Nicht für Kinder geeignete Tierfilme
Man denkt ja oft, dass Tierfilme und andere Naturdokumentationen für Kinder gut geeignet wären. Sie zeigten ja bloß die Natur, und nicht wie diverse andere Filme möglicherweise gewalttätige, für Kinder nicht geeignete Handlungen. Dies sei ja allein schon dadurch ausgeschlossen, dass Menschen nur am Rande mitwirken.
Natürlich ist es dabei gewissermaßen auch gewaltsam, wenn ein Fleisch fressendes Tier seine Beute reißt, aber das ist die Natur und ich denke, man kann seinen Kindern so etwas zumindest ab einem bestimmten Alter zumuten. Wobei ich mich erinnern kann, schon gesehen zu haben, wie Kinder panisch wurden und lange weinten, weil sie im Zoo in einigen Gehegen tote Futterküken sahen.
Aber normalerweise würden viele Eltern wohl dennoch erwarten, dass Naturdokumentationen zu den besten Filmproduktionen gehören, die Kinder überhaupt sehen könnten. Ich kenne Eltern, die ihre Kinder natürlich allgemein nur eher selten fernsehen lassen, und wenn, dann immer Dokumentationen. Denn da würden die Kinder ja noch etwas lernen.
Neulich lief auch so eine Dokumentation im Fernsehen. Ich denke allerdings, das war schon abends gewesen, ab 20:15 Uhr. Der Film hätte aber auch am Nachmittag laufen können. Jedenfalls wirkte er völlig unauffällig. Es wurden die Tiere des Regenwaldes vorgestellt. Man zeigte auch ein wenig, wie Tierfilmer sich tarnten, um gute Nahaufnahmen von den Tieren machen zu können. Also auch die Arbeit der Forscher, die hauptsächlich das Verhalten der Wildtiere des Regenwaldes beobachteten, wurde gezeigt.
Doch dann kam eine Szene, die ich irgendwie grausam finde und die ich in dem Film nicht erwartet hätte. Vorher wurde schon mehrfach gezeigt, wie Tiere gefangen wurden, mit Netzen, um sie dann beispielsweise mit Sendern zu markieren. In dieser Szene nun zeigte man, wie ein Flughund gefangen wurde, auch mit einem Netz. In Nahaufnahme sah man das possierliche Tierchen, und der Forscher hantierte auch ein wenig an ihm herum, begutachtete die Flügel, und so weiter. Im nächsten Moment sah man dann schon, dass der Flughund die Kehle durchgeschnitten bekam und dann seziert wurde. Die Sezierung wurde dann auch ausgiebig im Film gezeigt.
Ich muss ehrlich sagen, ich fand das in dem Moment schon drastisch, da frage ich mich, wie wohl die Kinder oder deren Eltern reagiert hätten, wenn eine Familie mit Kindern diese Dokumentation nun gerade gemeinsam gesehen hätte. Wie glaubt ihr, reagiert dann ein Kind? Mit Weinanfällen? Oder bin ich persönlich bloß zimperlich, dass mich das in dem Moment so plötzlich schon irgendwie erschreckte?
Vor Allem frage ich mich: Was macht man, wenn man gerade einen Dokumentarfilm über Tiere mit den jungen Kindern sah, und dann kommt da plötzlich so eine Szene?
Vor zwei Jahren habe ich mit zwei kleineren Kinder, 7 und 8, den Film 'Unsere Erde' im Kino gesehen. Den kennst du ja bestimmt. Es war eine tolle Tierdokumentation, die einfach einen wundervollen Einblick gewährte in das Leben der Tier und ihrem Verhalten. Leider gab es im Film auch eine Szene einer Antilope und seinem Jungen (wenn ich mich nicht täusche). Die sah man zuerst recht friedlich verweilen bis plötzlich ein Gepard oder eine Gruppe von Geparden angerannt kam und das Kleine über Kilometer lang verfolgte, natürlich um es zu reißen.
Die Situation war deshalb so schlimm, weil ich gemerkt habe, dass die Kinder richtig mitfieberten mit der Antilope und gehofft haben, sie würde entkommen. Dabei wollte die Dokumentation darauf natürlich bestimmt nicht abzielen, sondern wollte wohl eher ein klassisches Bild von 'Gefressen und gefressen werden' abliefern. Die Antilope schaffte es natürlich nicht und der Gepard erwischte sie.
