NLP - Neurolinguistisches Programmieren

vom 27.07.2009, 20:23 Uhr

Kennt ihr NLP und habt eventuelle eine Aus- oder Weiterbildung darin gemacht? Welche Erfahrungen habt ihr mit NLP gemacht, was habt ihr für euren täglichen Umgang mit anderen Menschen daraus gezogen und hat euch etwas besonders verändert dadurch?

Für diejenigen, die NLP noch nicht kennen: NLP heisst ausgeschrieben "Neurolinguistisches Programmieren" und wurde von Richard Bandler und John Grinder entwickelt und basiert auf Ergebnisse der Kommunikationsforschungenorschung (hier sind zum Beispiel Fritz Perls zu nennen oder Milton Erickson).

Das Wort Neuro lässt schon vermuten, dass es sich hier um Vorgänge im Gehirn handelt und dies kann auch so stehengelassen werden. Was geht also in deinem Kopf, deinem Gehirn vor, wenn du z.B. ein Ziel vor Augen hast und dies aber nicht erreichen kannst. Hast du vielleicht falsche Bilder im Kopf?

Linguistisch bezieht sich auf alles Sprachliche, was der Mensch hervorbringt. Hier geht es um die Analyse von Sprachmustern und darum, wie man durch gezielte Fragen den anderen zu einer neuen Denkweise bringen kann (v.a. im Coaching und in der Therapie sehr wichtig). Programmieren bezieht sich auf die Kybernetik und im NLP geht es hier vor allem um die Kunst des Steuerns bezüglich neuer Lernprozesse.

So, und nun bin ich auf eure Berichte gespannt!

» unicorn » Beiträge: 69 » Talkpoints: 0,13 »



Ich habe mal einen Link herausgesucht, wo die NLP methodisch ganz schön auseinandergenommen wird und als Pseudowissenschaftliches Modell abgestempelt wird: Klick.

Das war auch mein Eindruck, den ich in einer Vorlesung von der Methode bekommen habe. Es gibt einfach zu viele interpretative Elemente und die theoretische Fundierung ist ebenfall sehr wackelig. Umso tragischer, dass es ein weit verbreitetes Instrument der Beratung und Supervision ist.

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» Herr Lehmann » Beiträge: 558 » Talkpoints: 5,56 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Also ich habe mal ein NLP-Training per E-Mail mitgemacht, das könnt ihr kostenlos hier finden. Allerdings war ich davon nicht so überzeugt, da ich die Übungen doch recht komisch fand und ich weiß nicht, ob das NLP bei stärkeren Problemen überhaupt hilfreich ist, wenn man die Voraussetzungen um die Übungen zu machen, gar nicht erfüllt. Mir selbst haben die Übungen gar nichts gebracht.

Ansonsten hab ich mal das Buch "NLP für Dummies" durchgeblättert, als ich es aus der Bücherei ausgeliehen hatte. Das fand ich ehrlich gesagt auch nicht so überzeugend und vermute stark, dass es eher eine Glaubensfrage ist.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Hallo Herr Lehman!
Vielen Dank für den Link! Ich konnte noch nicht alles durchlesen, werde es mir aber mal ausdrucken und in Ruhe lesen (am PC ist's so anstrengend). Ich persönlich mag NLP recht gern und habe damit gute Erfahrungen gemacht, allerdings ist der Aspekt der fehlenden theoretischen Fundierung etws, was mich auch stört. Ich habe nicht das Gefühl, dass NLP nicht "wirkt", aber ich wüsste gern, wie es warum wirkt. Da muss man dann eben noch weiter in Literatur suchen, was mich aber immer wieder zu neuer interessanter (wissenschaftlicher) Literatur bringt :)

Auf das gesamte Lesen des Textes freue ich mich, da sich der Autor offenbar gut damit auseinandergesetzt hat und viele wichtige Aspekte mit in seine Argumentation einbezieht. Dankeschön!

