Aktueller Kinofilm: Slumdog Millionaire

vom 27.03.2009, 00:50 Uhr

Gibt es hier Leute, die den Film schon gesehen haben und eine Meinung dazu haben?

Grob zusammengefasst geht es dabei um einen jungen Mann, der als sogenannter Slumdog aufgewachsen ist, also einen Jungen, der in den Slums Indiens aufgewachsen und dort den größten Teil, unter größtenteils katastrophalen Bedingungen, seines Lebens verbrachte. Damals war er mit einem Mädchen befreundet, was er während seiner Reise durch Indien (die einfach durch seine Obdachlosigkeit und der Tatsache, dass er und sein Bruder ohne Mutter aufwachsen mussten und niemanden hatten, der sie versorgte), auf tragische Weise aus den Augen verlor. Er trug sie einige Jahre später nochmal, die mittlerweile ein neues und völlig andere, aber sehr unglückliches Leben führte. Er bat sie, mit ihm zu kommen und mit ihm ein Neues zu beginnen, aber sie wollte nicht, aus Angst und aus Abhängigkeit. Nebenbei bemerkte er, dass sie offenbar ständig 'Wer wird Millionär?' sieht und die Sendung sehr mag. Danach war sie wieder verschwunden und wusste nicht, wo er sie finden konnte.

Er selbst wurde dann Gast in dieser Show, eigentlich nur in der Hoffnung sie würde zuschauen und gewann dort nebenbei jede Menge Geld, weil er einfach alles wusste. Aufgrund der Tatsache, dass er allerdings ein Slumdog war/ist, wurde ihm Betrug unterstellt, er habe Komplizen gehabt, jemand habe ihm die Antworten vorgehustet oder ihm Handzeichen gegeben und so weiter. Nun ja. Ob es ein Happy End gab oder nicht, verrate ich mal lieber nicht, falls es noch wer sehen möchte. ;)

Jetzt aber meine Frage: Wer hat den Film denn gesehen und fand ihn genauso katastrophal un durchdacht wie ich? Diese ganze Geschichte ist komplett unbrauchbar und sehr unrealistisch aufgrund der ganzen Details: Beispielsweise war dort 'Wer wird Millionär' ja live. Aber der Kandidat durfte einen Telefonjoker benutzten: Welchen Sinn soll das denn bei einer Liveshow ergeben, wenn der Telefonjoker selbst sich überall aufhalten kann wo er möchte? (Er könnte genau vorm PC sitzen und googeln). Dann wusste ja angeblich der Moderator die Antworten, was auch komplett surreal ist und in der Praxis niemals so wäre. Außerdem: Das Niveau der Frage war doch furchtbar lächerlich. Die Finalfrage war 20 Mal einfacher als die Einsteigsfrage und allgemein waren alle Fragen total einfach.

Das hätte man alles viel besser durchdenken und besser umsetzen können. Diese ganzen Fehler haben mich total gestört.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich habe den Film noch nicht gesehen, will ihn mir aber unbedingt nächste Woche noch anschauen, da ich bisher nur positives darüber gehört habe, und 8 Oscars sind ja auch nicht ohne.

Deine Frage bzw. Kritik verstehe ich nicht ganz. Einen Telefonjoker gibt es beim deutschen Wer wird Millionär doch auch?! Und selbst wenn die Sendung hier immer als Aufzeichnung ausgestrahlt wird, so muss der Telefonjoker zum Zeitpunkt der Aufnahme der Sendung doch genauso erreichbar sein wie im Film eben zum Zeitpunkt der Livesendung. Wo soll denn da der Unterschied sein?! Werden die Telefonjoker hierzulande etwa eingesammelt und in einen Raum gesperrt? Hier könnte der Telefonjoker doch genauso am Rechner sitzen?

Dass die Finalfrage viel einfacher war als die Einstiegsfrage ist zudem auch subjektiv. Bei der deutschen Show hab ich das auch schon regelmäßig gehabt, dass eine Frage am Anfang viel schwerer war als eine Frage weiter hinten. Wenn man auf dem Gebiet nun mal absolut keine Ahnung hat kann die Frage noch so einfach sein, für den Kandidaten ist sie in dem Moment unüberwindbar.

