Immer mehr Jugendliche wählen
Gerade viele betagtere Wähler machen sich ja Sorgen, dass das Wahlalter immer weiter sinkt und sie denken, dass sich die Jugendlichen zu wenig mit der Politik beschäftigen würden, als dass sie berechtigt sein dürfen, mitzuwählen. Ich hingegen habe gerade in meiner Jugend ein reges Interesse an Politik bei meinen Mitschülerinnen verfolgen können. Allerdings natürlich erst in der höheren Schule, als wir dann auch das Freifach politische Bildung hatten. Natürlich bin ich nach wie vor der Meinung, auch wenn ich beeindruckt und überrascht bin, wie gut sich unsere Jugend (zumindest der Großteil) mit Politik auskennt, wäre ich dennoch dafür "politische Bildung" als Pflichtfach einzuführen.
Findet ihr das auch sinnvoll, oder seid ihr auch der Meinung, dass Jugendliche zu wenig Ahnung haben und "das Falsche" wählen könnten? Oder habt ihr gar Angst, dass die Jugendlichen überhaupt nicht wählen gehen könnten und dadurch viele Stimmen verschenkt werden könnten?
Aber so stark kann das Wahlalter ja auch gar nicht sinken, wenn man so oder so mindestens 18 Jahre sein muss, um überhaupt wählen zu dürfen. Außerdem denke ich, liegt das auch einfach daran, dass wir immer weniger alte Leute in unserer Gesellschaft haben und die, die noch da sind, NOCH desinteressierter sind als die Jugend (von der man ja schon immer behauptet, Politik würde ihnen am Hintern vorbei gehen). Ich kenne viele Erwachene und besonders ältere Leute, die null Ahnung davon haben, worum es überhaupt geht und die sich an keinem Wahlsonntag die Mühe machen und extra ein Wahllokal besuchen bzw. vorher eine Briefwahl beantragen.
Aber die Jugendlichen bekommen in der Schule doch immer gesagt wie wichtig es ist, zu wählen und deshalb gehen sie dann eben auch. Ich glaube, dass das auch ein entscheidender Grund ist. Wir bekamen das immer eingetrichtert und ich wäre deshalb auch nie auf die Idee gekommen, nicht zur Wahl zu gehen nachdem uns 20 Mal pro Schuljahr ausgerechnet wurde, was passiert, wenn wir nicht wählen gehen. Aber wenn man nun einmal seit 50 Jahren aus der Schule raus ist und einen das Weltgeschehen eh nicht besonders interessiert, liegt es auch sehr nahe, dass man nicht zur Wahl geht.
Für mich gilt eigentlich immer nur, dass mir egal ist, wie alt die Leute sind, die wählen gehen. Wichtig ist für mich, dass sie wissen, was sie da tun. Und zu behaupten, es würde mehr 'dumme' und 'naive' Jugendliche geben als eben solche im Erwachsenenalter, halte ich für sehr gewagt. Das sieht man ja auch mal wieder an den derzeitigen Entwicklungen der Linken. Der geistige Stand hat mit dem Alter nichts zu tun.
Hallo,
Also ich finde, dass es genau richtig ist, mit 18 wählen zu dürfen. ich bin 18 und war vor ein paar Wochen das erste Mal zur Landtagswahl. Ich habe weder die NPD noch irgendwelche anderen rechtsradikalen Parteien gewählt, also ist doch alles in Ordnung oder!
Bis vor einem Jahr hat mich das alles nicht wirklich interessiert. Ich wusste überhaupt nichts damit anzufangen, hatte keine Ahnung von den genauen Programmen der einzelnen Parteien, kannte keine Politiker, etc. Das ging mir sozusagen sonstwo vorbei. Aber dann wurde ich ein Jahr älter und reifer, beendete die Schule, der Wahlschein traf ein und die Wahl rückte näher. Da wurde das Ganze erstmal greifbar und interessant. Ich habe mich genaustens informiert und wie sich herausstellte, bin ich in Sachen Parteien, Wahl und Politik fiter, als meine Eltern
Natürlich gibt es Jugendliche, die keine Ahnung davon haben, aber die meisten gehen dann auch gar nicht erst wählen. Ich kenne eine ganze Reihe solcher Leute. Die sehen das gar nicht ein, dahin zu gehen und ihre Kreuzchen zu setzen. Ich sehe da also keine Gefahr. Im Gegenteil; häufig sind es die Erwachsenen, die "frustwählen" gehen und dann ihr Kreuz bei extremen Parteien setzen. Davon kenne ich auch zwei oder drei. Von daher sollte man vielleicht also eher anfangen, die Wahl ganz abzuschaffen und meinetwegen wieder zur Diktatur zurückzukehren, als darüber nachzudenken Jugendlichen das Wählen ab 18 zu verbieten. Das ist beides totaler Quatsch, wenn ihr mich fragt.