» unicorn » Beiträge: 69 » Talkpoints: 0,13 »



Hi,

ich möchte mal einen Versuch beschreiben, den ich mit NLP gemacht habe. Die Technik im speziellen ist ja eine recht einfache und nachvollziehbare Technik - nennt sich "Intentional Blend", was nichts anderes bedeutet als "Absichtlich herbeigeführte Vermischung"

Ich erkläre jetzt hier auch gar nicht groß, was NLP ist, wo es herkommt und was es soll, sondern beschreibe einfach mal meinen Selbstversuch. Diesen habe ich während meiner Abnehmzeit unternommen, also ging es in meinem Selbstversuch hauptsächlich um die Gewichtsabnahme, die ich anstrebte. Mit NLP kann man also wirklich sehr viel erreichen!

Schritt 1: Zielbestimmung
Für eine richtige Zielbestimmung gelten einige Regeln. Ein Ziel sollte
- konkret sein
- keine Negation sein
- kein Vergleich sein
- einen festen Zeitrahmen besitzen
- in Eigenkompitenz erreichbar sein

Also nicht : "Ich möchte weniger Essen" und auch nicht "Ich möchte so schlank sein wie..." sondern "Ich werde bis zum Jahresende 90 Kilo wiegen. Dies werde ich mit einer bewussten Ernährung und etwas Sport erreichen. Ich werde mich nicht mehr vollstopfen, sondern genussvoll essen - statt fressen"

Als nächstes stelle ich mir vor, was sich durch das erreichen des Zieles verändern wird. Was sind die Merkmale des Zieles? Ich werde ein besseres Körpergefühl haben. Ich werde stolz auf mich sein und mich freuen, wenn ich in den Spiegel schaue. Meine Mitmenschen werden mich loben und staunen, das ich das geschafft habe. Es ist einfach gesünder, weniger zu wiegen - es sieht besser aus und fühlt sich besser an. Gut ist, wenn man sich den Zielzustand ganz detailliert vorstellen kann. Zum Beispiel wie man in einem Klamottenladen die XL und nicht die XXL-Sachen anprobiert und sich mit den neuen Sachen gerne im Spiegel sieht.

Oder wie ein bekannter Mensch sagt "Wahnsinn, du hast ja richtig abgenommen" und ich lächeln kann und mich freue. Um so genauer ich mir mein Ziel mit allen Sinnen vorstellen kann, um so besser.

Was geht durch dieses Ziel verloren? Ich werde nicht mehr bedenkenlos Essen können. Wahrscheinlich werden mir meine Hosen nicht mehr so passen. Zumindest brauche ich einen neuen Gürtel. Eventuell brauch ich ein wenig Zeit am Tag für Sport - aber das sollte sich machen lassen.

Was muss ich für das Erreichen des Ziels tun?
- ENU praktizieren (also auch Wissen über eine gesunde Ernährung aneignen und verinnerlichen)
- ein wenig Sport treiben (hier also evtl. täglich etwas Zeit einplanen)

Welchen Grund gibt es, nicht direkt mit der Umsetzung des Zieles zu beginnen?
Antwort: Keinen!

So - mein Ziel ist definiert (s.o) und bunt ausgemalt. Das ganze nennt sich "Wellformed Outcome" - also "Wohlgeformtes Ziel"

Schritt 2:

Hier geht mein NLP-Buch von Subpersönlichkeiten aus. Das hat nix mit Schizophrenie zu tun - die Autoren sagen einfach, es gibt eine Sammlung von Gedanken und Absichten, die mich zu einem gewissen Verhalten bringen. Dieses Paket ist eine Subpersönlichkeit. Es geht hier konkret um 2 Subpersönlichkeiten: Einmal die, die gerne viel isst und sich vollstopft - ich nenne sie mal "Der Vielfresser" - und dann die, die Abnehmen möchte. Ich nenne sie mal "Abnehmer und Veränderer".

Jetzt stelle ich mir vor, jede Subpersönlichkeit wäre eine Hand von mir.
Ich konzentriere mich auf die Hand mit dem "Vielfresser" und stelle mir eine Kommunikation vor.

Ich stelle der Subpersönlichkeit 3 Fragen:
Frage 1: Was ist deine positive Absicht? Denn - und das finde ich einen sehr guten Ansatzpunkt - in der NLP geschieht nichts ohne positive Absicht. Irgendwo haben wir gelernt, das unser Verhalten uns gut tut, dass wir uns Entspannen können oder ein Glücksgefühl haben. Unser Unterbewusstsein hat sich das gemerkt und versucht nun, immer wieder diesen Prozess durchzuziehen - er ist Gewohnheit geworden.

