CDU und FDP wollen Mondmission!

vom 16.08.2009, 11:34 Uhr

Servus

Das hält man doch im Kopf nicht aus! In Deutschland herrscht Massenarbeitslosigkeit, soziale Leistungen werden runtergeschraubt bis zum Gehtnichtmehr und der Staat ist megamäßig verschuldet. Dennoch planen CDU und FDP fröhlich eine Mondmission, die mal grade eben schlappe 1,5 Milliarden Euro kosten soll. Klar, gegenüber den Summen, die die deutschen Bankinstitute versemmelt haben, sind das Peanuts. Aber ich glaube nicht, dass der deutsche Wähler da sehr viel Verständnis zeigen wird. Peterchens Mondfahrt ist ja schließlich auch nur eine Kindergeschichte.

Obendrein wird das Ganze ja noch von Peter Hintze, dem Raumfahrtkoordinator der Bundesregierung, noch herrlich getoppt! Hintze erwartet von dieser Mondtour ja nicht nur neue Erkenntnisse über die Her- und Zukunft der Menschheit, nein, er liebäugelt auch noch allen Ernstes mit einem Weltraumteleskop auf der Rückseite des Mondes und möchte da auch gleich einen Weltraumbahnhof errichten. Prima. Soll die Bundesregierung das nur in Angriff nehmen! Dann kann man diese Politiker nicht nur auf den Mond schießen und auch gleich dort lassen, nein, da es ja auch auf dem Mond keine Atmosphäre und folglich keine Schallwellen gibt, können sie dort ihren verbalen Müll getrost ausplaudern und kein Mensch müsste ihnen zuhören!

Solche Pläne sind angesichts der momentanen Staatslage doch wirklich definitiv überzogen, überflüssig und vollkommen irrational! Anstatt für HIER nach Problemlösungen zu suchen, die für alle Beteiligten das Beste sind, spielen unsere Politiker fröhlich Raumschiff Enterprise.

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» Haffpaff » Beiträge: 400 » Talkpoints: 0,55 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Naja, leider wird oft vergessen, dass solche Investitionen eben genau das sind: Investitionen in die Zukunft. Es ist leider immer mehr zu sehen, dass man heute keine Milliarden investieren kann, die sich möglicherweise erst in 10 Jahren oder noch später mit Gewinn refinanzieren lassen. Auf der einen Seite ist das natürlich gut, denn dieses Geld kann gerade in der aktuellen Wirtschaftskrise an anderen Stellen kurzfristig viel sinnvoller eingesetzt werden - auf der anderen Seite aber dienen solche Vornehmungen ohne Zweifel dem wissenschaftlichen Fortschritt.

Davon aber abgesehen wären 1,5 Milliarden für eine Mondmission verdammt billig. Der NASA fehlen letzten Informationen zunach etwa 50 Milliarden Dollar im Budget bis 2020, um eine erfolgreiche Mondmission durchführen zu können.

Vielleicht könntest du mal den Link zu einem passenden Artikel posten, der ein paar zusätzliche (technische) Details verrät. Die 1,5 Milliarden kommen mir nämlich eher so vor, als würde man für einen Astronauten Wegzoll bezahlen, wie das ja hin und wieder bei Mir-Besuchen gemacht wurde.

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» Reaper » Beiträge: 576 » Talkpoints: 1,11 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Hier, bitte, Reaper. Ich hoffe, dieser Link funktioniert, ich mache das zum ersten Mal: Klick. Nach wie vor finde ich diese ganze Geschichte einfach nur völlig daneben. Sie zeugt meiner Ansicht nach mehr als deutlich davon, dass gewisse Politiker den Sinn für die Realität verloren haben.

Es mag ja sein, dass Forschung wichtig ist, aber nur weil gerade wieder die Mondlandung der Amerikaner durch die Medien gegeistert ist, müssen wir doch angesichts der momentanen Wirtschaftslage nicht in die gleiche Kerbe hauen!

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» Haffpaff » Beiträge: 400 » Talkpoints: 0,55 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ja, wenn man nur regionale Blättchen liest ohne ergänzendes Hintergrundwissen kann man zweifelsohne zu diesem Schluss kommen - eine Argumentation auf BILD-Zeitungsniveau, ohne Frage :lol:.

Dir ist natürlich nicht klar, welche Impulse die (deutsche) Wirtschaft bereits durch die Raumfahrt bekommen hat. Und auch nicht, dass man nicht immer nur kurzfristig denken sollte, sondern auch mal langfristig - wobei es hier natürlich von Vorteil ist, dass solche Meinungen zum Glück mangels Ahnung eben nicht dort anzutreffen sind wo es eben genau darum geht. Auf der Basis würden wir heute noch mit Pfredefuhrwerken durch die Gegend fahren. Der Mond ist die Vorstufe für alle weiteren, zukunftsweisenden Entwicklungen in der Raumfahrt - wer hier zu spät kommt oder meint das ignorieren zu können wird irgendwann mal dumm aus der Wäsche gucken.

