Fernsehsender/Reporter decken Verbrecher
Hallo!
Gestern habe ich Akte09 gesehen. In einem Beitrag ging es um den Massendiebstahl von Fahrerairbags und die Einbrüche in Autohäusern. Akte hat wohl aufgedeckt, dass die Autoairbags nach Osteuropa verschwinden und dort verkauft werden. Außerdem haben sie mit einem gesprochen, der in die Autohäuser einbricht und die Airbags dann verkauft. Dieser Mann war mit einer Sturmmaske bekleidet und die Stimme wurde verzerrt.
Ist es nicht eigentlich die Pflicht von den Reportern, diese Verbrecher auch der Polizei auszuliefern? Es ist nicht das erste mal, dass in solchen Fernsehsendungen mit Verbrechern geredet wird, die entweder auf der Flucht sind oder gegen die gefahndet wird oder eben Verbrecher, die die Polizei noch nicht erwischt hat.
Erst vor ein paar Wochen haben Reporter in Punkt 12 mit einem mutmaßlichen Kinderschänder gesprochen. In 24 Stunden war mal ein Motorradfahrer, der die Polizei zur Verzweiflung bringt, weil sie ihn nicht erwischen. Er fährt mit mehr als 300 km/h über Deutschlands Landstraßen und Autobahnen und wird nicht erwischt. Aber RTL reden mit ihm. Aber auch mit einer Sturmmaske bekleidet und mit verzerrter Stimme.
Wie findet ihr es, dass das Fernsehen mutmaßliche Verbrecher wieder laufen lassen? Ab wann muss man eigentlich den Verbrecher melden? Welches Verbrechen muss ein Mensch begangen haben, dass es unter Strafvereitelung fällt, wenn ich denjenigen nicht melde. Sollte das Fernsehen solche Verbrecher, die Schaden in Millionenhöhe (wie dieser Airbagdieb) anrichten und auch noch Menschen gefährden, indem sie die Airbags verkaufen? Denn Airbags fallen, wie der Reporter in Akte gestern gesagt hat unter das Sprengstoffgesetz und es ist lebensgefährlich die Teile unsachgemäß einzubauen.
Hallo Diamante!
Ich kann auch nicht nachvollziehen, wie die Fernsehsender diese Verbrecher dann wieder laufen lassen können. Aber den Sendern geht es ja leider nur um die Sensation und hohe Einschaltquoten, die sie damit erreichen könnten. Es wird sicherlich auch die Bedingung für das Interview gewesen sein, dass die Verbrecher danach wieder gehen können und man sie in der Befragung auch nicht erkennt.
Allerdings frage ich mich, ob sich die Sender damit nicht auch strafbar machen. Aber sicher sind diese gut versichert und haben gute Anwälte. Allerdings könnte ich es gar nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, so ein Interview zu machen und den Straftäter dann aber laufen zu lassen.
Ein Journalist ist aber mit keinerlei polizeilichen Befugnissen ausgestattet. Mit welcher Begründung sollte also ein Journalist vor/während/nach einem Interview seinen Gesprächspartner festhalten dürfen? Allein die Vorstellung ist ja schon absurd. Es ist und bleibt die Aufgabe der Polizei, diese Leute festzunehmen! Und nicht die von Journalisten, Tonassistenten oder Kameraleuten.
Und dann stellt sich ja auch die Frage, wie wahrscheinlich es ist, das der Fall echt ist. Bzw. wer sagt denn, dass die Personen hinter den Masken auch tatsächlich die gesuchten Personen sind? Es geht hier um eine Unterhaltungssendung (die eben irgendwie als Nachricht verpackt) produziert werden soll.
Es ist ja nicht so, dass vor laufender Kamera in ein Autohaus eingebrochen wird und das Fernsehteam alles begleitet. Dann wären sie in der Tat beteiligt da sie vom Verbrechen direkt profitieren. Und einen Mopedfahrer, der gegen die Straßenverkehrsordnung verstößt, begeht ja zunächst eine Ordnungswidrigkeit. Klar gefährdet er nicht nur sich selbst sondern auch und gerade Unbeteiligte! Aber es ist schlicht kein Verbrechen.