Die positive Absicht des Vielfressers: "Ich möchte ein Glücksgefühl empfinden. Ich möchte es sofort. Ich möchte nicht darauf warten. Zudem passt Essen zu meinem Rollenverständnis - ich bin nun mal "der Dicke" in der Familie und in meiner Rolle kenne ich mich aus." Nach einigem überlegen kann der Vielfresser noch hinzufügen "Ich esse alles auf, was meine Mutter kocht, um meine Mutter zufrieden zu machen. Zudem kann ich es nicht ertragen, wenn Lebensmittel weggeworfen werden". Das ist ja schon mal einiges.

Frage 2: Kennst du den "Abnehmer"
Vielfresser: "Klar, aber ich setze mich meistens durch. Ich bin stärker"

Frage 3: Kennst du die positive Absicht des "Abnehmers"
Vielfresser: "Positiv? Positiv ist meine Absicht auch. Nur ich führe schneller zum Erfolg."

Die gleichen Fragen stelle ich nun dem Abnehmer (in dem ich mich auf die andere Hand konzentriere)

Frage 1: Positive Absicht?
"Ich möchte gesünder leben und mich wohl fühlen. Ich möchte mich ästhetischer Fühlen und nicht mehr wegen meinem Übergewicht schämen. Ich möchte die Anerkennung meiner Umwelt"

Frage 2: Kennst du den "Vielfresser"?
"Ja, kenne ich - er drängelt sich immer vor und lässt mir keine Chance."

Frage 3: Kennst du seine positive Absicht?
"Naja - der Vielfresser ist nicht gerade Vernünftig. Ich kenne seine Absichten, aber meine Absichten sind fundierter, langfristiger ausgelegt und generell höher zu bewerten als der kurze Kick beim Fett-Konsum"

Gut. Jetzt schließe ich beide Fäuste und bitte die Subpersönlichkeiten, einen Kompromiss zu schließen. Interessanterweise lenkte bei mir der Vielfresser sofort ein. Er war gar nicht versessen darauf, zu dominieren. Allerdings meldete er Bedarf an Ersatz an für die "Verluste", die er erleiden würde. Der "Abnehmer" versprach, für körperlichen Genuss durch langsameres, bewussteres Genießen zu sorgen. Zudem durch besseres und selbstgekochtes Essen anstelle von Tiefkühlpizza ebenfalls Genussersatz zu schaffen. Viel Bewegung und frische Luft und ein besseres Körpergefühl geben ebenfalls einen Ersatz - und mein Rollenverständnis kann neu definiert werden.

Weiterhin versprach der "Abnehmer", schon heute für leckeren Kräutertee zu sorgen - so dass auch direkt ein Ersatz für die großen Nahrunsmengen exisitiert. Wegen meiner Mutter kam der "Abnehmer" auf den Gedanken, auch mal einen Strauß Blumen mitzubringen - eine Geste, über die sich meine Mutter gewiss mehr freut als über leergefressene Töpfe.

Nachdem dieser Kompromiss besprochen war, schloss ich die Augen, entspannte mich und führte langsam die Hände zusammen. Mit dem schließen der Hände besiegelte ich den Kompromiss. Die beabsichtigte Vermischung war eingetreten.

Das ist jetzt nur ein Beispiel von NLP, welches ich selbst praktiziert habe. Ich finde, da stecken viele Interessante Ansatzpunkte drin - Denkansätze und Methoden. Mein NLP-Buch ist schon ein wenig älter (glaub 1998 ), aber schön praxisnah - ich poste hier mal nicht den Namen, da ich keine ungefragte Werbung machen möchte.

Ich hoffe, dieser Einblick konnte Euch anregen, es auch mal zu probieren - oder Euch mit dem Thema auseinander zu setzen. Bei mir hat es Erfolg - seitdem ich meine Ziele gut definiere und ein paar Gedankenansätze beherzige, entwickel ich mich seit langem mal wieder weiter. Und das schönste: NLP kann man, wie ihr seht, unterschiedlichst einsetzen! Ich habe daraus nur Vorteile beim Abnehmen gezogen und kann mir gut vorstellen, dass es auch in anderen Bereichen super funktioniert.

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» fantastique » Beiträge: 576 » Talkpoints: -8,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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