Aber auch darauf werde ich dann mal im Film achten und ihn vielleicht etwas kritische betrachten als erwartet. Normalerweise bin ich aber nicht so kleinlich was solche Details angeht. Wenn das Gesamtwerk gefällt und der Film mich anspricht, stört mich das nicht weiter und dann sehe ich über solche Unstimmigkeiten gerne hinweg.

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» misspider » Beiträge: 1964 » Talkpoints: 6,69 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Also ich bin absolut kein Freund von OSCAR-Preisträgern und rechne bei mit OSCARs ausgezeichneten Filmen mit allem anderen als mit einem ausgezeichneten Film. Aber Slumdog Millionaire fand ich im Vergleich mit der sonstigen Kino-Pampe ziemlich erfrischend. Wobei ich finde, dass alle Kritiken (und auch das Einstiegs-Posting) viel zu viel verraten, womit der eigentliche Aha-Effekt, der dem Film den besonderen Kick gibt, schon mal flöten geht.

Der Telefonjoker ist in der Tat nicht sehr logisch. Noch mal zur Erklärung. Ein Telefonjoker macht nur Sinn, wenn er die Frage nicht vorher schon kennt und nach der Antwort suchen kann. Im Film ist die Ausstrahlung live, der Telefonjoker aber unterliegt keiner Kontrolle (durch die TV-Macher zumindest ;) ), und könnte somit seelenruhig zuhause vorm Fernseher sitzen und die Frage im Internet, im Lexikon, ect. nachschlagen. Ich persönlich verzeihe den Fehler, da die Dramaturgie an der Stelle einfach stimmte und man die Geschichte sonst eben nicht so hätte erzählen können.

Wenn schon Kritik, dann die: Der Film gibt viel zu sehr vor, ein ernstes Statement vermitteln zu wollen, wobei er im Prinzip nur eine andere Form der Bollywood-Komödie ist. Ich selbst finde, er ist eine nette Persiflage auf die indischen Bollywood-Komödien. Der Abspann, der mich dann noch mal total umgehauen hat, steht in meinen Augen dafür. Und in einem Bollywood-Film darf man für herzzerreißende Momente nun mal eben auch die Logik opfern (womit sich mein Kreis zum Absatz oben schließt ;) ).

Zur Kritik am Schwierigkeitsgrad der Fragen: Also ich finde, da spielt die Geschichte auch mit dem Wissen des Durchschnitts-Zuschauers, der die erste Frage mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht weiß. Es sei denn, er ist Inder natürlich. Ich nehme dem Film jedenfalls ab, dass die ersten Antworten für den Durchschnitts-Inder einfach zu beantworten sind.

Und die letzte Frage: Erstens spielt sie mit dem Paradoxon, dass ihn diese Frage seit seiner Jugend begleitet und er sie immer noch nicht weiß (keine Panik - er hat ja noch den oben erwähnten Telefonjoker ;) ) und zweitens glaube ich schon, dass viele (ich zumindest :D ) die Frage für einfach halten, sie dann aber falsch beantworten würden. Und ich finde, man hat für diesen Effekt doch eine sehr gute Frage gewählt.

Alles einfach etwas weniger als Bildungs-Kino betrachten, als das es vielleicht sogar die Macher gern verkaufen würden, sondern als Feelgood-Movie und Love-Story. Dann funktioniert's und man kommt gut gelaunt aus dem Kino.

» ko » Beiträge: 131 » Talkpoints: -0,61 » Auszeichnung für 100 Beiträge



So, inzwischen war ich auch im Kino und habe mir den Slumdog Millionäre angeschaut. Mir hat der Film sehr gut gefallen und ich kann Deine Kritik nicht teilen, sondern schließe mich im wesentlichen ko an. Un durchdacht fand ich den Film auf gar keinen Fall, die Story war gut aufgebaut und hat sich dann bis zum Finale stetig weiterentwickelt.