Was mich übrigens schockiert, ist, dass im Ausgangsposting schon das Gespräch mit einem mutmaßlichen(!) Kinderschänder einen Skandal darstellen soll. Wo ist da denn das Problem? Ein Skandal wäre es, wenn der Sender mutmaßliche Verbrecher mit Gewalt festhalten dürfte und so u.U. unschuldige Personen zunächst der Polizei sogar unter den Augen der Kamera als Schwerverbrecher präsentieren würde.
Ich finde es auch nicht richtig, dass Fernsehsender über Verbrechen berichten, die Leute die diese Taten begangen haben interviewen und diese hinterher immer noch auf freiem Fuß sind. Natürlich hat ein Journalist keinerlei polizeiliche Befugnisse, aber die Polizei informieren kann auch ein Journalist.
derpunkt hat geschrieben:Was mich übrigens schockiert, ist, dass im Ausgangsposting schon das Gespräch mit einem mutmaßlichen(!) Kinderschänder einen Skandal darstellen soll. Wo ist da denn das Problem?
Ich habe den speziellen Bericht leider nicht gesehen und weiß daher nicht was genau berichtet wurde. Ich kann mich aber erinnern, dass in früheren Reportagen schon Kinderschänder interviewt wurden, die ihre Taten auch zugegeben haben. Und wer das vor laufender Kamera zugibt und noch nicht für seine Taten bestraft worden ist, der sollte der Polizei gemeldet werden, so dass diese dem Ganzen nachgehen kann.
@Fainne
Aber wenn ein Täter seine Taten filmt und dies dann veröffentlicht, dann ist das doch die beste Handhabe für die Polizei, entsprechend tätig zu werden. Ebenso wenn einer im Interview Straftaten für die er noch nicht belangt wurde, einräumt.
Ob so was dann übrigens gerichtsfest ist bzw. wie hoch die Glaubwürdigkeit solcher Aussagen dann ist, ist eine ganz andere Frage, die noch nicht mal die Polizei beantworten kann. Aber hier hat sie dann einen Anfangsverdacht und kann ermitteln.
Damit hat der Journalist erst einmal nichts zu tun! Übrigens bist noch nicht einmal Du oder ich angehalten, bei einem aktuellen Verbrechen einzugreifen. Im Gegenteil: es wird von der Polizei eben abgeraten, einen Straftäter auf eigene Faust stellen zu wollen, weil man damit sich und andere in Gefahr begibt.
Ob der Sender später nach einem fragwürdigen Interview dann Anzeige erstattet oder nicht ist doch auch egal, wenn der Mitschnitt dann veröffentlicht wird und ein Millionenpublikum es zu sehen bekommt. Darunter auch Strafermittler. Denn so wird es auch wieder seinen geordneten Weg gehen. Und die Polizei kommt ihren Aufgaben nach!
Hinzu kommt (was bisher nicht bedacht wurde), dass Journalisten speziell für solche Fälle ihre Informanten usw. nicht nennen müssen, weil es sie in ihrer Berufsausübung einschränken würde. Und ich finde ein in wenigen Fällen gut, dass Journalisten gegenüber der Polizei ein Zeugnisverweigerungsrecht haben, weil damit auch ein Journalist Geschehnisse hinter den Kulissen von Behördenapparaten usw. aufdecken können, ohne auf Grund von politischem oder juristischen Druck gestoppt werden zu können (in der Theorie). Was wiederum ein Grundpfeiler unserer bürgerlichen Demokratie ist!
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Fernsehsender ihre Anwälte haben und dass diese auch ganz genau wissen, was legal ist und was man machen kann und was nicht. Von daher brauchen wir hier über die rechtliche Seite von solchen Beiträgen gar nicht diskutieren, denn man kann wohl davon ausgehen, dass sich ein auf Medienrecht spezialisierter Anwalt besser in der Materie auskennt als der gemeine RTL Zuschauer.