Es war auch nachher sehr schwer den beiden begreiflich zu machen, dass auch etwas ist, was dazu gehört und dass der Gepard nicht schlecht ist deshalb, sondern dass er eben etwas zu essen brauchte, so wie wir Menschen eben mal ein Schnitzel essen müssen. Ich fand die Szene nicht unangebracht, denn so ist die Natur eben und man sollte das Kindern ja auch nicht vorenthalten.
Ich habe nur empfunden, dass sie sehr dramatisch und mitfühlend dokumentiert wurde und das war dann auch das, was mich daran etwas störte. Generell ist es aber schon schwer mit Kindern in solchen Moment dann angemessen zu reagieren, vor allem, wenn man selbst etwas betroffen ist und auch nicht weiß, wie man das erklären soll.
Was man mit den Kindern macht, wenn sowas gezeigt wird? Man erklärt ihnen, das man für bestimmte Forschungen eben auch mal ein Tier töten muss. Vielleicht um eine Krankheit, die festgestellt wurde besser bekämpfen zu können. Und ich denke mal sollte Kindern frühzeitig erklären, das eben auch Tot und getötet werden bei den Tieren dazu gehört.
Wir waren neulich zur Eröffnung eines kleines Zoohandels. Meine Kinder durften, weil ich den Besitzer kenne, die Schlangen so nah sehen, wie sonst keiner. Durften auch eine Babyratte auf die Hand nehmen. Und diese ist wirklich nur als Futtertier geboren worden. Erst haben sie etwas entsetzt geschaut, als es hiess, das die kleine Ratte demnächst an die Schlangen verfüttert wird. Aber ich habe ihnen eben erklärt, das kleine Tiere meist von grösseren gefressen werden. Das es eben Natur ist. Und das für Menschen ja auch Schweine, Hühner und Rinder geschlachtet werden.
Und bis jetzt sind auch keine Probleme mit diesem Wissen aufgetaucht. Ich denke das man Tierdokus nicht immer nur von der niedlichen Seite her filmen sollte. Und wenn man Kindern das vernünftig erklärt, dann verkraften sie sowas auch.
Also ich denke, dass es nochmal einen Unterschied gibt zwischen den Szenen. Ob da nun ein Tier angefallen wird von einem anderen, oder ob es stirbt, weil Menschen damit forschen wollen.
Letzteres ist für kleine Kinder definitiv nicht geeignet. Natürlich kann man einem Kind das erklären, dass man daran forschen will. Aber wenn man es genau nimmt, gibt es dafür natürlich keine richtige Erklärung. Manche Erwachsenen verstehen es ja nicht einmal.
Wenn nun ein Löwe ein Zebra fängt, dann ist das was natürliches und dann kann ein Kind das sehen und auch lernen (es sei denn es ist noch zu klein). Das gehört eben dazu und das kann man auch nicht totschweigen. Aber wenn nun ein Mensch einen kleinen Flughund umbringt - dann ist das sicher nicht natürlich.
Ich war als Kind allerdings damals auch geschockt, als wir bei einem Falkner waren und der kleine Küken verfüttert hat. Die waren natürlich tot. Eines davon landete aber direkt unter meiner Bank,sodass ich es genau sehen konnte. Nunja, mir war klar, dass der Vogel auch was essen musste - aber ich fand es wohl traurig, dass er so niedliche kleine Küken essen musste.
Ich finde einfach, dass es sich um Dokumentationen und nicht um Kinderfilme handelt. Sie sollen möglichst realitätsnah sein und nicht möglichst für Kinder geeignet. In der Wildnis töten sich Tiere nun mal gegenseitig und es wird auch mit Tieren geforscht. Das ist sicher nicht schön und noch weniger schön mit anzusehen, aber es entspricht eben den Tatsachen.
Wenn ich der Meinung bin, dass mein Kind mit so etwas nicht fertig wird oder einfach noch zu jung dafür ist, dann sollte ich auf Disneyfilme umschalten oder andernfalls mich darauf gefasst machen, dass ich einige Fragen beantworten muss.
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