Lehrer lernen?

vom 03.06.2009, 22:38 Uhr

Mein Freund möchte später mal Lehrer lernen, also für das Lehramt studieren. Er ist aber noch unsicher für welche Fächer er sich entscheiden soll und sucht Hilfe und Infos aus dem Internet.

Denn das ist ja eine Entscheidung fürs Leben und er möchte da erste alle Infos haben ehe er sich entscheidet was er macht. Wo kann man sich schlau machen wenn man Lehrer lernen will?

» Trekki » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Deinem Freund kann eigentlich zunächst gesagt werden, dass es vielleicht Entscheidungen gibt, die das gesamte restliche Leben bestimmen können. Aber die Entscheidung bzgl. der Fächerkombination gehört definitiv nicht dazu ;)

Entscheidet er sich für bestimmte Fächer, dann hat es es lediglich leichter die Fächer auch zu bekommen bzw. die Wahrscheinlichkeit diese Fächer zu unterrichten wird größer. Aber das bedeutet nicht, dass es später nicht auch andere Fächer übernehmen darf. Oft muss er sogar ...

Wobei das bestimmt auf die Schulart ankommt. Am Gymnasium wird die Fächerbindung u.U. enger sein. Schon weil es mehr Lehrer für diese Schulart gibt. Aber bei der Hauptschule weiss ich von etlichen Lehrern (eben an der Hauptschule), dass das Kollegium nach Bedarf eingesetzt wird. Da unterrichten dann auch Leute Englisch, die seit der Schulzeit kein englisches Wort mehr gesprochen haben. Mathe wird von Leuten gegeben, die dieses Fach richtig gehasst haben. Um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Aber in den oben genannten Fällen ist das Ziel des Unterrichts auch kaum mehr die eigentliche Stoffvermittlung. Zumindest bekomme ich das gesagt. Vieles ist eigentlich (Klischee!) dort dann Sozialarbeit.

Lehrer ist wohl ein Beruf den man nicht erlernen kann - sondern eher eine Berufung. Wer nur Lehramt macht, weil er sonst nichts anderes wüsste ist wohl falsch in dem Beruf - wobei das eigentlich für alle Berufszweige gilt.
Daher ist es ja sehr positiv, wenn Dein Freund sich jetzt schon entsprechende Gedanken macht. Zielführend wäre die Fragestellung für ihn, was ihm Spass machen würde!

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Hallo!

Also in Bezug darauf, dass die Fächerwahl nicht unbedingt ausschlaggebend für das Lehrerleben ist, kann ich mich an derpunkt voll und ganz anschließen.

Meine Eltern sind beide Lehrer, daher auch einige Leute in meinem Bekanntenkreis, und eine gute Freundin studiert gerade auf Lehramt. Dadurch habe ich doch einen recht guten Einblick in das Thema.

Zuerst einmal muss dein Freund sich darüber im Klaren sein, an was für einer Schule er eigentlich unterrichten will. Grundschule, Realschule, Gymnasium oder eher noch was anderes? Denn danach wird ja auch schon mal eingegrenzt, welche Fächer überhaupt zum Auswahl stehen, die man lernen bzw. vielmehr lehren könnte. Will er in die Grundschule, dann bringt ihm Chemie nichts, wenn er eher Gmynasium machen will, dann ist Heimat- und Sachkunde oder sowas völlig sinnlos.

Wenn er das weiß - und darüber sollte man sich gut Gedanken machen, denn sowohl kleine als auch große Schüler haben so ihre Tücken - dann kann er sich für Fächer entscheiden, die er studieren will. Bei Grundschule ist es noch nicht so bedeutend, was er wählt. Meine Mutti hat damals zwei Fächer im Studium gewählt. Diese unterrichtet sie auch, aber sie unterrichtet eigentlich auch alles andere - also in der Grundschule muss man nach meiner Erfahrung im Grunde genommen sowieso alles machen, von daher.

Bei den anderen Schulen wird es dann schon wichtiger, die Wahl zu treffen, da die Fächer hier ja auch immer spezifischer werden und von den Lehrern ein umfangenderes Wissen im Bereich notwendig ist. Die Lehrer werden also auch entsprechend eher in den Bereichen eingesetzt, die sie im Studium gewählt haben.

Ob es im Internet oder so aber wirklich eine Hilfe gibt, WELCHE Fächer dein Freund wählen sollte, das bezweifle ich. Schließlich ist das vollkommen eine Frage seiner Interessen und dessen, worin er gut ist. Hat er keinen Plan von Kunst, dann sollte er das auch nicht wählen, auch wenn er vielleicht meint, dass dort mehr Lehrer gesucht werden. Und wenn er etwas zwar vielleicht gut kann, aber total langweilig findet, sollte er auch die Finger davon lassen. Ein guter Lehrer sollte seine Schüler schließlich auch animieren und begeistern können und das geht nur, wenn er selbst davon begeistert ist.

Man kann sich aber sicherlich auf den Seiten von Universitäten umschauen, was für Fächer angeboten werden, wie der Studienverlauf aussieht und was im jeweiligen Fachbereich geleistet werden muss. Da kann man danach sicherlich schon einige Dinge ausschließen oder in die engere Wahl ziehen.

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» Wunky » Beiträge: 487 » Talkpoints: -0,18 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hallo,

ich studiere selber Lehramt. Ich muss sagen, dass dies auch eine schwierige Entscheidung für mich war.