Worüber man natürlich sehr wohl diskutieren kann ist Moral, Sensationslust und der generelle Sinn von solchen Beiträgen. Da bin ich nämlich schon der Meinung, dass die meisten dieser Berichte keinen wirklichen Informationswert haben und dass man deshalb gut auf sie verzichten könnte. Ein Gespräch mit einem Kinderschänder fällt für mich übrigens auch in diese Kategorie, ich empfinde das nicht als Skandal, aber ich finde, dass man solchen Leuten kein Forum geben sollte wo sie sich öffentlich äußern können (und dafür wahrscheinlich noch gut bezahlt werden) und ich wüsste auch nicht, was so ein Mensch relevantes zu sagen hat, das es rechtfertigen würde ihn ins Programm zu nehmen.
Und dann stellt sich ja auch die Frage, wie wahrscheinlich es ist, das der Fall echt ist.
Das ist natürlich auch eine gute Frage. Die meisten "Dokus" der Privaten sind gestellt, die "Kriminalfälle" in den Gerichtssendungen, die es gab (oder noch gibt?) waren auch nicht echt und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es Firmen gibt, die News produzieren und die regelmäßig Statisten für ihre Beiträge suchen. Ich bin deshalb auch immer skeptisch bei allem was ich nicht in der Tagesschau oder ähnlichen seriösen Nachrichtensendungen sehe. Und selbst da würde ich Manipulation inzwischen nicht mehr ausschließen.
Und zum Thema "Strafvereitelung", was genau darunter fällt kannst du natürlich im StGB nachlesen, aber das betrifft solche Sachen wie einen geplanten Terroranschlag, natürlich den berühmten Angriffskrieg und andere schwerwiegende Straftaten, aber mit Sicherheit keine Ordnungswidrigkeit wie das Überschreiten einer Geschwindigkeitsbegrenzung.
Die erste Sache, die wirklich zweifelsfrei feststehen müsste, ist auch in meinen Augen: sind es wirklich die Täter oder hat sich nur einer gefunden, der einen Text abspult? Andererseits ist natürlich auch fraglich, ob es denn wirklich eine Grund gäbe, den mutmaßlichen(!) Täter zu verhaften. Auch das ist ja nicht nach Gutdünken möglich, auch hier gibt es Vorschriften zu beachten und das ist in der überwiegenden Anzahl aller Fälle auch gut so!
Die andere Frage ist aber auch in meinen Augen, warum gibt es denn überhaupt solche Berichte? Weil es der Zuschauer (wenn auch unbewusst) wünscht. Da wird dann also nur den Wünschen Rechnung getragen. Und mal ganz ehrlich, wenn sich herumsprechen würde, dass man nach dem Interview mit Reporter XY mit einer Verhaftung rechnen muss, dann würde es solche Reportagen bald nicht mehr geben, Zuschauer blieben weg - mit all den weiteren Folgen.
Komisch dass da noch keiner drauf gekommen ist, denn die Frage beantwortet sich schon von selbst: Warum sollte man in die Hand beißen, die einen füttert? Oder weniger kryptisch: Wo ist der Sinn aus Sicht des Reporters oder des Tatverdächtigen?
Wer würde sich denn dann Reportern und Journalisten als Quelle zur Verfügung stellen, wenn er wüsste, dass er danach angezeigt wird? Bitte mal mitdenken, so schwer ist das nicht! Da kann man auch gleich zur Polizei gehen und sich den Rummel vorneweg sparen und so noch ein paar Pluspunkte sammeln gehen anstatt sich von anderen anzeigen zu lassen.
Und nur so funktioniert nun einmal investigativer Journalismus, egal ob es sich um den Kinderficker, der neben dem Spielplatz wohnt oder um Top Terroristen handelt. Wie sollte man auch sonst sowas aufdecken, wenn der Täter Angst vor Strafverfolgung haben muss sobald er sich hier äußert?