Was man dem Film als unlogisch vorwerfen könnte ist der Zufall, dass die Fragen genau in der Reihenfolge kamen, dass sie zum Lebenslauf von Jamal gepasst haben, so dass die Rückblenden chronologisch passten. Aber ich sage könnte, denn ich finde das nicht weiter schlimm, sonst wäre die Geschichte einfach zu verworren geworden und die Episoden hätten nicht so schön aufeinander aufbauen können.

Zu Deinen Kritikpunkten: Die Live-Show: dramaturgisch musste das Finale natürlich live sein, sonst hätte es das Wiedersehen so schön dramatisch doch gar nicht geben können. Ich würde sagen an dieser Stelle darf man das nicht so eng sehen, sondern sollte sich lieber auf das Wesentliche konzentrieren, nämlich das Happy End.

Wieso sollte der Moderator die Antwort nicht gewusst haben? In der Pause hatte er doch auch genug Zeit sich schlau zu machen, möglicherweise ist er sogar vom Sender angehalten worden diese Antwort weiterzugeben, weil man den Kandidaten rauskicken wollte.

Zum Niveau der Finalfrage: bedenke dass die Sendung in Indien gespielt hat und nicht bei uns! Dass ein Inder den Hauptdarsteller eines alten indischen Films kennt, aber nicht den Namen einer Hauptfigur aus einem europäischen Roman halte ich für völlig normal. Für unsere Verhältnisse ist es natürlich genau umgekehrt: für uns wäre die Einstiegsfrage so gut wie unlösbar gewesen, die Finalfrage dafür umso einfacher. Da finde ich absolut nichts unglaubwürdiges dran.

Ich kann diese angeblichen Fehler nicht als solche erkennen und finde nicht, dass der Film un durchdacht oder schlecht umgesetzt war. Gut, für ein endgültiges Urteil müsste man jetzt vielleicht noch das Buch lesen, nach dem der Film entstanden ist.

Wie schon gesagt: mir hat der Film sehr gut gefallen, ich fand auch gut, dass das 'ernste Statement' von dem ok spricht nicht übertrieben ernst rüber gebracht wurde, sondern dass zum einen sogar lustige Momente gab und zum anderen die Liebesgeschichte im Vordergrund stand und der rote Faden war.

Natürlich kann man auch hier wieder kritisieren, dass der Film somit zu sehr auf das Mainstream-Publikum zugeschnitten wurde und dadurch an Bedeutung verliert. Aber so wie ich es verstanden habe ist das Hauptthema nun mal die schicksalhafte Liebesgeschichte und das Buch/der Film soll kein gesellschaftskritisches Werk sein.

Ich finde man sollte den Film unter dem Aspekt betrachten, der in der Antwort auf die Ausgangsfrage des Films genannt wird, dann wird man sicher nicht enttäuscht werden und zwei unterhaltsame Kinostunden erleben.

Besonders gut gefallen hat mir übrigens auch noch die kleine Bollywood-Einlage am Schluss, die fand ich ziemlich witzig, zumal es bei dieser einzigen Einlage geblieben ist, sonst wäre es vermutlich anstrengend geworden. Leider hab ich jetzt immer noch das Lied im Ohr und werde es nicht mehr los...

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» misspider » Beiträge: 1964 » Talkpoints: 6,69 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich habe mir den Film "Slumdog Millionär" gestern im Kino angeschaut und war völlig überwältigt von dem Streifen. Ich kann nun sehr gut verstehen, weshalb dieser Film so hoch gelobt wurde und derart viele Oscars gewonnen hat. Zum Einen war ich sehr froh, dass dieser Film zwar in Indien spielte, aber nicht wie typische Bollywoodfilme dieses nervige Gesinge und Getanze gezeigt hat.

Zum Anderen war die Handlung sehr interessant und hat mich wahnsinnig berührt. Besonders die jungen Schauspieler waren einfach klasse und haben dem Film sehr viel Intensität verliehen. Ich kann auf jeden Fall empfehlen, sich "Slumdog Millionär" anzuschauen - ein sehr schöner Film mit viel Gefühl und Authentizität.

