Essgewohnheiten bei Nahrungsmitteln - Zwangshandlung?
Ich habe ein paar komische Essangewohnheiten. So esse ich einen Pudding mit Sahne immer so, dass ich den Pudding, der unten drunter ist erst mal versuche zu essen, ehe ich die Sahne darauf esse. Dabei sollte wenn möglich kein Pudding mehr im Becher sein.
Mohrenköpfe (Dickmanns) esse ich immer verkehrt herum. Erst die Waffel und dann den Schaum mit der Schokolade. Auch wenn ich dabei die Schokolade an den Fingern hängen habe. Bei Gummibärchen sortiere ich erst die Farben und esse erst die grünen, dann die roten, dann die gelben, die weißen und zum Schluß die orangen Bären. Ich würde nie eine andere Reihenfolge wählen. Bei Nudel und Kartoffelsalat picke ich immer erst die Nudeln und die Kartoffeln raus und esse die anderen Sachen, die im Nudelsalat sind dann erst zum Schluß.
Ich könnte eine unendliche Liste von Esswaren erstellen, wo ich eine komische Essweise habe und die ich auch nie brechen kann. Ist das eine Art Zwangshandlung? Mein Mann lacht schon immer, wenn ich einen Dany plus Sahne aus dem Kühlschrank hole oder er eine Tüte Gummibärchen aufmacht.
Also ich denke, das sehr viele Menschen diese "Marotten" haben beim Essen. Das mit den Mohrenköpfen ist bei mir auch so und ich kenne viele Menschen, die ähnliche Angewohnheiten haben. Ich finde das nicht schlimm, sondern das macht einen Menschen aus, das ist ein Teil seiner Persönlichkeit, so kann man sich von anderen Menschen unterscheiden.
Zwangshandlungen sind Tätigkeiten, die einem sinnlos vorkommen und diese Essgewohnheiten haben für Dich ja einen Sinn, sei es eine Art von Geschicklichkeit beim Pudding essen oder eine Art von Unterhaltung. Zwänge sind Dinge, die man machen muss, aber nicht möchte, sie kommen aus dem inneren und erscheinen einem sinnlos, aber der Zwang zwingt einen, sie trotzdem auszuführen.
Wenn man z.B. beim Verlassen der Wohnung nochmal nachkontrolliert, ob man auch abgeschlossen hat, ist das normal, aber wenn man es mehr als 2 mal tun muss, wird es bedenklich. Vor allem, wenn die Menschen darunter leiden, weil sie viel Zeit investieren in vornehmlich sinnlose Kontrollen und die Handlungen ausschließlich von dem Zwang geprägt wird und der Mensch denkt, er selbst habe keine Kontrolle über die Situation, sondern ist wie fremdbestimmt, durch den Zwang.
Also mach Dir da mal keine großen Gedanken, diese "Zwänge" sind keine Zwangshandlungen, sondern normale kleine Marotten, die fast jeder Mensch hat und die Dich als Menschen aus von anderen unterscheiden und ausmachen.
Naja also grundsätzlich würde ich meinen Vorredner zustimmen, dass jeder kleine Essensmacken hat. Ich esse zum Beispiel bei einem Magnum Eis immer zuerst die ganze Schokolade runter und dann einzel das Vanilleeis, bei einer Kinder Milchschnitte esse ich immer den "Deckel" runter sodass ich nur eine Schicht Kuchen habe, etc. ABER alle diese Dinger mache ich entweder zum Spaß, oder weil es mir so besser schmeckt. Ich kann es auch anders essen und würde es gut finden, nur bei deinem Beispiel mit den Gummibärchen mache ich mir schon sorgen.
Du schreibst, dass du die immer sortierst und nie eine andere Reihenfolge essen würdest. Das klingt schon fast nach zwanghaften ordnen. Ich meine ich esse lieber zuerst die grünen Gummibären und am Schluss die Roten - das Beste zum Schluss weil es mir besser schmecken, aber ich habe kein Problem durcheinander zu essen, das solltest dir überlegen, wie weit hier dein Zwang geht.
Mohrenköpfe esse ich genauso wie du und ich dachte immer, dass nur ich so verdreht bin, sie falsch herum zu essen. Allerdings mag ich die Waffel nicht so gerne und esse sie wohl daher zu erst, dann kann ich die Creme mit Schokolade in Ruhe genießen.