Zunächst ist es halt mal wichtig, dass dein Freund sich für eine Schulart entscheidet. Denn je nach Schule kann oder muss er bestimmte Fächer wählen. Hier gibt es aber schon ein paar schöne Fragen, mit denen man sich seine Schulart raussuchen kann. Wie viel möchte ich mal später verdienen (Gymnasium wird besser bezahlt als Grundschule)? Welche Altersgruppe von Kindern möchte ich unterrichten? Hab ich das große Latinum (für Gym Pflicht) oder müsste ich es erst noch nachholen? usw.

Dann würde ich mir vielleicht auch überlegen, ob die Auswahl der Uni für ihn wichtig ist. Wenn zum Beispiel eine Uni in der Nähe ist, kann es sein, dass man bei dieser auch nicht alle Fächerkombinationen studieren kann. Außerdem haben manche Unis auf bestimmte Fächer NCs oder einen Einstufungstest. So muss man halt auch wieder gut in dem Fach sein oder einen guten Abischnitt gehabt haben. Notfalls müsste er sich halt eine andere Uni suchen.

Wichtig ist natürlich auch, dass ihm das Fach interessiert, welches er später mal unterrichten wird. Vielleicht gibt er in einem Fach schon Nachhilfe?

Außerdem sollte man halt auch auf Fächer zurückgreifen, die immer wieder gebraucht werden (Mathe, Engl, Deutsch, usw) oder in denen es noch nicht so viele Lehrer gibt (z. B. Spanisch oder neuester Trend: Chinesisch).

Also ich hatte damals einen Studienführer mir für Lehramt gekauft. Hier standen viele Infos drin, beispielsweise Gehalt, verschiedene Universitäten und noch viele weitere Tipps.

Und ansonsten halt bei anderen Lehrern mal nachfragen und im Internet suchen, was gerade gebraucht wird.

Viel Glück!

» Hagazusa » Beiträge: 20 » Talkpoints: 0,16 »



Ich studiere auch Lehramt. Wenn man im Studium feststellt, dass man ein Fach ausgewählt hat, dass man gar nicht auf die Reihe bekommt, dann kann man das Fach im Nachhinein noch das Fach wechseln, was aber das Studium verzögert. Man muss auch aufpassen, dass man rechtzeitig wechselt, weil man sonst evtl den Anspruch aufs Bafög verliert.

Wenn man ein Fach unterrichtet oder ein Thema, wo man selbst keine Begeisterung für verspürt, merken das die Schüler meist recht schnell an der eigenen Ausstrahlung. Es sei denn, man ist ein begnadeter Schauspieler... Wenn man ein Fach selbst gerne mag, fällt es viel leichter die Schüler mit der eigenen Liebe zum Fach anzustecken. Es rentiert sich also, ggf zum Studium eine Uni zu wählen, die etwas weiter weg ist, wenn man da die Fächer bekommt, die einem mehr liegen. Aber Vorsicht: es gibt einige Bundesländer wie z.B. Bayern, die recht wählerisch sind, wenn Absolventen angenommen werden sollen. Wer nicht in Bayern studiert hat, hat schlechte Karten. Andere Bundesländer wiederrum sind da viel kulanter und werben auch aus anderen Bundesländern Lehrer ab.

Im Internet findet man z.B. auf den Seiten der Bildungsministerien der jeweiligen Bundesländer z.B. Infos, für welche Fächer und welche Schularten derzeit jeweils besonders viele Lehrer gesucht werden. Was immer ein Geheimtipp ist, ist Musik als Fach zu studieren, wegen der Aufnahmeprüfung sind Musiklehrer immer Mangelware. Man muss das aber können und mögen.

Auf einer Uniseite habe ich auch mal einen virtuellen Eignungstest gefunden, wo man prüfen konnte, ob man die Leistung für ein Informatik-Lehramtstudium erfüllt. Vielleicht gibts sowas ja schon auch für andere Fächer inzwischen. Manche Unis haben auch Foren, wo sich die Studenten treffen. Einfach mal da die Frage posten, wie es den Studenten an der Uni in den jeweiligen Fächern gefällt. Das ist nämlich auch von Uni zu Uni unterschiedlich.

Wenn Dein Kumpel ganz mutig ist: Einfach mal auf dem Unicampus fahren und Studenten z. B. in der Mensa anquatschen. Fragen ob sie Lehramt studieren, welche Fächer, was da schwierig ist. Ob sie zufrieden sind.

Was viel wichtiger ist als die Fachwahl: Kann man überhaupt vor einer mehr oder weniger fremden Klasse stehen und das ertragen, dass einen etwa 20 bis 30 Schüler mehr oder weniger blöd anstarren? Kann man das ertragen, ohne das sofort als persönliche Kritik zu sehen, wenn Schüler ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen und den Unterricht stören?

Was man auch aushalten können muss: Man muss in der Ausbildung ganz oft so unterrichten, wie das der jeweilige Prof oder der Betreuungslehrer an der Schule gut findet. Das kann manchmal ganz schön nerven, wenn das ganz den eigenen Überzeugungen von "gutem Unterricht" widerspricht.

Wichtig wäre, dass sich dein Freund mal mit einer Schule seines Vertrauens zusammentelefoniert um dort ein Schnupper-Praktikum zu machen. Also, mal ein oder zwei Unterrichtsstunden geben und ausprobieren, ob man damit sein Leben verbringen will. Bei uns waren einige, die nach der Zwischenprüfung bei den ersten Praktika an den Schulen plötzlich feststellten, dass sie eigenlich als Lehrer völlig ungeeignet sind. Dumm gelaufen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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