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» Katara » Beiträge: 1295 » Talkpoints: 5,81 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Slumdog Millionaire ist einer der besten, wenn nicht gar DER beste Film des Jahres. Er hat seine 8 Oscars mehr als nur verdient. Ich muss gestehen, dass ich erst sehr skeptisch war, weil mich der Titel und die Story irgendwie erst gar nicht packten, aber dann wurde ich in der Schule sozusagen "gezwungen" in in Englisch anzusehen. Meine Englischlehrerin reist regelmäßig nach Indien und hat sich die DVD dort in englischer Sprache besorgt, um ihn uns dann so zeigen. Zum einen sicherlich, um uns etwas von ihrer Indienleidenschaft rüberzubringen und zum anderen, um uns Englisch beizubringen.

Ich habe ihn also auf Englisch und mit deutschem Untertitel gesehen und konnte mich nicht mehr losreisen. Jedes Getuschel im Klassenzimmer hat mich gestört; die Unterbrechung durch das Pausenklingeln erst Recht. Wir konnten erst am nächsten Tag weiterschauen.

Also ich finde die Story einfach nur wahnsinnig genial durchdacht. Ich kann deine Kritik überhaupt nicht teilen. Mich hat der Film von der ersten bis zur letzten Minute einfach total "geflashed". Nur, weil Du "Wer wird Millionär?" kennst, muss das in Indien - einer Kultur, wo die Leute regelmäßig in Scharen vor den Fernsehgeschäften hocken, wenn gerade etwas Spannendes läuft - nicht genauso sein. Es gibt Länder, da werden Gewinne von umgerechnet 5000 Euro als Höchstgewinn ausgezahlt, dann kann es auch Länder mit einfacheren Fragen und einem "Live-Stream" geben. Glaubst Du doch wohl selbst nicht, dass es in Indien wahnsinnig viele so reiche Leute wie uns gibt, die Zeit haben, den ganzen Tag nach Antworten zu googlen. Aber ich finde, dass das alles auch gar keine Rolle spielt. Die vielen Details fand ich gerade umwerfend, das war klug, das hatte Niveau und das war spannend. Wenn Dich das stört, dann schau Ballerfilme, da gibts keine Details, nur Rumgeballer, Lebende und Tote.

Ich fand aber nicht nur die Story dahinter klug (die im Übrigen auf einem Buch basiert und der Film einfach nur die Umsetzung davon ist, also was meckerst Du über den Film :wink:) - ich fand auch die Kamera hervorragend, die Musik war ganz Klasse. Und ich überlege, ob ich meine Kinder mal Latika und Jamal nennen sollte :lol: Das sind zwei wunderschöne Namen. Dass man dabei noch etwas über die Kultur Indien lernt, finde ich auch ganz genial. Es ist eben nicht einfach nur ein "Nimm und guck- Film", sondern ein "Guck und denk- Film". Ein Denk- und Genießerfilm vielleicht auch. Man kostet ja jedes Bild aus. Ein bisschen wie "Die fabelhafte Welt der Amelie" gemacht. Eine ganz andere Story, aber viele wertvolle Details, die einem sonst so nicht auffallen oder einfallen.

Wenn die DVD auf Deutsch erscheint, werde ich ihn mir sicher kaufen. Der Film ist einfach eine Bereicherung für jede anspruchsvolle DVD Sammlung :wink:

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Dieser Film ist ein Muss für jede DVD-Sammlung. Er ist einfach einzigartig. Ich kenne keinen vergleichbaren Film. Es wurde erfolgreich eine neue Idee umgesetzt, welcher einem Abwechslung von den sonst meist gleich ablaufenden Hollywoodblockbustern bietet. Desweiteren bringen die Schauspieler die geniale Geschichte auch noch sehr gut rüber.

Nur das Ende finde ich nicht so gut. Das Ende hat mir zu viel Ähnlichkeiten mit einem Bollywoodfilm. Zu kitschig und romantisch. Dies gilt allerdings lediglich für das Ende und somit lege ich jedem ans Herz sich diesen Film als DVD zu kaufen.

» b3rnS » Beiträge: 16 » Talkpoints: 1,35 »



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