Mein Schwiegervater ist schwer krank - was kann ich tun

Hallo an alle!

Mein Schwiegervater ist schwer erkrankt. Angefangen hat alles schon im Dezember, nur konnten die Ärzte da keine genau Diagnose stellen. Mitte Mai hieß es dann, dass an CTEPH leidet und er sollte operiert werden. Bei der Voruntersuchung zu der OP wurde dann gesagt, dass er etwas anderes hat. Angeblich sind die Venen verstopft in der Lunge und das kann man nicht operieren. Er wurde dann auf die Liste für eine Transplantationsleber gesetzt.

Vor ca. 2 Monaten haben wir dann erfahren, dass er noch an einer Blutkrankheit leidet, bei der das Blut zu dick ist und die Gefäße verstopft und dann hieß es noch, dass er Lymphknotenkrebs hat.

Das Problem ist jetzt, dass die Lunge schon so geschwächt ist, dass das Herz auch schon total "kaputt" ist, weil er immer wieder Erstickungsanfälle hat. Er kann momentan nicht mehr ohne Sauerstoff leben und jetzt ist er seit gut einer Woche nach einem 4 Monatigen Krankenhausaufenthalt daheim. Er hat jetzt ein mobiles Sauerstoffgerät und eine Füllstation daheim.

Das klingt ja alles noch nicht so schlimm, dass man jetzt meint, er stirbt. Gestern war er wieder im Krankenhaus zur Kontrolle und da wurde im folgende Diagnose gestellt: Die Blutkrankheit und den Krebs würde man mit einer sehr starken Chemo behandeln können. Das Problem ist aber, dass seine Lunge nur noch mit ca. 30 Prozent arbeitet und das Herz auch schon so angegriffen ist, dass er die Chemo nicht überleben würde. Dann hieß es, dass nicht nur die Lunge, sondern auch das Herz transplantiert werden muss. Das können die Ärzte aber nicht machen, weil er und sein Körper schon so geschwächt sind, dass er am OP-Tisch sterben würde.

Weiters wurde noch gesagt, dass er quasi ein hoffnungsloser Fall ist und nur auf seinen Tod warten kann und die ganzen Symptome und Schmerzen mit Tabletten unterdrücken kann. Er muss jetzt 14 Tabletten am Tag nehmen. Und er hat uns eben auch ganz offen gesagt, dass er sich nicht mit den Tabletten am Leben halten will, nur weiß er noch nicht, wie er das dann beenden soll. Er hat also überhaupt keinen Lebenswillen mehr.

Gestern waren wir wieder bei ihm zu Besuch und er hat schon total mit seinem Leben abgeschlossen. Er hat eine Firma und gestern haben wir dann drüber geredet, dass man Freund und ich uns entscheiden müssen, ob wir die Firma übernehmen und wir jetzt alle Kurse machen sollen, die wir für die Firma brauchen.

Als wir dann gestern wieder gefahren sind, bin ich zu ihm hingegangen und hab ihn einfach mal fest gedrückt und hab ihm gesagt, dass er bitte nicht aufgeben soll, weil es gibt noch so viele Sachen, die er noch nicht gemacht und das wir ihn noch brauchen. Daraufhin brach er in Tränen aus und meinte, dass er so gerne bei uns bleiben würde, dass aber leider nicht geht wegen seinen ganzen Krankheiten. Er lässt jetzt auch viel mehr Gefühle zu und wir haben jetzt wirklich einen Zusammenhalt, den wir früher nie hatten. Und ich muss ehrlich sagen, dass ich mich jetzt viel besser mit ihm verstehe und er mir jetzt sehr ans Herz gewachsen ist.

Er hat dann noch gesagt, dass die Ärzte gemeint haben, sie trauen sich momentan nicht ihn zu behandeln, weil es eben mehrere Sachen sind und sie können nicht sagen, wie lange er so noch leben kann. Sie haben gesagt, es können nur noch Wochen, Monate oder auch Jahre sein. Sie können es selbst nicht genau sagen, weil sie so einen Fall wie ihn angeblich noch nie hatten.