Der Quellenschutz, der hier eben für das Vorgehen der Journalisten verantwortlich ist und diese davor schützt, ihre Quellen offenlegen zu müssen, egal um wen es sich handelt, ist einer der Eckpfeiler der Pressefreiheit! Auch der EGMR (Europäische Gerichtshof für Menschenrechte) hat dies erst kürzlich (Az.: 64752/01 aus dem Jahr 2007) festgestellt - eben mit der Begründung, dass selbst eine Erpressung hochsensibler Daten (meinetwegen: geplanter Terroranschlag auf die Kanzlerin) von Journalisten unter Haftandrohung und Verhaftung nicht zulässig ist, da solche Methoden Personen, die Kenntnisse von Straftaten usw. haben (egal ob als Täter oder nur aus dessen Umkreis) damit davon abgeschreckt werden, diese der Presse mitzuteilen! Und jetzt sollen Journalisten auf dieses Grundrecht schon freiwillig verzichten? Naja, weitere Häme spar ich mir, auch wenn es sich anbieten würde...
Nicht umsonst gelten die Medien als vierte Gewalt - und eben u. A. dadurch, dass sie ihre Quellen geheimhalten dürfen. Man sollte mal weiterdenken als nur an Landstraßenrowdys und kleinbürgerliche Kinderschänder - denn wenn diese Quellen schon nicht von Journalisten entsprechend geschützt und geheimgehalten werden, na was soll denn dann ein al-Quaida Terrorist oder jemand aus einem Ministerium wo Schindluder getrieben wird denken, der aus dem Nähkästchen plaudern möchte?
Genau das was Subbotnik geschrieben hat, ist mir auch erstes in den Sinn gekommen: Wie oft ist es denn gerade bei 'Akte 09' schon so gewesen, dass sie angebliche Verbrecherbanden heimgesucht haben und zur Rede gestellt haben und wie oft in einem Jahr gibt es genau von dieser Geschichte neue Fakten? Bald jeder Fall bei 'Akte 09' wird mindestens 2 Mal aufgerollt. Das machen sie aber in so großen Abständen, dass das eher weniger auffällt.
Aber wieso sollten sie diese Leute dann der Polizei ausliefern, wenn sie davon doch ihre Sendunge gestalten? Der Sinn von solchen Sendungen ist ja nicht, die Verbrecher aufzudecken und aus der Welt zu schaffen, sondern, die Leute zu unterhalten. Und wenn Deutschland bald frei ist von Betrügern, dann gibt es für das Team von 'Akte' auch bald nichts mehr zu berichten und damit schneiden sie sich doch ins eigene Fleisch.
Aber wer die Sendung hin und wieder mal sieht, wird gemerkt haben, dass viele Beiträge meistens an einen anderen Beitrag anknüpfen, der 1 bis 2 Jahre alt ist. So gibt man dem Zuschauer das Gefühl, man wäre noch am Ball und würde nichts unter den Tisch kehren oder die Leute einfach laufen lassen.
Ausserdem steht doch auch noch das Mutmaßlich im Raum. Wenn mir jemand was unterstellt, dann bin ich auch erstmal mutmaßlicher Täter. Was aber niemanden das Recht einräumt mich gegen meinen Willen festzuhalten. Ausser eben der Polizei. Die darf mich erstmal mitnehmen.
Aber ansonsten heisst es doch, wenn man von einem mutmaßlichen Täter spricht, das er es gewesen sein kann oder eben doch jemand anderer. Dann stehen weiterhin die Zahlungen solche Interviews zur Debatte. Also wenn jemand von dem Sender zu mir kommt und anbietet, das ich entsprechend verhüllt irgendwelche Dinge behaupten soll und dafür einen Betrag X erhalte. Na dann Kamera an und los geht es.
Wie schon jetzt mehrmals gesagt wurde, weiss keiner, ob die interviewten Personen die wirklichen Täter sind, ob diese Fälle am Ende gar echt sind. So frei nach dem Motto "Blinde im Rollstuhlsitzende Oma erschlägt raffgierigen Enkel. Sat1 sprach zuerst mit dem Opfer."
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