Was denkst Du, warum China hier Milliarden investiert um mit den Amerikanern und Europäern gleichzuziehen? Die Raumfahrtindustrie ist die Industrie, die seit Jahren mit enorm hohen Wachstumsraten auftrumpfen kann und sich vor allem für Europa mehr und mehr zu einem sehr lukrativem Geschäft entwickelt, dass weitgehend subventionsfrei in bestimmten Bereichen arbeiten kann, z. B. bei den Transporten von Satelliten ins All. Und auch hier: Wenn man Ahnung von der Materie hätte wüsste man auch, dass Mondbasen genau aus diesen Gründen geplant sind um die Weltraumtransporte noch günstiger zu gestalten, da diese wiederum einen enormen Kostenvorteil gegenüber dem "erdgestütztem Versand" bedeuten würden. Wer hier zu spät kommt wird auch beim boomenden Geschäft mit den Transporten schnell das Nachsehen haben.

Abgesehen davon ist es hier wie bei der NASA - die 1,5 Milliarden Euro sind keine Kosten, die jetzt auf einmal sofort anfallen, sondern es handelt sich um eine Projektfinanzierung über mehrere Jahre verteilt. Und so gesehen sind dies wirklich nur Peanuts im ohnehin unterfinanzierten europäischen Raumfahrtprogramm.

Naja, wenn man keine Ahnung hat, einfach mal... - nicht wahr ;).

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Danke für den Link, Haffpaff, meine Private Nachricht kam ja wohl zu spät weil du es auch selbst hinbekommen hast ;)

Der Artikel klingt ja nun nicht gerade sehr professionell, weil es sich dabei doch eher um eine Reaktion der politischen Gegenseite handelt. Das steckt dann wohl auch in der Motivation des Journalisten und nicht die eigentlich wichtige wissenschaftliche Komponente.

Ich gehe ausserdem davon aus, dass nicht mal die Kritiker aus politischen Reihen genau wissen, welche positiven wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Auswirkungen eine solche Mission haben kann. Daher halte ich es auch nicht für sehr seriös, Ausgaben zu kritisieren, wenn man deren Sinn und Zweck nicht genau versteht. Zwar handelt es sich hierbei nur um eine Vermutung meinerseits, was ich nochmal ausdrücklich betonten möchte, aber ich habe ähnliches schon oft genug miterlebt. Leider sind viele Politiker ja viel mehr mit ihrer Wiederwahl oder populären Themen beschäftigt, als mit ihrer eigentlichen Aufgabe. Dazu gehört auch, sich über ein wissenschaftliches Thema zu erhaben, von dem sie wahrscheinlich gar nichts wissen, bzw sich auch kaum darüber informiert haben.

Subbotnik erwähnt ja bereits einige Beispiele, welchen Nutzen Mondmissionen schließlich haben können, daher sehe ich 1,5 Milliarden Euro nach wie vor als ein sehr günstiges Budget. Dabei ist es auch egal, ob es sich dabei um einen dt. Astronauten in einer Mondmission handelt, oder um eine ganz in Deutschland gebaute und geleitete unbemannte Sonde.

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» Reaper » Beiträge: 576 » Talkpoints: 1,11 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Heieiei, Herrschaften, da habt ihr mich aber nicht ganz richtig verstanden, habe ich das Gefühl! Mir geht es nicht um Mondmissionen im Allgemeinen, ich bin ja nicht von Gestern und weiß auch, dass die sowohl wirtschaftlich als auch wissenschaftlich Nutzen bringen können! Und diese Zeitung ist auch kein Provinzblättchen, Subbotnik, sondern eine durchaus ernst zu nehmende Regionale Zeitung.

Worum es mir geht, sind diese immensen Kosten, die da verplant werden, die aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt wirklich wo anders gebraucht werden! Anstatt diese Milliarden in Mondmissionen zu verheizen, könnte man damit doch wesentlich mehr in Bildung, Ausbildungsprojekte und andere soziale Brennpunkte investieren!