Das schlimme ist ja, dass mein Schwiegervater mich nie akzeptiert hat, weil ich seiner Meinung nach seinen Sohn von der Arbeit abhalte, weil er jeden zweiten Samstag und eben jeden Sonntag daheim ist. Kurz gesagt zählt man bei ihm nur, wenn man jeden Tag, egal ob Sonntag oder Feiertag, arbeitet. Seit es ihm so schlecht geht, ist er total anders geworden. Vor kurzem hat er gefragt, wann wir jetzt endlich heiraten, weil wir ja schon 2 Jahre verlobt sind und was mit Kindern ist. So kenne ich ihn gar nicht. Das schlimmste war dann gestern aber, dass er mich nicht mehr losgelassen hat, wie ich zu ihm hin bin und jetzt nennt er mich immer Schatzi! Ich hab ja kein Problem damit, aber die Situation ist so neu für mich. Anscheinend hat er mich jetzt in "seiner" Familie akzeptiert.

Er hat ja wie schon erwähnt eine eigene Firma und probiert jetzt auch schon seit ein paar Monate, dass ich bei ihm im Büro anfange. Das möchte ich aber nicht, weil ich nicht mit meiner Schwiegermutter zusammenarbeiten kann und will, denn da würde es dann Mord und Totschlag geben.

Jetzt meine Frage: Was kann ich für ihn tun, das er auch wieder einen Lebenswillen hat und sich nicht aufgibt. Mir ist klar, dass wir ihn nicht aufgeben dürfen, aber es ist halt total schwer, bei ihm immer die Lustige und nicht bedrückte zu spielen, weil wenn man ihn anschaut, sieht man dass er Schmerzen hat und eigentlich nicht mehr leben will. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich machen kann. Ich wäre wirklich sehr dankbar für Tipps von euch.

Ein weiteres Problem ist, dass sich auch meine Schwiegermutter auf mich stützt, weil sie sonst keinen hat, der jetzt einfach für sie da ist. Wir hatten die Situation schon, als sich mein Schwager das leben nahm. Alle kamen zu mir und ich habe ja auch kein Problem damit für alle dazusein, nur habe ich keinen, der für mich da ist und das ist dann schon anstrengend für mich, weil ich dann immer auf mich vergesse.

Hallo Lillylein,

erstmal Respekt dass Du so tapfer mit der Situation umgehst. Es gibt leider nicht für alles was so passiert im Leben eine Erklärung- oder Gerechtigkeit. Der Sinneswandel Deines Stiefvaters ist natürlich nachvollziehbar - kommt aber auch etwas zu spät meiner Meinung nach.

Ich rate Dir aber, da nicht zu tief einzusteigen. Es ist nicht Dein Blut und auch nicht Deine/Eure Aufgabe die Firma zu übernehmen. Für sowas muss man geboren sein, da ist nix mehr mit viel Freizeit und man kann sich furchtbar unglücklich machen.

Wenn Ihr dennoch mit dem Gedanken spielt, dann überlegt Euch ob Ihr mir der Firmenphilosopie übereinstimmt und den Traum weiterleben wollt. Ohne Dich zu kennen rate ich davon ab - ein Unternehmen kann man nicht leiten wenn man einen Kurs belegt - da wirst Du noch ein paar Jahre mehr investieren müssen. Auch wenn Euch vielleicht das viele Geld reizt das damit zu verdienen ist, es macht nicht glücklich das merkt jeder früher oder später. Bedenke, es ist Dein Leben das gerade vor einer wichtigen Entscheidung steht - und wenn Ihr zusammen eine Firma führt und dann Eure Beziehung auseinander geht, was statistisch gesehen ja sehr hoch ist in Deinem Alter bei 2 Jahren Beziehung, hast Du noch mehr Probleme an der Backe. Lass Dich auch nicht von Deiner Schwiegermutter beinflussen - nur von Deinem Verstand

Hallo Armin!

Danke für deine Antwort! Ein paar Ergänzungen noch: Es ist mein Schwiegervater, aber ich finde, es kommt gleich mit Stiefvater.

Mir ist schon klar, dass er uns nicht zwingen kann, die Firma zu übernehmen. Aber die Firma hat sein Vater gegründet und die Firma gibt es jetzt 51 Jahre. Irgendwie finde ich, dass man dass nicht einfach verkaufen kann. Es hängen ja auch viele arbeitsplätze daran.

