In aller Freundschaft vs. Realität
Seit ein paar Jahren schaue ich dieses Krankenhausserie der ARD recht gerne. Wurden doch auch viel die Probleme ausserhalb des Klinikalltags gezeigt. Zudem schienen doch viele Dinge recht real zu sein, auch wenn man sie entsprechend kürzen musste, um sie in eine Folge zu bekommen.
Letzten Dienstag war ich das erste mal wirklich enttäuscht. Eingeliefert wurde ein LKW-Fahrer, welcher auch trockener Alkoholiker war. Kurzum, es wurde festgestellt, das er eine neue Leber braucht. Das dies in Fernsehen meist sehr schnell geht, ist nichts neues und mich auch nicht grossartig gewundert.
Allerdings ist man komplett an der realen Vorbereitung einer solchen Operation vorbeigerauscht. Dort gab es zwar ein Gespräch mit einem Psychologen, der feststellen musste ob der Patient wirklich entsprechend gefestigt und dauerhaft dem Alkohol widerstehen kann. Aber das war es dann auch. Ich bin durch meinen Vater mit dieser Thematik sehr vertraut und weiss auch was er schon an Untersuchungen und Gutachten durch hat, um überhaupt die Freigabe für die Warteliste zu bekommen.
Kennt ihr auch solche extremen Fälle aus Arztserien, die wirklich komplett an der Realität vorbei gehen oder findet ihr den Bezug zur Realität doch gut hergestellt?
Hallo,
Also dass Arztserien nie 100 Prozent das wiederspiegeln, wie es in der Realität ist, ist eigentlich klar, oder? Diese ganzen einzelnen Tests, die vielen Formulare, der Schreibkram, die Wartezeiten, die medizinischen Details, etc. das interessiert ja auch niemanden! Und es merkt auch keiner, wenn er nicht gerade wie Du direkt davon betroffen ist im realen Leben. Fernsehen ist in erster Linie zum Unterhalten da und da kann man einfach nicht auf jedes Detail Rücksicht nehmen. Natürlich will ich auch etwas lernen - will Krankenschwester werden - aber da sollte man vielleicht besser eine Wissenssendung auf Arte oder Phoenix angucken
Ich mag die Serie "In aller Freundschaft" auch sehr gerne. Die Schauspieler sind alle so authentisch und sympatisch. In anderen Serien geht es immer um viel Blut und Action, das hier ist jedoch eher eine Familienserie. Die einzige Arztserie, die noch besser als "In aller Freundschaft", ist "Dr. House" (Es ist niemals Lupus.)
Was ICH allerdings an unserer Familien-Arztserie unecht finde, ist, dass so gut wie nie einer stirbt. Das ist unrealistisch, aber ok, für Familien wohl das Beste.
Das ist doch klar, dass bei Arztserien im Fernsehen die meisten Dinge nicht wirklich der Realität entsprechen. Genauso ist es doch auch bei Gerichts- oder Dedektivserien - mal ganz klischeehaft ausgedrückt: Im wahren Leben ist der Mörder auch nicht immer der Butler.
Bei medizinischen Fakten finde ich das noch nicht mal so gravierend. Da ist es nämlich so, dass die meisten Zuschauer gar nicht mitkriegen, dass es nicht der Realität entspricht, weil man dafür so eine Situation wirklich schon mal hautnah miterlebt haben müsste. Viel lustiger finde ich es, dass der gesamte Krankenhaus- oder Praxisaltag in den meisten Arztserien komplett falsch dargestellt wird. Ich schaue sehr gerne "Scrubs" und da knutschen zum Beispiel die Ärzte und Krankenschwestern ständig auf den Fluren rum oder tanzen durch die Gegend, essen Kuchen oder baumeln plötzlich von der Decke. Das Krankenhaus möchte ich mal sehen, in dem es sowas gibt.
Insgesamt finde ich solche Dinge aber auch nicht so schlimm. Man schaut ja eigentlich nicht Fernsehen, um sich das reale Leben anzuschauen, sonst könnte man sich auch einfach in ein Krankenhaus setzen. Daher ist es eigentlich sogar besser, wenn gar nicht erst suggeriert wird, dass das Dargestellte der Realität entspricht, weil dann der Unterhaltungsfaktor einfach größer ist.
Serien wie 'In aller Freundschaft' sind aber auch nur dazu gedacht um die Zuseher mit der Realität zu belästigen. Und mal ehrlich: Das will doch eh keiner sehen. Meine Oma würde das bestimmt nicht ständig gucken, wenn es dort genauso zugehen würde wie auch im echten Leben. Die erwartet einfach, dass es ein Happy End gibt und für die Macher wäre es doch auch echt umständlich, bei jedem Patienten einen natürlichen Lauf einer Krankheit oder einer Verletzung zu konstruieren. Denn die Realität läuft eben in der Regel so ab, dass nicht alles gut geht und da kann es auch schonmal vorkommen, dass Ärzte vor einem Rätsel stehen und nicht weiter wissen.
Aber das möchte man dem durchschnittelichen ARD-Seher eben nicht zumuten. Das sind Dinge, die man auch seinem eigenen Leben schon kennt und wenn eine Soap - völlig egal welche - genau das widerspiegeln würde, was man schon kennt, würde man schnell das Interesse daran verlieren. Von daher finde ich es nicht verwerflich, dass die Sendung völlig an der Realität vorbei geht, weil alle anderen ganz genauso funktionieren.
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