Nein, ich meine damit nicht, dass man diese 15 Milliarden nun auch noch in die Wirtschaft stopfen sollte, die hat eigentlich genug Finanzen, viel eher sollte man das Geld in Schulbildung, Kinderbetreuungseinrichtungen und in die Berufsförderung für Schüler und Auszubildende stecken. Die sind nämlich ebenfalls ein Teil von Deutschlands Zukunft und verdienen somit besondere Aufmerksamkeit. Was nützen diese Mondprojekte, wenn in Zukunft die Wissenschaftler fehlen oder teuer aus dem Ausland geholt werden müssen, wenn hier die Nachwuchskräfte fehlen und die Ausbildung im Argen liegt?

Mondmissionen in Deutschland sind für mich ja, okay, aber zuerst soll mal die Grundvorraussetzungen dafür schaffen! Man kann nicht rennen, ehe man nicht erst laufen gelernt hat!

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» Haffpaff » Beiträge: 400 » Talkpoints: 0,55 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Regionale Zeitung und ernstzunehmend sind zwei Begriffe, die sich schon gegenseitig ausschließen, mehr als Polemik und zu Fachthemen stumpfe Beiträge findet man da nie - aber egal, anderes Thema :wink:.

Denkst Du, mit 1,5 Milliarden Euro kann man ernsthaft was in Bildung, Ausbildung, Betreuung und Sozialem reißen? Soviel verbraucht da teilweise schon die Anschubfinanzierung, geschweige denn die Folgekosten. Gerade deswegen dauert es da auch so lang, bis man sich mal durchgerungen hat, Projekte im zweistelligen Milliardenbereich zu stemmen, die auch wirklich was bewirken würden. Alles darunter, man sieht`s ja, ist nur verschenkt. Und ob man dann 1,5 Milliarden über Jahre verteilt in wirtschaftlich bedeutende Projekte steckt oder 500 Millionen mal einfach so ohne Wirkung verpulvert mangels Masse - für mich ist klar, was da mehr Sinn macht.

Und die 1,5 Milliarden werden nicht in die private Wirtschaft gesteckt - denn die hält sich bei diesen Projekten noch vornehm zurück, da die Laufzeit bis sich sowas amortisiert zu lang ist. Das ganze sind immernoch staatliche Projekte, deren Früchte die Wirtschaft später erntet und die sozusagen vom Staat erst einmal aufgebaut werden müssen um eine Basis für Investitionen zu schaffen. Ohne staatliche Programme gäbe es heute auch nicht zahlreiche noch kleine Unternehmen, die in dieser Branche aktiv werden. Und die gäbe es nunmal nicht, wenn der Staat nicht diesen Markt geschaffen hätte.

Auch der Rest deiner Argumentation ist aus meiner Sicht nur halbgar - was nützt eine verbesserte Ausbildung und bessere Absolventen ohne einen Markt wo sie aktiv werden können? Warum sollte jemand einen Beruf in dieser Richtung ergreifen, wenn es keinen Markt dafür gibt bzw. wenn er diesen dann erlernt wird das mit unseren Steuergeldern finanziert und anschließend geht derjenige ins Ausland wo er die Möglichkeit geboten bekommt.

Da kann man dann schön sehen, wie die einseitige Förderung zur Minusrechnung für den Staat wird - damit haben ironischerweise zahlreiche afrikanische Staaten zu kämpfen, die ihr Bildungssystem soweit nach vorn gebracht haben, dass die Absolventen international wettbewerbsfähig sind aber es versäumten, einen Markt im eigenen Land zu schaffen wo sie anschließend unterkommen. Dort sind so Milliarden im Bildungsbereich versumpft, die indirekt ins Ausland abfließen. Und vor dem Problem stehen wir bereits jetzt im Ansatz, denn wer im Bereich Wissenschaft und Forschung was auf dem Kasten hat, der geht jetzt schon ins Ausland - z. B. in die USA, da hier mit Forschungsgeldern geradezu generös im Vergleich zu Deutschland umgegangen wird und hier der Markt für die Kräfte ist die bei uns für teuer Geld ausgebildet werden. Und die Innovationen, die da hervorgebracht werden bleiben natürlich hier im Land und bringen denen hier Geld.

Logisch, dass beides Hand in Hand gehen muss. Aber wegen 1,5 Milliarden, die im Grunde ein Witz sind im Vergleich zu dem was andere aufstrebende Staaten die hier den Markt vereinnahmen wollen ausgeben, polemische Reden zu führen, dass man die Politiker gleich hinterherschießen kann zeugt nicht gerade von Ahnung oder "richtigem Verständnis" - eben auch wenn man Gründe ins Feld führt wo das viel besser investiert ist ohne dass man wirklich zu wissen scheint, was das eigentlich kostet. Im Grunde ist der Weltraumetat der EU ein Witz und wenn wir bald nicht aufpassen, können wir uns bald wieder hinten anstellen und zusehen, wie andere hier davon ziehen (wirtschaftlich sowie in der Forschung).

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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