Ich sehe es eigentlich jetzt schon, wie es ist, wenn mein Freund die Firma leiten würde, weil es die letzten 4 Monate schon so ist, dass er mit seiner Mutter zusammen die Firma leitet. Natürlich sieht es jeder anders, wie man eine Firma leitet und ein paar Sachen würde mein Freund schon ändern. Ich denke aber, dass das ganz normal ist.

Wegen dem Geld würden wir die Firma nicht übernehmen. Ich finde, dass Geld nicht alles ist. Ich wurde schon so erzogen. Mir ist es lieber, ich habe keine 3000 Euro (Hausnummer), dafür habe ich lieber 1500-2000 Euro, habe aber mehr Zeit für mich bzw. meine Familie und Freunde. Ich bin auch nicht der Typ, der nur teure Geschenke braucht. Es gibt Sachen, die man mit Geld nicht kaufen oder machen kann und die Sachen sind mir wichtiger.

Wir sind jetzt auch schon 6,5 Jahre zusammen und sind seit 2 Jahren verlobt. Also zusammen sind wir schon länger. Sonst würde ich glaub ich gar nicht überlegen, ob ich mit ihm mitziehen soll oder nicht. Natürlich überlege ich auch, was ist, wenn unsere Beziehung wirklich auseinander geht und wir wirklich eine Firma haben. Man kann ja nie wissen was kommt.

Und mir ist auch klar, dass man eine Firma nicht leiten kann, wenn man nur Kurse macht. Nur mein Freund wird eigentlich schon seit er dort arbeitet darauf vorbereitet, die Firma einmal zu leiten. Nur haben wir nicht so schnell damit gerechnet. Die Kurse, die er machen soll lt. seinem Vater sind alles nur Kurse, dass er die Firma überhaupt übernehmen darf.

Hallo Lillylein,

das hört sich eher so an als ob die Würfel schon gefallen sind. Klar ist es schön wenn eine Firma die es 51 Jahre gibt auch weiterlebt, aber wenn es ein gutes Geschäftsmodel ist wird das auch wer anderes übernehmen und die Mitarbeiter bleiben.

Ich hoffe dass ihr schon irgendwie das richtige tun werdet und will nur warnen, falls Du evtl.die größe Deiner Entscheidung noch nicht vorhersehen kannst. Ich kenne einfach viele Unternehmer- und auch bereits Gescheiterte, nur einer is glücklich.

Ich hatte auch mal so Pläne als ich 20 war - jetzt 10 Jahre später würde ich das niemals tun weil Du aufgrund des Zeitverlustes, den die permanente Arbeit mit sich bringt keine Zeit mehr für Deine Intressen hast. Sorge nur dafür, dass Dein Name nicht in den Grundbüchern- und Handelsregister steht, und dass Du niemals mit deinem Privatvermögen haftest.

Viel Glück

Hallo Armin!

Meine Antwort war nicht böse gemeint und auch nicht aufsässig. Falls es so rüber gekommen ist. Kann meine Stimmungen und Worte momentan einfach nicht so rüber bringen wie ich es wirklich will.

Ich weiß, dass du es nur gut meinst und ich danke dir wirklich dafür! Ich denke auch, das wir noch recht jung sind für eine Firma. Ich selbst bin mit Eltern aufgewachsen, die auch selbstständig waren bis ich 13 war. Ich weiß also wirklich, wie viel Zeitverlust man dadurch hat. Ich weiß noch, wie oft ich allein daheim war, oder meine Eltern waren zwar da, hatten aber keine Zeit. Davor habe ich ja auch Angst, dass ich für gar nichts mehr Zeit habe. Ich denke auch, dass es für die Partnerschaft nicht förderlich ist, wenn man auch noch zusammen arbeitet.