Hallo Sippschaft!
Bei uns in Österreich kommt es auf die Art der Wahlen an. Ich kann dir jetzt nicht genau sagen, um welche Wahlen es sich genau handelt, es gibt aber tatsächlich Wahlen, bei denen die Jugendlichen ab 16 schon wahlberechtigt sind. Außerdem sind für mich auch 18- jährige jugendlich, wie das Wort "Teenager" schon erklärt. Es geht eben generell darum, dass die Menschen, die bei unserer Politik mitbestimmen dürfen, immer jünger werden. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass die Politiker das Wahlalter nochmals teilweise auf 14 senken werden. Die Jugendlichen werden heutzutage eben immer noch früher reifer und vernünftiger.
Außerdem bin ich der Meinung, dass oft ältere Menschen, die eigentlich erfahrener in Sachen Politik wären, sich eher von den Spitzenpolitikern einlullen lassen, als jüngere Menschen, die sich eben kein O für ein U vormachen lassen. Das aber nur so nebenbei. Also ich möchte damit sagen, dass es in jeder Altersgruppe Menschen gibt, die mehr oder weniger Ahnung haben und dadurch mehr oder weniger beeinflussbar sind.
Sippschaft hat geschrieben:Aber so stark kann das Wahlalter ja auch gar nicht sinken, wenn man so oder so mindestens 18 Jahre sein muss, um überhaupt wählen zu dürfen.
Je nach Bundesland kann man an Landtags- bzw. Bürgerschafts und Kommunalwahlen ab 16 Jahren wählen gehen, in einzelnen Regionen sogar schon ab 15. Lediglich für die Bundestagswahl sowie die Europawahl muss man überall in Deutschland mindestens 18 sein. Ich habe mein erstes Kreuzchen auch direkt mit 16 bei der Landtagswahl gemacht.
Und übrigens gilt man in Deutschland auch erst seit 1975 mit 18 als volljährig und hat Wahlrecht, bei der heute betagten Generation war das noch nicht der Fall. Für sie galt Wahlrecht erst mit der Volljährigkeit, für die man damals noch 21 sein musste. Mein Vater beispielsweise war mit 18 auch noch nicht volljährig und durfte ergo 1969 auch nicht an der Bundestagswahl teilnehmen. Für genau diese "betagte Generation" stimmt es also sehr wohl, dass das Alter des Durchschnittswählers seit ihrer Jugend um einiges niedriger wurde. Natürlich ist das nicht gerade "erst jetzt, 2009" der Fall, sondern schon länger. Aber dadurch sinkt das Durchschnittsalter natürlich noch deutlich weiter runter, als es damals noch der Fall war.
wirreszeug hat geschrieben:Natürlich bin ich nach wie vor der Meinung, auch wenn ich beeindruckt und überrascht bin, wie gut sich unsere Jugend (zumindest der Großteil) mit Politik auskennt, wäre ich dennoch dafür "politische Bildung" als Pflichtfach einzuführen.
Was ist denn bei dir das Fach "politische Bildung"? In Deutschland gibt es doch auf jeder Schule entweder Politik oder ein zusammengefasstes Fach a lá "Wirtschaft und Gesellschaft" oder ähnlich, in dem dann auch Politik ein Teil ist. Und soweit ich weiß gilt das auch lückenlos in Deutschland. Man könnte natürlich darüber sinnieren, ob man den Politik-Anteil in diesem Kombinationsfach erhöhen sollte oder nicht. Aber besonders kurzfristig vor Landtags- und Bundestagswahlen wird doch eigentlich überall über das Wahlsystem und die größten Parteien gesprochen. Ich kaue das aktuell in der Berufsschule sogar zum wiederholten Male durch, und das obwohl ich Mediengestalterin lerne, was ja nichts mit politischer Bildung zu tun hat, aber selbst hier ist das noch immer ein Pflichtfach.
Und weiterhin frage ich mich, an welcher Stelle du beeindruckt und überrascht von der Jugend bist? Ich fände Beispiele wohl ganz aufmunternd, denn abgesehen vom Gymnasium das ich früher besucht habe (und teilweise selbst da!) war ich von meinen Gleichaltrigen immer eher schockiert, wie sie sich nicht für sowas wichtiges interessieren können. Gleichzeitig geht aber übrigens genau jener uninteressierte Teil auch sehr selten wählen, und dadurch finde ich das "nicht so schlimm". Zumindest in Relation zur eingangs getätigten Aussage, dass ahnungslose Wähler schlecht für die Demokratie sind.
