger Monate seit Einführung der Werbung ein jährliches Defizit von knapp 800 Millionen Dollar auf Null zu führen, 2010 wird ein Überschuss von 200 Millionen Dollar prognostiziert (auch außerhalb von Google).

derpunkt hat geschrieben:Damit meine ich nicht nur Cuil oder Wolfram Alpha. Microsoft hat ja nun begonnen, ernsthaft im Suchgeschäft (also letztlich der Kampf im Werbegeschäft) mitzumischen. Zwar hatte Microsoft schon zahlreiche Suchmaschinen am Start. Aber keine war erfolgreich. Durch die gelungene google Kopie bing.com sehe ich aber wirklich eine ernste Gefahr für die aktuelle Nr. 1!

Cuil ist keine Konkurrenz für Google, da Cuil immernoch mit verwirrenden Ergebnissen und schlechter Usability zu kämpfen hat. Der Marktanteil von cuil ist momentan nicht einmal im 1,x % Bereich. Dazu kommt, dass Cuil (und auch Wolfram Alpha) für SEO momentan komplett unattraktiv ist - ein Faktor, auf dem Google u. A. auch seine Stellung aufgebaut hat.

Wolfram Alpha ist eine Suchmaschine für den wissenschaftlichen Bereich und keine Google Konkurrenz, siehe Wolfram Alpha - Ein Google-Konkurrent. Bing.com kann nach derzeitigem Stand im Grunde nur eine Gefahr für Google auf dem amerikanischen Markt werden wo Microsoft in der Internetsuche noch einigermaßen fest im Sattel sitzt.

derpunkt hat geschrieben:Und das sieht google auch so. Daher auch die Anstrengungen, in anderen Bereichen Fuß zu fassen. Sei es ein eigener Browser, Dienstleistungen im Netz (Mail, Video, Bilder, …) oder auch ein eigenes Betriebssystem.

Das mit den anderen Bereichen jetzt aber nur noch wenig damit zu tun, sondern geht schon in den Bereich wie Google versucht, seine Inhalte zu verbessern, Werbung noch benutzerbezogener zu gestalten (der berühmte Vorwurf: Datenkrake) und Nutzer an sich zu binden und Konkurrenten in deren Kerngeschäft unter Druck zu setzen. Google hat kein echtes Interesse, sich dort zu etablieren.

derpunkt hat geschrieben:Und es gibt ja genau dazu Beispiele: vor google hätte kaum einer Gedacht, dass Yahoo oder Lycos so an einen Konkurrenten verlieren könnten. Ist aber passiert. Ebenso im "Browserkrieg". Wo ist Netscape heute im Verhältnis zu den Anfängen? Und der IE wiederum wird heftig von Firefox oder Opera angegriffen. Das Verteilen bzw. der Kampf um Marktanteile ist nie zu Ende.

Hier wirfst Du jetzt aber einiges durcheinander:
- Googles Erfolg basierte eben auf einer Killerapplikation, dem komplett neuen Suchaufbau durch neuartige Strukturen und damit qualitativ höherwertigen Ergebnissen für User. Im Grunde handelte es sich früher bei Google und den anderen um zwei völlig verschiedene Welten.
- Der Untergang von Netscape lag nicht am mangelndem Erfolg oder Beliebtheit von Netscape, sondern das Microsoft massiv sein Monopol bei den Betriebssystemen missbrauchte, weswegen vor kurzem auch eine Rekordsumme von 750 Millionen an Netscape gezahlt werden musste.

Also hier gab es andere Ursachen und Gründe, die heute so auch nicht mehr umsetzbar sind. Vor allem Microsoft und Google stehen da momentan massiv unter Druck, der ihnen mehr oder weniger die Hände bindet.

derpunkt hat geschrieben:Daher: es wird überall geschoben und ich kann mir nicht vorstellen, dass google, ebay oder amazon in 10 Jahren ihre Stellung haben halten können. Yahoo wird bis dahin wohl vollständig bei Microsoft eingegliedert sein. Eben jenes Internetunternehmen, welches vor ca. 10 Jahren so extrem bewertet wurde.

Der Eingliederung von Yahoo stehen nur 2 Faktoren im Weg: Das US Kartellamt, das sowohl die Übernahme durch Microsoft als auch durch Google blockieren wird und der immens hohe Kaufpreis, der nur durch Aktientausch getragen werden kann. Auch hier wird deutlich, wieviel Wert so ein Unternehmen besitzt (reell) und es sich dabei nicht um eine Blase handelt. Yahoo ist nach wie vor stark und nicht zu unterschätzen, gerade im Kernland USA wo es weiterhin 25 - 30 % Marktanteil (problemlos) halten kann.

Google arbeitet derzeit an verschiedenen Entwicklungen, die alle anderen Suchmaschinen in den Schatten stellen könnten, z. B. der (latent-) semantischen Indizierung, die bereits heute schon angewendet wird. Sollte Google hier weit vor den anderen "fertig werden" könnte das den Todesstoß für den Rest bedeuten, da dies die Internetsuche und deren Qualität auf ein völlig anderes Niveau heben könnte, so wie damals, als Google den Markt eroberte.

Die einzige echte Gefahr die ich derzeit für Google sehe ist wieder YouTube - da hier mehrere Rechtevertreter in den USA (bei denen ich momentan arbeite ;)) wie Viacom Milliardenklagen gegen YouTube wegen der Verletzung von Nutzungsrechten vorbereiten kann das die Bilanz noch einmal ordentlich nach unten ziehen. Das wäre zwar ein schwerer Schlag für Google und YouTube, aber auch nicht schwerer, als die Rekordsummen, die Microsoft schon abdrücken durfte.

derpunkt hat geschrieben:Zum Schluss freut es mich übrigens, dass Du eine eher positive Meinung bzw. eine positiven Ausblick wagst. Viele jammern ja im Moment lieber.

Was auch nur daran liegt, dass schon lange ich auf Seiten derer stehe, die vom allgemeinen Boom sehr stark profitieren ;). Und wir haben in Deutschland im Grunde noch nicht einmal den Boom im Werbemarkt, der seit wenigen Jahren in den USA existiert.

Und noch zum Seitenkauf: Twitter und Facebook sind aus meiner Sicht eben die Seiten die gemessen an der momentan Entwicklung das größte Potenzial haben, eine marktbeherrschende Stellung weltweit zu bekommen und die auch extrem auf Wachstum statt Profit abzielen. Selbst ehemalige Platzhirsche wie StudiVZ mit früher über 50 % Marktanteil verlieren Anteile an Facebook, welches innerhalb eines Jahres den Marktanteil von1 % auf 12 % ausbauen konnte und auch hierzulande Rekordzulauf hat.

Den Kauf vom StudiVZ würde ich daher in deine Argumentation einreihen als überschätztes Unternehmen. Die Ambitionen von StudiVZ, sich auf anderen Märkten außerhalb von Deutschland zu etablieren und so eine Basis wie Facebook aufzubauen sind ja auch sämtlich gescheitert und man hat sich auf den deutschen Markt zurückgezogen. Meiner Meinung nach werden sie da nicht ewig existieren können, vor allem wenn man sich gegen einen Konkurrenten wie Facebook behaupten möchte, der eine größere Userbase, wesentlich mehr Kapital zur Verfügung hat und laufend neue Features zur Aufwertung seines Angebots rausbringt (was sich StudiVZ und Co auch finanziell nicht in dem Umfang leisten können).

"Sinnvoller Weg": Das Maximum an Kapital aus den Usern pressen bis Facebook hier den Markt beherrscht um die Investitionen aufzufangen.

Benutzeravatar

» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^