Bei Eis, was ich in ein Schälchen gefüllt habe, rühre ich oft so lange um, bis es richtig schön cremig ist. Dann erst wird es gegessen. Bei Butterkecksen mit Schokolade drauf, esse ich erst immer den Schokorand ab, der über den Keks steht. Je länger ich über komische Essgewohnheiten nachdenke, desto mehr fallen mir auf einmal ein. Das sind aber meistens Sachen, auf die ich gar nicht so achte und mir eigentlich nicht so bewusst waren. Bei Cola von Fastfood - Ketten lass ich immer Cola drin und warte, dass sich die Eiswürfel aufgelöst haben, dann ist die Cola kühl und wässrig. Ich mag das total gerne, alle anderen finden das ekelig. Ich könnte hier noch einige mehr aufzählen.
Ich denke nicht, dass es sich bei ungewöhnlichen Essgewohnheiten um eine Sucht handelt. Jeder Mensch hat eben seine Eigenarten und es wäre doch langweilig, wenn alle gleich wäre und jeder seinen Mohrenkopf richtig herum essen würde. Ich würde mir da keine Sorgen machen, dass ich unnormal bin oder es eine Art Sucht. Ich würde es ehr als einen sympathischen Spleen bezeichnen.
Also ich esse beispielsweise bei Giotto Schicht für Schicht. Erst diese Nüsschenaußenhülle, dann die Waffelhülle und zum Schluss beiße ich die Hälfte der Waffel auf und lecke die Schokolade heraus. So mache ich es ebenfalls bei Raffaello. Bei der Dany Plus Sahne esse ich zuerst die Sahne und anschließend die Schokolade. Außerdem kaue ich jeden Bissen gleich lang auf der einen Seite der Zähne, wie ich sie auf der anderen Seite kaue. Kaue ich also fünf Mal links, muss ich auch fünf Mal rechts kauen. Das habe ich mir schon als Kind angewöhnt, damit die beiden Zahnseiten nicht ungleich abgenützt werden
Bevor ich überhaupt irgendetwas esse, schaue ich es zuerst genau an und anschließend rieche ich daran. Das hat mich auch schon oft vor verdorbenen Speisen gewarnt. Wenn ich ein Gericht esse, bei dem etwas dabei ist, was ich gerne esse und etwas, was ich überhaupt nicht mag, esse ich zuerst das, was ich überhaupt nicht mag, damit ich das Beste zum Schluss habe. Früher, als ich jünger war, war es dann leider immer so, dass ich dann schon keinen Hunger mehr hatte. Trotzdem habe ich es mir nie umgekehrt angewöhnt.
Bevor ich mit meinem Freund zusammen gekommen bin, wollte ich nie eine Sauce über dem restlichen Essen haben- immer daneben. Ich mag Schafskäse nur gebacken oder gekocht, roh kann ich ihn nicht ausstehen. Bei den Gummibärchen suche ich zuerst immer die roten aus, die teilen ich und mein Freund uns auf, anschließend esse ich die orangen, dann die gelben, dann die Grünen und erst zum Schluss die Weißen.
Beim Anblick von Sahnekuchen stellt es mir die Haare auf, weil ich die viel zu fettig finde. Ich mag Salami zwar roh, aber auf der Pizza kann ich sie nicht ausstehen. Wenn ich ein Schnitzel esse, kann ich nicht vorne zu das Schnitzel auseinander schneiden. Ich schneide es mir klein und erst zum Schluss esse ich Häppchen für Häppchen, ohne das Messer in der Hand halten zu müssen. Das ist zwar laut Knigge unanständig, für mich geht es aber nicht anders, es ist eben ein Tick. Ich könnte auch nie aus demselben Glas wie mein Freund trinken- bei meiner Tochter ist es mir egal. Ich mag es auch nicht, mit ihm vom selben Besteck zu essen- bei meiner Tochter macht es mir nichts aus.
Ich finde das Verhalten auch nicht zwanghaft. Ich nenne sowas bei mir komische Essgewohnheiten.
Bei Joghurt mache ich es ähnlich. Erst untendrunter und dann das obere. Bei Hanuta versuche ich erst die obere Waffel abzumachen und wenn das nicht geht, wird sie von oben runtergeknabbert. Bei Mohrenköpfen fange ich auch unten an. Oder ich knabbere die Schokolade erst ab.
Bei Tiefkühlpizza esse ich erst rundherum den Rand und dann das Innere der Pizza. Wobei ich da auch sorgsam um jede Salamischeibe herum schneide und dann immer eine Salamischeibe auf einmal esse. Aber die esse ich erst zum Schluss. Erst die Teile auf denen keine Salami ist.
Bei Gulasch und ähnlichem esse ich erst die Fleischbrocken raus. Wenn ich was mit Röstkartoffeln mache, esse ich erst die Röstkartoffeln und dann das Fleisch. Und bei Suppen mit Einlagen esse ich erst das Flüssige und zum Schluss das Feste.