Solange die Wähler sich einigermaßen über die Politik informieren und auch das (manchmal zugegebenermaßen ja auch langweilige) aktuelle Tagesgeschehen verfolgen und sich daraus ihre eigene Meinung bilden, ist mir persönlich herzlich egal, wie alt sie sind. Und wie gesagt fallen mir kaum Leute auf, die uninteressiert sind und gleichzeitig wählen, denn wie gesagt gehen die uninteressierten häufig eh gar nicht zur Wahl.
Viel schlimmer finde ich dagegen die schon angesprochenen "Frustwähler", welche aufgrund ihrer Unzufriedenheit mit der aktuellen Politik extreme Parteien wählen. Ich kann kaum nachvollziehen, wie man auf solch eine Idee kommen kann.
Und zusätzlich finde ich auch "Stammwähler" in gewissem Maße (!) daneben. Denn unter ihnen gibt es meiner Meinung nach zu viele, die noch eingetrichtert bekommen haben, dass man ja unbedingt wählen muss und sich dann vor längerer Zeit für eine Partei entschieden haben (was soweit ja normal und okay ist), aber dann jahrzehnte- oder ihr Leben lang bei dieser Partei ihr Kreuzchen machen, ohne sich weiter über deren Politik zu informieren. Denn dann wird häufig am Stammtisch richtig fleißig mit den Kollegen gemeckert, wie schlecht die Politiker doch derzeit ihren Job machen, aber dank des geheimen Wahlrechts weiß von den Sitznachbarn ja keiner, dass man genau diese Partei selbst in die Regierung gewählt hat. Sowas ha'm wa gerne
Nachtrag @wirreszeug
Okay, wußte nicht dass du aus Österreich stammst, aber dann für dich der Abschnitt über Schulfächer mal zur Aufklärung der Situation in Deutschland
Hallo Taline!
Das ist natürlich kein Problem! Vielleicht ist ja das der Grund, warum ihr die ersten wart, die eine Bundeskanzlerin haben, weil ihr politisch mehr gebildet seid, als die Österreicher .
Spaß beiseite, bei uns gibt es ein Fach, welches sich "politische Bildung" nennt. Ein wichtiges Fach, welches unterrichtet werden sollte um auch nach wie vor bei den Jugendlichen einen guten Standard in Punkto Politik zu sichern. Es wird aber bei uns momentan - also bei mir war es noch so, ich hoffe es hat sich jetzt geändert - nur als Freifach angeboten und das ausgerechnet in dem Jahr, in dem man ein gutes Abitur hinlegen sollte. Wenn man mich fragt, generell der falsche Zeitpunkt.
Trotzdem, dass es dieses Fach bei uns nicht als Pflichtfach gibt, bin ich davon überzeugt, dass sich mancher 16- jährige intensiv durch Zeitungen, Fernsehen, Plakate und Ähnliches selber mit der Politik beschäftigt und sich dadurch ein Bild macht. Die Jugendlichen von heute fragen mehr nach, als es die Jugendlichen von damals getan haben und das ist sehr gut und ein wichtiger Punkt, etwas zu erfahren und zu verändern.
Ich finde es ein ziemlich starkes Stück, zu behaupten, dass Jugendliche "schlechtere" Wähler wären, weil sie sich vor der Wahl nicht eingehend mit Politik beschäftigen. Mindestens die Hälfte der Erwachsenen Wähler hat doch keine Ahnung und wählt sowieso schon immer das gleiche. Jugendliche informieren sich doch da eher noch mehr und aktueller, weil sie viel fitter sind, was das Internet und NewMedia angeht.
Dass Jugendliche politisch zu ungebildet sind, um wählen zu dürfen, ist meiner Meinung nach ein total haltloses Argument und auch eine Frechheit in einer Gesellschaft, in der sowieso schon mal ein Großteil der Wahlberechtigten gar nicht wählen geht.
@channal
Ich glaube aber auch, dass Jugendliche prozentual schlechtere Wähler sind als andere Gruppen, das sehe ich oft in meiner Klasse, denn viele interessieren sich nicht nur nicht für Politik, sondern wählen auch nach dem "Ene mene muh-Prinzip", was ich persönlich schon für recht töricht einstufen würde.
Auch wenn ich selbst gerade noch ein Jugendlicher bin (19 Jahre alt), denke ich, dass man das Mindestalter für das Wählen heraufsetzen sollte
KreativX hat geschrieben:@channal
Ich glaube aber auch, dass Jugendliche prozentual schlechtere Wähler sind als andere Gruppen, das sehe ich oft in meiner Klasse, denn viele interessieren sich nicht nur nicht für Politik, sondern wählen auch nach dem "Ene mene muh-Prinzip", was ich persönlich schon für recht töricht einstufen würde.
Genau darum geht es mir: Ich bezweifle einfach mal, dass das nur bei Jugendlichen so ist. Erwachsene wissen auch nicht, was sie wählen sollen, und haben auch keine Lust, sich näher zu informieren. Das läuft dann aufs Gleiche raus.
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