Nunja, es handelt sich um ein Transportunternehmen und bei uns in der Umgebung versuchten erst 2 Unternehmer ihr Unternehmen zu verkaufen, aber es hat nicht geklappt, weil es da so einen Konkurrenzkampf gibt und es sehr schwierig ist, neue Geschäfte mit Firmen zu bekommen und nur mit Privatpersonen ist zu wenig arbeit. Daher sieht es nicht so gut aus mit dem Verkauf. 100 % ist die Entscheidung noch nicht gefallen. Wir sind noch am Überlegen und suchen noch pro und contras. Es ist halt einfach schwer. Dem Schwiegervater geht es nicht gut und man weiß nicht, wie lange er noch leben wird und dann muss man sich über eine Firmenübernahme auch noch Gedanken machen.

Dann ist da noch die Sorge um die Schwiegermutter. Sie hat ja auch überlegt, ob sie sich nicht das Leben nehmen soll, als mein Schwager das gemacht hat. Sie hat jetzt fast 2 Jahre gebraucht, dass sie mit dem Thema "normal" umgehen kann. Jetzt ist eben die nächste Frage, was dann ist wenn ihr Mann nicht mehr ist.

Weiters denke ich mal, dass sich unsere ganzen Pläne auch noch ändern werden. Wir haben eigentlich gedacht, dass wir in 2,5 bis 3 Jahren mit dem Hausbau beginnen, aber ein Unternehmen und gleichzeitig ein Haus bauen hört sich für mich schwierig an. Kinder waren ja auch in den nächsten paar Jahren geplant, aber ich will nicht, dass meine Kinder in der Selbstständigkeit aufwachsen bzw. ich sehr wenig Zeit für sie habe.

Es sind da einfach noch so viele Sachen über die geredet werden muss und dann eben weiterüberlegt werden, was wir wirklich machen. Mein Freund hat mit seinem älteren Bruder ja immer geplant gehabt, dass sie die Firma zu zweit übernehmen mit dem Firmennamen "Gebrüder xy". Und jetzt steht mein Freund alleine da, weil sein Bruder ja nicht mehr ist. Sie hätten sich die Arbeit super aufteilen können. Einer macht den Bürokram und der andere die Fahrzeuge. Jetzt ist es halt eine sentimentale Sache auch noch bzw. eine noch intensivere sentimentale Sache.

Wenn es nach den Schwiegereltern geht, müssten wir die Firma übernehmen, aber wir haben gesagt, dass wir noch Bedenkzeit brauchen. Es war gestern einfach ein totaler Schock für uns. Es gehen so viele Gedanken in meinem Kopf herum. Ich kann mich heute fast auf nichts konzentrieren, weil immer wieder ein anderer Gedanke durch meinen Kopf huscht.

Wegen dem Namen in Grundbüchern etc. sind wir uns eigentlich einig, dass mein Name nirgendst aufscheint, weil das nicht meine Familie ist und ich das einfach nicht möchte. Es reicht wenn das mein Freund macht und ich nur angestellt bin bei ihm. Es muss ja wirklich nur die Beziehung in die Brüche gehen und dann ist da vielleicht noch ein Streit um die Firma. Nein danke!

Ich kann mir schon vorstellen, dass du nicht mehr weisst wo rechts und links ist bei dem ganzen Trouble. Aber versuche einfach von oben herab auf die Situation zu blicken.

Es gibt für Dich/Euch absolut keinen Grund Verantwortung für Die Mitarbeiter aufzunehmen- und auch Schwiegereltern können auch mal ein Nein hören, davon geht die Welt nicht unter - und wenn sich wer das Leben nehmen will, dann ist das auch nicht Dein Problem.

Den Laden würde ich nur übernehmen wenns ein Selbsläufer wäre aber so hört sich das ja nicht an. Will denn Dein Partner dieses Leben? Ihr solltet es mit Eurer Entscheidung niemandem Recht machen wollene - nur Euch selbst.

Hallo Armin!

Ich suddere dich heute richtig voll! DANKE! Mein Freund weiß nicht was er machen soll. Einerseits sagt er, er will den Familienbetrieb nicht aufgeben und andererseits will er die Verantwortung nicht übernehmen bzw. weiß er, was da an Zeit "verloren" geht.

Nein ein Selbstläufer ist die Firma auf gar keinen Fall. Ich denke mal, dass wir da noch viele Gespräche führen werden, bis wir eine Entscheidung treffen können, weil diese Entscheidung unser Leben total verändern wird.