Ich habe auch einige "komische" Essgewohnheiten. Naja so komisch können sie ja gar nicht seien da ich einige schon bei euch gefunden habe.
Ich esse auch erst den Pudding von unten und dann die Sahne. Toffee esse ich Schicht weise. Beim Nudelsalat esse ich aber auch, erst die Nudeln und dann den Rest des Salats. Bei Nudelsuppen esse ich erst, das Flüssige und dann die Nudeln. Bei Fleischwurstringe esse ich nie, die Anfang- und Endstücke. Thunfisch esse ich nur kalt. Spargel esse ich immer mit den Kopf zu letzt. Und es gibt noch viele andere Sachen, die ich etwas anders esse als andere.
Aber als eine Art Zwangshandlung sehe ich das nicht an. Wenn ich die Sachen auf meine Art esse. Ich sehe es eher so, mir schmecken die Sachen so auf diese Art und Weiße, wie ich sie esse, einfach besser.
Das andere über so was schmunzeln kenne ich auch. Mein Mann ist genau so, aber mittlerweile hat es sich daran gewöhnt und sagt nichts mehr dazu.
Ich habe auch tausende solcher kleinen "Ticks" beim Essen, würde das aber nie als Zwangshandlung bezeichnen. Immerhin sind Zwänge eine echte Pathologie und sind nach gewissen Kriterien definiert, die unter anderem einschließen, dass die Handlungen vom Betroffenen als unangenehm und unnütz empfunden werden.
Niemand würde freiwillig sein Essen in einer Art und Weise verzehren, die ihm selber zuwider ist, wenn er nicht tatsächlich eine manifeste psychische Erkrankung hätte. Die meisten Essmarotten entstammen ja eher dem gegenteiligen Gedanken eines größeren Genusses. Außerdem sind die meisten Menschen problemlos dazu fähig, diese Unarten in der Öffentlichkeit und bei Selbstdisziplin zu unterlassen.
Dennoch nasche ich Schokoküsse so, dass ich die Hülle drumrum als erstes wegknabbere und dann den Schaum ausschlecke, picke aus gemischten Pfannen die ungeliebten Anteile als erstes heraus und drehe meinen Burger auf den Kopf, um hineinzubeißen, zumindest wenn ich unbeobachtet esse oder weiß, dass sich meine Umwelt an diesen Macken nicht stört.
Solche Angewohnheiten würde ich noch nicht als Zwangshandlung bezeichnen. Eine Personen, die unter Zwangshandlungen leidet, führt eine Handlung, die vielleicht ein paar Mal durchgeführt sinnvoll erscheint, übermäßig oft durch und kann nicht anders. Du könntest einen Pudding wahrscheinlich auch andersherum essen, wenn du dir das vornimmst. Es gibt Leute, die sich immer wieder die Hände waschen müssen und deren Haut darunter extrem leiden. Das wäre eine behandlungsbedürftige Zwangshandlung.
Marotten, wie du sie beschreibst, haben viele Menschen, ich auch. Ich esse zum Beispiel Wurstbrote so, dass ich sie zuerst in mundgerechte Stücke zerschneide, bei Käsebroten mache ich es nicht so. Da beiße ich einfach hinein. Dominosteine esse ich schichtweise, ebenso Marsriegel, obwohl das bei Mars etwas schwieriger ist. Eine Zeitlang habe ich beim Gehen automatisch meine Schritte gezählt. Ich könnte noch Unmengen nicht sinnvoll erscheinender anderer Angewohnheiten aufzählen, die ich oder meine Kinder hatten. Die meisten davon davon haben sich im Laufe der Zeit verändert, andere sind geblieben. Die Essensgewohnheiten haben wahrscheinlich etwas mit dem angeborenen verlangen zu tun, das Essen zu zelebrieren.
Ganz einfach - wie fühlst du dich wenn ich dich bitten würde einen Mohrenkopf (Schaumkuss? Wie heißen die Dinger jetzt politisch korrekt?) von oben nach unten zu essen? Könntest du das ohne Probleme machen, auch wenn du es anders gewohnt bist? Oder würde dich das in Panik versetzen? Würdest du dich unfähig fühlen den Mohrenkopf anders zu essen als das für dich normal ist?
Wenn ja, dann wäre das tatsächlich ein Zwang, ansonsten ist es einfach eine Gewohnheit und Gewohnheiten hat jeder. Das ist nicht Besonderes oder Außergewöhnlich. Leute, die die Waffel zuerst essen, kenne ich zum Beispiel gleich mehrere.
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