Auswandern nach Israel

vom 28.05.2009, 14:55 Uhr

Mich würde mal interessieren, ob das stimmt, dass ich, wenn ich nach Israel auswandern will, zum Judentum übertreten muss? Oder gilt dies nur für die israelische Staatsbürgerschaft bzw. ist es möglich, dort einfach nur zu leben/arbeiten, ohne zum Judentum über zu treten.

» khiladi » Beiträge: 26 » Talkpoints: 0,16 »



Wenn Du in ein anderes Land auswandern willst, dann ist das Endziel eigentlich immer die Staatsbürgerschaft des anderen Landes, nur soviel dazu.

Wenn man diese erwerben möchte, so ist der jüdische Glauben natürlich von Vorteil um diese zu bekommen auch wenn man konvertiert. Man kann dort aber auch ohne Jude zu sein leben und arbeiten, man muss lediglich wie bei den meisten Ländern ein festes Arbeitsverhältnis nachweisen. Man braucht also entweder einen Arbeitgeber der einen beschäftigen will um ein Arbeitsvisum zu erhalten oder müsste eine Firma gründen die sich natürlich halten kann um sich selbst zu beschäftigen. In Israel ist man wie an den meisten Staaten daran interessiert, dass Ausländer der Gesellschaft nicht auf der Tasche liegen.

Wenn man lange genug in Israel arbeitet und lebt kann man auch so die Staatsbürgerschaft erlangen (wie in jedem Staat) ohne Jude zu sein.

Wenn man einen Israeli oder eine Israeli heiratet kann man übrigens auch die Staatsbürgerschaft erhalten, das wäre die dritte Möglichkeit ohne selbst Jude zu werden.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Subbotniks Antwort ist folgendes hinzuzufügen: Man muss nicht Jude sein, um die israelische Staatsbürgerschaft problemlos bei der Einwanderung zu erhalten. In Israel gilt momentan immer noch das sogenannte Rückkehrergesetz, dessen Logik auf den Rassengesetzen der Nationalsozialisten besteht: Jeder, der unter der Naziherrschaft als Jude (auch damals sogenannte Halb- und Vierteljuden) verfolgt gewesen wäre, hat Anrecht auf die israelische Staatsbürgerschaft, wenn er in Israel einwandert.

Das heißt, auch jemand, der zum Beispiel einen jüdischen Großvater hatte, fällt in diese Kategorie. Die orthodoxe jüdischen Richtlinien, die in Israel gelten, betrachten aber nur jemandem als Juden, der eine jüdische Mutter hat oder nach orthodoxem Gesetz zum Judentum übergetreten ist. Der Enkel des männlichen Juden ist also nicht zwangsweise jüdisch, kann aber die israelische Staatsbürgerschaft unter dem Rückkehrgesetz erhalten.

Und das ist nicht nur eine bürokratische Klausel, von der kein Gebrauch gemacht wird: In Israel leben sehr, sehr viele Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion, die nicht der jüdischen Religion angehören, aber wegen des oben genannten Gesetzes israelische Staatsbürger sind.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Vielleicht auch ganz kurz zu dem Thema. Das Auswandern ist ja immer ein doch recht einschneidender Schritt im Leben und man sollte sich dessen vorher schon sehr bewusst sein! Allerdings gibt es auch hier keinen "Point of no return". Wenn der Schritt wirklich bedauert wird, kann man immer zurück. Auch wenn in Kauf zu nehmen ist, dass die bisheriger Existenz dann in der Regel hinfällig ist und man dann erneut von vorne zu beginnen hat!

Israel ist je ein typisches Einwanderungsland. Wenn auch in der von Dir geschilderten Weise eben doch nicht typisch. In seinem Selbstverständnis (sofern ein Staat so was haben kann) ist Israel ein Zufluchtsort für alle Juden der Welt. Diese haben ein Recht, hier zu leben. Leider ist ein solcher Fluchtpunkt für Menschen jüdischen Glaubens immer noch notwendig. Trotz aller historischen Erfahrungen.

Dennoch ist Israel im juristischen Sinne der einzige laizistische Staat in der Region. Zusätzlich auch noch ein Demokratischer! Damit gibt es zwischen der Religionszugehörigkeit und der Staatsangehörigkeit keinen zwingenden Zusammenhang. Es gibt ja auch moslemisch gläubige Israelis. Der Staat trennt zwischen Religion und der Politik. Leider kommt dies zu wenig heraus, weil sich die Gegner Israels nicht um diese Trennung bemühen und Juden generell als Angriffsziele nehmen. Nur legitim, wenn der Staat Israel hier klar Position bezieht. Allerdings ist man in Israel staatlicherseits auch bereit, gegen rein jüdische Interessen zu gehen (siehe Abbau von Siedlungen!). Von arabischer Seite wären solche Zugeständnisse nicht zu erwarten. Soviel zum politischen.

Wandert man aus, muss die Staatsbürgerschaft im neuen Land aber nicht zwangsläufig Ziel sein. Die Suche nach einem besseren Leben reich ja erst mal aus.

Als Zielland ist bei Israel aber zu beachten, dass ein unbeschwertes Leben nur eingeschränkt möglich ist. Ein jeder muss täglich mit Anschlägen rechnen. Ich denke, so was prägt einen Menschen sehr und so schön das Land und das Leben sonst dort sein mag, so gut man die Menschen auch einschätzt: meiner Familie würde ich diesen Überlebensstress nicht antun.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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